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Formel-1-Boss Carey im Interview: "Rennen in Afrika wäre toll"
Formel-1-Boss Chase Carey im Interview: Nach welchen Kriterien er neue Rennen aussucht, wie sich der Kalender verändern wird und wieso ihn Afrika reizt
(Motorsport-Total.com) - Nachdem Formel-1-Rechteinhaber Liberty Media die Gridgirls abgeschafft, die Startzeiten geändert und ein neuen Logo eingeführt hat, fürchten viele Formel-1-Puristen auch um Traditionskurse wie Monza oder Spa-Francorchamps. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' erklärt Formel-1-Boss Chase Carey, warum die Sorge unberechtigt ist, nach welchen Kriterien man neue Schauplätze sucht und warum ein Rennen in Afrika Thema ist.
Frage: "Mr. Carey, Sie wollen mit Straßenkursen neue Fans ansprechen. Die gibt es in der Stadt, während Traditionsstrecken wie Spa viele Kilometer von Städten entfernt sind. Passt das in Ihre Pläne?"
Chase Carey: "Das ist wahrscheinlich von Ort zu Ort unterschiedlich. Schauen wir uns die USA an: Dort werden wir eher auf Straßenkurse setzen. Schön für Texas, dass sie diese Strecke gebaut haben, aber das ist eine sehr aufwändige Angelegenheit, die mit hohen Kosten verbunden ist."
"Man muss schauen, welche Gelegenheiten sich bieten und was es in den jeweiligen Ländern gibt. Wir werden uns dann anschauen, ob es sich auszahlt. Nach welchen Kriterien wir das entschieden? die Qualität der Rennstrecke, die Attraktivität des Schauplatzes, die Unterstützung des öffentlichen Dienstes und der Unternehmen. Und es muss auch geografisch ausgeglichen sein."
Frage: "Ein guter Punkt: Ist ein Rennen in Afrika realistisch?"
Carey: "Es wäre toll, ein Rennen in Afrika zu haben. Dennoch können wir nur eine limitierte Anzahl von Rennen anbieten."
Frage: "Wenn Sie über Afrika sprechen, meinen Sie da Nordafrika oder Südafrika?"
Carey: "Ganz Afrika. Es geht auch um eine geografische Vielfalt. Wenn man sich als Weltsport definiert, dann will man auch global vertreten sein. Dann geht es um die Details. Jeder hat seine persönlichen Vorlieben, aber wir wollen uns anschauen, was sich am meisten auszahlt."
Frage: "Sie sprechen von einer limitierten Anzahl von Rennen. Das stimmt, denn wenn man in jeder Kalenderwoche ein Rennen austragen würde, dann hätten wir 52 Rennen pro Jahr. Aber ganz konkret - was ist die richtige Mischung?
Carey: "Unser Fokus ist derzeit die Qualität, nicht die Quantität. Wir haben 21 Rennen. Wir wollen sicherstellen, dass alle 21 großartig sind. Wir arbeiten mit den Promotern daran, dass jedes Rennen so stark wie möglich ist. Wir haben dieses Jahr neue Rennen im Kalender. Der Kalender ist daher voll, aber wir konzentrieren uns auf die Qualität."
Frage: "Hockenheim und Le Castellet sind dieses Jahr neu, aber das wurde noch von Ihrem Vorgänger eingefädelt. Wie versucht Liberty, neue Rennen anzulocken?"
Carey: "Es gibt großes Interesse. Ich will jetzt nicht zu viel über potenzielle Rennen sprechen, um die wir uns bemühen, denn ich sehe das derzeit noch als vertrauliche Gespräche."
"Wenn man ein Unternehmen führt, dann finde ich es richtig, die Gespräche vertraulich zu halten - und wenn man dann eine Entscheidung getroffen hat oder sich einig ist, dann kann man das erklären. Die Sache mit Miami ist wegen der dortigen Abläufe an die Öffentlichkeit gekommen. Der Deal ist nicht abgeschlossen."
"Klar, wenn wir uns einen Ort ansehen, dann bekommt man das mit. Wir haben Vietnam besucht. Es ist sehr spannend, auf wie viel Interesse wir gestoßen sind - und das gilt für Orte in Afrika, aber auch für Südamerika, die USA, Europa. Da sind Orte dabei, die aus unserer Sicht nicht funktionieren würden, aber auch eine große Anzahl an interessanten Orten. Wir befinden uns in Gesprächen und werden sehen, wo sich diese hinbewegen."
Frage: "Wenn wir uns den Kalender ansehen: Könnten Sie sich ein, zwei neue Rennen in den kommenden zwei oder drei Jahren vorstellen?
Carey: "Mit 2019 wird es knapp, aber für 2020 oder 2021 führen wir definitiv Gespräche, die zu neuen Rennen führen könnten."
Frage: "Dieses und nächstes Jahr werden viele Verträge auslaufen. Die müssen also entweder verlängert werden oder es muss ein Ersatz her."
Carey: "Ja, es sind nicht viele, aber ..."
Frage: "Ich glaube, es sind vier, oder?"
Carey: "Dieses Jahr sind es drei und nächstes Jahr auch drei? Ich kann es jetzt nicht genau sagen. Aber ungefähr drei oder vier pro Jahr. Wir streben langfristige Beziehungen an, und im Idealfall wird das dann zu einer Partnerschaft. Gleichzeitig ist der Wandel aber Teil unserer Welt. Wir rechnen also von Jahr zu Jahr mit einer begrenzten Anzahl von Änderungen, aber das bietet immer Möglichkeiten, neue Rennen in den Kalender zu holen, die sich als aufregende Plattform für die Fans und den Sport herausstellen können."