• 29. Mai 2014 · 13:04 Uhr

Wolff: "Wir lassen die Jungs mit ihren Spielzeugen spielen..."

Toto Wolff blickt im Interview auf das Rennwochenende in Monaco zurück und erklärt, warum er (noch nicht) ins Teamduell zwischen Rosberg und Hamilton eingreift

(Motorsport-Total.com) - Trotz eines erneuten Doppelerfolges von Mercedes - es war der fünfte in Folge - hatte Motorsportchef Toto Wolff beim Großen Preis von Monaco nicht nur Grund zum Jubeln. Denn das sich zuspitzende Teamduell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton, welches nach Rosbergs Verbremser im Qualifying eskalierte, bestimmte am vergangenen Wochenende die Schlagzeilen. Im Interview blickt Wolff auf die Kontroverse zurück und spricht über das Verhältnis seiner Piloten zueinander.

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Toto Wolff war am vergangenen Wochenende auch als Diplomat gefragt Zoom Download

Frage: "Toto, wie ist die Beziehung zwischen Nico und Lewis im Moment?"

Toto Wolff: "Es ist eine intensive Beziehung, aber das ist normal: Beide sind konkurrenzfähige Jungs und sie kämpfen um die Weltmeisterschaft. Sie haben ein konkurrenzfähiges Auto mit genau den gleichen Stärken und Schwächen, also müssen sie jederzeit um jeden kleinen Vorteil kämpfen. Über ihre Beziehung wurde viel geredet, aber darin liegt nicht der Schlüssel für eine erfolgreiche Saison: Es ist ein Job und kein Urlaub."

"Zualler erst müssen die Fahrer mit und für das Team arbeiten. Es gab einige Vergleiche zu dem Senna/Prost-Szenario, was in gewisser Weise ein Kompliment sowohl für Lewis als auch für Nico ist. Bei uns ist die Situation allerdings anders. Die Rennsport-Philosophie von Mercedes lautet, dass wir unseren Fahrern erlauben, sich miteinander zu messen: Wir lassen die Jungs mit ihren Spielzeugen spielen, solange sie sie nicht kaputt machen."

"Natürlich kann es ziemlich angespannt werden, wenn sie so hart Rennen fahren. Die Fahrer wissen aber, dass wir keinen Zwischenfall tolerieren. Beide wissen, dass sie nicht nur sich selbst repräsentieren, und auch nicht nur das Team, sondern vielmehr fast 300.000 Menschen, die weltweit für Mercedes-Benz arbeiten."

Frage: "Wie würdest du die Performance des Teams in Monaco bezeichnen?"

Wolff: "Das war ein weiteres starkes Wochenende. Wir sind mit der Überzeugung nach Monaco gereist, dass uns unsere Rivalen übertreffen würden. So haben wir uns auf das Wochenende vorbereitet: Als ob wir die Underdogs wären. Unser Fokus lag darauf, den Fahrern ein Auto samt einer fahrbaren Antriebseinheit an die Hand zu geben, das sie mit Zuversicht ans Limit bringen können."

"Wir waren froh zu sehen, dass wir an der Spitze immer noch einen Vorteil hatten. Aber der Unterschied zwischen einem schnellen Auto und einem Doppelerfolg ist enorm - vor allem in Monaco. Das Team und die Fahrer haben alles richtig gemacht und es war ein sehr stolzer Moment, zum ersten Mal in der Geschichte von Mercedes-Benz fünf Doppelerfolge in Folge zu erzielen. Das Team arbeitet derzeit auf einem sehr hohen Level, aber wir müssen den Ball flach halten, bescheiden bleiben und weiter Gas geben. Unsere Gegner kommen an jedem Wochenende näher."

Frage: "Wie beurteilst du die Leistung der Fahrer?"

Wolff: "Lewis und Nico lagen über das Jahr hinweg gleichauf und trieben sich in jeder Session gegenseitig an. Beide sind Monaco-Spezialisten und waren entschlossen, Leistung zu bringen. Nico hat dort eine großartige Erfolgsbilanz, aber es ist etwas Besonderes, zweimal in Folge den Großen Preis von Monaco zu gewinnen. Vor allem mit Blick auf einen Teamkollegen, der dir beim Großteil des Rennens im Nacken sitzt. Mit dem Druck ist er gut umgegangen."

"Lewis hatte auch ein starkes Wochenende. Nach dem Qualifying war er frustriert, aber das ist völlig normal: Er wird nie zufrieden sein, solange er nicht Erster ist. Er hat diese Enttäuschung aber abgelegt und ist ein perfektes Rennen gefahren. Im letzten Teil konnte er nur mit einem Auge sehen - aber bis zum Zieleinlauf hat er seine Hingabe für das Racing gezeigt und Daniel (Ricciardo; Anm. d. Red.) im Red Bull hinter sich gehalten. Wir sind glücklich, zwei Fahrer zu haben, die sich gegenseitig so hart pushen und damit das Team voranbringen."


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Frage: "Über den Zwischenfall gegen Ende des Qualifyings und auch eine mögliche Bevorzugung innerhalb des Teams wurde viel geredet. Ist da etwas Wahres dran?"

Wolff: "Wenn man auf das Qualifying zurückblickt, sind die Rennkommissare die unparteiische Instanz. Sie haben sich die Daten angeschaut, Nico ziemlich in die Mangel genommen und dann keinen Grund zur Annahme gehabt, dass es etwas anderes als ein Fehler gewesen sein könnte. In dieser Situation muss man also glauben, dass es wirklich ein Fehler war. Innerhalb des Teams gehen wir offen mit unseren Daten um. Unseren Fahrern geben wir gleichwertiges Material und die gleichen Möglichkeiten auf Erfolg."

"Wir haben faire Prozesse, die etwa regeln, welcher Fahrer im Qualifying zuerst auf die Strecke fährt, oder wer bei der Rennstrategie Priorität hat. Wir hinterfragen ständig jeden Bereich, bei dem wir das Gefühl haben, unsere Arbeit weiter verbessern zu können. Wir haben aber nicht vor, irgendwelche Änderungen vorzunehmen. Unsere Priorität bei jedem Rennen lautet, dass ein Silberpfeil gewinnt - und nicht, welcher Fahrer gewinnt. Wir wollen harten, fairen Wettbewerb sehen, der dem Erfolg des Teams nicht schadet."

Frage: "Wie geht es nun weiter mit der Vorbereitung auf Kanada?"

Wolff: "Man könnte sagen, dass Kanada auf dem Papier die Art Strecke ist, die unserem Paket liegen sollte. Wir haben aber keine Kristallkugel und eine solche Denkweise hat sich in der Vergangenheit schon gerächt. Wir wissen, dass unsere Rivalen näher kommen und dass wir aus unserem vorhandenen Potenzial jedes Bisschen herausquetschen müssen, um eine starke Leistung in Montreal liefern zu können. Lewis hat eine fantastische Erfolgsbilanz in Kanada und Nico das Momentum von seinem Sieg in Monaco. Wir freuen uns alle auf das nächste Kapitel in der Geschichte dieser Saison."

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