• 14. Oktober 2021 · 14:16 Uhr

Interview: So wird man Chefingenieur in der Formel 1

Wir haben mit Ayao Komatsu von Haas gesprochen, um herauszufinden, wie man ein Chefingenieur in der Formel 1 wird und was die Aufgaben sind

(Motorsport-Total.com) - Ingenieure sind für den Erfolg eines Formel-1-Teams von zentraler Bedeutung. Egal ob sie während eines Rennwochenendes am Auto arbeiten oder ob sie das Auto in der Fabrik optimieren: Es gibt eine große Varianz an Ingenieurstätigkeiten da draußen.

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Ayao Komatsu ist Chefingenieur beim Formel-1-Team von Haas Zoom Download

Um mehr über die Welt der Ingenieure zu erfahren, haben wir mit Ayao Komatsu gesprochen, der bei Haas die Rolle des Chefingenieurs ausführt. Er sagt, wie er es in die Position geschafft hat, worauf er bei potenziellen Neuverpflichtungen achtet und welchen Rat er Leuten geben würde, die ein Formel-1-Ingenieur werden wollen.

Frage: "Was ist Ihre Rolle?"

Ayao Komatsu: "Ich bin Chefingenieur und manage alle Ingenieursaufgaben an der Strecke. Zudem arbeite ich in der Fabrik mit einem Team aus Ingenieuren zusammen: einer Gruppe für Fahrzeugperformance, einer Gruppe für Fahrzeugwissenschaft und Ingenieuren für Elektrik. Ich koordiniere einige der Performance-basierten Tätigkeiten der Ingenieure in Banbury mit den Ingenieuren an der Strecke, aber ich arbeite auch eng mit der Planungsabteilung zusammen. Es ist ein weites Feld."

Frage: "Wie sind Sie Chefingenieur geworden?"

Komatsu: "2003 bin ich in die Formel 1 gekommen. Ich war beim Testteam von BAR-Honda, die heute Mercedes sind, und war dort auf die Fahrzeugperformance fokussiert. Das habe ich drei Jahre lang gemacht, wobei ich mich im letzten Jahr auf die Reifen und die Performance-Analyse selbiger konzentriert habe. Es war die Zeit von Michelin und Bridgestone und hat damals einen größeren Unterschied gemacht als die Aerodynamik."

"Renault hat mir ein Angebot gemacht und ich habe 2006 dort eine ähnliche Rolle eingenommen, als wir die Weltmeisterschaft gewonnen haben. Mit dem Ende der Reifenära wollte ich mehr in die generelle Fahrzeugperformance eintauchen und wurde Performance-Ingenieur an der Strecke."

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Komatsu war früher Renningenieur von Romain Grosjean Zoom Download

"Das habe ich ein Jahr lang gemacht, bevor ich dann zum Einsatzteam gegangen bin. Dort habe ich die gleichen Aufgaben gemacht, aber als Performance-Ingenieur für das Rennteam. Dann war ich vier Jahre lang Renningenieur und dann ein Jahr Leitender Renningenieur. Insgesamt war ich knapp zehn Jahre bei Renault."

"Danach hatte ich die Möglichkeit bei Haas zu einem ganz neuen Team zu wechseln. Für mich war das eine sehr aufregende Möglichkeit, Teil eines größeren Projekts zu sein, anstatt nur ein Renningenieur zu sein. Das war eine aufregende Aussicht für mich."

Frage: "Welche Voraussetzungen benötigt man?"

Komatsu: "Ich habe einen Abschluss in Fahrzeugtechnik gemacht und dann in demselben Bereich promoviert. Was die Qualifikation angeht, so ist ein guter Ingenieurabschluss erforderlich und dann ein Master oder eine Promotion. Es muss nicht unbedingt ein Doktortitel sein, aber zumindest ein Bachelor-Abschluss ist auf jeden Fall erforderlich, und ein guter Master-Abschluss ist ebenfalls hilfreich. Dabei vertieft man sich in ein bestimmtes Gebiet, anstatt einen allgemeinen Überblick über das Ingenieurwesen zu haben."

Frage: "Worauf sollte man in der Schule Wert legen?"

Komatsu: "Ich würde sagen, Mathe und Physik sind die naheliegendsten Fächer, aber auch Informatik, Software, Programmieren und Sprachen sind gut."


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Frage: "Welche anderen Fähigkeiten sind nützlich?"

Komatsu: "Ich denke, dass man wirklich einen menschlichen Aspekt haben muss, denn Kommunikation ist der Schlüssel. Es gibt viele kluge, akademische Leute, aber nicht alle von ihnen sind gute Kommunikatoren, und man muss in der Lage sein, das Beste aus dem Team herauszuholen."

"Wenn man im Management des Motorsports arbeiten will, muss man über gute Kommunikationsfähigkeiten verfügen und wirklich versuchen, die Menschen zu verstehen. Das ist etwas, das nicht unbedingt in der Schule gelehrt wird, aber meiner Meinung nach mindestens genauso wichtig ist."

Frage: "Wie kann ich an Arbeitserfahrung kommen?"

Komatsu: "Nachdem ich zwei Jahre an der Universität studiert hatte, habe ich ein Industriepraktikum absolviert. Im Rahmen meines Studiums arbeitete ich in einem Ingenieurbüro namens Lotus Engineering in Norfolk. Als ich fertig war, fing ich an, in meiner Freizeit mit meinem ehemaligen Chef in einer amateurähnlichen britischen Formel-3-Serie zu arbeiten."

"Dort hatten wir ein veraltetes Auto, an dem wir mit einer wirklich kleinen Gruppe von Leuten gearbeitet haben. Wir waren drei Jungs und ich, und wir haben alles gemacht - das war eine gute, praktische Erfahrung, die auch mein Studium sehr gut ergänzt hat."


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"Ich habe dadurch eine ausgewogene Erfahrung gemacht, was wichtig war, bevor ich in die Formel 1 kam, denn sobald man einsteigt, ist alles so groß. Es ist schwierig, verschiedene Aspekte des Rennsports kennen zu lernen."

"Die Arbeit, die ich dort gemacht habe, und die Beteiligung an allen Aspekten des Betriebs, vom Reifenwaschen über die Rennstrategie bis hin zum Verständnis der Leistung und Zuverlässigkeit, war eine wirklich gute Erfahrung, die mir eine gute Grundlage für meinen Einstieg in die Formel 1 verschafft hat. Ich bin froh, dass ich nicht direkt von der Universität aus dorthin gegangen bin, ohne diese praktische Erfahrung."

Frage: "Fahren Sie zu Rennen?"

Komatsu: "Ja, ich reise zu allen Rennen."

Frage: "Wie unterscheidet sich der Job an der Strecke zur Arbeit in der Fabrik?"

Komatsu: "Es ist sehr, sehr anders, weil es auf der Rennstrecke sehr unterschiedliche Fragen und Ziele gibt. Die Rolle eines jeden ist an einem bestimmten Punkt des Wochenendes sehr definiert. Die Vorbereitung und der Aufbau des Autos und die Überprüfung, ob alles richtig eingestellt ist, finden am Freitag statt, denn das ist der Haupttesttag."

"Alle Verbesserungen nimmt man dann vor, denn das ist die einzige Chance, die man hat. Im dritten Training versucht man, das Beste aus dem Auto herauszuholen, und konzentriert sich auf die Reifen und die Aerodynamik vor dem Qualifying, wo man eine Runde lang sein Bestes gibt. Dann besprechen wir die Strategie für Sonntag und setzen sie im Rennen um."

"In der Fabrik mache ich auch viel außerhalb von Veranstaltungen. Wir haben eine große Gruppe von Leuten, die Software schreiben, die Simulation schreiben, planen und an einer bestimmten Entwicklung arbeiten. Ich habe regelmäßige Besprechungen - Projektbesprechungen, Planungsbesprechungen - um die Richtung festzulegen und an den Prioritäten zu arbeiten."

"Es gibt eine Menge Koordination mit unserem Team in Italien, denn sie arbeiten nicht nur am diesjährigen Auto, sondern auch am nächsten Jahr, das unser großes Projekt ist. Es ist also eine ganze Menge los!"

Frage: "Wie sieht ein normaler Tag bei Ihnen aus?"

Komatsu: "Es gibt eine Struktur, aber alles planen kann man nicht. An einem Rennwochenende ist alles deutlich strukturierter und festet. Du weißt genau, was du tust, und es ist schwierig, einen Freiraum für irgendetwas anderes zu finden."

"In der Fabrik sind die meisten Tage auch durchgeplant, allerdings gibt es mehr Raum, um ein paar Dinge zu verschieben, da wir nicht an Sessionzeiten gebunden sind. Der Tag hat nur eine begrenzte Anzahl an Stunden, also muss man effizient und organisiert sein."

Hinweis: Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Motorsport Jobs entstanden. Aktuelle Jobangebote im Motorsport und auch im Haas F1 Team finden Sie auf der Webseite von Motorsport Jobs.

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