Vettel: "Mercedes ist der ganz klare Favorit"
Platz drei im Qualifying von China, aber durch und durch ein Realist: Sebastian Vettel rechnet sich in Schanghai gegen Mercedes keine Chancen auf den Sieg aus
(Motorsport-Total.com) - Startreihe zwei für Sebastian Vettel beim Großen Preis von China in Schanghai. Doch erneut hat der viermalige Weltmeister im Qualifying das Nachsehen gehabt: Sein Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo war bereits zum dritten Mal in dieser Saison schneller als er. In seiner Medienrunde spricht Vettel daher nicht nur über das reine Abschneiden auf der Strecke, sondern auch über das Stallduell mit Ricciardo. Für das Rennen am Sonntag rechnet sich Vettel gute Chancen auf einige Punkte aus.
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Wenn der Teamkollege wieder schneller war: Sebastian Vettel in Schanghai Zoom Download
Frage: "Sebastian, Platz drei im Qualifying zum Großen Preis von China in Schanghai. Wie ist es dir ergangen? Bist du zufrieden mit dem Ergebnis?"
Sebastian Vettel: "Ich hätte mir vielleicht ein bisschen mehr gewünscht. Vor allem, weil die ersten beiden Versuche eigentlich sehr gut waren."
"Ich kam dann aber zum Schluss nicht mehr so gut zurecht. Ich hatte unheimlich viel Übersteuern, musste also mit der Hinterachse kämpfen. Das war beim Anbremsen. Dann habe ich die Linie nicht immer zu einhundert Prozent getroffen. Auch beim Herausbeschleunigen hatte ich nicht die Traktion, die ich vielleicht vorher gehabt hatte."
"Woran das liegt? Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich es zu schnell oder zu langsam angegangen. Es war am Ende ein bisschen mehr Wasser auf der Strecke. Zwischen Q2 und Q3 hatte es nochmals etwas stärker geregnet. Wir müssen mal schauen. Alles in allem ist es ein gutes Ergebnis und eine gute Ausgangsposition für den Sonntag."
Vettel glaubt: Mercedes ist weiter klar vorn
Frage: "Gibt es im Rennen auf der Strecke eine Veränderung bei der Hackordnung?"
Vettel: "Schauen wir mal. Ich glaube, dass die Mercedes vorn sein werden, wenn nichts schiefgeht. Wenn es trocken ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Nico uns überholt."
"Vielleicht sind wir hier wieder ein bisschen näher dran, aber Mercedes ist schon der ganz klare Favorit. Wenn wir ganz knapp dahinter ins Ziel kommen würden, wäre das schon ein Riesenschritt. Klar: Wenn die Chance besteht, vorbeizufahren, dann bleiben wir nicht aus Anstand dahinter, sondern ziehen vorbei."
Frage: "Würdest du sagen, dein Red Bull wird von Rennwochenende zu Rennwochenende besser?"
Vettel: "So einfach ist das nicht. Es gibt ein paar Dinge, bei denen man limitiert ist. An anderen Dingen kann man arbeiten. Es ist leider in diesem Jahr aus Fahrersicht nicht so klar. Man ist einfach sehr abhängig von der Software. In gewisser Weise bist du dem ausgeliefert, was programmiert ist, was im Auto ist. Es gibt unheimlich viele Kleinigkeiten, die sich letztendlich auf das Fahrgefühl auswirken."
"Ich weiß, dass ich mich damit im Moment noch nicht richtig wohlfühle. Das ist aber keine Ausrede, wie gesagt. Ich muss in jedem Fall versuchen, das Beste draus zu machen. Und ja, wir haben uns ein bisschen verbessert. Der Test in Bahrain hat da sicher geholfen. Wir haben aber noch einiges vor uns, auch wenn sich schon vieles verändert hat. Das ist aber nicht der Grund für die Leistung im Qualifying, meine ich."
Rennen im Trockenen, Red Bull im Hintertreffen?
Frage: "Bereitet es dir Kopfzerbrechen, was am Sonntag passieren könnte?"
Vettel: "Nein, überhaupt nicht. Ich denke, wir haben uns zum Samstag noch einmal um einen Schritt verbessert. Natürlich hatten wir nicht die Bedingungen, um das nochmals zu bestätigen. Aber schon am Freitag war es ganz okay. Mit einem Schritt vorwärts sollte es für das Rennen etwas besser werden. Es ist trocken gemeldet. Das Rennen soll im Trockenen stattfinden. Also lassen wir uns überraschen."
Frage: "Wie schwierig wird es, auf der langen Geraden einen PS-stärkeren Konkurrenten am Überholen zu hindern?"
Vettel: "Nun, das Problem ist: Die Gerade ist nicht nur sehr lang, sondern auch sehr breit. Es kommt immer auf die Rennsituation an."
Frage: "Was könnt ihr im Rennen gegen Mercedes ausrichten?"
Vettel: "Etwas Regen wäre gut. Im Nassen ist die schiere Leistung nämlich nicht so entscheidend. Alles in allem haben wir ein starkes Paket, meine ich. Vielleicht haben wir beim Reifenhaushalt einen gewissen Vorteil. Da müssen wir abwarten. Im Trockenen war Mercedes schon immer eines der stärksten Autos auf dieser Strecke. Da muss man schon realistisch sein."
"Wir werden sehen, wo wir am Sonntag stehen. Es wäre eine willkommene Überraschung, wenn wir besser wären als sie. Abwarten. Alles kann passieren. Diese Chance besteht immer. Wir werden unser Bestes geben, um eine sich bietende Möglichkeit zu nutzen, wenn es eine eben solche gibt. Wir wollen in jedem Fall gute Punkte holen."
Vettel rechnet nicht mit Siegchancen
Frage: "Besteht die Chance auf einen Red-Bull-Sieg in Schanghai? Oder sind die Mercedes im Rennen unantastbar?"
Vettel: "Nun, wenn wir nicht zwei Schikanen in jede Gerade einbauen, dann..."
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: China
Das bevorstehende Rennwochenende markiert die elfte Auflage des Grand Prix von China. 2004 wurde der Event in den Formel-1-Kalender aufgenommen. Fotostrecke
Frage: "Welchen Einfluss wird das Wetter auf das Renngeschehen haben? Der Wind pfeift ganz schön über die Strecke..."
Vettel: "Es heißt, das Wetter soll gut sein am Sonntag. Doch hier kannst du der Wettervorhersage kaum Glauben schenken. Es ist am besten, du schaust am Morgen aus dem Fenster. Dann siehst du schon, was Sache ist. Genau so werden wir es machen."
"Sollte es nass sein, wären wir im Rennen etwas im Hintertreffen, denn wir haben die meisten unserer Regenreifen schon am Samstag verwendet. Das haben die meisten hier gemacht, gerade weil es am Sonntag ja trocken sein soll. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir rechnen mit trockenen Bedingungen. Und hoffentlich sehen wir das Ziel ungefähr auf den Positionen, von denen wir losfahren."
Was macht Daniel Ricciardo anders - und besser?
Frage: "Was macht Daniel Ricciardo im Qualifying derzeit besser? Helmut Marko meint, er fahre mit einer anderen Motoreneinstellung..."
Vettel: "Nun ja, ein paar Sachen sind immer unterschiedlich. Alles in allem haben wir das gleiche Auto. Ich fühle mich im Fahrzeug vielleicht noch nicht so, wie ich mich gern fühlen würde. Aber trotzdem muss ich damit zurechtkommen und das Beste herausholen."
"Ich glaube, es ist ein langes Jahr. Und es hat sich sehr viel verändert. Man hat als Fahrer vieles abgegeben, anderes kam dazu. Es haben sich ein paar Dinge geändert, aber das soll keine Ausrede sein. Wie gesagt: Wenn ich langsamer bin, dann gab es da doch einen Weg, der schneller war."
Frage: "Dein Teamkollege scheint in diesem Jahr konkurrenzfähiger zu sein. Musst du das Rennwochenende daher anders angehen?"
Vettel: "Das ist wohl ein Kompliment an Mark (Webber; Anm. d. Red.), meine ich, obwohl er nicht da ist."
"Ich denke, dieses Jahr ist ungeheuer kompliziert. Die Autos sind ganz anders. Man kann es eigentlich nicht mit 2013 vergleichen. Nichtsdestotrotz leistet Daniel sehr gut Arbeit. Er hatte nicht nur ein gutes Wochenende, sondern mehrere. Er scheint das Maximum aus dem Auto herausholen zu können."
Vettel sucht den Weg aus der Qualifying-"Krise"
Frage: "Stimmt es dich wütend, erneut langsamer gewesen zu sein als Daniel Ricciardo?"
Vettel: "Ich bin natürlich nicht zufrieden damit, im Qualifying nur Dritter zu sein - oder Zweiter oder hinter meinem Teamkollegen. Ich bin generell hier, um zu gewinnen. Nichts weiter."
"Im Augenblick macht er seine Sache aber gut. Das muss ich sagen. Wir sitzen im gleichen Auto. Er ist einfach nur schneller. Vielleicht ist das Auto nicht zu einhundert Prozent so, wie ich es haben will. Ich versuche aber, daran zu arbeiten. Und wenn das Ergebnis erst einmal so ist, dann muss ich das akzeptieren."
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Frage: "Wo genau liegt denn aus deiner Sicht das Problem?"
Vettel: "Ich will dem Auto keine Schuld zuschieben. Ich denke, der Samstag war ein guter Tag für uns. In Q3 hat es offenbar nicht ganz so gut geklappt für mich. Alles in allem war ich ziemlich zufrieden. Wir arbeiten aber sehr viel. Und es ist noch viel zu tun, bis alles passt."
Vettel: "Nun, ich denke sehr viel über das Auto nach. Vielleicht liegt es daran."
"Ich habe einfach vieles im Kopf. Die Formel 1 ist sehr komplex geworden. Als Fahrer hast du viele Features verloren. Die Ingenieure haben einiges davon übernommen. Es ist nicht so einfach, all das zu verstehen. Deshalb denke ich vielleicht etwas mehr über das Auto nach als in den vergangenen Jahren."