• 18. April 2015 · 17:40 Uhr

Gerhard Berger: "Nico muss einen kühlen Kopf behalten!"

Gerhard Berger gibt Nico Rosberg Tipps für den Umgang mit der schwierigen Situation und zieht Vergleiche zu ähnlichen Begebenheiten der Geschichte

(Motorsport-Total.com) - Erst kürzlich hatte Gerhard Berger Nico Rosbergs teaminterne Situation mit seiner eigenen gegen Ayrton Senna verglichen. Im Interview spricht der Österreicher nun darüber, wie der Deutsche seinen Kopf wieder aus der Schlinge ziehen kann, und er analysiert die neue Stärke von Ferrari und Sebastian Vettel.

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Gerhard Berger sagt, dass Nico Rosberg nicht so emotional werden darf Zoom Download

Frage: "Gerhard, wie siehst du das Erfolgsduo, das sich dort bei Ferrari gefunden hat?"

Gerhard Berger: "Natürlich habe ich das beobachtet und war selbst überrascht, dass Ferrari in der kurzen Zeit über den Winter doch einen Riesenschritt nach vorne gemacht hat. Vor allem auf der Motorenseite haben sie sehr gut nachgelegt."

"Wir kennen Sebastian natürlich sehr gut: Wenn er die Chance wittert, dann setzt er es um. Das ist natürlich erfreulich für die Formel 1, dass nicht nur ein Alleingang von Mercedes da ist, sondern dass Ferrari ein bisschen in die Suppe spuckt. Wobei man natürlich schon sagen muss, dass der Abstand immer noch sehr groß ist. Der Ferrari ist aber ein bisschen besser auf den Reifen, und sie kommen näher. Im Rennen sind sie vielleicht da und dort ins der Lage, Druck auszuüben."


Fotostrecke: GP China, Highlights 2015

Frage: "Nico Rosberg hat hingegen bislang drei Niederlagen gegen Lewis Hamilton einstecken müssen. Du hast 1990 eine ähnliche Situation mit Ayrton Senna gehabt. Wie war das bei dir damals?"

Berger: "So was ist wahnsinnig schwierig, aber es überrascht mich nicht, weil Lewis durch den Gewinn der Weltmeisterschaft Extraflügel bekommen hat. Er hat Rückenwind und nun schon wieder drei gute Rennen hingelegt - deswegen läuft derzeit alles ein bisschen für ihn."

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Der Österreicher sieht die Mercedes-Jungs auf Augenhöhe Zoom Download

"Langsam ist es so, dass der ein oder andere im Team auch etwas mehr zu Lewis schaut, und das muss Nico balancieren und dagegenhalten. Das ist wahnsinnig schwierig. Aber im vergangenen Jahr hat Nico mehr Pole-Positions eingefahren, obwohl Lewis als Schnellster über eine Runde bekannt war. Das war eine Riesenleistung."

"Und wenn ich auf China schaue, dann war die Rundenzeit bis auf ein paar Tausendstel dieselbe. Und im Rennen kann Lewis bei nur vier Sekunden Vorsprung auch sagen, dass er auf seine Reifen aufgepasst hat, aber die beiden fahren auf ähnlichem Niveau. Trotzdem hat Lewis derzeit die Nase vorne."

Frage: "Nico wurde vorgeworfen, dass er sich zu wenig wehrt. In China hat er nun das Gegenteil gemacht und Lewis öffentlich angegriffen. War das die richtige Strategie?"

Berger: "Natürlich nicht. Wir sind alle Menschen und reagieren alle unterschiedlich in schwierigen Situationen. Jetzt geht es darum, dass er einen kühlen Kopf behält. Aber das kann der Nico! Er wird sehr viel darüber nachgedacht haben, was er gesagt hat und ob ihm das gut getan hat oder nicht."

"Das Wichtige ist, zu sagen: 'Wie ist meine Situation? Wie kann ich trotzdem den Lewis schlagen?'. Wir erinnern uns an die Weltmeisterschaft, wie der neue Superstar Alain Prost aufgetreten ist. Und Niki Lauda hat ihn um einen halben Punkt geschlagen, weil er gesagt hat: 'Okay, ich werde jetzt noch einmal Zweiter und noch einmal Zweiter. Und jetzt hat Alain ein technisches Problem oder keinen guten Tag - ich gewinne!'. Zum Schluss war er einen halben Punkt vorne."

"Noch mehr können wir uns daran erinnern, wie Alain Prost Ayrton Senna geschlagen hat - auch in einer Weltmeisterschaft, in der die Karten alle für Senna gemischt waren. Das geht, und das muss Nico jetzt ganz konsequent umsetzen. Er darf keine Emotionen zeigen, sondern muss sagen: 'Okay, heute war der zweite Platz für mich das Beste. Morgen kommt vielleicht der Sieg!'"

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