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Max Verstappen über aggressiven Fahrstil: "So bin ich eben"
Warum der Red-Bull-Youngster nicht mit Stühlen schmeißt, wieso er ein Mercedes-Angebot ausgeschlagen hat und was (nicht) hinter seiner Zweikampfführung steckt
(Motorsport-Total.com) - Vor einem Jahr war Max Verstappens Fahrstil in aller Munde. Mittlerweile hat sich die Debatte um die Zweikampfführung des Red-Bull-Piloten beruhigt - was ihn hoffen lässt, dass seine Formel-1-Konkurrenten sich mit seinen harten Bandagen abgefunden hätten. Im Interview erklärt der 19-Jährige außerdem, was seine gute Kinderstube mit den zahlreichen Renault-Pannen der jüngeren Vergangenheit zu tun hat. Und er spricht über den Starrummel in seiner niederländischen Heimat.
© xpbimages.com
Verstappen lässt sich von Technikpannen nicht unterkriegen - und bleibt positiv Zoom Download
Frage: "Herr Verstappen, in den vergangenen Monaten waren Sie vom Technikpech verfolgt. Wie gehen Sie mit solchen Enttäuschungen um? Fliegen die Stühle durch Ihr Hotelzimmer?"
Verstappen: "Nein, ich bin da ziemlich ruhig. Ich mache es mit mir selbst aus und zeige der Außenwelt nicht viel davon. Keine Ahnung, ob es gut oder schlecht ist. Jedenfalls schmeiße ich nicht gerne Dinge durch die Luft. Ich habe schon als kleines Kind gelernt, dass es nicht richtig ist. Mein Vater hat mir immer verboten, Helme auf den Boden zu pfeffern. Ich habe es nie getan und werde es nie tun - außer es wird richtig übel (lacht; Anm. d. Red.). Ich will es aber nicht und das Team auch nicht. Nur was kann man tun? Positiv bleiben und hart arbeiten, um das Pech loszuwerden."
Frage: "Also ist montags immer alles vergessen?"
Verstappen: "Nein, manchmal dauert es eine Weile. Jetzt tue ich aber gut daran, Dinge zu vergessen und die Zukunft positiv zu sehen. Grundsätzlich möchte ich die kommenden Rennen im Stile einer Mini-Meisterschaft angehen. Für mich ist die Saison bis dato im Eimer."
Frage: "Die Technikpannen wirken sich nicht auf Ihre Motivation aus?"
Verstappen: "Im Gegenteil. Ich bin nach so vielen Zwischenfällen motivierter als zuvor."
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Frage: "Gehen Sie mit der Sache entspannt um, weil Sie wissen, dass Sie noch 15 oder 20 Jahre Formel 1 fahren können? Anders als Fernando Alonso bei McLaren, dem die Zeit ausgeht?"
Verstappen: "Nein, ich will auch gewinnen! Es ist nicht so, dass ich mir sagen würde: 'Ich bin 19 Jahre alt, ich kann es locker nehmen.' Nein, ich will jetzt gewinnen. Aktuell ist es nicht möglich, aber hoffentlich ändert es sich bald, sodass ich nächstes Jahr bei jedem Rennen ein Wörtchen um den Sieg mitreden kann."
Frage: "Sie haben Ihre Loyalität zu Red Bull zum Ausdruck gebracht. Ist sie der Hauptgrund dafür, dass Sie noch für das Team fahren?"
Verstappen: "Ich habe auch einen Vertrag."
Frage: "Was zählen denn Verträge in der Formel 1?"
Verstappen: "Ich habe nicht so oft erlebt, dass Verträge gebrochen wurden. Man erfüllt seine Verträge."
Frage: "Denken Sie schon an 2019?"
Verstappen: "Nein, ich will erst sehen, welche Leistungen wir in der kommenden Saison bringen."
Frage: "Das Team bekommt vielleicht Honda-Antriebe ..."
Verstappen: "Ich weiß es nicht. Im Moment weiß ich nur, dass wir mit Renault unterwegs sind ..."
Frage: "... und das ist für Sie unbefriedigend."
Verstappen: "Die Dinge können sich in der Formel 1 schnell ändern. Abwarten."
Frage: "Ihr Fahrerkollege Pascal Wehrlein lässt Karriere- und Vertragsfragen komplett von Mercedes regeln. Wie ist es bei Ihnen? Führen Sie solche Gespräche selbst?"
Verstappen: "Ich bin persönlich nicht involviert, aber ich spreche viel mit meinem Manager und meinem Vater, weil sie die Verträge aushandeln. Es ist eine andere Situation. Ich war nie in einem Juniorteam, sondern bin direkt für die Formel 1 ausgesucht worden. Es ist anders als bei vielen Red-Bull-Junioren oder den Toro-Rosso-Fahrern. Diese Situation ist einzigartig."
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#9: Daniil Kwjat. Bevor der Formel-1-Nachwuchs Max-Verstappen-Ausmaße annimmt, sorgt 2014 erst einmal Daniil Kwjat für Aufsehen. Der russische Durchstarter hat im Formelsport gerade erst begonnen, sich einen Namen zu machen, da winkt ihm Red Bull schon mit einem Stammcockpit bei Toro Rosso. Mit 19 Jahren und 324 Tagen darf er bereits in Melbourne an den Start gehen. Nur ein Jahr später wird der Junior schon zum Senior und steigt 2015 in den Red Bull - nur um kurz darauf wieder degradiert zu werden. Fotostrecke
Frage: "Apropos Junioren: Vor einigen Jahren hatten Sie die Möglichkeit, zu Mercedes zu gehen, was nicht passiert ist. Warum eigentlich? War es das Toro-Rosso-Cockpit, das Red Bull Ihnen sofort anbieten konnte, während Mercedes auf die Schnelle nichts gehabt hätte?"
Verstappen: "Da gab es viele Gerüchte. Wir hatten ein gutes Gefühl mit Red Bull und Sie haben mir einen Vertrag bei Toro Rosso angeboten. Wenn man so jung ist und die Chance erhält, muss man sie beim Schopfe packen. Wenn man aus der Formel 3 in die Formel 2 geht, kann es die Karriere voranbringen oder total ruinieren. Ich wollte dieses Risiko nicht eingehen. Wenn man die Möglichkeit hat, für Toro Rosso zu fahren, warum sollte man absagen?"
Frage: "Ein niederländischer Journalist hat kürzlich gesagt, dass Sie aktuell der größte Sportstar in den Niederlanden wären."
Verstappen: "Keine Ahnung! Dazu kann ich nichts sagen."
Frage: "Aber fühlt es sich so an?"
Verstappen: "Ich werde viel erkannt. Wenn ich in Holland bin, versuche ich, unter dem Radar zu fliegen."
Frage: "Ist es da von Vorteil, in Monaco zu leben?"
Verstappen: "Es ist entspannter. Aber ich bin ohnehin nicht so viel zu Hause. Wenn man abschalten will, ist Monaco der bessere Ort dafür als Holland, weil ich dort immer und überall Fotos machen oder Autogramme schreiben muss. Man kann nicht einfach mit der Familie ausgehen und die Zeit genießen. Das ist der große Unterschied."
Frage: "Hat sich die Beziehung zu Ihrem Vater verändert, als Sie nach Monaco gezogen sind?"
Verstappen: "Ich telefoniere täglich mit ihm - mindestens zweimal. Es gibt Face Time (Videotelefonie-Dienst; Anm. d. Red.) und er kommt öfter nach Monaco, um das Wochenende mit mir zu verbringen. Oder meine Mutter kommt. Es ist noch immer eine innige Beziehung."
Frage: "Im vergangenen Jahr haben Sie in Spanien auf Anhieb Ihr erstes Rennen für Red Bull gewonnen. Ist der Erfolg für Sie heute eine Bürde, weil er die Messlatte so hoch gelegt hat?"
Verstappen: "Nein. Der Sieg hat alles etwas beruhigt. Die ganze Saison 2016 war sehr positiv. Auch danach waren einige Rennen richtig gut, Brasilien sogar etwas Besonderes. Er hat mir Ruhe gegeben. Ich habe mich sofort bei Red Bull zuhause gefühlt. Das ist wichtig und hat Druck weggenommen. Es ist schön, den Sieg in petto zu haben und besser, als wenn ich mein erstes Rennen nicht gewonnen hätte."
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Frage: "Hat er Ihnen auch Selbstbewusstsein verliehen?"
Verstappen: "Ich brauchte kein Selbstbewusstsein. Es ist toll, so jung ein Rennen zu gewinnen, wenn man immer davon geträumt hat."
Frage: "Über Ihren Fahrstil wurde 2016 heftig diskutiert, mittlerweile aber kaum noch. Haben die anderen Piloten kapiert, dass Sie nur Autorennen fahren?"
Verstappen: "Aber das habe ich im vergangenen Jahr auch schon! Ich habe meinen Stil nie verändert. Hoffentlich haben sie es akzeptiert."
Frage: "Sie werden häufig mit Ayrton Senna verglichen. Bei ihm war es so, dass er sich mit einem aggressivem Fahrstil als Newcomer behaupten wollte. Steckt bei Ihnen eine ähnliche Strategie dahinter?"
Verstappen: "Es war nie meine Absicht, so vorzugehen. Ich habe es in jeder Rennserie gemacht, in der ich gefahren bin, so bin eben."
Frage: "Ist eine Formel-1-Karriere perfekt, ohne einen WM-Titel mit Ferrari einzufahren?"
Verstappen: "Nein, ich will einfach das schnellste Auto haben. Ich brauche keinen Titel mit einem bestimmten Team."