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Ericsson: "Das hatte ich nicht erwartet!"
Marcus Ericsson nach seinem Aus wegen der Caterham-Pleite im Interview: "Schade, dass ich meine positive Entwicklung nun nicht fortsetzen kann"
(Motorsport-Total.com) - Nach dem plötzlichen Aus von Caterham schauen die bisherigen Stammpiloten Marcus Ericsson und Kamui Kobayashi in die Röhre. Während der Japaner bereits während der Saison ein Rennen auslassen musste, weil in Belgien Andre Lotterer einen Gastauftritt gab, wurde die Karriere des Schweden trotz umfangreicher Sponsorengelder ohne große Vorwarnung jäh unterbrochen. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' berichtet Ericsson vom plötzlichen Aus seines bisherigen Arbeitgebers.
© xpbimages.com
Marcus Ericsson in ziviler Kleidung: Der Schwede wird in Austin nicht fahren Zoom Download
Frage: "Marcus, was machst du im Fahrerlager von Austin? Hoffst du, dass irgendein Pilot krank wird und du plötzlich ein Cockpit hast?"
Marcus Ericsson: "Nein, nein, das ist keinesfalls mein Plan (lacht). Im Ernst: Es ist ein wirklich seltsames Gefühl, jetzt hier zu stehen. Vor einer Woche war ich sicher, dass ich hier fahren werde - was aber nun nicht der Fall sein wird. Es ist komisch, wenn man die anderen in ihrem Vorbereitungen für morgen sieht und selbst nichts machen kann."
Frage: "Wann hast du davon erfahren, dass du nicht fahren wirst, weil es das Insolvenzverfahren gibt?"
Ericsson: "Ich habe es vielleicht einen halben Tag früher erfahren als die Öffentlichkeit. Es war am Morgen des Tages, an dem es bekannt wurde. Auch ich habe also sehr kurzfristig davon erfahren. Es kam für mich ganz plötzlich. Ich habe es nicht kommen sehen."
Das Ende kam schneller als erwartet
Frage: "Wer hat es dir mitgeteilt?"
Ericsson: "Manfredi (Ravetto; Anm. d. Red.) hat mein Management angerufen. Mein Manager hat es mir dann wiederum gesagt."
Frage: "Aber eine gewisse Vorahnung musst du doch gehabt haben..."
Ericsson: "Natürlich war es ein schwieriges Jahr für Caterham. Es gab verschiedene Besitzer und reichlich Gerüchte in der Presse. Aber ganz ehrlich: So schlimm hatte ich es nicht erwartet. Ich hatte gedacht, dass wir wenigstens die Saison zu Ende bringen können. Daher war es für mich so überraschend. Aber natürlich stecke ich nicht so tief in diesen Themen drin."
"Mein Job war es nun einmal, mich zusammen mit den Ingenieuren um das Sportliche zu kümmern. Bis zum letzten Tag waren wir mit der Vorbereitung auf dieses Rennen beschäftigt. Noch am Tag vor dem Aus hatte ich mit meinen Ingenieuren intensive Gespräche über das Setup, mit dem wir hier am Freitag in das erste Training gehen wollten. Auch für die Techniker kam das alles sehr überraschend."
Frage: "Wie hast du die Nachricht vom Aus verarbeitet? Das muss wie ein Schlag in die Magengrube gewesen sein..."
Ericsson: "Ja, natürlich. Vor allem, weil es gerade jetzt passiert ist. In den vergangenen drei Rennen war ich im Aufwind, es lief immer besser. Das Auto war seither viel besser auf meine Bedürfnisse abgestimmt. Es ist sehr schade, dass ich auf diese positive Entwicklung nun in den drei verbleibenden Rennen des Jahres nicht weiter aufbauen kann."
Ericssons Aufwärtstrend jäh gestoppt
Frage: "Solch ein plötzliches Aus kann nie zu einem guten Zeitpunkt kommen, aber hast du das Gefühl, dass es jetzt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt kam, weil die gerade im Aufwind warst?"
Ericsson: "Das hat irgendwie zwei Seiten. Auf der einen Seite ist es natürlich sehr schade, dass ich den Trend nun nicht fortsetzen kann. Auf der anderen Seite muss man bedenken: Wenn das Aus drei Rennen vorher gekommen wäre, dann hätte ich keinen einzigen guten Auftritt gehabt. Dann wäre es viel schwieriger geworden. So habe ich wenigstens mal zeigen können, was ich drauf habe. Darüber bin ich froh."
Frage: "Ex-Teamchef Manfredi Ravetto hat immer betont, dass das Auto verbessert wurde. Hast du diese Fortschritte spüren können?"
Ericsson: "Ja, das Auto ist besser geworden - nicht besonders viel, aber immerhin an einigen Stellen ein wenig. Noch wichtiger war, dass wir an meinem Auto die Einstellungen des Brake-by-wire-Systems komplett geändert haben, was einen großen Fortschritt brachte. Es gab aber auch tatsächlich Updates am Auto."
"Vor allem wurde das Auto leichter. Das war speziell für mich wichtig, weil ich bis dorthin im gesamten Jahr immer mit mehr als zehn Kilogramm zusätzlichem Gewicht fahren musste als mein Teamkollege. Das macht in Bezug auf die Rundenzeit in der Formel 1 schon eine ganze Menge aus. Unter den neuen Voraussetzungen war ich diesbezüglich dann eher auf dem Niveau des anderen Autos."
Frage: "Hast du eigentlich mit seinem Teamkollegen Kamui schon gesprochen?"
Ericsson: "Nein, wir haben bisher nicht direkt gesprochen, sondern nur per SMS kommuniziert. Aber auch er wird an diesem Wochenende hier in Austin sein. Dann unterhalten wir uns bestimmt mal."