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Daniel Ricciardo: Verstappens Sieg hat uns angetrieben
Für Daniel Ricciardo war der Mai ein entscheidender Monat: Erst hat Max Verstappen alles verändert, dann kam Monaco mit dem Höhe- und dem Tiefpunkt gleichermaßen
(Motorsport-Total.com) - Für Daniel Ricciardo war es eine lange und harte, aber auch fruchtbare Saison. Er konnte seine erste Pole-Position einfahren, sein Siegkonto aufstocken und war auf dem Weg zu Rang drei in der Fahrerwertung achtmal auf dem Podest. Zudem bekam er einen neuen Teamkollegen an seine Seite und stand kurz vor dem Sieg, bevor ihm dieser unter missglückten Umständen in Monaco entrissen wurde. Vor seinem Winterurlaub spricht er noch einmal über die Höhe- und Tiefpunkte 2016 und seine Hoffnungen für die Zukunft.
Frage: "Der RB12 war konkurrenzfähiger als der RB11. Welchen Unterschied macht das für ihre Saison?"
Daniel Ricciardo: "Das will man doch, oder? Du möchtest die Karotte vor der Nase, dass du vor dem Wochenende weißt, dass ein Podestplatz herausspringen kann. Bei fast jedem Rennen zu wissen, dass es eine realistische Chance auf einen Pokal gibt, sorgt für noch mehr Spaß. Es geht nicht nur darum, dass du dort oben stehst und den Applaus empfängt - obwohl sich das toll anfühlt -, aber du verbringst auch das komplette Wochenende an der Spitze, kämpfst gegen die größten Namen des Sportes und hast sicherlich ein paar tolle Duelle."
Frage: "Ab wann hatten Sie ein gutes Gefühl, wie konkurrenzfähig das Auto sein würde?"
Ricciardo: "Um ehrlich zu sein: nicht während der Wintertestfahrten. Wir hatten keine außergewöhnliche Vorbereitung. Wir wussten, dass wir in den Top 8 sein würden, aber nicht wie weit vorne. Der vierte Platz in Australien war gut. Helmut (Marko; Anm. d. Red.) hat mich danach umarmt, als hätten wir das Rennen gewonnen, doch es war vermutlich der zweite Startplatz in China, durch den wir wussten, dass das Paket konkurrenzfähig ist."
"Leider hatte ich am Start den Reifenschaden, der mein Rennen versaut hat; sich dann allerdings durch das Feld zu arbeiten, war ein positives Zeichen. Wir konnten gute Überholmanöver zeigen, und es hat sich langsam so angefühlt wie 2014. Siegmaterial war es nicht, aber es war eindeutig für Podestplätze gut."
Frage: "Wie hat der Wechsel von Max Verstappen Ihre Saison beeinflusst?"
Ricciardo: "Das war eine große Sache. Besonders das erste Wochenende in Spanien war ziemlich verrückt, und das nicht nur weil er gewonnen hat. Ich schätze, dass das Team nicht wusste, wie gut Max ist und wie er hineinpassen würde. Sein Sieg hat uns wirklich mit Energie versorgt und uns angetrieben, noch stärker zu werden. Alle haben in Spanien hingesehen und sich gefragt, ob wir mit dem Tausch von Max und Dany (Kwjat; Anm. d. Red.) einen Fehler gemacht haben. Sein Sieg war daher mehr Erleichterung als alles andere und hat uns definitiv einen Schub gegeben. Zumindest war es bei mir so."
"Ich denke, dass ich von Saisonbegin an auf dem richtigen Level war. Das könnte zunächst auch zur ganzen Aufregung beigetragen haben, weil ich einen besseren Start als Dany hatte. Max und ich haben uns hingegen von Beginn an gegenseitig angestachelt. Im Qualifying war er näher an mir dran, was für einen zusätzlichen Ansporn sorgt, weil du dann auf die Daten des anderen schaust und hier und da noch ein bisschen extra findest. Das macht dich besser."
Hoch- und Tiefpunkt Monaco
Frage: "Was hat Sie 2016 am meisten zufriedengestellt?"
Ricciardo: "Die Podestplätze sind die Kirsche auf der Sahne. Für wirkliche Zufriedenheit hat aber die Gewissheit gesorgt, wie stark wir uns verbessert haben. Davon hat jeder gezehrt und das Gefühl genossen. Alles was wir am Auto gemacht haben, schien es besser zu machen. Das hat auch uns Fahrer besser gemacht und uns die Möglichkeiten nutzen lassen, die das Auto uns gegeben hat."
Frage: "Was waren die Höhe- und Tiefpunkte? Das kann man sich natürlich denken..."
Ricciardo: "Die kamen innerhalb von 24 Stunden - aber leider nicht auf dem guten Weg. Ich liebe Monaco, ich wohne dort, aber das Rennwochenende ist etwas anderes. Es ist eine völlig andere Welt, und ich liebe das ganze Drumherum. Wann immer wir in Monaco fahren, bin ich so supermotiviert, dass ich aufpassen muss, nicht zu aufgeregt zu werden."
"In diesem Jahr war das nicht einfach, weil ich mit der Erwartung hingereist bin, auf Pole zu sein. Das hatte ich wirklich geglaubt, denn wenn das Auto gut funktionieren würde, dann würde es auch stark sein. Vermutlich hatte mich das ein wenig unter Druck gesetzt, von daher war es sehr erfüllend, als ich es hinbekam - und eine Erleichterung war es außerdem."
"Der Tiefpunkt war natürlich das Ergebnis am Sonntag, als wir das Problem beim Boxenstopp hatten. Ich wäre sehr überrascht gewesen, wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass ich in Monaco Zweiter werden und darüber sauer sein würde."
Die fast perfekte Runde
Frage: "Um mal auf die positiven Seiten zu schauen: Wie gut war Ihre erste Pole-Runde? War die Zeit im Auto oder haben sie eine besondere Performance gezeigt?"
Ricciardo: "Ich habe gefühlt, dass ich die Runde perfekt zusammengebracht habe. Ich denke nicht, dass es eine Kurve gibt, in der ich mehr hätte herausholen können. Als ich über die Linie fuhr, wusste ich, dass es reichen würde - zumindest wäre ich sehr überrascht gewesen, wenn jemand noch schneller gefahren wäre."
"Zu Beginn der Runde war das Auto nicht perfekt: Ich hatte ein wenig Untersteuern bei der Einfahrt zum Kasino - aber wenn ich mir die Onboard-Aufnahmen der anderen Fahrer anschaue, scheint das jeder gehabt zu haben, von daher waren das wohl einfach die Bedingungen zu diesem Zeitpunkt. Als wir zu meinem Lieblingsteil der Strecke kamen - um Tabac und Swimming-Pool, war es genau am Limit."
Fotostrecke: GP Monaco, Highlights 2016
Der Bann ist gebrochen: Lewis Hamilton gewinnt nach acht sieglosen Rennen wieder einen Grand Prix, seinen ersten in Monaco seit 2008. Daniel Ricciardo fühlt sich "gefickt", weil ihm Red Bull den zweiten Sieg hintereinander kostet. Und Sergio Perez strahlt: "Ich wusste, dass Monaco im Regen eine Gelegenheit ist, mein Talent zu zeigen." Fotostrecke
"Beim Swimming-Pool bin ich Vollgas gefahren, und ich denke, dass die zweite Schikane dort den Ausschlag gegeben hat. Als ich es noch einmal angesehen habe - nicht dass ich mich selbst immer wieder am TV anschaue, so eitel bin ich nicht -, sah es ziemlich schnell aus, was normalerweise nicht der Fall ist. Es war schön, auf Pole zu sein. Und es war auch schön, dass es so gut aussah, das zu tun."
Frage: "Was denkst du über 2017?"
Ricciardo: "Aufregend! Gleichzeitig werde ich aber nicht zu begeistert werden. Ich glaube, dass wir ein gutes Paket haben werden. Ich glaube auch, dass das Team die richtige Arbeit leistet - aber du weißt nie, was die anderen machen. Ich freue mich drauf, das herauszufinden - und ich freue mich auch auf die physische Herausforderung."
Zunehmen für 2017?
Frage: "Wird die enorm anders sein?"
Ricciardo: "Ich denke schon. Sollte die Geschwindigkeit ähnlich wie bei meinen Tests 2009/2010 sein, dann ist das ein signifikanter Schritt. Um auf den Punkt zu kommen: Wenn wir die Magerkeit mit unserem aktuellen Körpergewicht beibehalten, dann bekommen wir vielleicht physische Probleme. Ich schätze, dass jeder ein paar Kilos zulegen wird, um mit den Kräften zurechtzukommen. Um es in Zahlen auszudrücken: Wenn wir im kommenden Jahr bei 100 Prozent unserer körperlichen Stärke sein werden, dann sind wir in diesem Jahr bei 75 Prozent."
Frage: "Sind die Regeländerungen eine Möglichkeit oder eine ungewollte Ablenkung?"
Ricciardo: "Um ehrlich zu sein halte ich es für eine gute Sache für uns. Die Betonung scheint mehr auf der Aerodynamik zu liegen, und ich habe eine Menge Vertrauen in unsere Aerodynamik-Abteilung. Sie ist unsere Stärke. Aus der Sicht heraus denke ich nicht, dass es uns wehtun kann. Ich glaube, dass die Autos ziemlich cool aussehen werden. Böse, breitere Reifen, mehr Muskeln. Grrrrr..."
Frage: "Wie verändert sich die Teamdynamik zwischen Ihnen und Max im kommenden Jahr?"
Ricciardo: "Ich bin nicht naiv. Sollten wir um Siege kämpfen, dann werden der Druck und die Spannung steigen. Aber hoffentlich werden wir uns in die Augen sehen können und hinterher sagen: 'Gute Arbeit'."
Frage: "In Sepang habt ihr erstmals wirklich richtig hart um eine Position gekämpft. Ist das ein Vorzeichen für kommende Dinge?"
Ricciardo: "Hoffentlich! Denn das war echt cool! Ich weiß mit Sicherheit, dass wir Seite an Seite beide gedacht haben, dass der Platz uns gehören würde und dass der andere Kerl im Weg steht. Wir haben 100 Prozent gegeben. Aber ich denke, dass wir beide die Grenze des Autos und unsere Verantwortung für das Team kennen. Du vertraust deiner eigenen Fähigkeit, aber auch der Fähigkeit des anderen."