• 12. März 2022 · 07:59 Uhr

Interview: Kevin Magnussen, wie bitte ist diese Bestzeit passiert?

Kevin Magnussen war bei seiner Rückkehr ins Haas-Cockpit die große Sensation, als der zweite Tag der Formel-1-Tests in Bahrain eigentlich schon vorbei war

(Motorsport-Total.com) - Der Testtag war für neun von zehn Teams schon vorüber, da passierte die Sensation: Kevin Magnussen, der nach einjähriger Abwesenheit völlig überraschend zurück zu Haas berufen wurde, um das Cockpit von Nikita Masepin zu übernehmen, fuhr gleich an seinem allerersten Testtag zurück in der Formel 1 Bestzeit.

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Kevin Magnussen hatte nach seinem Comeback allen Grund, glücklich zu sein Zoom Download

Um 19:00 Uhr Ortszeit endete die Session am Freitag für alle anderen Teams; Haas durfte aber noch bis 20:00 Uhr dranhängen, um die verlorene Testzeit am Donnerstagmorgen (wegen verspätet eingetroffener Fracht) wettzumachen. Diese zusätzliche Stunde nutzte Magnussen bei seinem Comeback. Am Ende hatte er 60 Runden absolviert - und 0,325 Sekunden Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Carlos Sainz (Ferrari).

Frage: "Kevin, Bestzeit im Haas. Wie bitte ist das passiert?"

Kevin Magnussen: "Offiziell ist es ja nicht P1, oder? Wir sind halt am Ende eine gute Zeit gefahren, aber ehrlich gesagt sollten wir das nicht überbewerten. Ich kenne das aus der Vergangenheit und weiß, dass ich mir von dieser Platzierung nichts kaufen kann."

"Es war trotzdem ein guter Tag. Der Nachmittag war sogar sehr, sehr gut. Wir sind viel gefahren - ich bin nicht ein einziges Mal aus dem Auto ausgestiegen! Bin einfach immer weitergefahren, und es war wirklich schön, wieder in einem Formel-1-Auto zu sitzen. Es freut mich auch, wieder mit dem Team zu arbeiten. Ich bin super happy."

Frage: "Was bedeutet dieser erste Platz für Sie und das Team, wenn man bedenkt, wie chaotisch die vergangene Woche war?"

Magnussen: "Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es viel bedeutet. Es ist immer schön, vorn zu sein - jedenfalls besser als hinten. Aber wir glauben jetzt nicht, dass wir dieses Jahr Weltmeister werden. Jeder, der ein bisschen was von der Formel 1 versteht, weiß, dass es nicht viel bedeutet, an einem Testtag Erster zu sein."

Fitness: Der Nacken macht noch Probleme

Frage: "Sie meinten vor dem Test, dass Sie damit rechnen, dass es körperlich ganz schön hart wird."

Magnussen: "Da lag ich richtig."

Frage: "Wie anders ist der Kevin Magnussen von heute zum Kevin Magnussen von vor zwölf Monaten, was das Training betrifft?"

Magnussen: "Ich wiege genau das Gleiche. Sogar ein halbes Kilo weniger, um genau zu sein. Ich habe mich nicht gehen lassen."

Frage: "Ein halbes Kilo Nackenmuskeln weniger?"

Magnussen: "Ja, wahrscheinlich. Es war halt weniger intensiv. Als ich Formel 1 gefahren bin, habe ich über den Winter voll trainiert. Diesmal nicht. Ich bin letztes Jahr Vater geworden. Und die Autos, die ich letztes Jahr gefahren bin, haben nicht das gleiche Fitnessniveau erfordert wie ein Formel-1-Auto."

"Das heißt nicht, dass du mit dem Training ganz aufhörst. Aber im Winter habe ich nicht wahnsinnig viel gemacht. Ich habe früher zweimal am Tag trainiert. Das war die letzten Wochen nicht so. Aber ich fange jetzt wieder damit an."


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Frage: "Wie finden Sie das Auto?"

Magnussen: "Ich mag es. Es ist definitiv nicht mehr so leicht und agil wie das alte Auto, aber es ist keineswegs langsam. Wir alle werden nach und nach mehr darüber lernen und besser werden. Aber es fühlt sich gar nicht schlecht an."

"Ich bin jetzt ein Jahr lang Prototypen gefahren. Wenn du aus denen aus- und in einen Formel 1 einsteigst, dann fühlt sich das unweigerlich schnell an. Die neuen Autos sind keinesfalls schwerfällig. Ich finde es nicht so schlimm. Und ich habe meinen ersten Tag am Steuer eines Formel 1 definitiv genossen."

Frage: "Hat Sie das überrascht?"

Magnussen: "Ein bisschen schon. Dass es nicht schlimmer war. Es hat sich ganz gut angefühlt. Die Autos sind 53 Kilo schwerer als letztes Jahr, nicht wahr? Und dazu kommt noch ein bisschen Übergewicht. Unterm Strich sind's also noch ein paar Kilo mehr. Ich hätte gerechnet, dass sich das Fahren schlechter anfühlt, um ehrlich zu sein. Eine angenehme Überraschung."

Frage: "Wie schnell sind Ihre Sensoren wieder angesprungen, was das Feedback betrifft? Wie schnell konnten Sie wieder sagen: 'Das Auto tut das, es sollte aber das tun!'"

Magnussen: "Das war sofort wieder da. Auch mit den ganzen Knöpfen und Schaltern am Lenkrad."

"Das ist einer der Vorteile, wenn du für ein Team schon vier Jahre lang gefahren bist: Du kennst sofort alle Codes, du weißt, wo die Schalter sind, du kennst alle Namen im Team. Das war also sofort alles da. Ich hatte nichts vergessen, das habe ich alles intus. Es ist natürlich nett, dass das alles noch abgespeichert ist."

Frage: "Ist Ihr Tagesprogramm nach Wunsch verlaufen?"

Magnussen: "Am Nachmittag, ja. Am Vormittag nicht, aber der Nachmittag war besser. Daumen drücken, dass es am Samstag so weitergeht."

Magnussen: Bahrain dankbare Strecke für die Rückkehr

Frage: "Wie viele Runden mehr würden Sie im Idealfall brauchen, um optimal auf die Saison vorbereitet zu sein?"

Magnussen: "Du kannst immer noch was dazulernen, aber ein paar Tage mehr würden vor allem für den Nacken helfen. Aber ich habe ja noch Samstag und dann die Freien Trainings."

"Und Bahrain ist nicht die anstrengendste Strecke. Ich bin froh, dass wir hier anfangen. Das Bremsen tut mehr weh; die Geraden sind okay. Ich hoffe halt, dass der Nacken schnell in Form kommt. Drücken wir die Daumen dafür."


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Frage: "Es kommt ganz selten vor, dass ein Rennfahrer die Formel 1 verlässt und dann wieder zurückkehrt ..."

Magnussen: "Es kam auch für mich total überraschend. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass es so kommen würde. Ich habe auch gar nicht darauf gehofft. Das Kapitel war für mich abgeschlossen. Ich dachte, das alles ist vorbei."

Frage: "Waren Sie im Nachhinein betrachtet vielleicht noch nicht dafür bereit, das Kapitel Formel 1 für sich abzuschließen?"

Magnussen: "Mag sein. Es ist nicht so, dass ich jeden Tag traurig war. Ich hatte eine tolle Zeit. Bin Vater geworden, nach Dänemark zurückgezogen. Da sind viele gute Dinge passiert. Aber als Günther (Steiner, Haas-Teamchef; Anm. d. Red.) angerufen hat, hatte ich Gänsehaut. Plötzlich konnte ich all diese Emotionen wieder spüren. Da war mir klar, dass ich das machen muss."

Frage: "Sie sind Vater geworden. Wie heißt das Baby? Und kommt da noch ein zweites?"

Magnussen: "Sie heißt Laura. Wegen meiner könnten wir schon noch ein zweites machen. Aber meine Frau ist da zurückhaltend."

Frage: "IndyCar muss eine tolle Herausforderung gewesen sein. Wie hat sich das mit der Rückkehr dann ergeben?"

Magnussen: "Günther weiß, was ich kann und wer ich bin. Ich bin froh, dass er mich angerufen hat. Es gibt viele Fahrer, die Formel 1 fahren wollen, und er hätte viele andere Fahrer nehmen können. Aber er hat mich zuerst gefragt. Das freut mich sehr."

"IndyCar war eine tolle Herausforderung. Was mir an der Formel 1 am meisten gefehlt hat, ist die Intensität. Die Formel 1 ist so intensiv, so fokussiert. Da gibt's keine Kompromisse. Und du hast keine Grenzen - alles geht, wenn du es möchtest. Das macht die Formel 1 so interessant. Und das Fahren selbst ist natürlich auch fantastisch."

Frage: "Hat es für Sie auch eine Rolle gespielt, dass Haas so viel in die neuen Regeln investiert hat und voraussichtlich nicht so hinterherfahren wird wie 2021?"

Magnussen: "Das hoffe ich. Es hat schon eine Rolle gespielt, dass wir diese neuen Autos haben. Wäre es mit den alten Autos weitergegangen, wäre die Hoffnung, dass Haas vorankommt, überschaubar gewesen. Das ist jetzt anders."

"Ich finde, die Hoffnung besteht, und ich spüre sie, wenn ich durch die Box gehe. Die Ingenieure und Mechaniker lachen viel und sind guter Dinge."

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