• 03. Juni 2014 · 16:28 Uhr

Lotus-Motto für Montreal: Bloß kein zweites Monaco

Der stellvertretende Lotus-Teamchef Gastaldi über die aktuellen Schwierigkeiten in Enstone: Bekämpfung des Technikteufels und Handling der Finanzen

(Motorsport-Total.com) - Auf dem Papier findet Lotus langsam den Weg aus der Krise. Nach vier Nullnummern zu Saisonbeginn fuhr Romain Grosjean sowohl in Barcelona als auch in Monte Carlo als Achter jeweils vier WM-Punkte ein. Zufrieden ist man in Enstone dennoch nicht. Gerade im Fürstentum wäre deutlich mehr drin gewesen, wie der stellvertretende Teamchef Federico Gastaldi betont.

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Federico Gastaldi macht bei Lotus derzeit keine einfache Zeit durch Zoom Download

Im Interview spricht Gastaldi über das, was in Monaco nicht nach Plan lief, über den schwierigen Einstand von Pastor Maldonado im Team und über das derzeit heiß diskutierte Thema Kostenkontrolle.

Frage: "Federico, mit welchen Erwartungen reist das Team nach Kanada?"

Federico Gastaldi: "Wir freuen uns auf ein Rennwochenende, das bei vielen Leuten äußerst beliebt ist und eines, das erfahrungsgemäß von vielen Menschen verfolgt wird. Montreal ist einfach eine großartige Stadt. Dort werden wir immer auf das Herzlichste empfangen. Es ist seit jeher ein Rennen, bei dem wir viele Gäste vor Ort haben. Es ist unser erster Nordamerika-Besuch in der Saison. Aus kommerzieller Sicht ist es ein ganz wichtiges Rennen. Rein sportlich gesehen könnte es für uns eine Herausforderung werden. Es sieht nämlich nicht so aus, dass die Strecke unseren aktuellen Stärken entgegenkommt. Ob es dann tatsächlich so sein wird, müssen wir aber abwarten."

Grosjeans Monaco-Punkte kein Trost

Frage: "In Monaco lief nicht alles nach Plan, oder?"

Gastaldi: "Monaco war eine enttäuschende Erfahrung. Die Tatsache, dass Pastors Auto in der Startaufstellung den Geist aufgab, war für alle Beteiligten ein Dämpfer. Romain schlug sich wacker und brachte das Auto erneut in den Punkterängen ins Ziel. Das war sehr gut, aber ich glaube, Pastor hätte ebenfalls in die Punkteränge fahren können. Das Team leistete wie immer großartige Arbeit - von den Ingenieuren über die Mechaniker bis hin zur kompletten Belegschaft in der Fabrik. Dennoch war es für viele von uns einfach nur frustrierend. Ich weiß, dass in Enstone alles Erdenkliche getan wurde, um sicherzustellen, dass ein solches Problem, wie es Pastor ereilte, nicht noch einmal auftauchen wird."

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Frage: "Für Pastor muss der bisherige Saisonverlauf besonders enttäuschend sein, nicht wahr?"

Gastaldi: "Sicherlich war es ein denkbar harziger Start in die Saison. Pastor litt sehr unter Zuverlässigkeitsproblemen. Wir wissen, dass er ein schneller Fahrer ist, der viel Erfahrung mitbringt. Wie jeder andere Fahrer auch, so möchte er natürlich auf der Strecke beweisen, was in ihm steckt. Monaco war ein herber Rückschlag. Selbst wenn es uns nicht gelang, so schnell zu sein wie wir eigentlich sein wollten, so hatten wir dennoch eine gute Strategie für Pastor ausgearbeitet, mit der er im Rennen nach vorn gekommen wäre. Wie wir alle wissen, kam es dazu aber nicht. Wir gehen nicht davon aus, so etwas wie in Monaco noch einmal zu erleben."

Kostenkontrolle bleibt kritisches Thema

Frage: "Um einmal ein wenig über den Tellerrand der Rennstrecken hinauszublicken: Das Thema Kostensenkung ist derzeit in aller Munde. Wie stehst du dazu?"

Gastaldi: "Es gibt viele Gespräche. Das Problem dabei ist: Selbst wenn wir alle im selben Boot zu sitzen scheinen, so sind wir dennoch nicht alle einer Meinung. Wir alle haben verschiedene Sorgen. Unterm Strich ist die Formel 1 die Königsklasse des Motorsports. In dieser sind wir alle entschlossen, so viel Geld wie möglich in die Hand zu nehmen, um so die Konkurrenz zu schlagen. Hat man ein großes Budget und gute Leute im Team, dann stehen die Chancen gut, ein sehr gutes Rennauto auf die Beine zu stellen. Klar, bei uns in Enstone wurden traditionell auch mit kleineren Budgets konkurrenzfähige Autos gebaut. Eine Kostensenkung kann dennoch für alle förderlich sein."

"In der Formel 1 sind wir alle entschlossen, so viel Geld wie möglich in die Hand zu nehmen, um so die Konkurrenz zu schlagen."Federico Gastaldi
"Der entscheidende Aspekt in diesem Zusammenhang ist: Eine Kostensenkung muss so festgesetzt werden, dass es keine Schlupflöcher gibt. Unterm Strich müssen wir sicherstellen, dass der Sport im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld nachhaltig ist. Gelingt uns das nicht, könnten wir vor der Situation stehen, dass es nur vier Teams in der Formel 1 gibt. Wir als Formel 1 müssen sicherstellen, dass es für die Zukunft ein stabiles Geschäftsmodell gibt."

Frage: "Ist es in der heutigen Zeit schwierig, neue Sponsoren anzulocken?"

Gastaldi: "Das ist natürlich niemals einfach. Gerade Titelsponsoren sind derzeit eine rare Erscheinung. Wir als Team verfügen über eine Reihe starker Partner und wir haben ein gesichertes Budget, mit dem wir über die Saison gesehen einsatzfähig sind. Dennoch verfügen wir über keinen klassischen Titelsponsor. Stattdessen ist es uns gelungen, zusätzliche Unterstützung von neuen und auch existierenden Partnern zu erhalten. Dies beobachtet man inzwischen auch anderswo. In Monaco zu Beispiel hatten wir die Logos von Saxo Bank auf den Seitenkästen unserer Autos. Mit der Außenwirkung dieser Maßnahme zeigte man sich bei Saxo Bank zufrieden. In Montreal werden an dieser Stelle die Logos von EMC zu sehen sein. Wir wissen schon jetzt, dass man auch dort mit der damit verbundenen Außenwirkung zufrieden sein wird."

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