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AVL RACETECH: Einer der wichtigsten Motorsportplayer erhält neuen Namen
Interview mit Director Motorsport Ellen Lohr: Was hinter dem neuen Auftritt von AVL RACETECH steckt und wie das Unternehmen seine Angebotspalette erweitert
(Motorsport-Total.com) - Aus AVL RACING wird AVL RACETECH: Die globalen Motorsportexperten der AVL List GmbH starten mit neuem Namen, einem weiterentwickelten Markenauftritt und neuem Logo, das ab sofort im weltweiten Motorsport zu sehen sein wird, in die Saison 2022.
Die technische Expertise von AVL RACETECH erstreckt sich über alle Antriebsarten, die im Motorsport zum Einsatz kommen - vom Verbrenner über Hybrid und Elektro bis hin zu Wasserstoffverbrenner und Fuel-Cell-Anwendungen. Zum Leistungsportfolio gehören Race-Engineering, Softwarelösungen, Testsysteme, Simulationen, Sensortechnologien sowie die Entwicklung und Fertigung von Batterien und Antriebssträngen.
Das Grazer Unternehmen ist in praktisch allen Top-Rennserien der Welt als Technologielieferant engagiert. Im Interview spricht Ellen Lohr, Director Motorsport AVL RACETECH, über die Beweggründe für den Relaunch der Marke, zeichnet eine Vision für die Zukunft von AVL RACETECH im Motorsport und erklärt, warum ihr Arbeitgeber nicht viel redet, aber umso mehr macht.
Frage: "Ellen, Sie sind jetzt seit etwas mehr als einem Jahr Director Motorsport bei AVL RACING. Jetzt wird AVL RACING in AVL RACETECH umbenannt. Warum?"
Ellen Lohr: "Ich habe in meinem ersten Jahr in ganz vielen Gesprächen mit Kollegen aus der Motorsportbranche festgestellt, dass unser alter Name AVL RACING bei einigen die Assoziation ausgelöst hat, das muss doch ein Rennteam sein."
"Ja, wir stehen für Racing; aber wir stehen eben auch - und zwar vor allem - für Technologien. Uns war daher wichtig, diese unnötige Einschränkung der Wahrnehmung unserer Marke zu eliminieren. Der gesamte technologische Aspekt - vom Engineering über Test und Simulation, Fertigung von Komponenten bis hin zu Gesamtfahrzeugkompetenz - hat nun endlich auch ein Zuhause in unserem Namen."
Frage: "AVL ist wahrscheinlich jedem, der mit Motorsport zu tun hat, ein Begriff. Der breiten Öffentlichkeit möglicherweise weniger. Können Sie uns kurz und kompakt erklären, wer AVL eigentlich ist?"
Lohr: "Die AVL ist mit mehr als 11.000 Mitarbeitern das weltweit größte unabhängige Unternehmen für die Entwicklung, Simulation und das Testen von Antriebssystemen in der Automobilbranche und in anderen Industrien."
"Ausgehend von dem gelebten Pioniergeist liefert das Unternehmen Konzepte, Lösungen und Methoden, um die Mobilität von morgen zu gestalten. Die AVL unterstützt Kunden während des gesamten Entwicklungsprozesses, von der Ideenphase bis zur Serienproduktion. Die Leidenschaft der AVL ist Innovation - das passt zu Motorsport! Und das wird ganz besonders bei uns im Motorsport gelebt."
Frage: "Und AVL RACETECH ist Teil dieses Universums?"
Lohr: "Genau. Vor ungefähr einem Vierteljahrhundert hat man bei AVL erkannt, dass die erworbenen Kernkompetenzen und der Pioniergeist im Unternehmen regelrecht danach schreien, auch im Motorsport tätig zu werden."
"Bei uns dreht sich alles um die reine Technologie. Da fallen viele bürokratische Hürden weg, die die Weiterentwicklung in der Serie manchmal hemmen, und es geht darum, in möglichst kurzer Zeit möglichst große technologische Sprünge zu machen. Ich persönlich glaube, dass Helmut List, der Besitzer und CEO der AVL List GmbH, nicht nur herausragende Qualitäten als Unternehmer hat, sondern im Herzen auch ein Motorsportler ist."
"Der erste Bereich, in dem sich AVL RACING auf dem Motorsportmarkt etabliert hat, waren Prüfstände für Antriebsstränge , wenn man es kurzfassen möchte. Viele große Hersteller, viele Rennteams haben Prüfstände bei der AVL in Auftrag gegeben."
"Von da ausgehend wurden immer mehr Kompetenzen erworben. Irgendwann kam das Thema Simulation und Software dazu, ein Bereich, in dem die Entwicklung immer schon enorm schnell vorangeschritten ist. Jetzt beschäftigen wir uns zum Beispiel gerade mit autonomen Anwendungen, mit Hybridlösungen, mit Elektrifizierung. AVL hat sich schon immer technologischen Zukunftsthemen zugewandt, und der gleiche Antrieb, die besten technologischen Lösungen für morgen entwickeln zu wollen, existiert auch bei AVL RACETECH."
"Wir betreiben Testzentren auf der ganzen Welt, von denen einige sehr stark auch für Motorsport genutzt werden. Das, was früher Testen auf der Strecke war, wird immer mehr zur Simulation. Ein Bereich, in dem wir übrigens ganz stark aufgestellt sind. 26 Mitarbeiter beschäftigen sich nur mit Software für Motorsport-Simulationslösungen. Insgesamt besteht AVL RACETECH aus 108 Mitarbeitern. Die meisten davon - aber nicht alle - am Standort Graz."
Frage: "Weiterhin mit Fokus auf den Bereich Powertrains?"
Lohr: "Das ist nach wie vor eine unserer großen Kernkompetenzen. Aber, und das ist vielleicht das Wichtigste: AVL RACETECH entwickelt sich permanent weiter. Wir stehen keine Sekunde lang still, dafür gibt es zu viele Herausforderungen. Unser Leitspruch lautet 'Innovate. Accelerate. Lead.' Und das wird auch so gelebt. Neue Ideen, die den Wandel beschleunigen, und natürlich auch die Rundenzeiten, um am Ende vorne zu liegen. Auf der Strecke und auch im übertragenen Sinne."
Frage: "Für einen Formel-1-Journalisten wie mich wirkt AVL RACETECH ein bisschen wie ein Geheimdienst: wirkt fast überall im Hintergrund mit und ist eigentlich nicht wegzudenken, aber keiner weiß ganz genau, welche Projekte da laufen ..."
Lohr: "Ja, es stimmt, dass wir zum Beispiel gerade Prüfstände für Red Bull Powertrains in Milton Keynes ausgeliefert haben und auch darüber reden konnten. Das ist die Ausnahme. Unsere Mitarbeiter sind auch oft direkt in Rennteams eingebettet, mit deren Teamkleidung, und auf den ersten Blick nicht als AVL-Experten erkenntlich, um so ihr Know-how bei unseren Partnern einzubringen."
"Der Konkurrenzkampf im Motorsport hat es so an sich, dass Spionage natürlich ein Thema ist. Als Formel-1-Journalist kennen Sie das, wenn bei den Testfahrten Fotografen versuchen, technische Details anderer Autos zu fotografieren. Für solche Fotos wird viel Geld bezahlt."
"AVL RACETECH arbeitet mit zahlreichen Teams aus allen international relevanten Rennserien zusammen - Formel 1, MotoGP, DTM, IndyCar, NASCAR, um nur einige wenige zu nennen. Und meistens auch gleich mit mehreren Partnern aus einer Rennserie. Daher ist Verschwiegenheit für uns enorm wichtig."
"Es läuft wirklich kein Test, keine Simulation ohne ein NDA (Vertraulichkeitsvereinbarung; Anm. d. Red.). Unsere Partner müssen sich auf unsere Verschwiegenheit verlassen können. Und das können sie auch. Trotzdem wollen wir uns in der Kommunikation der Marke AVL RACETECH in Zukunft ein wenig mehr öffnen - mehr noch, als wir das im vergangenen Jahr bereits getan haben. Aber es bleibt an der ein oder anderen Stelle sicher ein Drahtseilakt."
Frage: "Wie soll das aussehen, ohne die gelebte Geheimhaltung aufzulockern?"
Lohr: "Wenn man direkt mit Serien zusammenarbeitet oder mit Teams, die in Serien aktiv sind, die ohne größere Herstellerbeteiligung unterwegs sind, habe ich kein Problem. Auch unsere Markenbotschafter sind gute Kommunikatoren für uns."
"Übrigens auch ein Grund, warum wir ein neues Logo entwickelt haben. Das bisherige Logo war nur bedingt dafür geeignet, auf einem Auto oder einem Rennoverall wiedererkannt zu werden. Es wurde ja auch nicht zu diesem Zweck designt. Aber da haben sich unsere Ansätze in der Kommunikation eben verändert. Trotzdem tut es manchmal weh, wenn wir in tolle Projekte involviert sind und nicht darüber reden können (lacht; Anm. d. Red.)."
"Wir haben uns außerdem vorgenommen, jedes Jahr ein medienstarkes Marketingprojekt auf die Beine zu stellen. Im vergangenen Jahr war das unsere Beteiligung am DTM-Remote-Run. In diesem Jahr im Juli haben wir wieder was Spektakuläres vor, nämlich zu zeigen, wozu Batterietechnologie in der Lage ist. Lassen Sie sich überraschen!"
Frage: "Sie haben Markenbotschafter erwähnt. Welche sind das?"
Lohr: "Ferdinand Habsburg ist Le-Mans-Sieger und Langstrecken-Weltmeister. Die österreichischen Leser kennen ihn wahrscheinlich auch aus den Formel-1-Übertragungen des ORF. Tatiana Calderón zählt zu den besten Rennfahrerinnen der Welt und wird 2022 in der IndyCar-Serie an den Start gehen. Dazu kommen Aliyyah Koloc, die jüngste Truckracing-Siegerin in der Geschichte, und der junge Finn Gehrsitz, der in seiner zweiten Motorsportsaison überhaupt, mit unserer Unterstützung, bereits in der ELMS mit einem LMP3 an den Start gehen wird."
Frage: "Wo wir als Motorsportredaktion AVL 2021 erstmals ganz stark wahrgenommen haben, ist als Dienstleister für die Balance of Performance (BoP) in der DTM. Das ist also auch eine Ihrer Kernkompetenzen."
Lohr: "So ist es. Denn die Erstellung der BoP entsteht auf der Grundlage unserer sehr erfolgreichen Simulationssoftware. Unsere Partnerschaft mit der DTM hat eine breite Öffentlichkeit wahrgenommen. Das war und ist gut geeignet, damit die Motorsportwelt unser Unternehmen besser kennenlernt und erfährt, was wir eigentlich alles so können. BoP gehört eben auch dazu."
"Aber, um das mal in den richtigen Kontext zu setzen: Wir sind in 17 Top-Level-Rennserien engagiert, weltweit - nicht nur in Europa, sondern auch in Nord- und Süd-Amerika, in Asien. Mit den Rennserien selbst, mit Teams, mit Herstellern. Die DTM ist die erste Rennserie, mit der wir auch in die Kommunikation gegangen sind. Sie wird aber hoffentlich nicht die letzte bleiben."
Frage: "Aus AVL RACING wird also AVL RACETECH. Was ändert sich eigentlich sonst noch, außer Name und Logo?"
Lohr: "Ein Beispiel: Am Standort Graz haben wir 2021 auf 1.600 Quadratmetern ein Battery-Innovation-Center in Betrieb genommen. Das ist ein Produktions-Entwicklungszentrum für Batterien und ein Kompetenzzentrum von AVL, das die Automobilindustrie bei ihrem gegenwärtigen Wandel zur E-Mobilität unterstützt."
"Das Know-how dort nutzen wir natürlich auch für den Einsatz im Motorsport. Wir haben die klare Ambition, im Bereich Elektrifizierung und Wasserstoff Kompetenzleader zu sein - so, wie AVL das in den vergangenen Jahrzehnten war. Zum Beispiel entwickeln wir gerade auch einen Wasserstoff-Verbrennungsmotor. Das sind Bereiche, in denen wollen wir Vorreiter sein."
Frage: "Der Motorsport befindet sich im Umbruch, vor allem wegen neuer Technologien, von denen Sie einige in diesem Interview angesprochen haben. Müssten für ein Technologieunternehmen wie AVL RACETECH doch spannende Zeiten sein, nicht wahr?"
Lohr: "Unglaublich spannend! Und das sage ich nicht nur so, sondern das meine ich. Es ist so viel in Bewegung, und ich habe auch keine Angst, dass der Motorsport unpopulär werden oder Relevanz verlieren könnte. Ganz im Gegenteil."
"Immer dann, wenn neue Technologien entwickelt werden, hat der Motorsport als reaktionsschnelles Testlabor seine Stärken unter Beweis gestellt. Und wir bei AVL RACETECH wollen dazu mit unserem Know-how, unserer Kompetenz und unserer Leidenschaft einen wichtigen Beitrag leisten."
Frage: "Sie haben eingangs gesagt, dass ein Grund für die Namensänderung war, dass AVL RACING oftmals für ein Rennteam gehalten wurde. Ist es denn denkbar, dass AVL RACETECH irgendwann ein komplettes Rennauto selbst entwickeln und bauen wird?"
Lohr: "Theoretisch hätten wir die Kompetenz, ein komplettes Rennauto selbst zu entwickeln und zu bauen. Das haben wir bisher noch nie gemacht, aber das Know-how dafür ist da. Wer weiß? Vielleicht wird das in Zukunft irgendwann mal ein Thema, ich würde es mir wünschen!"
Weitere Informationen über AVL RACETECH gibt's demnächst auch auf der neu gestalteten Website unter www.avlracetech.com und auf den Social-Media-Kanälen bei Instagram, Facebook und YouTube.