• 02. Juni 2016 · 09:53 Uhr

Interview mit Christian Horner: Analyse der Monaco-Panne

Red-Bull-Teamchef Christian Horner erzählt, wie die Boxen-Panne von Monaco in Milton Keynes analysiert wurde, und warum das Glas trotzdem halb voll ist

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Christian, es war ein frustrierender Sonntag in Monaco. Wie ist die Stimmung im Team jetzt, ein paar Tage nach dem Rennen?"
Christian Horner: "Unmittelbar nach dem Rennen waren natürlich alle total leer. Es war total niederschmetternd, die Riesenchance auf den Sieg in Monaco durch eine Fehlkommunikation in der Box zu verlieren."

"Inzwischen haben wir ganz genau analysiert, was passiert ist, warum es passiert ist und welche Maßnahmen wir setzen können, damit so etwas nicht wieder passiert. Aber das liegt jetzt hinter uns. Jetzt richten wir den Blick auf Montreal, wo Daniel vor zwei Jahren seinen ersten Grand Prix gewonnen hat."

"War extrem frustrierend"

Frage: "Was ist bei der Analyse herausgekommen und wie geht es für das Team jetzt weiter?"
Horner: "Bei solchen Dingen ist es nie so, dass es eine einzige Ursache gibt, die für alles verantwortlich ist. Es war die Kulmination mehrerer Faktoren, die in diesem Rennen zusammengekommen sind: Max' Boxenstopp, ein abgebrochener Boxenstopp, ein Wechsel der Reifenmischung."

"All das hat zu einem Szenario geführt, in dem wir glaubten, dass die Reifen an einem bestimmten Platz in der Box sein sollten, aber tatsächlich lagen sie an einem Platz, der sehr schwierig zu erreichen war. Dadurch lagen die Reifen nicht rechtzeitig parat, als Daniel reinkam."

"Ja, das war extrem frustrierend, aber danach ging es uns nicht darum, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Ich habe schon nach dem Rennen gesagt, dass wir als Team gewinnen und verlieren. Wir müssen verstehen, was schiefgelaufen ist, als Team zusammenarbeiten, um das Problem zu lösen, und Schritte setzen, damit es nicht noch einmal passiert."

"Im Wettkampfsport gehst du immer ans Limit, und genau das ist uns in Monaco zum Verhängnis geworden. Jetzt müssen wir sicherstellen, robuste Prozeduren zu entwickeln, die in jedem erdenklichen Szenario funktionieren."

"Wir können das Rad nicht zurückdrehen"

Frage: "Wie geht es Daniel?"
Horner: "Verständlicherweise war er nach dem Rennen sehr emotional und völlig niedergeschlagen. Er hatte eine großartige Leistung gezeigt, aber er hat nicht gewonnen."

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Daniel Ricciardo hatte sich im Monaco-Rennen mehr erhofft Zoom Download

"Wir können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, aber wir können die Themen für die Zukunft besser lösen. Daniel ist Dritter in der Weltmeisterschaft, wir kommen jetzt an eine Strecke, an die er schöne Erinnerungen hat, und hoffentlich können wir ihm ein konkurrenzfähiges Auto geben."


Frage: "Für Max war es auch kein einfaches Wochenende. Seine Lernkurve geht weiter."
Horner: "Ich würde sagen, dass Max eine großartige erste Rennhälfte hatte, mit sehr guten Überholmanövern. Kurz vor dem Unfall sah es so aus, als wäre ein Top-6-Ergebnis möglich, was in Monaco nach einem Start aus der Boxengasse ein hervorragendes Ende ist. Leider wurde er dann für einen kleinen Fehler in Kurve 3 ziemlich hart bestraft."

"Bis jetzt hat er an den Montagen nach dem Rennen zwei sehr unterschiedliche Emotionen im Team erlebt: einmal Euphorie, einmal Niedergeschlagenheit. Er hat sich beim Team entschuldigt. Aber wie Sie richtig sagen: Er befindet sich in einer Lernkurve. Ich bin mir sicher, dass er aus Monaco seine Lektionen mitnehmen und diese in Zukunft anwenden wird."

"Daniel hat nicht aufgegeben"

Frage: "Das Ergebnis am Sonntag war natürlich kein Wunschresultat, aber gab es trotzdem auch Positives, was Sie mitnehmen können?"
Horner: "Absolut. Zunächst einmal war Daniels Leistung eine immense. Seine Pole-Position-Runde war wahrlich sensationell. Im Rennen fuhr er im Nassen sehr stark und er war auch im Trockenen schnell. Sogar nach dem Boxenstopp versuchte er, Lewis zu überholen. Er hat nicht aufgegeben."

"Zweitens sind wir optimistisch, weil wir sehen, dass wir ein konkurrenzfähiges Auto haben. Wir waren auf Pole-Position und konnten am Sonntag richtig fighten. Wir hätten Mercedes unter normalen Umständen schlagen müssen und schöpfen daraus viel Selbstvertrauen. Und dann hat das Antriebs-Update genau das gebracht, was Renault versprochen hatte. Das ist vor den PS-lastigeren Strecken ein Vorteil. Wir freuen uns auf die nächsten paar Rennen."


Frage: "Wie groß ist der Fortschritt des Antriebs-Updates? Wie viel bringt es dem Team?"
Horner: "In Monte Carlo hat es genau das gebracht, was uns versprochen wurde, nämlich ungefähr 0,2 Sekunden pro Runde. Das hat uns sicher dabei geholfen, auf Pole-Position zu fahren. Hut ab vor den Ingenieuren in Viry, die momentan großartige Arbeit leisten. Der TAG-Heuer-Antrieb wird immer besser."

"Dachten, Toro Rosso liege vor uns"

Frage: "Dann sind Sie zufrieden, dass die Zusammenarbeit bis Ende 2018 weitergeht?"
Horner: "In den vergangenen sechs Monaten haben in Viry umfassende Umstrukturierungsmaßnahmen und harte Arbeit stattgefunden. Die Früchte dieser organisatorischen Änderungen beginnen wir gerade erst zu ernten. Daher ergibt es Sinn, diese Partnerschaft zwei weitere Jahre fortzuführen."


Frage: "Können Sie in Worte fassen, wie sich die Erwartungshaltung am Saisonbeginn inzwischen verändert hat? Zunächst war ja Williams der Hauptgegner, aber jetzt fahren Sie wieder an der Spitze mit."
Horner: "Im Winter dachten wir, dass Toro Rosso vor uns liegen würde; Williams, Ferrari und Mercedes sowieso."

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Für Max Verstappen kehrte in Monaco die harte Formel-1-Realität zurück Zoom Download

"Jetzt, nach sechs Rennen, mit drei Podestplätzen - einem dritten, einem zweiten Platz und einem Sieg - hier zu sitzen, ist mehr, als irgendjemand vor Saisonbeginn erträumen konnte. Das ist ein gutes Zeichen für den Rest der Saison. Wir liegen in der Konstrukteurs-WM neun Punkte hinter Ferrari und es geht noch eine ganze Weile."


Frage: "Und in Kanada kommen weitere positive Schritte. Daniel kehrt an den Ort seines ersten Sieges zurück und Max bekommt zum ersten Mal das Antriebs-Update."
Horner: "Ja, Max bekommt in Montreal auch den neuen Motor. Es ist eine großartige Strecke, die immer großartige Grands Prix produziert - Daniels Sieg war natürlich ein Highlight. Wir freuen uns schon darauf, dorthin zu fahren und zu versuchen, auf das Momentum aufzubauen, das wir in den vergangenen beiden Rennen hatten."

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