Lewis Hamiltons Ziele für 2015: Mehr Siege und mehr Spaß
Lewis Hamilton wünscht sich für 2015, dass Mercedes nicht länger in seiner eigenen Liga fährt - Der Formel 1 will der 30-Jährige noch viele Jahre erhalten bleiben
(Motorsport-Total.com) - In der Saison 2014 holte Lewis Hamilton endlich seinen zweiten WM-Titel in der Formel 1. Sechs Jahre hatte der Brite auf diesen Erfolg warten müssen, nachdem er 2008 noch im McLaren seine erste Weltmeisterschaft eingefahren hatte. 2015 möchte der mittlerweile 30-Jährige seinen Titel natürlich verteidigen, allerdings steht der Erfolg für den Mercedes-Piloten im neuen Jahr nicht an oberster Stelle.
© xpbimages.com
Lewis Hamilton wünscht sich für die neue Saison auch Gegner aus anderen Teams Zoom Download
Im Interview mit 'Laureus.com' verrät der zweimalige Champion, dass er nicht auf einen erneuten Zweikampf mit Nico Rosberg hofft. Vielmehr wünscht sich Hamilton, dass die Konkurrenz in diesem Jahr einen Schritt nach vorne macht und dadurch wieder offenere Rennen ermöglicht. Denn laut eigener Aussage hat der Brite dann am meisten Spaß, wenn er sich in einem Rennen gegen möglichst viele Gegner behaupten kann.
Frage: "Lewis, was sind deine Gedanken, wenn du jetzt auf 2014 zurückblickst?"
Lewis Hamilton: "Ich denke, 2014 war definitiv eines meiner besten Jahre, wenn nicht sogar das beste Jahr meiner Karriere. Es war ein außergewöhnliches Jahr, in dem das Team alles gegeben und beim Auto einen fantastischen Job gemacht hat. Wir hatten einige Höhen und Tiefen."
"Es war keinesfalls ein einfaches Jahr, es war eine echte Herausforderung für uns. Auch wenn wir die meiste Zeit an der Spitze des Feldes und vor allen anderen lagen, so war es trotzdem eine Herausforderung für uns, uns anzustrengen und uns permanent zu verbessern. Aber dieses Jahr wollen wir noch besser sein, wir wollen in dieser Saison noch mehr dominieren."
Mercedes: Road to 2015 - Episode 6
Die Mercedes-Vorbereitungen auf die Saison 2015 Weitere Formel-1-Videos
Frage: "Zwischendurch hast du einmal sechs von sieben Rennen gewonnen. Hattest du schon einmal so einen Lauf?"
Hamilton: "Ja, den hatte ich. Es war nicht so etwas Besonderes wie in der Formel 1, aber ich glaube, dass es in der Formel Renault oder der Formel 3 war, als ich in einem Jahr 17 von 20 Rennen oder so gewonnen habe. So eine Erfahrung habe ich also schon einmal gemacht."
Hamilton will das Leben genießen
Frage: "Du bist jetzt 30. Blickst du nach vorne und hast ein klares Ziel, wie viele WM-Titel du gewinnen möchtest, oder denkst du im Leben und im Sport einfach nur von Tag zu Tag?"
Hamilton: "Natürlich schaue ich nach vorne und versuche mir vorzustellen, wie mein Leben in Zukunft aussehen wird. Aber ehrlich gesagt lebe ich mein Leben schon eher von Tag zu Tag, denn ich glaube, dass man nie wissen kann, wann sein letzter Tag gekommen ist. Es könnte alles vorbei sein, also will ich sicherstellen, dass ich alles was ich tue so sehr wie möglich genieße. Egal ob bei der Arbeit oder im privaten Bereich."
"Natürlich hoffst du immer, dass dein Leben weitergeht, aber niemand weiß tatsächlich, wann es vorbei ist. Ich habe das Glück, diese unglaubliche Karriere und dieses unglaubliche Leben zu haben, diese Familie und gute Leute um mich herum. Also möchte ich das genießen. Ich will es ergreifen und ausnutzen, denn es gibt so viele junge Leute auf der Welt, die liebend gerne das machen würden, was ich tue."
Fotostrecke: Alle Mercedes-Präsentationen
1999: Was heute das Werksteam von Mercedes ist, fing einst als BAR-Rennstall an, der kurz vor der Jahrtausendwende aus Tyrrell hervorgegangen ist. Beim Launch 1999 verblüfft das Team: Die beiden Boliden von Jacques Villeneuve und Ricardo Zonta sehen komplett unterschiedlich aus. Die FIA schiebt einen Riegel vor und BAR lässt einfach beide Autos im Reißverschluss-Design verschmelzen. Fotostrecke
Frage: "Also hast du kein Ziel und sagst zum Beispiel: 'Mit 35 werde ich aufhören.' Du machst einfach so lange weiter, bis du keine Lust mehr hast?"
Hamilton: "Nein, ich denke, wenn ich das Glück habe, meine Formel-1-Karriere komplett ausschöpfen zu können, dann habe ich noch gut sieben oder acht Jahre vor mir - Ich bin ja gerade erst 30 geworden."
Rekorde spielen keine Rolle
Frage: "Hat es dir etwas bedeutet, Nigel Mansells britischen Rekord von 31 Grand-Prix-Siegen zu übertreffen?"
Hamilton: "An so etwas denke ich eigentlich nicht. Wenn ich ein Rennen gewinne, dann denke ich mir nicht: 'Hey, das sind jetzt 30 oder wie viele auch immer.' Ich zähle da nicht mit. Jeder Rennsieg fühlt sich wie der erste an. Es ist jedes Mal anders, aber es ist natürlich toll, wenn man einen legendären Piloten wie Mansell trifft und er zu dir kommt und dir für das nächste Rennen Glück wünscht, was das Rennen ist, in dem du ihn bei einem Sieg übertreffen würdest. Das ist ziemlich cool."
"Aber trotzdem bin ich niemand, der besonders auf Statistiken achtet. Wenn man mich daran erinnert, dann ist das ein ziemlich surreales Gefühl, denn ich erinnere mich noch immer daran, wie ich die Rennen zuhause schaute, als Michael (Schumacher) all seine Titel gewann. Ich saß da und dachte mir: 'Oh, ich hoffe, dass ich einiges Tages gegen diese Jungs fahren kann, wenn ich weiter so arbeite.' Jetzt denke ich mir: 'Hier bin ich jetzt.' Ich hatte so eine tolle Zeit in der Formel 1, ich muss mich jeden Tag kneifen."
Hamilton: "Momentan fühle ich mich ziemlich entspannt. Ich bin immer bereit zu fahren. Seit ich acht Jahre alt bin, bin ich mein ganzes Leben Rennen gefahren, also zwei Drittel meines Lebens. Dieses Jahr fühle ich mich gut. na ja, ehrlich gesagt weiß man zu diesem Zeitpunkt des Jahres eigentlich gar nicht, wie man sich fühlt. Ich fühle mich frisch und fit. Ich will so gut fahren wie im vergangenen Jahr, aber ich will noch besser sein. Ich hoffe, dass wir ein gutes Paket und einige gute Rennen haben werden. Ich bin einfach dankbar, dass ich wieder fahren kann."
2015 wieder mehr Gegner?
Frage: "Was denkst du, wer in diesem Jahr deine Gegner sein werden? Vermutlich Nico Rosberg, weil er das gleiche Material hat?
Hamilton: "Man kann nur raten, aber es sind die gleichen Tipps wie in jedem Jahr. Es sind die gleichen Top-Teams wie immer. Es ist eine Evolution. Die Autos werden eine Evolution der Wagen aus dem vergangenen Jahr sein, also werden wir gegen die gleichen Leute wie im vergangenen Jahr fahren. Red Bull, Williams und dann kann man nur hoffen, dass Teams wie McLaren und Ferrari wieder ein besseres Jahr haben werden. Dann hätten wir mehr Gegner, gegen die wir fahren können."
Fotostrecke: Wo die WM entschieden wurde
Ende der Achterbahnfahrt: Lewis Hamilton bejubelt in Abu Dhabi seinen zweiten WM-Titel. Das Duell gegen seinen Stallrivalen Nico Rosberg bezeichnet er später als "vielleicht noch härter" als 2007 gegen seinen damaligen Intimfeind Fernando Alonso. Wir nehmen die Schlüsselereignisse im Titelduell unter die Lupe. Fotostrecke
Frage: "Du willst also gar keine totale Dominanz, sondern lieber ein bisschen Spaß haben?"
Hamilton: "Ja, ich will Rennen fahren. Das gefällt mir wirklich. Ganz besonders, wenn andere Teams dich herausfordern, denn andere Fahrer und Teams haben immer andere Stärken und Schwächen. Das liebe ich, darum geht es beim Rennfahren. Man möchte gegen alle anderen fahren."