• 19. Februar 2016 · 11:13 Uhr

Pat Symonds: FW38 eine Verbesserung des "effektiven" FW37

Williams-Technikchef Pat Symonds spricht über die Entwicklung des neuen FW38 und erklärt, warum das Auto besser sein soll als sein bereits gutes Vorgängermodell

(Motorsport-Total.com) - In der Formel-1-Saison 2015 belegte Williams zum zweiten Mal in Serie den dritten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Insgesamt vier Podestplätze sprangen für Felipe Massa und Valtteri Bottas im vergangenen Jahr heraus. In diesem Jahr möchte das Team aus Grove seinen Platz als erster Verfolger der Topfavoriten Mercedes und Ferrari festigen. Technikchef Pat Symonds verrät im Interview, warum der neue FW38 seinen "effektiven" Vorgänger überflügeln soll.

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Pat Symonds hofft, dass der FW38 die Schwächen seines Vorgängers ausbügelt Zoom Download

Bei der Entwicklung des neuen Autos, das sich optisch nicht sonderlich stark von seinem Vorgänger unterscheidet, stand vor allem die Performance bei niedrigen Geschwindigkeiten im Mittelpunkt. Außerdem spricht Symonds über die neuen Regeln der Saison 2016 und verrät, warum selbst er als "alter Hase" in der Formel 1 keine Prognose wagen möchte.

Frage: "Was ist das Konzept hinter dem FW38?"

Pat Symonds: "Der FW37 war ein ziemlich effektives Auto. Also haben wir uns darauf konzentriert, die Bereiche ausfindig zu machen, in denen wir uns noch verbessern können. Dabei sollen aber nicht die Attribute verlorengehen, die das Auto so effektiv gemacht haben. Es ist kein Geheimnis, dass der FW37 bei niedrigen Geschwindigkeiten nicht so stark war, wie bei hohem Speed."

"Also haben wir eine Menge Zeit in die Ursachenforschung investiert und Änderungen vorgenommen, von denen wir uns eine Verbesserung der Situation erhoffen. Außerdem haben wir uns die normalen physischen Hürden der Entwicklung angesehen, die während der Lebensdauer eines Autos immer auftreten. Diese Grenzen wollten wir nach hinten verschieben."

"Es ist kein Geheimnis, dass der FW37 bei niedrigen Geschwindigkeiten nicht so stark war."Pat Symonds
Frage: "Wann hat der Designprozess begonnen?"
Symonds: "Es ist immer schwierig, das genau zu beantworten, denn man diskutiert den Entwicklungspfad ständig mit den leitenden Ingenieuren. Mitte Januar 2015, bevor der FW37 überhaupt erstmals gefahren ist, hatten wir ein Treffen, bei dem wir uns durch eine Liste gearbeitet und die Bereiche ausgemacht haben, in denen sich der FW38 gegenüber seinem Vorgänger verbessern soll."

"Als der FW37 dann gefahren ist, konnten wie die Designrichtung, in die wir mit dem nächsten Auto gehen wollen, noch klarer erkennen. Parallel dazu begannen wir mit dem Layout der grundlegenden Architektur, damit wichtige Teile rechtzeitig fertig werden. In diese Kategorie fallen zum Beispiel das Monocoque und das Getriebe, denn beide Teile brauchen einige Zeit - nicht nur beim Design, sondern auch bei der strukturellen Analyse.


Der neue Williams FW38

Frage: "Was hält 2016 - abgesehen von den neuen Autos - für uns bereit?"

Symonds: "Nun, bei den technischen Regeln gibt es kaum Änderungen. Wie immer versuchen wir, die Sicherheit zu verbessern. Daher sind die seitlichen Cockpitwände nicht nur höher sondern auch signifikant stärker geworden. Auffälliger für die Zuschauer dürfte allerdings der etwas schärfere Sound der Motoren sein."

"Während des Winters haben wir durch einen verbesserten Verbrennungsprozess mehr Power bekommen. Alleine das wird bereits etwas mehr Lautstärke produzieren. Noch signifikanter ist aber vermutlich das Turbo-Wastegate, das nicht länger im Hauptauspuff mündet. Dadurch sollte der Antrieb nicht nur rund zwölf Prozent lauter werden, sondern hin und wieder auch für die dramatischen Geräusche sorgen, die wir alle mit den Turbomotoren verbinden."

Frage: "Technisch ändert sich also nicht viel. Was ist mit den sportlichen Regeln?"

Symonds: "Hier erwarten uns deutlich mehr Neuerungen, ganz besonders bei den Reifen. Bereits seit einiger Zeit ist klar, dass der Ausgang der Rennen sehr ähnlich sein wird, wenn die Regeln zu stark vorgeschrieben sind. Daher wurde die Entscheidung getroffen, eine fünfte Reifenmischung einzuführen."

"Diese befindet sich auf der weichen Seite des Spektrums ganz am Ende. Noch wichtiger ist allerdings, dass die Teams bei der Reifenwahl nun mehr Freiheiten erhalten. Ich denke zwar nicht, dass das eine weltbewegende Neuerung ist, aber sie birgt immerhin das Potenzial, hin und wieder für Überraschungen zu sorgen."


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Frage: "Wie wird es 2016 für Williams laufen?"

Symonds: "Das kann man nie so genau wissen, denn ganz egal, wie sehr du dich anstrengst und wie sehr du dich verbessert, im Sport ist alles relativ. Das bedeutet, dass unser Abschneiden in dieser Saison nicht nur von uns abhängt, sondern auch von unseren Gegnern. Bei Williams gehen wir ehrlich mit unseren Fehlern um und versuchen aus ihnen zu lernen. So wie beim Design des Autos analysieren wir bei uns im Team überall unsere Stärken und Schwächen."

"Ich bin schon zu lange in diesem Sport und falle nicht mehr darauf herein, irgendwelche Vorhersagen zu treffen."Pat Symonds
"Das hat dazu geführt, dass es 2016 operativ einige Veränderungen gibt. Es ist von außen nicht unbedingt sichtbar, aber sie sollten dafür sorgen, dass das Team besser mit diversen Szenarien, die im Rennsport auftreten können, zurechtkommen wird. Stabilität wird 2016 eine unserer großen Stärken sein. Man unterschätzt das schnell, aber wir haben die gleiche Fahrerpaarung und Kontinuität in unserem Ingenieursteam. So wollen wir schnell in Schwung kommen, was besonders deshalb wichtig ist, weil es vor der Saison nur acht Testtage gibt."

Frage: "Die Prognose für 2016 lautet also..."

Symonds: "Ich bin schon zu lange in diesem Sport und falle nicht mehr darauf herein, irgendwelche Vorhersagen zu treffen. In den vergangenen Jahren hat Williams seinen kompetitiven Geist zurückgewonnen, für den das Team so lange berühmt war. Das möchte ich ausnutzen, um uns progressiv nach vorne zu bringen. Gleichzeitig blicken wir mit einem Auge immer auf die Zukunft, denn 2017 könnten uns große Änderungen erwarten."

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