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Coulthard analysiert: Was die Spreu vom Weizen trennt
An guten Tagen konnte er Häkkinen und Schumacher schlagen, im WM-Kampf gelang ihm das nie: David Coulthard erklärt, was die ganz großen Fahrer ausmacht
(Motorsport-Total.com) - Nicht wenige Formel-1-Fahrer blicken nach dem Ende ihrer aktiven Karriere mit übertriebener Einschätzung auf die eigenen Fähigkeiten zurück. David Coulthard, der von 1994 bis 2008 in der Königsklasse am Start war, gehört nicht zu dieser Gruppe.
© Red Bull/Getty
David Coulthard, Vize-Weltmeister 2001, blickt zurück - und bereut nichts Zoom Download
Im Verlauf seiner 15 Jahre umfassenden Formel-1-Karriere kämpfte Coulthard Rad an Rad mit Weltmeistern wie Michael Schumacher, Damon Hill, Jacques Villeneuve, Mika Häkkinen, Fernando Alonso, Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel. Inmitten seiner zweiten Karriere ist der Schotte als mittlerweile langjähriger TV-Kommentator für 'BBC' ausgesprochen ehrlich, wenn es darum geht, seine Leistung als Fahrer in der Formel 1 zu analysieren und einzuordnen.
Aus seinen 246 Grand-Prix-Starts für Williams, McLaren und Red Bull ging Coulthard 13 Mal als Sieger hervor, errang zwölf Pole-Positions und 18 schnellste Rennrunden. In der Saison 2001 wurde "DC" Vize-Weltmeister. Unterm Strich errang er in seiner Karriere in der Königsklasse 535 WM-Punkte. Alles andere als eine schlechte Bilanz, doch Coulthard selbst sieht sich nicht als einen der ganz Großen des Sports. Im Interview erklärt er, warum.
Schnelligkeit keine Frage der Gefühlslage
Frage: "David, was macht in der Formel 1 den Unterschied zwischen den ganz großen und den guten Fahrern aus. Was trennt sozusagen die Spreu vom Weizen?"
David Coulthard: "Der Einsatz ist es sicher nicht. Ich arbeitete hart, verbrachte Stunde um Stunde mit körperlichem Training, saß mit meinen Ingenieuren zusammen. Kurzum: Ich tat alles, was von mir verlangt wurde und vieles, was nicht verlangt wurde. Aus diesem Grund konnte ich ruhigen Gewissens zurücktreten."
"Ich habe einige Freunde, ehemalige Fahrer, den es schwerfällt zuzugeben, dass sie nicht so gut waren wie sie glauben, dass wie waren. Doch wir sind nun mal alle verschieden. So ist das Leben. Ich jedenfalls habe kein Problem damit, die ganz großen Fahrer den guten Fahrern gegenüberzustellen."
Frage: "Du nahmst es als Fahrer gern mit Häkkinen und Schumacher auf, machtest deutlich, dass du sie überholen und an guten Tagen schlagen konntest. Wie kann es sein, dass dir dies nicht über einen längeren Zeitraum gelang, um sie im WM-Kampf zu besiegen?"
Coulthard: "Genau aus diesem Grund sie Leute wie sie die ganz Großen dieses Sports. Die hochtalentierten Fahrer könnten wahrscheinlich gar nicht erklären, weshalb sie so konstant fahren. Sie sind einfach so gestrickt."
"Eines weiß ich: Es hat nichts damit zu tun, in welcher Stimmung man sich befindet. Ich erinnere mich an meinen Sieg in Spa - das Rennen, in dem sich Mika und ich in der ersten Kurve berührten und ich dann über alle Berge war. Ich fühlte mich elend, spuckte die ganze Nacht Blut und kam in einem miserablen Zustand an die Strecke zurück. Das hatte aber keine Auswirkungen darauf, das Auto am Limit zu bewegen. Andererseits gab es Tage, an denen ich mich unschlagbar fühlte, mich nach dem Blick auf meine Rundenzeiten aber nur noch verstecken wollte."
"Die ganze Sache ist nicht so einfach zu verstehen. Die Gefühle scheinen jedenfalls nicht direkt in Verbindung damit zu stehen. Man beobachtet Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) manchmal, wie er nicht sonderlich glücklich wirkt, obwohl er gerade auf die Pole-Position gefahren ist. Das liegt daran, dass es in diesen Moment wohl etwas anderes in seinem Leben gibt, dass ihn nicht glücklich macht. Auf seine Fähigkeiten als Rennfahrer hat das aber keinen Einfluss."
"Ich erinnere mich an Gerhard Berger, wie er nach eigener Krankheit und dem tödlichen Unfall seines Vaters nach Hockenheim kam und das Rennen gewann. Trotz dieser Umstände lieferte er eine Performance ab wie es ihm sonst in der gesamten Saison nicht gelang."
Coulthards aktuelle Top 4: Hamilton, Alonso, Vettel, Räikkönen
Frage: "Die Formel 1 befindet sich gerade in einem goldenen Zeitalter mit einer ganzen Reihe überaus beeindruckender Fahrer im Feld. Wo ordnest du sie im direkten Vergleich mit den größten Formel-1-Piloten aller Zeiten ein?"
Coulthard: "Mir ist klar, dass wir von verschiedenen Epochen sprechen, doch ich habe dennoch eine klare Meinung. Würden Fangio, Clark, Prost und Senna heute mit den richtigen Voraussetzungen aufwachsen - das heißt, mit dem notwendigen Training und dem Fokus darauf, Profirennfahrer zu werden - dann wäre es das Gleiche, wie es heute mit Hamilton, Alonso, Vettel und Räikkönen der Fall ist. Diese vier Fahrer stehen für mich an der Spitze. Knapp dahinter folgen Jenson (Button; Anm. d. Red.) und die aufstrebenden Talente. Sie könnten dieser auserlesenen Gruppe künftig angehören, anderenfalls werden sie nur sehr gute Rennfahrer bleiben."
"Ein Rennfahrer fährt mit dem, was er zur Verfügung hat. Diese Jungs haben alle im Kartsport angefangen und gewonnen. Was unterscheidet ein Kart von einem Formel-1-Auto? Du hast vier Räder und einen Motor, das ist alles. Keine Radaufhängung, keine Aerodynamik - einfach nur das pure Gefährt. Mann und Maschine."
"In der Formel 1 sorgen Dinge wie das Setup des Autos plötzlich für eine ganz andere Tragweite. Das sind Dinge, die es im Kartsport einfach nicht gibt. Die guten Fahrer waren dort gut und sie sind auch hier gut. Doch es sind die ganz großen Fahrer, denen es irgendwie gelingt, das Maximum herauszuholen."
Frage: "Wann hast du realisiert, dass Vettel ein ganz Großer werden würde?"
Coulthard: "Wenngleich wir im Zuge der Verbindung zwischen Red Bull und Toro Rosso nie direkte Teamkollegen waren, so viel er mir dennoch früh auf. 2008, in meinem letzten Jahr als aktiver Formel-1-Pilot, verstauchte ich mir bei Testfahrten beim Überfahren eines Randsteins den Nacken. Ich rief Christian (Red-Bull-Teamchef Horner; Anm. d. Red.) an und sagte: 'Seb testet hier den Toro Rosso. Du solltest ihn ins Auto setzen, denn ihr habt ihn ja ohnehin im Auge'. Wir setzten Seb also vom Toro Rosso in den Red Bull, den ich zuvor gefahren hatte."
"Ich konnte sofort Unterschiede beim Fahrern ausmachen. Es ist nicht so, dass ein schnellerer Fahrer überall schneller wäre. Es ist nicht so, dass er ein km/h schneller aus der Boxengasse fahren würde. Es gibt einfach Bereiche, beispielsweise das Fahren durch eine bestimmte Kurve, die manchen Fahrern besser liegen als anderen."
Die McLaren-Jahre mit Häkkinen
Frage: "Als du bei McLaren Teamkollege von Mika Häkkinen warst. Gab es da einen bestimmten Bereich, der dir besser lag als ihm?"
Coulthard: "Auf der Bremse hatte ich Mika gegenüber immer einen kleinen Vorteil. Das lag zum Teil daran, dass ich in meiner gesamten Karriere bis dahin stets mit dem rechten Fuß bremste. Erst in den letzten vier oder fünf Jahren meiner Karriere stieg ich aufs Linksbremsen um. Der Vorteil des Rechtsbremsens liegt darin, dass man mit weniger Sprit auskommt und demzufolge weniger Sprit mitnehmen muss. Man stand ja entweder auf dem Gas- oder auf dem Bremspedal. Beides gleichzeitig war sehr schwierig."
"Jeder Depp kann sich in eine Kurve werfen und am Eingang eine halbe Sekunde gutmachen. Doch dann verpasst man den Kurvenscheitelpunkt und verliert im Endeffekt am Kurvenausgang sechs Zehntelsekunden. Unterm Strich ist man also langsamer. Die Fahrer, die wirklich herausstechen, haben ein gottgegebenes Talent - oder wie immer man das auch bezeichnen möchte - mit dem sie die Haftungsgrenze am Limit spüren."
"Auf den Geraden können wir alle dasselbe Tempo fahren. Dafür braucht es kein besonderes Talent. Aus meiner Erfahrung heraus glaube ich aber nicht, dass die ganz großen Fahrer herausragend gut auf der Bremse sind. Es ist vielmehr das Loslassen der Bremse und diese Übergangsphase, die den Unterschied ausmacht. Die Leute sprechen über Linienwahl und all diese Dinge, die ebenfalls relevant sind. Von außen betrachtet ist es aber sehr schwer feststellbar, ob ein Fahrer das Bremspedal gerade noch fühlt oder ob sein Fuß es schon verlassen hat."
Wo die ganz großen Fahrer die Zeit holen
"Mir kommt es so vor, als könnten diese Fahrer in der entscheidenden Phase einer Kurvendurchfahrt - dem letzten Teil der Bremsphase - einen Tick mehr Speed mitnehmen. Der erste Teil der Bremsphase ist bei allen mehr oder weniger identisch, solange man nicht die Räder blockieren lässt."
"Der erste Moment, in dem man wieder ans Gas geht, ist entscheidend. Dabei geht es nicht darum, so früh wie möglich am Gas zu sein. Mann kann früh dran sein, aber wenn man länger braucht, bis die volle Leistung anliegt, hat man unterm Strich nichts gewonnen. Es geht also nicht darum, wann man wieder Gas gibt, sondern wann man die maximale Leistung und den richtigen Grip anliegen hat, bevor das Auto die Kurve verlassen hat."
"Die ganz großen Fahrer haben es in diesem Bereich einfach drauf. Es muss eine Gefühlssache sein. Ich zum Beispiel fühlte mich auf Stadtkursen, die bekanntlich nicht jedermanns Sache sind, immer wohl. Andererseits war ich auf diesen breiten und weitläufigen Rennstrecken nicht besonders gut. Dort fiel es mir immer schwer zu erkennen, wo das Limit liegt."
"Wenn ich wusste, wo das Limit liegt, kam ich innerhalb dieser Grenzen gut zurecht. Ich wusste, dass ich nicht weiter als bis zu diesem Punkt gehen konnte. In Kurven wie etwa Kurve 8 in der Türkei erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich mich fragte 'Wo ist hier das Limit?'. Ich konnte die Kurve genauso schnell durchfahren wie mein Teamkollege, doch ich hatte nicht dasselbe Gefühl wenn es ums Kontrollieren des Autos ging. Diese Jungs fügen einfach überall das Beste perfekt zusammen. Wer kann schon sagen, warum Nadal und Federer so stark sind. Die Unterschiede sind auf diesem Level verschwindend gering."
Formel-1-Spitze: Es geht auch ohne Bastard-Manieren
Frage: "Dein ehemaliger Manager Martin Brundle merkte kürzlich an, dass er bei dir das letzte Quäntchen Rücksichtslosigkeit vermisste. Demnach wärst du "nicht Bastard genug" gewesen. Siehst du das genauso?"
Coulthard: "Es wäre einfach zuzustimmen.... Ich glaube aber nicht, dass Mika ein Bastard war. Mika war immer ehrlich und direkt. Er wusste stets, was er wollte. Er sogar recht risikoscheu. Letzten Endes beendete er seine Formel-1-Karriere, weil er es ein wenig mit der Angst zu tun bekam."
"Auch Kimi ist kein Bastard. Er ist einfach nur verdammt schnell. Als wir Teamkollegen waren, kam es schon mal vor, dass er sich im Truck schlafen legte, aufwachte, ins Auto steig und dann - Bam! - eine Rundenzeit hinknallte. Oder die Geschichte, wie Berger damals den gesamten Winter über für McLaren testete. Dann stieg Senna ins Auto und war innerhalb von fünf Runden so schnell wie er. Diese Jungs haben einfach den Speed."
"War Prost ein Bastard? Er hat viermal den WM-Titel gewonnen und traf vielleicht nicht den Geschmack von allen Leuten. Ich aber arbeitete mit ihm als Testfahrer zusammen. Ich habe Zeit mit ihm verbracht und weiß: An ihm ist kein Arg. Zeigte er jemals eine Aktion wie Michael beim Manöver gegen Rubens am Ende der Boxenmauer in Budapest? Er war es doch, der gegen die Boxenmauer gedrückt wurde (von Senna in Estoril 1988; Anm. d. Red.). Kann also schon sein, dass er in Suzuka ein wenig oberflächlicher eingelenkt hat..."
"Zeigte Nigel Mansell jemals eine Aktion eines Bastards auf der Strecke? Ich glaube nicht. Nigel besaß ein angeborenes Talent, der Underdog, der Kämpfer zu sein. Ich würde also nicht zustimmen, dass man ein Bastard sein muss. Es gibt einfach zu viele Beweise, dass diese Leute keine Bastarde waren. Wurde Fangio je als Bastard angesehen oder einfach nur als extrem talentierter Fahrer?"
Alles eine Frage der Psychologie
Frage: "Wie steht es um den psychologischen Faktor? Als du für McLaren fuhrst, warst du in einer Position, in der du die klare Nummer zwei sein solltest. Martin Brundle erzählte einmal, dass er dich dazu bewog, ihm einen Brief über deine Gefühle zu schreiben. Was sagt das über deine Gefühle zur damaligen Zeit aus?"
Coulthard: "Grundsätzlich ist es sehr schwierig, diese Erfahrung nachzuvollziehen, sie zu leben. Selbst wenn man der Manager des Fahrers ist, durchlebt man diese Erfahrung nicht selbst. Martin war nicht bei jedem Test vor Ort. Er saß auch nicht mit in den Meetings. Er kümmerte sich um die Verträge und war vorher selbst Fahrer dieses Teams. Doch er war bei den Teambesprechungen nicht dabei und musste mich deshalb beim Wort nehmen."
"Ich habe verschiedene Erfahrungen gemacht. Beispielsweise in Melbourne 1996, mein erstes Rennen für McLaren. Damals saßen wir bei der Teambesprechung zusammen: Steve Hallam, Mark Slade, Pat Fry, Dave Ryan, Mika und ich. Plötzlich kam Ron Dennis herein. Ich stand instinktiv auf, um ihm die Hand zu schütteln. Schließlich war er der Chef, mein neuer Vorgesetzter."
"Er blendete mich aus und fragte in die Runde. 'Was machen wir hier?' Steve Hallam erklärte, was 'wir' taten, stellte dann aber die Gegenfrage 'Was machen sie?' 'Sie' waren wir, Dave Ryan und ich. Sonst war ja niemand weiter im Raum. Ich musste das Martin erklären und sagte: 'Erklär' mir das mal. Ich verstehe das nicht mit dem 'wir' und 'sie''. Es dauerte aber nicht lange und ich fand heraus, dass Ron mehr mit Steve und Mika verbunden war. Dave war auf meiner Seite. Es war quasi unvermeidbar, dass es sich so entwickelte. Für mich hatte das Ganze etwas Gutes, denn Dave war ein guter Teammanager. Ich hatte also entsprechende Rückendeckung, doch es gelang mir nie, Ron sofort zu überzeugen."
Blick zurück ohne Groll
"Wie die Zeit zeigen sollte, war Mika ein außergewöhnliches Talent. Er war sehr schnell und lieferte über einen recht kurzen Zeitraum eine unglaublich starke Performance ab. Der Grund war sein Unfall (in Adelaide 1995; Anm. d. Red.), durch den er gezwungen war, sich auf das Abliefern von Leistungen und dann auf das Karriereende zu konzentrieren. Im Nachhinein betrachtet hätte er länger in der Formel 1 bleiben sollen, doch ihm gingen die Energie und der Einsatzwille aus. Für McLaren war es aber zweifellos die richtige Entscheidung."
"Rückblickend bereue ich nichts. Ich bin froh, dass ich von Zeit zu Zeit in der Lage war, jemanden, der mit demselben Auto zwei WM-Titel gewonnen hat, mit gleichen Mitteln zu schlagen. Wenn man jemanden schlägt, der in einem anderen Auto sitzt, dann fällt der Vergleich schwerer. Doch ich hatte auch mit Michael gute Zweikämpfe und einige unverschämte Überholmanöver hier und da. Diese passierten nicht etwa, weil ich meinen Bremspunkt verpasst hätte. Sie passierten, weil sie geplant waren. Ich erkannte eine Schwäche und schlug daraus Kapital."
Jerez 1997: Abmachung zwischen Williams und McLaren
Frage: "Angenommen, du hättest einen Rest-Knopf. Gibt es eine Zeit, in die du zurückgehen würdest und etwas anders machen würdest als du es damals getan hast?"
Coulthard: "Du kannst deine Persönlichkeit nicht ändern. In Jerez 1997 gab es ein Abkommen zwischen Ron und Frank (Williams; Anm. d. Red.), von dem keiner von uns etwas wusste. Das Abkommen sah vor, dass Williams McLaren nicht im Weg stehen würde, wenn wir Williams dabei unterstützen, Ferrari zu schlagen. Ron bestreitet das wahrscheinlich noch heute, doch so war es."
"Schließlich gaben sie mir die Anweisung, Platz zu machen. Ich lag im Rennen hinter Mika. Ihm sagten sie, er solle an die Box kommen, um den Weg für Jacques Villeneuve frei zu machen. Bei dieser Gelegenheit ging ich aber an Mika vorbei. Dann sagten sie mir, ich sollte Platz machen. Dave Ryan, der auf meiner Seite war, warnte mich und sagte zu mir 'Du gefährdest deine Position im Team'. Ich deutete diesen Hinweis als eine andere Formulierung für 'Du wirst gefeuert'. Also fuhr ich zur Seite und ließ Mika das Rennen gewinnen."
"Doch dann gab es diesen lächerlichen Zieleinlauf. Ich ließ ihn vorbei, doch plötzlich ging auch Jacques vom Gas und Berger wäre fast noch durchgewischt. Ich erinnere mich, wie ich das alles sofort meiner damaligen Freundin Heidi erklärte. Peter Windsor stand daneben. Plötzlich kam Ron dazu und sagte, dass wir nichts sagen dürften. Heidi drehte sich zu Ron um und sagte 'Du bist ein verdammtes Arschloch'. Ron ging einfach weg, er reagierte nicht darauf."
"Zur damaligen Zeit wurden alle möglichen Spielchen gespielt. Das kostete Energie, Zeit und Emotionen. Ich hätte die Anweisung ignorieren können, doch schließlich bezahlten sie mich dafür, dass ich meinen Job erledige. Ich brauchte diese Chance, um meinen Job erledigen zu können."
Melbourne 1998: Abmachung zwischen Coulthard und Häkkinen
"Dann kam Melbourne 1998. Das Auto war unzuverlässig und wir trafen eine Abmachung. Diese sah ursprünglich vor, dass das Qualifying-Ergebnis als Maßgabe dienen sollte. Doch wir berieten nochmals und ich gab mein Einverständnis, dass die erste Kurve als Maßgabe dienen sollte. Ich rechnete mir gute Chancen aus, dass ich Mika, selbst wenn er mich im Qualifying schlagen sollte, bis zur ersten Kurve angreifen könnte."
"Schließlich kam es so, dass wir im Qualifying mit einer halben Sekunde Vorsprung in die erste Startreihe fuhren. Mir gelang es nicht, ihn auszubeschleunigen und damit war die Sache erledigt. Dann sollte Mika seinen Boxenstopp einlegen, weil Mark Slade sagte 'kühle deine Bremsen'. Doch weil Mika auf einem Ohr schwerhörig war, glaubte er verstanden zu haben 'komm jetzt an die Box'."
Frage: "Hattest du schwer daran zu knabbern, dass Mika auf eine Runde gesehen einen Tick schneller war als du?"
Coulthard: "Es war schwierig. Es war klar, was nötig war, um die Rundenzeit zu fahren. Das Problem war, dass man dafür das Auto umbauen musste. Die Autos waren nicht exakt gleich. Es gab Tage, da stimmte bei ihm die Performance nicht, obwohl er gut drauf war und alles gab. An solchen Tagen war ich im Qualifying schneller als er. Ihm gelang es unterm Strich aber häufiger, mit dem Kompromiss, den wir eingehen mussten, klarzukommen und die Rundenzeit hinzuknallen. Wenn ich alle Zutaten beisammen hatte, war ich in der Lage, auf die Pole-Position zu fahren. Er auf der anderen Seite hatte die Fähigkeit, einen Kompromiss anzunehmen. Das machte einen großen Unterschied."