• 06. November 2014 · 22:17 Uhr

Zweckoptimist Rosberg: "Ich glaube aktiv daran"

Der Mercedes-Star verrät, wieso er sich kein Beispiel an den Sylvester Stallone nimmt und sich jede Kugel Eis verkneift - aber nicht seinen Kosenamen

(Motorsport-Total.com) - Im Herbst des Formel-1-Jahres spricht die Szene nur noch über einen Titelfavoriten: Lewis Hamilton. Einen lässt das komplett kalt: Nico Rosberg spaziert als WM-Zweiter mit einem Lächeln durch das Fahrerlager und strahlt demonstrative Gelassenheit aus. Der 29-jährige Wiesbadener verrät im Vorfeld des Brasilien-Grand-Prix die Gründe für seine Zuversicht.

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Keep on smiling: Nico Rosberg ist wie immer guter Dinge Zoom Download

Frage: "Nico, wie geht es dir vor den letzten zwei Rennen? Bist du eher locker drauf oder voll konzentriert?"

Nico Rosberg: "Das ist eine Mischung. Natürlich bin ich mit Vollgas dabei, denn es ist auch Anspannung vorhanden. Es ist die Endphase und es geht um die Wurst, aber da ist auch Freude über die Situation. Es ist Fakt, dass ich in Abu Dhabi die Chance habe, Weltmeister zu werden. Ich habe die Statistik gesehen: Wenn ich hier ausfalle und mein Teamkollege gewinnt, er wiederum in Abu Dhabi ausfällt und ich gewinne, bin ich Weltmeister."

Frage: "Hast du Angst, dass die Leute es vielleicht nicht richtig anerkennen würden?"

Rosberg: "Nein, das habe ich nicht."

Frage: "Wenn man an das Gesetz der Serie denkt, dann spricht alles für Lewis und gegen dich. Warum bist du so optimistisch?"

Rosberg: "Weil es für mich der beste Weg ist, die letzten zwei Rennen anzugehen, voller Optimismus. Ich glaube auch aktiv daran. Ich kann bessere Leistungen bringen, wenn ich positiv reingehe."


Rosberg über die Anforderungen in Sao Paulo

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Frage: "Ist es denn eine 'Nichts-zu-verlieren-Stimmung?"

Rosberg: "Nein, überhaupt nicht. Ich habe den Titel zu verlieren."

Frage: "Ist es nicht anstrengend, immer wieder das Gleiche zu sagen? Dass du motiviert bist und so weiter?"

Rosberg: "Nein, das ist nicht anstrengend."

Frage: "Träumst du jetzt etwas anderes?"

Rosberg: "Auch nicht. Das ist auch sehr gut so."

Rosberg hinterfragt sich ständig

Frage: "Gibt es irgendetwas, was du in der Vorbereitung anders machst?"

Rosberg: "Weiterhin voll diszipliniert an die Sache herangehen. Mit meinen Ingenieuren saß ich den ganzen Morgen zusammen und habe analysiert, was sich aus Texas lernen lässt. Hier ist jetzt Regen vorhergesagt, also haben wir nochmals Suzuka Revue passieren lassen. Die Balance war falsch, zum Beispiel. Es war nicht zu erwarten, dass sie so sein würde."

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Nur die Nummer zwei bei Mercedes? So weit will Rosberg es nicht kommen lassen Zoom Download

Frage: "Man hat das Gefühl, dass Lewis mehr nach Instinkt fährt. Hast du nicht das Gefühl, dass es in dieser Phase besser wäre, einfach Gas zu geben?"

Rosberg: "Ich mache mein eigenes Ding. Für mich ist es der beste Weg, mir Gedanken zu machen und etwas auszutüfteln. So fahre ich am besten. Ich revidiere das aber auch immer. Wenn ich sehe, dass ein anderer Weg noch besser ist, dann versuche ich immer, mich zu steigern. Es ist eine tolle Herausforderung."

Frage: "Wünschst du dir manchmal, dass du nicht so viel über Dinge nachdenkst, die du sagst und tust?"

Rosberg: "Nein, in diesem Sinne nicht. Natürlich hinterfrage ich mich aber und versuche, den besten Weg zu finden. Ich sehe es nicht so, dass mir Dinge egal sein sollten."

Frage: "Kennst du die Rocky-Filme? Da hat Rocky ein Bild seines Gegners am Spiegel hängen und zerreißt es nach dem letzten Training..."

Rosberg: "Das habe ich nicht gesehen. Ich bin eher fokussiert darauf, selbst einen guten Job zu erledigen als mich auf ihn zu konzentrieren."

Frage: "Du nennst Lewis nur noch den 'Teamkollegen', oder?"

Rosberg schweigt.

Frage: "Kommt Lewis seine Erfahrung im Titelkampf zugute?"

Rosberg: "Jeder hat seine Vor- und Nachteile."

Frage: "Was wünschst du Lewis am Sonntag?"

Rosberg: (lacht) "Wir können jetzt jeder einen Ausfall haben. Ich wünsche ihm, dass er hier gewinnt, ich kann ausfallen, dann fällt er in Abu Dhabi aus und ich gewinne. Das wäre doch fair, oder?"

Frage: "Du warst am Saisonanfang erklärter Gegner doppelter Punkte. Jetzt bist du logischerweise sehr dafür."

Rosberg: "Nein, ich bin noch immer dagegen. Es ist einfach künstlich. Jetzt bin ich aber hinten und da freut es mich, dass die doppelten Punkte da sind. Trotzdem finde ich künstlich."

Frage: "Was ist, wenn der Unterschied am Ende weniger als 25 Punkte betragen sollte? Wie siehst du das moralisch?"

Rosberg: "So weit habe ich noch nicht gedacht."

Frage: "Du bist uns immer als Fahrer aufgefallen, der sehr wenige Fehler macht. Zumindest von außen betrachtet. Das hat zugenommen - oder täuscht der Eindruck?"

Rosberg: "Fakt ist, dass ich in Monza und Sotschi Fehler drin hatte. Das lässt sich nicht ändern. Es ist aber auch eine neue Situation. Ich muss ein extrem hohes Level suchen, denn mein Teamkollege kann gut Autofahren. Oder ich suche sogar neue Limits. Das ist eine sehr gute Erklärung für die Sachen, die passiert sind."

Projekt Hochzeitsreise wartet

Frage: "Welcher Fehler ärgert dich mehr: Ein offensichtlicher Verbremser wie in Sotschi oder das Drücken einer Wippe statt eines Knopfes wie in Austin?"

Rosberg: "Wahrscheinlich Austin. In Sotschi habe ich noch sehr viel wettgemacht mit dem guten Rennen. Austin, das ist mit die schwerste Niederlage. Wenn ich als Erster starte, mein Teamkollege mich im gleichen Auto auf der Strecke überholt und gewinnt... Aber das ist jetzt Vergangenheit und kein Thema mehr für mich. Ich habe es analysiert, daraus gelernt und weiß, dass ich das in Zukunft besser machen muss, wenn ich das Rennen in Austin gewinnen will. Ich kann das. Auch das ist mir bewusst."

Frage: "Wippe oder Knopf: Kannst du den Unterschied erklären?"

Rosberg: "Beide machen das Gleiche. Nur ich wusste nicht, dass es auf dem einen Weg eine Verzögerung gibt. Ich habe sehr früh reagiert, nur die Verzögerung ist so, dass es sich erst nach der Kurve einschaltet. Mein Ingenieur wusste es auch nicht. Nur derjenige, der es programmiert hat. Aber so weit in die Details kann man nicht eintauchen. Dann käme man gar nicht mehr klar."


Fotos: Nico Rosberg, Großer Preis von Brasilien


Frage: "Wie hart ist so ein Titelkampf vom Saisonbeginn bis jetzt?"

Rosberg: "Ich habe viel mehr Energie als in der vergangenen Saison zum gleichen Zeitpunkt. Das freut mich. Es zeigt einfach, dass ich wachse und mit der Erfahrung, die ich habe, in meinem Beruf noch präziser werde. Ich mache weniger Quatsch links und rechts, bin fokussierter. Das hilft mir. Auch die Ernährung. Das habe ich um einiges verbessert. Im vergangenen Jahr habe ich noch ab und zu ein Eis gegessen und hatte ein bisschen mehr Gewicht drauf. Jetzt habe ich viel mehr Energie. Daher kann ich nicht sagen, dass es härter gewesen sei als 2013."

Frage: "Isst Lewis auch kein Eis?"

Rosberg: "Ich weiß nicht, was er macht. Ich esse aber doch ab und an welches. Am Mittwoch zum Beispiel. Sonst bin ich viel disziplinierter mit der Ernährung. Ich habe einfach die Diät beibehalten, die ich im Winter gemacht habe. Das ist toll für den Körper. Ich merke, welche Lebensqualität das gibt."

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Fehler wie der in Austin ärgern Rosberg gewaltig, sind aber auch Motivation Zoom Download

Frage: "Ex-Rennfahrer erklären manchmal: 'Nico müsste aggressiver sein.'"

Rosberg: (lacht) "Jetzt ist es wieder so herum, oder wie? Da ist man sich auch nicht einig. In Sachen Austin kann ich es verstehen: Ich hätte mehr die Tür zuschlagen müssen? Kann ich verstehen."

Frage: "Welche Personen kommen in Phasen höchster Anspannung noch an dich heran? Ist es nur dein Ingenieur?"

Rosberg: "Es ist nicht anders als sonst. Am Mittwoch bin ich ganz entspannt mit den Ingenieuren zum Essen gegangen. Es ist überhaupt nicht anders. Ich finde es gut, dass sich für mich die Welt momentan nicht komplett verändert. Ich verbringe immer noch den gleichen Menschen Zeit und bin offen."

Frage: "Was sind Vivianes letzte Worte, die sie vor einem Rennen an dich richtet?"

Rosberg: "'Go!' und dann mein Kosename. Aber den verrate ich nicht."

Frage: "Denkst du nur an die Zeit bis Abu Dhabi oder planst du nur bis zu diesem Moment?"

Rosberg: "Nein, ich plane auch schon viel danach. Zum Beispiel den Test."

Frage: "Auch, eine Hochzeitsreise nachzuholen?"

Rosberg: "Ja, aber die Hochzeitsreise kommt, wenn sie kommt. Mal schauen, wann es reinpasst. Wir haben ja schon eine halbe mit Freunden gemacht. Wir hatten einen 'Honeymoon-Crasher' dabei."

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