• 17. Mai 2015 · 08:06 Uhr

Max Verstappen im Interview: "Papa ist emotionaler als ich"

Der 17-jährige Toro-Rosso-Rookie Max Verstappen exklusiv: Warum er nie an der Karriere zweifelte, wo er Schwächen hat und weshalb er nicht Belgier ist

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen ist die Überraschung des Saisonauftakts. Der erst 17-jährige Sohn von Ex-Formel-1-Pilot Jos Verstappen glänzte bislang nicht nur mit seinem Tempo, sondern agierte auch in Zweikämpfen wie ein alter Hase. Der sonst so kritische Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko, der ihn schon vor dem Formel-1-Debüt mit Ayrton Senna verglich, schwärmt vom Niederländer und hält ihn derzeit für besser als die Piloten des Red-Bull-A-Teams. Gründe genug, Verstappen zum Exklusivinterview zu bitten. Darin verrät er, warum er keine Sekunde an der Karriere zweifelte, wie er selbst seinen Saisonauftakt benotet und warum er sich trotz Staatsbürgerschaft nicht als Belgier fühlt.

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Max Verstappen verblüfft mit seinem sensationellen Einstieg die Formel 1 Zoom Download

Frage: "Max, vor dem Formel-1-Einstieg gab es viel Kritik. Die Leuten meinten, du bist zu jung für die Formel 1. Jetzt ist jeder begeistert von deinen Rennen, von deinen Überholmanövern. Bist du überrascht über den raschen Meinungsumschwung?"

Max Verstappen: "Ich habe immer an mich geglaubt - und gesagt, dass jeder seine Meinung haben kann, aber dass es nun an mir liegt, sie Lügen zu strafen. Derzeit befinde ich mich auf einem guten Weg, und hoffentlich können wir so weitermachen."

Frage: "Bei Mika Häkkinen ist dir das bereits gelungen. Er hat dich kritisiert, aber du hast ihn mit deinen Leistungen überzeugt. Freut dich das, oder konzentrierst du dich nur auf dich selbst?"

Verstappen: "Es ist eine gute Sache. Ich habe mich in den Rennen bislang gut geschlagen, und es ist immer gut, wenn Leute ihre früheren Schlüsse überdenken müssen. Das freut mich also schon."

Frage: "Du wirkst sehr ruhig, sehr konzentriert. Macht es dich nicht nervös, dass du jetzt Formel-1-Fahrer bist?"

Verstappen: "Nein, ich versuche einfach, ruhig zu bleiben. Das ist glaube ich sehr wichtig - vor allem in dieser Welt, die teilweise sehr hektisch sein kann. Ich konzentriere mich einfach auf meine Arbeit, denn es ist das wichtigste, auf der Strecke gute Arbeit zu leisten."

Frage: "Bist du so entspannt wie in der Formel 3?"

Verstappen: "Ja, das ist sehr wichtig."

Frage: "In der Schule gab es zwei Mal im Jahr Zeugnisverteilung. Welches Zeugnis würdest du dir nach den ersten Rennen geben?"

Verstappen: "Ich würde sagen sieben oder acht von zehn. Es ist derzeit nicht so einfach, alles im Qualifying hinzukriegen, die letzten Zehntel aus den Reifen und dem Auto herauszuquetschen. Ich sammle aber Erfahrung, verbessere mich ständig. Und daraus lernt man. Das war eine der größten Herausforderungen. Am Ende gibt es die Punkte aber fürs Rennen, und die Rennperformance war bislang nicht schlecht."

"Ich bin nie zufrieden. Es gibt immer viel Spielraum für Verbesserungen."Max Verstappen
Frage: "Bist du immer so hart zu dir selbst?"
Verstappen: "Ich bin nie zufrieden. Es gibt immer viel Spielraum für Verbesserungen. China war ein gutes Rennen, aber selbst dort hätte das Qualifying viel besser sein sollen."

Frage: "Bist du nicht zufrieden, es in die Formel 1 geschafft zu haben?"

Verstappen: "Ja, ich bin froh, dass ich hier bin."

Frage: "Seit China fährst du aggressiver, suchst den Zweikampf. Steckt da ein Plan dahinter?"

Verstappen: "Am Anfang des Jahres will man nicht zu viele Risiken nehmen, denn die Leuten fangen dann an zu reden. Da will man keine Fehler machen, und das ist gelungen. Ab China ging es dann darum, vorne um Punkte zu kämpfen, und deswegen habe ich dann mehr Risiko genommen."

Frage: "Denkst du im Rad-an-Rad-Duell daran, was passieren könnte, an einen möglichen Crash?"

Verstappen: "Nein, nicht wirklich. Man ist einerseits immer vorsichtig, aber man spürt schon, wenn man am Limit ist. Das ist etwas ganz Natürliches..."

Frage: "Hast du dieses Gefühl im Formel-1-Boliden bereits entwickelt?"

Verstappen: Ja, klar spürt man, wenn man am Limit ist. Und dann geht es einfach darum, das Rutschen des Autos für dich zu nutzen."

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Jos Verstappen steuer die Karriere seines Sohnes seit Kindheitstagen Zoom Download

Frage: "Dein Vater hat sich in Melbourne in der Box wirklich geärgert, als dein Motor hochging. Ist er emotionaler als du?"

Verstappen: "Es tut immer weh, wenn man seinen ersten Grand Prix fährt, in den Punkterängen liegt und dann ausscheidet. Ich verstehe da die Emotionen meines Vaters. Er ist aber generell vielleicht ein bisschen emotionaler als ich."

Frage: "Vertraust du den Ratschlägen deines Vaters immer?"

Verstappen: "Er hat mir geholfen, hierher zu kommen, also sind seine Ratschläge für mich sehr nützlich. Außerdem hat er das alles ja schon selber erlebt. Er weiß, wovon er spricht."

Frage: "Fragst du ihn auch manchmal nach seinem Rat?"

Verstappen: "Natürlich. Im Go-Kart-Sport haben wir alles gemeinsam gemacht. Wir haben ein sehr enges Verhältnis."

Frage: "Gab es eine Zeit, in der du aufhören und alles hinschmeißen wolltest?"

Verstappen: "Nein. Ich genieße es immer noch so sehr wie am ersten Tag."

Frage: "Hast du nicht einmal als rebellisches Kind gesagt, dass du genug hast? Hattest du nie einen Plan B?"

Verstappen: "Wenn man immer voll dahintersteht, dann hat man am meisten Erfolg."

"Aufhören? Wenn man immer voll dahintersteht, dann hat man am meisten Erfolg."Max Verstappen
Frage: "Eine andere Frage: Wie sieht es denn jetzt mit dem Führerschein aus?"
Verstappen: "Ich habe einen provisorischen Führerschein, und wenn ich 18 bin, dann bekomme ich meinen richtigen Führerschein. Ich muss mich also noch ein bisschen gedulden."

Frage: "Hast du die Prüfung bestanden?"

Verstappen: "Ja, die theoretische. Die praktische Prüfung steht noch bevor."

Frage: "Die praktische Prüfung wird für dich sicher sehr schwierig..."

Verstappen: "(lacht) Wir werden sehen. Es könnte sein."

Frage: "Hattest du schon Fahrstunden?"

Verstappen: "Nein, die muss ich noch machen."

Frage: "Hast du schon eine Idee, was du dem Fahrlehrer beibringen könntest?"

Verstappen: "Ich werde nicht versuchen, den Fahrlehrer zu beeindrucken. Ich bin sehr entspannt, und dann habe ich es hoffentlich hinter mir."

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Verstappen behauptet sich gegen die Topstars, hat aber keinen Führerschein Zoom Download

Frage: "Es gibt Diskussion über deine Nationalität..."

Verstappen: "Ich bin Niederländer."

Frage: "100-prozentig?"

Verstappen: "Nun ja, meine Mutter ist Belgierin, aber ich sehe mich als Niederländer. Ich habe mein ganzes Leben mit Niederländern verbracht. Ich habe zwar in Belgien gelebt, wurde dort geboren, aber war dort nur über Nacht zum Schlafen. Sobald ich wach war, machte ich mich auf den Weg in die Niederlande, traf dort meine Freunde. Ich habe mehr soziale Kontakte mit Niederländern. Außerdem habe ich eine niederländische Rennlizenz und beide Reisepässe."

Frage: "Hast du bessere Erinnerungen an die Niederlande?"

Verstappen: "Nicht unbedingt bessere, aber einfach mehr Erinnerungen. Ich wurde als Niederländer aufgezogen, und deswegen fühle ich mich dem Land zugehöriger."

Frage: "Wenn die Niederlande im Fußball gegen Belgien spielt..."

Verstappen: "Also da ist die Sache klar: Niederlande - 100-prozentig."

Frage: "Deine Schwester Victoria fährt auch schon Rennen..."

Verstappen: "Sie trainiert bisher nur, sie fährt noch keine Rennen. Sie beginnt also erst. Wir hatten bisher nie genug Zeit dafür, aber jetzt kriegt sie ihre Chance. Wir lassen es langsam angehen. Vielleicht fährt sie in ein paar Jahren Rennen."

Frage: "Ist sie ambitioniert?"

Verstappen: "Ja. Und sie ist sehr beeindruckend. Für ein Mädchen."

Frage: "Übt sie bereits auf der PlayStation?"

Verstappen: "Nein, am Computer macht sie sich lieber über Make-Up schlau. Aber im Go-Kart ist sie sehr motiviert, und in Anbetracht der kurzen Zeit, die sie jetzt fährt, ist sie schon recht schnell."

Frage: "Und sie ist aggressiv..."

Verstappen: "Ja, und genau darauf kommt es an."

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