• 31. Juli 2014 · 08:01 Uhr

Grosjean: "Die Formel 1 ist immer bei mir"

Romain Grosjean erklärt, warum er auch in der Sommerpause nicht vom Grand-Prix-Sport loskommt und wie er seine Chancen auf einen Teamwechsel einschätzt

(Motorsport-Total.com) - Romain Grosjean bestreitet derzeit seine dritte volle Saison als Stammfahrer in der Formel 1. Nachdem er beim Grand Prix von Europa 2009 in Valencia am Steuer eines Renault sein Debüt gegeben hatte, pausierte er in den Jahren 2010 und 2011. Nach dem Gewinn des GP2-Titels 2011 dockte er für die Saison 2012 wieder bei seinem ehemaligen Arbeitgeber an. Inzwischen hieß das Team Lotus und dort fährt der Franzose noch heute. Für die Saison 2015 hat er allerdings noch keinen Vertrag.

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Romain Grosjean ist gedanklich auch im Urlaub bei der Formel 1 Zoom Download

Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Grosjean über seine Liebe zur Formel 1, die ihn auch in der aktuell laufenden Sommerpause nicht gänzlich abschalten lässt, über die Inspiration, die er sich bei anderen Menschen holt, über das Thema Gefahr auf der Rennstrecke und über seine Chancen, für die Saison 2015 bei einem der Topteams unterzukommen.

Frage: "Romain, du bist immer gut gelaunt, aber sportlich ist es für euch ganz offensichtlich nicht die beste Saison. Wie behältst du trotzdem deine gute Laune?"

Romain Grosjean: "Ich denke, auch wenn es manchmal nicht so gut läuft, wie man es gerne hätte, wache ich morgens auf und mir fällt ein, dass ich das tue, was ich liebe. Auch wenn das Auto nicht in der Lage ist, um einen Platz auf dem Podium zu kämpfen, genieße und liebe ich die Formel 1 noch immer. Es gibt tausende Orte, an denen es härter ist als hier. Natürlich stellt man sich manchmal viele Fragen, aber letztendlich verdiene ich mit meiner Leidenschaft mein Geld."

Frage: "Kannst du die Formel 1 vergessen, sobald du die Rennstrecke verlässt?"

Grosjean: "Das ist schwierig. Manchmal versuche ich es, aber während der Saison ist es hart. Vielleicht in der Sommerpause, wenn ich Zeit mit meinem Sohn und meiner Frau verbringen kann. Wenn ich mit meinem Sohn spiele, dann denke ich nicht an die Formel 1, aber zu irgendeinem Zeitpunkt am Tag denkst du immer daran, denn du lebst dafür. Wenn du trainierst, dann trainierst du für die Formel 1. Wenn du auf dem Fahrrad fährst, dann tust du das auch für die Formel 1. Sie ist also immer bei mir."

Inspirationen von Psychologe, Judoka und Großvater

Frage: "Du hast vor ein paar Monaten mit einem Psychologen gearbeitet. Wurde dir dort diese Einstellung beigebracht?"

Grosjean: "Nein, ich denke nicht, dass mir irgendetwas beigebracht wurde. Es geht einfach darum, sich selbst und sein Gehirn zu verstehen und wie man besser arbeiten und sich verbessern kann. Es gibt keinen Unterricht, in dem sie dir sagen, was du machen sollst. Man diskutiert und aus den Diskussionen heraus entwickeln sich Dinge und dir wird bewusst, dass du an diesen Dingen arbeiten musst."

Frage: "Deine ersten Jahre in der Formel 1 waren ziemlich schwierig. Genießt du die Formel 1 daher jetzt umso mehr?"

Grosjean: "Ich glaube, dass mir das auf jeden Fall geholfen hat. Es ist etwas, das ich nicht vergessen werde, denn es ist ein Teil meiner Geschichte. Trotzdem denke ich, dass es auch 2009 nicht schlecht lief, obwohl ich das Team damals verlassen musste."

Frage: "Arbeitest du noch immer mit einem Psychologen?"

Grosjean: "Ja."

Frage: "Vor ein paar Jahren hast du auch einmal mit einem Judo-Trainer gearbeitet..."

Grosjean: "Ja, wir haben zusammen trainiert, als ich in Paris gelebt habe. Es war physisches Training."

"Man kann von Leuten, die etwas anderes tun, immer etwas lernen."Romain Grosjean
Frage: "Gibt es etwas Spezifisches, das man von einem Judoka lernen kann?"
Grosjean: "Man kann von Leuten, die etwas anderes tun, immer etwas lernen. Es ist immer schön, neue Erfahrungen zu machen und Leute zu treffen. Im vergangenen Jahr habe ich Didier Cuche kennengelernt, einen Schweizer Skifahrer. Ich hatte ihn als Kind immer im Fernsehen gesehen, denn ich liebe Skifahren. Ich habe ihn getroffen und wir haben uns unterhalten. Das gleiche habe ich auch schon mit Fußballspielern gemacht. Ich habe ziemliches Glück, dass ich solche Champions kennenlernen kann."

Frage: "Dein Großvater war auch ein guter Skifahrer."

Grosjean: "Das war er! Er war einmal Vize-Weltmeister."

Frage: "War er eine Inspiration für dich?"

Grosjean: "Ganz sicher. Es ist einfach die Art, wie er lebt. Er hat das, was er tat, immer genossen. Er ist immer glücklich und hat das erreicht, was er erreichen wollte. Natürlich mag ich meinen Großvater, aber nicht nur deshalb, weil wir verwandt sind, sondern weil er jemand ist, dem das, was er tut, etwas bedeutet."

Der Umgang mit dem Thema Gefahr

Frage: "Da drängt sich natürlich die Frage auf, warum du selbst nicht auch Skifahrer geworden bist?"

Grosjean: "Ich habe damit angefangen, aber mein Vater wollte aus verschiedenen Gründen, dass ich aufhöre."

Frage: "War es zu gefährlich für dich?"

Grosjean: "Ich mag das Skifahren. Doch alles, was ich tue, muss schnell sein und das ist ein kleines Problem. In den vergangenen beiden Jahren bin ich deshalb nicht mehr gefahren und ich vermisse es ziemlich. Ich weiß aber, dass ich diese Geschwindigkeit brauche, damit ich es genießen kann."

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Grosjean ist sich der Gefahren, die im Rennsport lauern, bewusst Zoom Download

Frage: "Um beim Thema Gefahr zu bleiben: Denkst du, dass man in einem Formel-1-Auto Angst oder zumindest einen gewissen Respekt vor der Geschwindigkeit haben muss?"

Grosjean: "Wenn du fährst, dann denkst du nicht an die Gefahr. Du weißt, dass das, was du tust, gefährlich ist und dass jedes Mal, wenn du startest, etwas passieren kann. Man muss sich nur Silverstone ansehen, da hatte Max Chilton großes Glück, dass er nicht von einem Reifen getroffen wurde. Ein Stück des Frontflügels hat seinen Helm erwischt, was auch ziemlich hart war. Obwohl die Sicherheit massiv erhöht wurde, wissen wir, dass es noch immer gefährlich ist. Es ist ein Teil von dem, was wir tun. Wir akzeptieren diese Dinge, um in der Formel 1 zu fahren. Du weißt auch, dass du deine Familie nicht oft sehen wirst, weil du sehr viel reisen wirst. Diese Sachen musst du hinnehmen."

Frage: "Wie sieht es vor oder nach den Rennen aus? Denkst du dann an die Gefahr?"

Grosjean: "Nein. Ich bin mir der Gefahr zwar bewusst und fahre nicht so, als wenn nichts passieren könnte, aber ich denke nach einem Rennen nicht 'Oh, das war aber gefährlich'. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit und weiß, dass es riskant ist, aber ich akzeptiere das."

Frage: "Du hast bereits angesprochen, dass die Formel 1 heutzutage viel sicherer ist. Denkst du, dass sich die Fahrertypen dadurch geändert haben, zum Beispiel im Vergleich zu den 1960er-Jahren?"

Grosjean: "Ganz sicher. Die Sechzigerjahre sind schon ganz schön lange her, aber damals wussten sie in jedem Jahr, dass Fahrer sterben würden. Glücklicherweise ist das mittlerweile nicht mehr so. Dadurch hat sich die Beziehung zur Gefahr geändert. Ich glaube, dass man sich dem Risiko früher viel bewusster war. Heutzutage haben wir die Gefahr natürlich nicht vergessen, denn die Fahrer riskieren nie alles. Ich tue das zumindest nicht."

Holt Boullier Grosjean zu McLaren?

Frage: "Zurück zur sportlichen Situation: Der Motorendeal mit Mercedes ist fast perfekt. Glaubst du, dass ein Wechsel des Antriebs für Lotus die beste Möglichkeit ist, die Performance zu verbessern?"

Grosjean: "Es wird uns zwar definitiv helfen, aber wir haben dann immer noch kein komplettes Mercedes-Auto (lacht; Anm. d. Red.)."

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Mit Eric Boullier, inzwischen McLaren-Rennleiter, versteht sich Grosjean bestens Zoom Download

Frage: "Eric Boullier hat das Team im vergangenen Winter verlassen, vermisst du ihn?"

Grosjean: "Schon etwas, denn er ist ein guter Freund. Ich sehe ihn noch manchmal im Fahrerlager. Ich habe gerne mit ihm gearbeitet. Wir hatten einige Meinungsverschiedenheiten, hatten gute und schlechte Zeiten, aber insgesamt haben wir gut zusammengearbeitet."

Frage: "Es gab das Gerücht, dass du Eric zu McLaren folgen könntest. Könntest du dir das vorstellen?"

Grosjean: "Ich möchte zu einem Team gehen, das mir ein Auto geben kann, mit dem ich Rennen und Meisterschaften gewinnen kann. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Ich werde jede Gelegenheit ergreifen, um Weltmeister zu werden."

Frage: "Siehst du dir also nur die Performance des Teams an oder spielt ein gewisses Prestige, wie bei Ferrari zum Beispiel, auch eine Rolle?"

Grosjean: "In deiner Karriere träumst du davon, eines Tages zu Ferrari zu gehen. Es ist das Team, das von Anfang an dabei ist. McLaren ist ebenfalls ein sehr prestigeträchtiges Team. Mercedes baut gerade etwas auf und Red Bull war in den vergangenen vier Jahren jeweils Weltmeister. Das sind die vier großen Teams und natürlich wäre man gerne dort."

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