• 07. November 2014 · 18:37 Uhr

Kaltenborn: "Kampfmaßnahmen nicht im Vordergrund"

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn im Interview: Wie sie das Vertragschaos um Adrian Sutil erklärt und was es mit der Streikdrohung in Austin auf sich hatte

(Motorsport-Total.com) - Sauber muss sich in Brasilien viel Kritik gefallen lassen. Der Hintergrund: Mit Adrian Sutil und Giedo van der Garde gibt es Piloten, die beim Rennstall aus Hinwil offenbar für die Saison 2015 Verträge besitzen, aber nicht berücksichtigt wurden. Stattdessen setzt man mit Marcus Ericsson und Felipe Nasr auf zwei Paydriver, die kolportierte 40 Millionen Euro zum Budget des finanzschwachen Teams beisteuern. Im Interview nimmt Teamchefin Monisha Kaltenborn zum Fahrerchaos Stellung erklärt, worum es dem Team bei der Streikdrohung in Austin wirklich ging.

Frage: "Monisha, Adrian Sutil hat einen Vertrag für die kommende Saison bei euch, scheint aber in der aktuellen Fahrerpaarung nicht mehr auf. Warum?"

Monisha Kaltenborn: "Wir haben unsere Fahrer für nächstes Jahr bekannt gegeben, und so werden wir auch fahren. Alle anderen Punkte und Fragen, die sich in Zusammenhang mit unseren Fahrern stellen, sind für uns interne Angelegenheiten. Und die werden wir auch intern klären."

Frage: "Es ist aber 100-prozentig sicher, dass Sutil nächstes Jahr nicht mehr fahren wird?"

Kaltenborn: "Er ist nicht einer der beiden Namen, die wir bekanntgegeben haben."

Frage: "Die Situation hat jetzt auch bei anderen für Unruhe gesorgt, denn ihr hattet angeblich auch mit anderen Fahrern - mit Giedo van der Garde zum Beispiel - einen Vorvertrag. In den Zeitungen ist sogar von sieben Fahrern die Rede. Wie wollen Sie denn das jetzt lösen?"

Kaltenborn: "Also für uns gibt es da keine Verwirrung. Wir haben ganz klar unsere Fahrerwahl öffentlich bekannt gegeben, und mehr gibt es von unserer Seite dazu nicht zu sagen."

"Wir müssen die Zukunft des Teams sichern."Monisha Kaltenborn
Frage: "Jetzt haben auch einige Fahrer damit gedroht, vor Gericht zu gehen und die Verträge einzuklagen. Schreckt sie das ab?"
Kaltenborn: "Wir wissen, was wir tun. Wir kennen die Situation, und wir werden öffentlich dazu auch nicht Stellung nehmen. Wir machen das intern. Das ist eine rein interne Angelegenheit für uns."

Frage: "Dann erklären Sie uns vielleicht noch ein bisschen die Vorgeschichte: Die beiden Fahrer, die jetzt für Sie fahren werden, bringen beide viel Geld mit. Waren Sie mit Adrians Leistung so unzufrieden, oder ist das eine rein finanzielle Entscheidung?"

Kaltenborn: "Für uns steht an erster Stelle, was für das Team das Richtige ist. Wir müssen die Zukunft des Teams sichern, wir haben dieses Jahr eine sehr schwere Zeit gehabt, und wir sind noch nicht aus allen Schwierigkeiten heraus. Wir haben aber immer wieder Schritte in die richtige Richtung gesetzt."

"Das heißt: Für uns sind das Wichtigste die Mitarbeiter in Hinwil - das sind immerhin fast 330 -, und, dass es das Team weiterhin noch gibt. Wenn Sie sich die Situation der Privatteams in der Formel 1 generell ansehen, ist das sehr schwierig. Und daher muss man natürlich bei Entscheidungen auch finanzielle Aspekte mitberücksichtigen. Am Ende muss das Gesamtpaket passen, und so haben wir uns für diese Fahrer entschieden."

Frage: "Wenn Sie jetzt den Ärger mit den Rechtsanwälten von Sutil und anderen in Kauf nehmen, heißt das jetzt, dass die anderen Fahrer so viel mitbringen, dass das Team damit für das kommende Jahr gerettet ist?"

Kaltenborn: "Das sind Gedankenspiele, die wir nicht gemacht haben. Es geht hier nicht darum, wer mehr oder weniger mitbringt, sondern es muss das Richtige für das Team und für die Zukunft der Mitarbeiter sein."

"Es kann nicht sein, dass dieser Sport Milliardenumsätze generiert und wir es nicht schaffen, elf Teams am Leben zu erhalten."Monisha Kaltenborn
Frage: "Sie haben die Notlage angesprochen: Es sind wie in Austin auch hier nur 18 Autos am Start. Marussia und Caterham fehlen. In Austin hat man gehört, dass Sauber, Lotus und Force India sogar mit Streik gedroht haben, wenn es keine Einigung auf eine gerechtere Gewinnausschüttung der Formel -1-Einnahmen gibt. Wie ist da der Stand der Dinge?"
Kaltenborn: "Also für uns drei kann ich glaube ich sagen, dass solche Kampfmaßnahmen nicht im Vordergrund stehen. Diese Geschichte hat sich in Austin auch etwas verselbstständigt."

"Das Wichtigste ist, dass wir dort zu dritt den Punkt angebracht haben, wie schlimm es in der Formel 1 ist. Es kann nicht sein, dass dieser Sport Milliardenumsätze generiert und wir es nicht schaffen, elf Teams am Leben zu erhalten. Und zwar auf eine Art und Weise, dass man anständig mitfahren kann. Nur darum geht es."

"So haben wir drei unsere Punkte dem Inhaber der kommerziellen Rechte dargelegt. Wichtig war, dass wir jetzt eine Basis geschaffen haben und in einem Dialog stehen. Gleichzeitig muss man darauf hinweisen, dass sehr schnell Taten gesetzt werden müssen."

Frage: "Ist eine Lösung in Sicht?"

Kaltenborn: "Wir haben jetzt einen Vorschlag gemacht, und den werden wir weiterdiskutieren. Wir drei gehen davon aus, dass sehr schnell eine Lösung kommt."

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