• 09. Oktober 2015 · 07:18 Uhr

Romain Grosjean zu Haas: Renault hat zu lange gewartet

Romain Grosjean verrät im Interview, dass Renault schon in Monaco die Formel-1-Rückkehr bekannt geben wollte, ihn dann aber zu lange warten hat lassen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Romain, du wirst 2016 für Haas fahren. Was hat dich dazu bewogen?"

Romain Grosjean: "Meine Beziehung zu Günther Steiner und Gene Haas ist sehr unkompliziert und gut. Gene ist mit seiner Maschinenbau-Firma sehr erfolgreich, hat diese aus dem Nichts aufgebaut und zu einem der größten Unternehmen auf dem Markt gemacht. Er kennt sich im Motorsport aus, stammt aus der NASCAR, hat schon viel gelernt. Mit Stewart hat er die Meisterschaft zweimal gewonnen. Sie legen ihren Einstieg in die Formel 1 sehr intelligent an. Die Partnerschaft mit Ferrari ist gut durchdacht. All das zusammen ist eine gute Perspektive."

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Romain Grosjean war einem Verbleib bei Renault ursprünglich nicht abgeneigt Zoom Download

Frage: "Trotzdem ist es ein Risiko. Warum gehst du es ein?"

Grosjean: "Ich habe Vor- und Nachteile gegenübergestellt. Alles, was Gene bisher angepackt hat, war am Ende erfolgreich. Sie gehen sehr intelligent vor. Ich glaube an das Projekt."

Frage: "Und Ferrari, hat das eine Rolle gespielt für dich?"

Grosjean: "Dass sie als Partner da sind, sollte bedeuten, dass die gravierendsten Probleme ausbleiben werden, die neue Teams normalerweise haben. Wir sollten von Anfang an bereit sein."

Reaktionen in Frankreich gemischt

Frage: "Wie war die Reaktion in Frankreich, als bekannt wurde, dass du zu einem amerikanischen Team wechselst?"

Grosjean: "Nicht alle waren glücklich. Ich habe meinen Fans auf Facebook einige Fragen beantwortet. Eine der Fragen war, warum ich zu Haas gehe und ob ich dabei an meine Familie gedacht habe. Meine Antwort war: 'Ja, ich spreche mit meiner Frau, mit ein paar guten Freunden - aber letztendlich bin ich derjenige, der die Entscheidung trifft.' Die wussten es natürlich."

"Die Fans hätten sich gefreut, einen französischen Fahrer in einem französischen Formel-1-Team zu sehen, aber sie verstehen auch, dass das eine aufregende neue Herausforderung ist, die zum Erfolg führen kann. Und letztendlich wollen sie in erster Linie einen französischen Fahrer ganz oben auf dem Podium sehen."

Frage: "Haas hat einen Standort in Europa, einen in den USA. Das wird stressiger für dich."

Grosjean: "Halb so wild. Ich lebe in Genf, und sie haben einen Standort in Italien und einen in England. In den Staaten ist eine große Fabrik, aber dort befinden sich nur CFD-Einrichtungen und ein Teil des Teammanagements. Mir ist es egal, ein paar Mal in die USA zu fliegen, denn ich mag das Land. Aber ich glaube nicht, dass ich allzu viel Zeit dort verbringen werde."


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Sotschi

Frage: "Weißt du schon, welche Farbe dein Rennoverall haben wird?"

Grosjean: "Keine Ahnung. Das entscheidet Gene Haas, aber er hat sich noch nicht festgelegt, soweit ich weiß."

Frage: "In einem französischsprachigen Interview hast du gesagt, dass du lange auf ein Renault-Angebot gewartet hast, das aber nie gekommen ist. Dann hast du dich für Haas entschieden. Hat es danach noch Kontakte zu Renault gegeben?"

Grosjean: "Es war ein bisschen anders. Renault wollte ursprünglich schon im Mai in Monaco die Rückkehr in die Formel 1 bekannt geben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht mit Haas gesprochen. Dann passierte in Monaco nichts, die Sommerpause zog vorbei, plötzlich war September."

"Ich hatte Günther Steiner am Telefon. Er hat mir das Projekt erklärt und mir gesagt, dass sie mich im Team haben wollen. Da habe ich gesagt: 'Ja, das sieht sexy aus.' Renault hat vom ersten Tag an gewusst, dass ich zwei Optionen habe. Ich habe ihnen auch gesagt, dass ich gehe, bevor es öffentlich wurde. Wenn Renault früher auf mich zugegangen wäre, dann hätte sich diese Situation nie ergeben, denn zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine andere Option. Aber ich halte Haas für eine sehr gute Option für mich."

Finanzielle Lage bei Lotus unverändert

Frage: "Lotus steckt in finanziellen Problemen, es gab sogar Gerüchte, dass das Team gar nicht nach Sotschi kommen würde. Beeinflussen diese Dinge deine Stimmungslage?"

Grosjean: "Nein. Für die Jungs ist es schwieriger, die Fracht ist hier wieder zu spät gekommen - aber wir sind bereit für das Rennwochenende. In Suzuka wurde viel darüber berichtet, dass wir keine Hospitality hatten, aber wir haben uns halt auf das Rennen konzentriert - und wir haben beide Autos in die Punkteränge gebracht. Sotschi sollte auch eine gute Strecke für uns sein. Wir nehmen das Wochenende, wie es kommt."

Frage: "Ihr holt regelmäßig Punkte, wart in Spa-Francorchamps sogar auf dem Podium. Rein sportlich betrachtet läuft es einigermaßen nach Plan, nicht wahr?"

Grosjean: "Ja, schon. Natürlich würden wir das Auto gern schneller weiterentwickeln, aber die Basis war vom ersten Tag an gut, sodass das Auto immer noch gut funktioniert. Alle arbeiten hart daran, es für die letzten Rennen noch besser zu machen."

Frage: "Besteht die Chance, das Podium von Spa-Francorchamps in Sotschi zu wiederholen?"

Grosjean: "Das Streckenlayout ist ähnlich, es sollte also ganz gut laufen. Wir müssen allerdings einen Weg um die neuen Druckvorgaben von Pirelli finden, denn die sind nicht gut für uns. Aber ich glaube, dass das Auto gut funktionieren wird."


Romain Grosjean bei der Haas-Vorstellung

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Frage: "Wenn ein Team in finanziellen Problemen steckt, wirkt sich das manchmal auch auf die Sicherheit aus, weil mit veralteten Teilen gefahren wird. Bist du besorgt?"

Grosjean: "Tatsache ist, dass wir dieses Jahr schon einige Defekte hatten, weil die Teile veraltet waren. Aber was die Sicherheit angeht, vertraue ich dem Team hundertprozentig. Wenn das Auto nicht sicher wäre, würden sie mich nicht aus der Box lassen. Da können wir uns auf sie verlassen."

Frage: "Renault hat bisher nur eine Absichtserklärung abgegeben. Kannst du dir darauf einen Reim machen?"

Grosjean: "Nein. Das weiß niemand."

Frage: "Wie ist die Atmosphäre unter den Ingenieuren, wächst der Frust?"

Grosjean: "Nein. Das sind Racer, die wollen auf die Strecke gehen und eine gute Leistung bringen. Alles andere lassen sie am Rennwochenende zu Hause."

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