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Honda-Motorenchef: Siege mit McLaren "oberste Priorität"
Hondas neuer Motorenchef Yusuke Hasegawa möchte in drei Jahren den Titel mit McLaren feiern und erklärt, wieso man kein eigenes Werksteam dazu braucht
(Motorsport-Total.com) - Mit Yasuhisa Arai an der Spitze der Motorenabteilung von Honda gelang dem einstigen Erfolgsgespann mit McLaren im vergangenen Jahr nicht besonders viel. Nachdem der Japaner aus Altersgründen vor der Saison zurücktreten musste, ist nun sein Landsmann Yusuke Hasegawa am Ruder und soll dieses herumreißen. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' spricht er über die Leistung des neuen Motors, die gemeinsamen Ziele mit dem Team aus Woking und warum man derzeit kein zweites Team ausrüstet.
Frage: "Glückwunsch zur Beförderung! Sie waren ja schon beim früheren Formel-1-Projekt von Honda an Bord. Waren sie schon immer für Motoren zuständig?"
Yusuke Hasegawa: "Ich habe meine Karriere ursprünglich als Designer von Serienmotoren begonnen. Vor zehn Jahren bin ich dann zur Rennsportentwicklung gekommen, aber im Grunde bin ich ein Motorendesigner, - entwickler und -ingenieur."
Frage: "Die frühere Philosophie von Honda sah vor, die Leute über den Motorsport zu trainieren, um sie dann wieder in das Hauptgeschäft einzugliedern. Ist das bei ihnen auch der Fall oder können sie sich vorstellen, längerfristig im Motorsport zu bleiben?"
Hasegawa: "Das ist eine schwierige Frage. Nicht jeder geht diesen Weg. Einige Ingenieure kümmern sich nur um Rennsport oder nur um die Serienproduktion. Vielleicht die Hälfte der Leute geht zurück."
Frage: "Welche Erfahrungen bekommt man denn vom Motorsport und besonders der Formel 1, die man dann als Feedback benutzen kann?"
Hasegawa: "Die Art der Entwicklung: Geschwindigkeit, Motivation und eine präzisere Technologie sind alles Einflüsse auf die Serienentwicklung."
Frage: "Gibt es heutzutage überhaupt noch Synergien zwischen den Serien- und den Rennmotoren?"
Hasegawa: "Von den Teilen des Formel-1-Motors übernehmen wir eigentlich überhaupt keine, aber wenn der Ingenieur zurück in die Serienproduktion geht, dann besitzt er eine sehr nützliche Erfahrung."
Frage: "War die Hybrid-Technologie für Honda ein Grund für die Rückkehr in die Formel 1? Wärt ihr auch ohne die Einführung zurückgekommen?"
Hasegawa: "Ich denke schon, dass es ein Grund war. Die neue Technologie ist ziemlich effizient und auf einem hohen Niveau."
Schritt nach vorn nicht groß genug
Frage: "Kommen wir mal zum Sportlichen: Wie sehen eure primären Ziele mit McLaren in diesem Jahr aus?"
Hasegawa: "Irgendwann in Zukunft wollen wir die Weltmeisterschaft gewinnen, aber jetzt eine bestimmte Zahl zu nennen, ist schwierig. Wir wollen uns definitiv verbessern, das ist wichtig für uns."
Frage: "Konntet ihr euch von der Leistung her signifikant verbessern?"
Hasegawa: "Nein. Wir haben eine etwas höhere Leistung im Verbrennungsmotor, aber es ist kein großer Schritt. Aber bei der Leistungsentfaltung haben wir hingegen schon einen großen Schritt gemacht - auch im Hybridbereich und beim ERS. Wir können mehr Energie speichern, und deswegen können wir auch mehr Energie freisetzen."
Frage: "Das Auto scheint gut zu sein und es sieht so aus, als würde das Gesamtpaket vom Honda-Motor ein wenig zurückgehalten werden. Ist das eine faire Einschätzung?"
Hasegawa: "Im vergangenen Jahr war das definitiv der Fall, und auch in diesem Jahr gibt es einen Leistungsnachteil. Wir müssen uns in diesem Bereich verbessern. Das in Zahlen auszudrücken, ist aber schwierig."
Frage: "Im vergangenen Jahr war Mercedes die Nummer 1, danach Ferrari und dahinter irgendwann Renault und Honda - so die Wahrnehmung. Ist das immer noch die Reihenfolge oder konntet ihr aufholen?"
Hasegawa: "Ich weiß nicht. Ich kann keine Reihenfolge geben, aber derzeit kämpfen wir wohl mit Renault."
Frage: "Wie seht ihr die Entwicklung in den kommenden zwei oder drei Jahren?"
Hasegawa: "In drei Jahren können wir in der Lage sein, den Titel zu holen. Das ist zumindest unser Ziel."
Frage: "Also könnte der Plan lauten: In diesem Jahr regelmäßige Punkte aus eigener Kraft, im kommenden Jahr Podestplätze und im dritten Jahr regelmäßige Siege."
Hasegawa: "Das klingt vernünftig, aber Ron (Dennis; Anm. d. Red.) erlaubt so etwas nicht. Wir müssen sofort zulegen und das Programm schneller durchziehen."
Warum man kein eigenständiges Team braucht
Frage: "War es die richtige Entscheidung, dass Honda nur als Motorenhersteller zurückgekehrt ist, nicht aber als eigenes Team?"
Hasegawa: "Meiner Meinung nach ja. Ich bin sehr glücklich, dass wir ein Motorenlieferant sind, aber das ist nur mein persönlicher Standpunkt. McLaren ist ein gutes Team und ich habe viel Respekt vor ihnen, von daher bin ich ziemlich glücklich, dass wir hier sind. Wenn die Partnerschaft nicht so gut wäre, müssten wir vielleicht darüber nachdenken, ein eigenes Team zu haben. Aber wir haben eine gute Partnerschaft, von daher müssen wir gar nicht darüber nachdenken."
Frage: "Bislang hat es nicht den Eindruck gemacht, als hätten McLaren und Honda eine so gute Verbindung wie in den 80er-Jahren. Wann wird das der Fall sein?"
Hasegawa: "Ich denke, das liegt an den Ergebnissen. Wenn wir gute Resultate einfahren, dann wird die Partnerschaft besser. Ansonsten müssen wir uns gegenseitig mehr pushen, um nach vorne zu kommen."
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Frage: "Wie weit seid ihr von einem echten Durchbruch entfernt?"
Hasegawa: "Am Ende des Jahres müssen wir beweisen, dass wir ein sehr gutes Team sind. Man kann es auch so sehen: Wir starten von ganz unten, und wenn wir dann hochkommen, ist das eine sehr gute Story."
Frage: "Frustriert es euch, dass sich die Regularien dauernd ändern? Wir wissen nicht einmal, was 2017 kommen wird..."
Hasegawa: "Ich bin nicht in der Position, um über die FIA zu reden. Es ist aber schade, dass keine Stabilität herrscht. Stabilität ist ziemlich wichtig, und wir wollen uns nicht in die Politik einmischen. Einige Einschränkungen sind ziemlich wichtig, um das Budget einzuhalten und manche Dinge zu vereinfachen, aber wir hätten gerne stabile Regeln."
Zweites Team nicht in Sicht
Frage: "Wann könnt ihr ein zweites Team ausrüsten?"
Hasegawa: "Unsere oberste Priorität liegt darauf, mit McLaren zu gewinnen. Wir müssen aber die Formel 1 unterstützen, wenn ein Team aus einem erfindlichen Grund einen Motor wünscht. Im Moment sehen wir aber kein Team in dieser Situation. Wenn es so ein Team gibt, dann müssen wir das in Erwägung ziehen."
Frage: "Wollte nicht Red Bull im vergangenen Jahr euren Motor?"
Hasegawa: "Damals war ich noch nicht mit der Situation vertraut. Aber es gab zwei Probleme: Wir waren noch nicht bereit, um ihnen einen Motor zu liefern, weil wir zu schwach waren. Und wir wollten auch nicht gezwungen werden. Wenn wir unsere eigenen Verhandlungen führen können, dann können wir das vielleicht in Erwägung ziehen, wir wollen aber nicht zu etwas gedrängt werden."
Frage: "Es bestand auch die Möglichkeit eines Alternativmotors ab 2017. Würde Honda das als Negativpunkt sehen?"
Hasegawa: "Aus Herstellersicht sollte unser Motor schon einen Unterschied machen, ich verstehe aber auch, dass die Zuschauer nicht nur einen Motorenwettbewerb sehen wollen, von daher benötigen wir Einschränkungen. Gleichzeitig wäre ich aber glücklich, wenn es andere Motorenhersteller wie Cosworth geben würde."
Frage: "Aber aus welchem Grund sollten Hersteller in die Formel 1 kommen wollen?"
Hasegawa: "Die Formel 1 ist eine besondere Welt. Wir können dieser Gruppe nicht nur als Business beitreten. Man benötigt eine starke Motivation und Leidenschaft, um hier dabei zu sein. Honda besitzt zum Rennsport und zur Formel 1 eine starke Verbindung, und darum können wir das tun. Einige Honda-Leute denken, dass es aus wirtschaftlicher Sicht nicht gut ist, aber aus meiner Sicht ist es ziemlich wichtig für Honda."