Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Helmut Marko: Renault muss wieder Freude haben
Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko schlägt in der Auseinandersetzung mit Renault versöhnliche Töne an und appelliert für Geschlossenheit
(Motorsport-Total.com) - Nachdem sich Red Bull und Renault nach dem enttäuschenden Formel-1-Saisonauftakt heftig verbale Scharmützel geliefert hatten, schlägt Helmut Marko im Vorfeld des Rennens zum Großen Preis von Malaysia versöhnliche Töne an und appelliert im Interview für Geschlossenheit und ein konstruktives Arbeitsklima. In der Diskussion über den Motorenvorteil von Mercedes meint der Red-Bull-Motorsportchef, man dürfe die Marke mit dem Stern nicht "unvernünftig bestrafen".
Frage: "Herr Marko, haben die klaren Worte das Team vielleicht auf beiden Seiten aufgeweckt oder was war der Grund für den Erfolg gestern?"
Helmut Marko: "Ich glaube in Australien gab es für beide Seiten, sowohl für Renault als auch für Red Bull, ein katastrophales Wochenende, das bei weitem nicht den Erwartungen und Versprechungen entsprochen hat. Dementsprechend waren auch die emotionalen Reaktionen. Nur so kommt man nicht weiter."
"Wir haben und in den 14 Tages dazwischen mehrmals an den Tisch gesetzt und haben einen Weg gefunden, wie wir aus dieser Situation herauskommen und haben die Aufgabenteilung klar fixiert: Was macht Renault, was macht Red Bull? Grundsätzlich wird die Motorenseite aber von Renault geführt, und wo wir unterstützend eingreifen können, werden wir es tun. Und der erste Erfolg ist hier Gott sei Dank schon sichtbar. Das reicht aber bei weitem nicht aus, wir müssen weiter hart arbeiten, damit dort hinkommen, wo wir hingehören. Das ist an die Spitze."
Frage: "Christian Horner hat gesagt: 'Der Motor ist unfahrbar.' Adrian Newey hat gesagt: 'Renault bekommt es nicht hin.' Von Renault kam der Konter: 'Es ist hart mit einem Team zusammenzuarbeiten, das lügt.' Kann man so in Zukunft erfolgreich zusammenarbeiten?"
Marko: "Nein, so kann man nicht. Zu diesen Äußerungen muss man schon sagen, dass das durch diese modernen Medien wieder verzerrt wurde und die ursprünglichen Aussagen anders waren."
"Aber es gingen die Emotionen hoch, und wie ich meine zurecht hoch. Wir haben jetzt einen Modus vivendi gefunden. Wir sind ja keine Liebesbeziehung, wir sind eine Geschäftsbeziehung, und auch hier müssen die Zwischentöne stimmen, aber vor allem das Arbeitsklima. Und das ist jetzt hergestellt. Wir können nur hoffen, dass wir so schnell wie möglich vorwärts kommen."
Renault-Ausstieg nicht vor Ende 2016
Frage: "Abiteboul (Cyril, Renault-Sport-Geschäftsführer; Anm. d. Red.) hat vorgestern auf der Pressekonferenz gesagt, es sei sogar möglich, dass Renault aussteigen könnte aus der Formel 1. Was würde das für Red Bull bedeuten?"
Marko: "Wir sprechen mit Renault über verschiedene Szenarien. Wenn wir keinen Motor haben, wird es für uns natürlich schwer, weiterhin teilzunehmen. Ich glaube, dieses Ausstiegsszenario gilt aber erst für 2016."
"Darum sollte man sich von allen Beteiligten, also nicht nur von Red Bull und Renault, sondern auch von Seiten der FIA und der Inhaber der kommerziellen Rechte Gedanken machen, wie ein Konzern wie Renault wieder die notwendige Freude und vor allem das nötige Preis-Leistungs-Verhältnis vorfindet, damit die Formel 1 für einen Konzern Sinn macht."
Frage: "Wenn man dieses Szenario durchspielt, ist es schwer vorstellbar, dass Mercedes Red Bull gerne einen Motor liefert, Ferrari ebenfalls. Honda ist exklusiv an McLaren gebunden. Braucht die FIA oder die Formel 1 eine Garantieregelung, damit Kundenteams sicher einen Motor haben?"
Marko: "Das Beste wäre, wenn ein unabhängiger Motorenhersteller, so wie das seinerzeit Cosworth war, vorhanden wäre. Aber das Problem ist die Komplexität dieser Antriebseinheit und die damit verbundenen Kosten."
Großer Preis von Malaysia - Sonntag
Nico Hülkenberg (Force India) und Daniil Kwjat (Red Bull) Galerie
"Am Beispiel von Honda sieht man, wie schwierig es ist, einen Entwicklungs- oder Konstruktions-Rückstand in absehbarer Zeit aufzuholen. Da muss man einen Weg gehen, bei dem diejenigen, die wie Mercedes einen super Job gemacht haben, nicht unvernünftig bestraft, die anderen aber eine Chance haben, wenn schon nicht gleichzuziehen dann zumindest in die Nähe zu kommen. Und das bei Kosten, die vertretbar sind."
Frage: "Ferrari sieht ziemlich gut aus im Vergleich zu Mercedes, zumindest gestern in der Qualifikation. Ist der Motorvorsprung von Mercedes für Ferrari und auch für Renault aufholbar?"
Marko: "Ferrari ist hier sehr stark. Die haben auch vom Reifenverschleiß her ein sehr gutes Auto, das sehr schonend umgeht. Sebastian Vettel liebt diesen Kurs, hier war er im vergangenen Jahr zum einzigen Mal schneller als Ricciardo. Und sie haben ohne Frage einen großen Sprung mit dem Motor gemacht."
"Aber unter regulären Verhältnissen sind sie immer noch mehr als eine halbe Sekunde von Mercedes weg. Das reicht nicht aus. Hier kann es ganz eng werden, aber das sind die hohen Temperaturen und diesem spezifischen Kurse. Was wir so mitgekriegt haben, hat Mercedes nicht die optimale Abstimmung gefunden, ähnlich wie wir. Aber am generellen Kräfteverhältnis hat sich noch nichts geändert, auch wenn Vettel hier durch gute Umstände gewinnen könnte."