Häkkinen: "Monaco-Sieg verleiht riesigen Schub"
Ex-Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen findet den neuen Sound der Formel 1 befremdlich: Mercedes-Teamduell als harte Probe für Mercedes-Bosse
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mika, du meinst, es sei hier so leise. Wie findest du die 'neue Formel 1' mit ihren leisen Antrieben?"
Mika Häkkinen: "Guter Sound gehört einfach zur Formel 1, finde ich. Als Fahrer sitzt du aber im Auto, fährst möglichst schnell und konzentrierst dich komplett auf diese Aufgabe. Da spielt der Sound keine große Rolle. Vielleicht ist es für die Piloten sogar besser, wenn der Sound nicht so laut ist. Für die Zuschauer ist der neue Klang aber wirklich etwas seltsam. Es ist so leise, so dermaßen leise. Alles hat immer seine guten und seine schlechten Seiten."
Frage: "Was machst du persönlich im Moment, wie sieht dein aktuelles Leben aus?"
Häkkinen: "Mein Leben ist schön, wirklich wunderbar. Geschäftlich habe ich sehr viel zu tun. Ich bin unter anderem Markenbotschafter von Mercedes. Ich mache zusammen mit Johnny Walker eine Initiative gegen Alkohol am Steuer. Das ist eine weltweit sehr erfolgreiche Kampagne. Ich bin erst vor wenigen Tagen aus Toronto zurückgekehrt. Ich bin außerdem Markenbotschafter von Hermes-Logistik und einer Modemarke, die zum Teil Kevin Costner gehört. Ich habe viel zu tun. Und außerdem habe ich jetzt insgesamt fünf Kinder."
Frage: "1998 hast du in Monaco gewonnen. Warum ist ein Sieg hier so dermaßen besonders?"
Häkkinen: "So etwas gibt dir enorm viel Selbstvertrauen. In der Formel 1 heißt es, wenn du Monaco gewinnst, dann wirst du Weltmeister. Da stimmt zu 90 Prozent sogar. Bei mir war es damals so, dass mir der Sieg in Monte Carlo einen unglaublichen Schub für den Rest der Saison verliehen hat."
"Es gehört wirklich viel dazu, sich in diesem Grand Prix unter solchen Bedingungen und auf einer solchen Strecke so zu hundert Prozent zu konzentrieren. Dieses Wochenende insgesamt ist so kompliziert. Man muss nur mal versuchen, hier irgendwie von A nach B zu kommen - schwierig. Hier sind immer die wichtigsten Partner des Teams zu Gast, also steht deine Performance voll im Fokus. Die Strecke ist verdammt schwierig. Ich will nicht sagen, dass die anderen Strecken leicht zu fahren sind, aber doch es ist doch immer einfacher als in Monaco."
Teamduelle mit großer Brisanz
Frage: "Mercedes dominiert derzeit. Es ist interessant zu sehen, wie sich Lewis und Nico bekämpfen. Du hast selbst solche Situationen erlebt. Wie ist es, wenn man den härtesten Gegner im eigenen Team hat?"
Häkkinen: "Das ist definitiv schwierig. Das Management des Teams muss dann sehr gut und sehr stark sein - alles nicht so einfach. Du hast zwei Fahrer, die beide gewinnen wollen, aber es kann nur einen Sieger geben. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll: es ist hart."
"David Coulthard und ich waren viele Jahre lang Teamkollegen. Wir haben immer offen gesprochen. Als David ins Team kam, war ich schon einige Jahre bei McLaren. Wir waren beide jung und hungrig. Grand-Prix-Piloten sind sehr selbstbewusst, wirklich extrem. Man wacht morgens auf, stellt sich vor dem Spiegel und sagt sich: 'Ich bin der Beste! Ich bin der schnellste Fahrer der Welt!' Das sagen sogar diejenigen, die noch nie einen Grand Prix gewonnen haben."
"Wenn man mit Typen dieser Art umgehen muss, dann ist das bestimmt nicht so einfach. Wenn zwei solcher Fahrer an einem Tisch sitzen, dann kann man quasi spüren, wie gewisse Spannungsblitze durch die Luft schnellen. Es dauert immer eine Weile, bis sich zwei dieser Art irgendwie arrangieren. Letztlich sprechen die Ergebnisse auf der Strecke die Wahrheit."
Frage: "Wer wird sich heute die Pole-Position holen?"
Häkkinen: "Mercedes ist natürlich wieder sehr stark unterwegs. Ob Nico oder Lewis? Wie soll ich darauf jetzt antworten? Ich muss mir etwas Diplomatisches einfallen lassen. Sagen wir so: Ich wünsche beiden nur das Beste, das garantiere ich. Nico war auf Straßenkursen immer sehr stark. Ich erwarte das auch jetzt wieder von ihm. Der Verkehr wird eine wichtige Rolle im Qualifying spielen. Ich weiß nicht, für wen es bei der Jagd auf die Pole am besten laufen wird."