• 11. März 2014 · 15:02 Uhr

Lowe: Hoffentlich keine Innovation verpasst...

Mercedes-Gesäftsführer Paddy Lowe findet die Zeit des Jahres besonders spannend, hat aber Angst, dass sein Team eine clevere Lösung verpasst haben könnte

(Motorsport-Total.com) - Wenn sich ein Team bei den unvorhersehbaren Testfahrten in diesem Winter als Favorit herauskristallisiert haben sollte, dann wohl Mercedes. Die Silberpfeile fuhren die meisten Kilometer aller Teams und konnten dabei auch eine ansprechende Performance an den Tag legen. Geschäftsführer Technik, Paddy Lowe, beschreibt im Interview die Eindrücke aus den Testfahrten und erklärt, was in dieser Saison auf die Zuschauer zukommen könnte.

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Paddy Lowe behält die Ideen der Konkurrenten derzeit besonders im Auge Zoom Download

Frage: "Herr Lowe, sind Sie zufrieden mit dem Fortschritt während der Wintertestfahrten?"

Paddy Lowe: "Bislang sind wir mit unserem Fortschritt glücklich, aber Tests können immer besser laufen. Es gab hier und da ein paar Lücken und wir hatten ein paar echt harte Tage. Ein gutes Beispiel dafür wäre der letzte Test in Bahrain, wo wir vier Uhr nachts ein Getriebeproblem entdeckt hatten und erst kurz vor der Mittagspause auf die Strecke gehen konnten. Das zeigt nur, wie kompliziert diese neuen Autos sind."

"Beide Fahrer waren mit dem Auto bislang glücklich, aber man braucht einen relativen Level an Performance. Egal wie stark das Auto aussieht, am Ende kommt es darauf an, wie stark es verglichen mit der Konkurrenz ist. Was wir im Winter gesehen haben, war ermutigend, aber wir haben auch viele starke Mitbewerber gesehen, und das Bild könnte sich vor Melbourne schnell ändern. Im Grid gibt es viele gute Teams, die auf Herausforderungen gut reagieren können. Wir könnten ein paar Überraschungen erleben, daher müssen wir an jeder Front weiter hart arbeiten, um sicherzustellen, dass wir konkurrenzfähig sind."

Frage: "Was waren die Schlüsselelemente für die gute Frühform?"

Lowe: "Ich muss den Ingenieuren in Brackley und Brixworth meinen Respekt zollen, denn sie haben mit dem F1 W05 einen fantastischen Job gemacht. Dies ist das mit Abstand komplizierteste Auto, das wir jemals gebaut haben - die Anzahl an Details ist unglaublich. Es wurde sowohl von der Antriebs- wie auch der Chassisseite her sehr gut konstruiert."

"Auch unsere Vorbereitung auf die Saison war stark, es gab viel Laborarbeit und einen Filmtag in Silverstone, bevor wir zum ersten Test gereist sind. Auch wenn der Tag in Sachen Zuverlässigkeit nicht so positiv war, konnten wir dadurch ein paar Anfangsschwierigkeiten mit dem neuen Paket überwinden, was mit Sicherheit nützlich war, um in Jerez direkt mit der Arbeit beginnen zu können."

Frage: "Wie sehen Ihre Emotionen in dieser wichtigen Phase des Jahres normalerweise aus?"

Lowe: "Die Zeit ist immer sehr nervenaufreibend. Es ist sehr interessant und aufregend zu sehen, was die anderen getan haben, aber man ist gleichermaßen geängstigt, dass man etwas sieht, an das man nicht gedacht hat - sei es eine clevere Innovation oder eine andere Interpretation der Regeln. Wir sind erst in einer sehr frühen Phase des Jahres, daher werden die Leute Updates bringen, auf die man sicherlich ein Auge haben will. Alles was man an einem Formel-1-Auto in den Luftstrom herausragen sieht, wird die Aerodynamik beeinflussen - und das normalerweise positiv."

Frage: "Ein heißes Gesprächsthema scheint derzeit das Gewicht zu sein..."

Lowe: "Gewicht hat sich als eine der großen Herausforderungen bei der Konstruktion der 2014er-Boliden herausgestellt. Wir haben das alle als Herausforderung gesehen - inklusive der Fahrer, die sichergestellt haben, dass sie das Optimum an Gewicht und Fitness erreicht haben. Unzweifelhaft ist dies einer der Bereiche, auf den man ein Auge hat, um sicherzustellen, dass der bestmögliche Level an Performance erreicht wird."

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Die Silberpfeile haben eine gute Wintervorbereitung hinter sich Zoom Download

"Das Benzinmanagement hat sich im Vergleich zum Vorjahr enorm verändert, wo es mehr um Vorbereitung und Kalkulation ging. Darin sind die Ingenieure im Laufe der Zeit sehr gut geworden. Ich denke nicht, dass wir Autos ohne Sprit liegenbleiben sehen, aber manchmal wird man wohl eine aggressivere Spritsparstrategie benötigen als in der Vergangenheit. Wir müssen das Auto in der Garage betanken, um zur Startaufstellung zu gelangen, die Einführungsrunde zu absolvieren und später die In-Lap zu fahren - all das kommt zu den 100 Kilogramm Gewichtslimit zwischen Start und Ziel."

"Eine weitere interessante Regel, die gerade den Ratifizierungs-Prozess durchläuft, sagt, dass ein Fahrer die In-Lap komplettieren muss, um im Rennresultat klassiert zu werden. In der jüngeren Vergangenheit haben wir Autos mit knapp bemessenem Sprit gesehen, die kurz nach Überqueren der Ziellinie von der Strecke gefahren sind. Das wird nicht mehr möglich sein, daher benötigt es ein wenig Management, um sicherzugehen, dass man innerhalb des 100-Kilo-Limits bleibt, aber auch genug an Bord hat, um die zusätzliche Distanz an jedem Rennende zu komplettieren."

Frage: "Viele befürchten, dass dies das Spektakel in der Formel 1 mindert. Teilen Sie die Befürchtungen?"

Lowe: "Wir haben in den vergangenen Jahren die Notwendigkeit gesehen, dem Spritsparen mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen, aber zusammen mit dem Reifenmanagement war es viele Jahre lang ein Element im Sport. In der jüngsten Zeit mit den V8-Motoren haben die Teams das Auto nicht mehr bis nach oben hin befüllt, um in jeder Runde Vollgas zu geben, da dies nicht der schnellste Weg bis ins Ziel war. Der schnellste Weg war das Auto unterzubefüllen, und so das Startgewicht zu reduzieren. Spritsparen wird 2014 wieder zu einem wichtigen Faktor mit einer sicherlich höheren Bedeutung als in den vergangenen Jahren, geht aber hoffentlich nicht so weit, dass es das Spektakel mindert."

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