Marko über Vettel-Wechsel: "Der Zeitpunkt ist optimal"
Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko spricht über den Wechsel von Sebastian Vettel zu Ferrari und die Aussichten für die Formel-1-Saison 2015
(Motorsport-Total.com) - Nach vielen gemeinsamen Jahren verlässt Sebastian Vettel Red Bull und wechselt zu Ferrari - und das nach Ansicht von Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko zu einem optimalen Zeitpunkt. Der Österreicher hofft jedoch, dass sein Team in Zukunft den dann ehemaligen Piloten bei Ferrari schlagen kann. Marko spricht im Interview auch über die Erwartungen für das kommende Jahr und stellt Daniel Ricciardo ein mehr als gutes Zeugnis aus.
Frage: "Herr Marko, Sebastian war eine lange, lange Zeit bei Ihnen. Er selber hat auf seiner Homepage geschrieben, dass ihm der Abschied sehr schwer fällt. Wie ist es bei Ihnen?"
Helmut Marko: "Es war eine lange Zeit, es war eine sehr erfolgreiche Zeit. Aber Menschen entwicklen sich weiter, man braucht Herausforderungen. Irgendwie war uns allen bei Red Bull klar, dass diese rote Versuchung nicht an Sebastian vorbeigehen wird."
"Der Zeitpunkt ist irgendwie optimal. Bei uns läuft es nicht so, bei Ferrari läuft es noch schlechter. Für ihn ist es eine Herausforderung. Er wird das ähnlich wie Schumacher sehen, dass er zu einem Team kommt, das danieder liegt und mit dem er versuchen wird, wieder an die Spitze zu kommen."
Frage: "Sie waren für ihn über lange Zeit eine Art Ziehvater, schon als er sehr jung war. Was wünschen Sie ihm für diese Aufbauarbeit, die ihn bei Ferrari erwartet?"
Marko: "Ich wünsche ihm alles Gute, aber für uns ist das natürlich eine zusätzliche Motivation. Ich hoffe, dass er so lange ich bei Red Bull bin, nicht vor uns fährt."
Frage: "In diesem Jahr war es Daniel Ricciardo, der ins Auto von Mark Webber gestiegen ist und der in seinem ersten Jahr schon auf Platz drei der Weltmeisterschaft liegt und drei Siege eingefahren hat. Wie sehen Sie seine Entwicklung?"
Marko: "Die Entwicklung ist ehrlich gesagt wesentlich positiver, als wir es erwartet haben. Wir wussten, dass er sehr schnell ist, aber normalerweise dauert es drei bis sechs Monate, bis er sich im Team etabliert hat. Er war aber von Anfang an dabei."
"Noch faszinierender waren seine Überholmanöver, mit welcher Coolness er da (vorging; Anm. d. Red). Wenn er siegte, hat er das mit tollsten Überholmanövern gemacht. Wir haben einen Ersatz, hoffentlich einen würdigen. Jetzt haben wir mit dem Daniil Kwjat einen noch jüngeren, und von dem erwarten wir ähnliche Dinge."
Fotostrecke: Vettels Weg zu Ferrari
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Frage: "In der Teamwertung liegen sie fast 280 Punkte hinter den Weltmeistern von Mercedes. Sie haben vor allem auf Motorenseite ein Defizit. Was werden Sie über den Winter tun, was ist das Wichtigste, damit es da voran geht?"
Marko: "Wir sind mit dem, was wir erreicht haben, mehr als zufrieden, obwohl das natürlich nicht unseren Ansprüchen genügt. Mit dem Rückstand nach dem ersten Test, das waren über vier Sekunden, dass wir dann noch Zweiter werden in der Konstrukteurs-WM und drei Grands Prix gewinnen, das war mehr als wir erwartet haben."
"Wie Sie schon richtig sagten, lag der Rückstand in erster Linie im Motorenbereich. Hier hat Renault einen großen Reset in der kompletten Organisation gemacht. Es geht vorwärts, aber wie weit vorwärts, lässt sich noch nicht absehen. Ich sehe im nächsten Jahr Mercedes noch immer vorne, hoffe aber, dass es nicht mehr so deutlich wie in diesem Jahr ist."