• 11. Oktober 2015 · 12:31 Uhr

Sainz-Teamchef Franz Tost: Warum es zum Horrorcrash kam

Der Toro-Rosso-Teamchef erklärt, wieso er seinem Piloten den Rennstart in Sotschi erlaubt und was die Unfallursache war: Auto überbremste, DRS war nie aktiviert

(Motorsport-Total.com) - Ein Einschlag mit 46g, eine gefühlte Ewigkeit unter der Streckenbegrenzung gefangen und einige Stunden im Krankenhaus: Dass Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz am Sonntag das Rennen in Sotschi bestreitet, grenzt an ein Wunder. 'Sky'-Experte Marc Surer räumt dem Spanier keine Chancen ein, einen Blumentopf zu gewinnen: "Das kann nicht viel werden - außer dass er sich selbst beweist, dass es geht." Teamchef Franz Tost erklärt im Interview, warum er dem Blitzcomeback dennoch zustimmte.

Foto zur News: Sainz-Teamchef Franz Tost: Warum es zum Horrorcrash kam

Carlos Sainz und Franz Tost diskutierten den Rennstart intensiv Zoom Download

Frage: "Franz, wie ist es, wenn der Fahrer aus dem Krankenhaus zurückkommt und fragt: 'Darf ich fahren?' Wie lange hat er gedrängt?"

Franz Tost: "Klar, er will natürlich das Rennen fahren. Aber ich habe zu ihm gesagt, er solle zuerst ins Medical-Centre. Wenn er dort alle Tests bestehen würde, würden wir uns noch einmal zusammensetzen. Wir hatten dann ein ausführliches Gespräch. Im Zuge dieses Gesprächs haben wir dann entschieden, dass er das Rennen bestreiten wird."

Frage: "Carlos sagt selbst, dass sein Nacken noch etwas steif sei. Was genau haben die Ärzte gesagt?"

Tost: "Die Ärzte haben festgestellt, dass er gesund ist. Es ist nichts gebrochen, es sind keine inneren Organe verletzt, er war immer bei Bewusstsein. Das ist das Wichtigste. Wenn er das Bewusstsein zu irgendeinem Zeitpunkt verloren hätte, hätte ich ihn sicher nicht starten lassen."

"Er hat aber alle Routinen richtig durchgeführt - auch den Motor richtig abgeschaltet und alle Bedienungen am Lenkrad richtig gemacht. Von daher wissen wir, dass er nach dem Unfall immer voll bei Bewusstsein war. Wir haben uns heute früh darüber unterhalten. Er hat ein bisschen einen verspannten Nacken, was aber kein Wunder ist. Er ist mit 46g eingeschlagen. Das zeigt irgendwo seine Wirkung. Aber ich bin davon überzeugt, dass er das Rennen bestreiten kann."


Fotostrecke: Horror-Crash von Carlos Sainz

Frage: "Es war nicht genau zu erkennen, warum das Auto ausgebrochen ist. Was habt ihr herausgefunden?"

Tost: "Das ist eine längere Story. Er hatte zuvor einen Longrun mit den weicheren Reifen gefahren, dann auf die härtere Mischung gewechselt. Er ist rausgefahren - immer ohne DRS. Er ist Longruns gefahren, eine Rennsimulation. Da wird das DRS nicht genutzt. Ich habe gelesen, es hätte nicht geschlossen. Aber das ist völlig falsch. Der Flügel war nie aktiviert."

"Er ist auf Kurve 13 zugefahren und hat vorher die Bremsbalance etwas verstellt. Ein wenig mehr auf die Hinterachse. Das vielleicht ein bisschen zu viel. Vielleicht war der Bremsdruck etwas zu groß. Dadurch haben die Hinterräder etwas blockiert und er hat das Auto verloren, bei etwa 307 km/h. Er ist dann mit dem linken Vorderrad gegen die Wand geprallt, da hat er noch circa 207 km/h gehabt. Dann ist er zur Absperrung geschlittert und dort mit 46g eingeschlagen. Leider ist er unten durch: Das war das, was alles so schlimm gemacht hat. Oder so schlimm hat aussehen lassen. Das Auto und er sind verschwunden, wir hatten keinen Funkkontakt mehr, weil es alle Kabel runtergerissen hat. Das waren eigentlich die schlimmsten Momente."

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