• 20. Februar 2014 · 18:43 Uhr

Vettel exklusiv: Der Weltmeister im Interview

Sebastian Vettel verrät im Interview, wie selten er in Deutschland ist, warum er auch mal bei den Mechanikern mit anpackt und was sich seit 2010 verändert hat

(Motorsport-Total.com) - "Kann ich nicht essen, sonst schickt mich Adrian wieder aufs Laufband", grinst Sebastian Vettel, als ihm jemand - natürlich gut gemeint - eine mit Butter beschmierte Brezel als Mittags-Snack in das speziell für ihn abgestellte Wohnmobil bringt. Der Weltmeister ist gut drauf, als wir uns am 11. Februar in Dornbirn zum exklusiven Interview treffen, lacht viel, wirkt wie immer sympathisch. Dornbirn übrigens deshalb, weil dort der Online-Reifenhändler Tirendo seinen neuen Werbespot dreht, der im Herbst über die deutschen TV-Schirme flimmern wird. Der erste Tirendo-Spot ("Hast du keine Winterreifen?") ist längst Kult.

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Sebastian Vettel: In Dornbirn trafen wir uns mit dem Weltmeister zum Interview Zoom Download

Über den (kurzen) Winter musste Vettel, mit 74 Kilogramm bei 1,75 Metern Körpergröße nicht gerade ein Pummelchen, noch einmal das eine oder andere Kilo loswerden. Weil es Adrian so will. Gemeint ist Adrian Newey, der mit seinen Formel-1-Designs schon immer ans Limit gegangen ist. Das war in Sachen Gewicht dieses Jahr noch schwieriger als zuletzt, weil die neuen ERS-Hybridsysteme noch relativ schwer sind - und jedes Kilo mehr sieht man in der Formel 1 auf der Stoppuhr. Anno 2014 mehr denn je.

Aber von der strikten Ernährungslinie lässt sich der 26-Jährige ebenso wenig die Laune verderben wie vom miserablen Start in den Testwinter. Nur einmal wirkt er für einen kurzen Moment nachdenklich: als er bei einem Dreh für ein TV-Team den Helm von Michael Schumacher in den Händen hält und sich schwer tut, die richtigen Worte für dessen Situation zu finden. "Darin bin ich nicht so gut", meint Vettel, den Blick traurig auf den legendären roten Kopfschutz gerichtet.

Viel lieber denkt er an die bevorstehende Saison, die am 16. März mit dem Grand Prix von Australien beginnt. Sollte er 2014 noch einmal Weltmeister werden, hätte nur noch einer mehr Titel als er: eben jener Michael Schumacher...

Winterpausen werden immer kürzer

Frage: "Sebastian, bis zum Test in Jerez hattest du deine Winterpause. Wie sieht so eine Winterpause bei einem Formel-1-Weltmeister eigentlich genau aus?"

Sebastian Vettel: "Erstmal fängt die Winterpause später an, als man glaubt. Bis das letzte Rennen fertig ist, und dann noch die ganzen Veranstaltungen, das geht bis tief in den Dezember hinein. Es wird also praktisch erst eine, eineinhalb Wochen vor Weihnachten ruhiger. Dann hat man zwei, drei, vier Wochen für sich, bevor es spätestens Mitte Januar wieder nach England geht."

"Erstmal in den Simulator. Und dieses Jahr ging es ja eh schon früher los. Für uns zwar noch nicht so richtig (lacht; Anm. d. Red.), aber der erste Test war ja auch bereits Ende Januar. Wie gesagt: Spätestens ab Mitte Januar ist man wieder am Trainieren. Die Zeit, die man wirklich für sich hat, um das Ganze etwas ruhiger zu gestalten, sind eigentlich die Weihnachtstage, die Wochen um Weihnachten herum."

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Bester internationaler Rennfahrer: Sebastian Vettel mit dem Autosport-Award Zoom Download

Frage: "Diese vielen Ehrungen als Weltmeister, macht das eigentlich noch Spaß? Oder denkt man am Ende einer so langen Saison: 'Mensch, diese Auszeichnung muss ich jetzt aber nicht mehr persönlich abholen...'"

Vettel: "Naja, es kommt immer drauf an, wie die Saison war. Nach so einer tollen Saison ist es natürlich schön, wenn man auf solche Veranstaltungen geht und die Chancen ganz gut stehen, dass man auch was mitnimmt. Vor allem dann die Weltmeisterschafts-Trophäe, wie letztes Jahr in Paris. Das ist natürlich das Highlight, auf das man irgendwo das ganze Jahr hinarbeitet."

"Ich glaube, für viele ist das ein bisschen eine Last. Aber wenn man da relativ offen hingeht und sich drauf freut, es als Teil des Ganzen sieht, dann ist es auch ganz schön. Es kommt immer auf die Veranstaltung an. Manche sind vielleicht ein bisschen trockener und ein bisschen langweiliger, aber es ist doch letzten Endes schön, weil man viele Gesichter sieht, die man übers Jahr vielleicht nur selten sieht. Und da hat man dann auch mal etwas mehr Zeit, um über alles zu reden."

Frage: "Und um die Zeit des Jahres kann man bei einer solchen Veranstaltung auch mal das eine oder andere Gläschen Sekt trinken, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben..."

Vettel: "Ja, genau."

Zu viele Anfragen: Kaum noch exklusive Interview

Frage: "Das letzte Mal, dass wir uns länger unter vier Augen unterhalten haben, war in Monza 2010. Damals warst du mittendrin im WM-Kampf. Mir kommt es so vor, als wäre es erst gestern gewesen, seither ist aber wahnsinnig viel passiert: vier Jahre, vier WM-Titel. Kannst du mal zurückblicken, was seither aus deiner Sicht alles passiert ist?"

Vettel: "Mir kommt es auch nicht so lang vor, doch wenn man aufs Papier schaut, ist es wirklich schon lang her! In der Zwischenzeit ist viel passiert. Sehr viel Gutes natürlich."

"Ich denke, man entwickelt sich weiter, man lernt dazu, wird in mancher Hinsicht gelassener, kann die Dinge ein bisschen besser einordnen. Vielleicht ist man einfach ein bisschen besser sortiert als früher - vor allem im Vergleich zum von dir genannten Zeitpunkt. Ich denke, der erste WM-Titel hat da doch - im Nachhinein kann man das so sagen - ein bisschen mehr Ruhe reingebracht. Was jetzt nicht heißt, dass man nicht mehr die Motivation hat. Aber man kann das Ganze einfach etwas gelassener angehen."

Frage: "Du willst sagen: Routine im Umgang mit allem."

Vettel: "Ja. Ich denke, Routine ist ein gutes Wort. Vieles wiederholt sich ja, Abläufe wiederholen sich, man kennt die Leute noch besser. Man weiß auch, wo man für sich was rausziehen muss, um letztendlich erfolgreich zu sein."

Frage: "Wir sind hier in Dornbirn, unweit der deutschen Grenze. Wie oft bist du eigentlich noch in Deutschland?"

Vettel: "Nicht so oft. Klar, wir haben einmal im Jahr das Rennen, aber sonst sehr selten. Nur ein, zwei Mal, um bei der Familie vorbeizuschauen. Ansonsten ist es eigentlich üblich, dass man sich mit den Freunden woanders trifft, weil man ja dann auch in einem Alter ist, wo jeder sein eigenes Leben und seinen eigenen Job hat. Urlaub zu kriegen ist auch nicht mehr so einfach. Einfach vorbeizufahren bringt dann nichts, weil die meisten gar nicht da oder am Arbeiten sind. Aber das kriegt man alles koordiniert."

Frage: "Ich wollte eigentlich darauf hinaus, wie schwierig es für dich ist, dich in Deutschland noch frei zu bewegen."

Vettel: "Man merkt schon einen Unterschied. Wir sind ja überall auf der Welt unterwegs. Klar, in Deutschland wird man am meisten erkannt. Ich glaube, wenn man so etwas messen könnte, wäre der Bekanntheitsgrad in Deutschland höher als anderswo. Ich bin ja auch Deutscher, deshalb ist das ganz klar."

"Wenn man in einem anderen Land spazieren geht, zum Beispiel in Amerika, dann kennt dich niemand. Das ist sehr angenehm, weil du dich frei bewegen kannst. Es ist nicht schlimm, wenn dich die Leute erkennen, manchmal ist es aber auch unangenehm. Man will ja eigentlich nur einkaufen gehen oder sich etwas anschauen. Du hast dann immer ein bisschen das Gefühl, dass du bewertet wirst. 'Was schaut er sich denn an? Was macht er denn jetzt so?' Man lernt aber auch, damit umzugehen."

Keine Lust auf Markus Lanz & Co.

Frage: "Man sieht dich selten in Talkshows. Der einzige größere Auftritt, an den ich mich erinnern kann, war vor einigen Jahren bei Wetten, dass..? Ich nehme an, es gibt viele Einladungen, die du abgelehnt hast."

Vettel: "Ja. Erstmal gibt es unheimlich viele Talkshows (lacht; Anm. d. Red.). Letzten Endes ist es aber immer eine Zeitfrage. Und ich habe es schon gern, mir die Zeit, die ich habe, selbst einteilen zu können - um die Dinge zu tun, die ich gern tue, die ich sonst vernachlässige, Zeit mit Freunden zu verbringen. Da schaut man dann natürlich schon drauf."

"Und weil man ja generell viel unterwegs ist - in diesem Jahr kommen noch Tests während der Saison dazu, sonst noch Auftritte hier und da. Da bleibt nicht viel Zeit. Da schaut man, dass man sich das raussucht, was einem wirklich Spaß macht. Bei Wetten, dass..? war ich jetzt schon länger nicht mehr. Es gibt da auch noch ein paar andere Fernsehsendungen, die ganz lustig sind, wo man vielleicht selbst mal gern hingehen würde, aber wo es vielleicht bis jetzt noch nicht geklappt hat."

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Im Gespräch mit unserem Chefredakteur Christian Nimmervoll in Dornbirn Zoom Download

Frage: "Als viermaliger Weltmeister stehst du medial im Fokus. 2013 gab es diesen Spruch, von wegen 'Eier in den Pool hängen'. Das hat hohe Wellen geschlagen. Ist das in gewisser Weise eine zwiespältige Situation für dich? Einerseits ist der Drang da, Typen zu haben, andererseits musst du aufpassen, dass dir da nichts in den Mund gelegt wird..."

Vettel: "Ich glaube, das Wort wird dir sowieso immer verdreht. Dafür gibt es heutzutage zu viele Seiten, die gefüllt werden müssen. Es wird zu viel geschrieben. Ich glaube, das hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt, vielleicht in den letzten Jahrzehnten."

"Wenn man zurückschaut: Der Film, der 2013 über Niki (Lauda, Rush; Anm. d. Red.) und seine Zeit herausgekommen ist... Seither hat sich unheimlich viel getan. Man wirft der heutigen Zeit vor, dass die Fahrer nicht mehr so sind wie früher, auch die Autos nicht. Aber ich glaube, wenn man da offen auf andere Sportarten schaut, dann geht es allen anderen genauso."

"Es liegt, glaube ich, daran, dass alles bewertet und kommentiert wird - und das sehr schnell. Letztendlich darf man sich davon nicht zu sehr vereinnahmen lassen. Man sollte seinen Stiefel durchziehen. Wenn es den Leuten passt, gut. Wenn es den Leuten nicht passt, auch gut. Letztendlich ist wichtig, dass man sich bei dem Ganzen selbst treu bleibt."

Lieber authentisch als gekünstelt

Frage: "Wärst du manchmal gern anders, als es dir gewisse Zwänge vorschreiben?"

Vettel: "Inwiefern?"

Frage: "Durch die PR. Der angesprochene Spruch ist ja ein gutes Beispiel..."

Vettel: "Nein. Letztendlich hält man sich vielleicht oft zurück, weil man weiß, welche Welle es schlagen würde. Was schade ist, weil es ein bisschen ein hausgemachtes Problem ist. Aber auf der anderen Seite sollte man sich nicht verstellen, sollte sich nicht zu sehr zurückhalten. Wenn man was zu sagen hat, dann ist es auch so."

"Im Nachhinein ist es manchmal nur schade, wenn man merkt, was draus gemacht wird und wie es eigentlich gemeint war. Aber gut. Wenn man damit anfängt, sich zu sehr Gedanken zu machen, und wenn man versucht, gezielt etwas zu platzieren, wirkt es auch automatisch künstlich."

Frage: "Sprechen wir über zwei Schlüsselmomente des vergangenen Jahres. Da wäre Indien, wo du den vierten Titel klargemacht hast. Du hast völlig gelöst gewirkt. Da schien dir, zum Beispiel in der Pressekonferenz, eine große Last von den Schultern zu fallen, obwohl es sich gewissermaßen schon eine längere Zeit angebahnt hatte. Warum war dieser Moment trotzdem so speziell?"

Vettel: "Ja, aber es war trotzdem erst ab diesem Moment klar. Alles, was vorher ist... Auch wenn es absehbar war."


Fotostrecke: Der Weltmeister ganz persönlich

"Es war ja 2011 ähnlich, da konnte man auch schon davon ausgehen. Aber selbst da: Solange es nicht klar ist, ist es nicht klar. Ich glaube, man darf auch nicht daran, wie soll ich sagen, daran glauben. Es gibt einfach keine Garantie. Man muss es nach wie vor schaffen, die Konzentration hoch zu halten. Deshalb ist der Moment trotzdem eine Riesenerlösung."

"So wie 2011 war es praktisch auch letztes Jahr. Auch wenn alle gesagt haben: 'Es ist eh schon klar, da kann nix mehr passieren.' Umgekehrt ist es genauso. Wenn man sich in einer Position befindet, die von außen aussichtslos erscheint, hat man vielleicht trotzdem noch den Glauben daran. Beispiel 2009: Da war es dann ein Schlag ins Gesicht, als es nicht mehr so war - auch wenn es für alle klar war, dass wir den Titel nicht mehr gewinnen konnten."

"2010 genauso: Wir waren vor dem Rennen in Abu Dhabi in der schlechtesten Ausgangslage aller vier Fahrer, die noch den Titel gewinnen konnten. Es musste unheimlich viel anderes passieren, aber die Chance war noch da. Wenn man nicht dran glaubt, wenn man den Glauben dran verliert, wenn man auf die Leute hört, dann ist die Konzentration futsch. Und wenn die Konzentration futsch ist, ist auch die kleinste Chance keine Chance mehr."

Als Weltmeister nicht zu schade zum Aufräumen

Frage: "Bleiben wir beim Indien-Wochenende. Am 23. Dezember 2013 habe ich mit Christian Horner über dein Jahr 2013 gesprochen. Er hat mir eine nette Anekdote erzählt: Du hast in Indien den Mechanikern beim Aufräumen geholfen. Der Weltmeister hilft den Mechanikern beim Packen. Erzähl mal!"

Vettel: "Ja, ich wollte danach unbedingt etwas trinken gehen und etwas feiern! Aber wir mussten erst aufräumen. Und ganz ehrlich: Ich hatte bis abends nix zu tun."

"Es war eh noch genug Zeit, mich umzuziehen und frisch zu machen, und statt irgendwo sinnlos rumzustehen oder im Hotelzimmer rumzuhocken, dachte ich mir, ich packe ein bisschen mit an. Es waren nur ein paar Stunden. Und so viel konnte ich auch nicht helfen. Um ein paar Sachen hin- und herzuschleppen, war ich aber gut genug (lacht; Anm. d. Red.)!"

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Sebastian Vettels Eltern Heike und Norbert beim Grand Prix von Abu Dhabi 2013 Zoom Download

Frage: "Der zweite Schlüsselmoment war Abu Dhabi. Ich habe dich dort beobachtet, als auch deine Eltern zu Gast waren. Da gab es einen Augenblick, wo ihr abends im Fahrerlager gesessen seid. Einer dieser seltenen Momente, wo ihr relativ unbehelligt von Presse und Fernsehteams wart."

Vettel: "Trotzdem nicht unerkannt!"

Frage: "Ihr seid zu dritt zusammengesessen und ich hatte von außen den Eindruck, das war auch für dich ein besonderer Moment mit deinen Eltern."

Vettel: "Ja, absolut. Es wird natürlich immer schwieriger, Zeit zu finden, wo man für sich sein kann, wo man ein bisschen Ruhe hat. Vor allem natürlich am Rennwochenende. Deshalb war das schön, später in den Abendstunden. Abu Dhabi hat ja auch einen etwas versetzten Zeitplan. Die meisten Leute sind da schon weg, weil die meisten Partys schon angefangen haben. Wir saßen eben um 0:00 oder 1:00 Uhr noch im Fahrerlager und hatten es dort auch schön."

Frage: "Da hast du dann sozusagen auch mal die Eier im Pool baumeln lassen..."

Vettel: "Ja. Die Arbeit in dem Sinne war getan. Wenn das der Fall ist, kann man sich auch ein bisschen zurücklehnen. Natürlich muss man immer schauen, dass das zum richtigen Zeitpunkt passiert - gerade am Rennwochenende. Aber man darf sich dann schon auch die Zeit nehmen, um mal über was anderes zu sprechen."

Im Winter erstmals Vater einer Tochter geworden

Frage: "Beim Thema Familie bist du sehr zurückhaltend, aber es gab im Winter eine sehr einschneidende Veränderung in deinem Leben. Du bist Vater geworden. Wirkt sich das in irgendeiner Form aus, auf deine Denkweise?"

Vettel: "Ich glaube, was den Sport angeht, nicht. Ich möchte darüber nicht viel sagen, aber ich freue mich generell auf das Jahr 2014. Es sind unheimlich viele Neuerungen dabei dieses Jahr. Der erste Test war aus unserer Sicht ein Schuss in den Ofen, weil wir eben nicht fahren konnten. Und gerade am Anfang ist es wichtig, viel zu fahren. Es ist natürlich eine Riesenherausforderung. Darauf freue ich mich."

Frage: "In diesem Jahr war es vor und bei den ersten Tests etwas anders als früher. Und man musste auch davon ausgehen, dass es hier und da Probleme geben kann. Kam Jerez für euch völlig überraschend oder hattet ihr erwartet, dass es so schlecht laufen könnte?"

Vettel: "Nun, wir wussten natürlich schon, dass es eine Mammutaufgabe wird. Mehr und mehr, wenn man begreift, wie groß die Veränderungen sind. Ich glaube, es bleibt abzuwarten, wie viele Autos in Melbourne ins Ziel fahren."

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Noch verbrachte Sebastian Vettel nicht viel Zeit im Cockpit des neuen RB10 Zoom Download

"Die Quoten aus den letzten Jahren, was die Zuverlässigkeit angeht, werden erstmal nicht erreicht. Das ist normal, wenn es etwas Neues gibt. Zu den Anfangszeiten des V8 gab es auch deutlich mehr Motorschäden als am Ende. Hinzu kommt in diesem Jahr: Es wird um eine ganze Stufe komplexer und komplizierter. Da gibt es viel schneller mal was, was das Auto zum Stehen bringt. Es muss nicht sein, dass dir der Motor um die Ohren fliegt."

Frage: "Zwischen den Tests in Jerez und in Bahrain lag etwas Zeit. Wie zuversichtlich seid ihr denn, dass es beim zweiten Test schon besser laufen wird?"

Vettel: "Bis jetzt sehr zuversichtlich. Die Probleme, die wir hatten, einerseits auf Seiten von Red Bull Racing, andererseits auf Seiten von Renault - beide Seiten haben das Problem verstanden, glaube ich. Ich denke, beide Seiten haben eine Lösung. Deswegen sollte es gut funktionieren."

"Aber es ist nach wie vor ein komplett neues Auto. Es ist eine komplett neue Power-Unit (Antriebsstrang; Anm. d. Red.), wie es ja so schön heißt. Das, was war, sollte gelöst sein. Das wird sich natürlich erst in der Praxis zeigen. Trotzdem kann es natürlich sein, dass etwas anders aufheult oder rumzickt. Das muss man dann sehen."

Mit den ersten Testfahrten nicht zufrieden

Frage: "Ihr habt es in der ganzen Woche auf 15 Runden gebracht, du bist acht Runden gefahren."

Vettel: "Ja. Zu wenig!"

Frage: "Reicht das überhaupt, um zumindest einen oberflächlichen Eindruck vom Auto zu bekommen?"

Vettel: "Nein, gar nicht. Weil das praktisch kein richtiges Fahren war. Man hat das Auto um die Strecke getragen, um zu schauen, dass alles dicht ist und dass alles hält. Es hat sich aber gezeigt: Es war nicht dicht, es hat nicht gehalten."

Frage: "Konntest du dir von den anderen Autos einen Eindruck verschaffen? Viele waren ja noch nicht am Limit unterwegs."

Vettel: "Wenig. Ich war natürlich am meisten bei uns in der Garage und wollte wissen, wann es wieder rausgeht. Auf der Strecke habe ich nicht so viel gesehen. An den ersten zwei Tagen wurde aber eh nicht viel gefahren. Natürlich war es ein bisschen enttäuschend zu hören, wie leise die Autos sind. Da geht natürlich viel von verloren. Sonst, optisch? Die Teams versuchen natürlich, die Autos so gut wie möglich zu verstecken. Was man dann sieht, ist nur begrenzt."

Frage: "Wird auch euer RB10 in Melbourne anders aussehen?"

Vettel: "Ich denke schon. Das ist auch ganz normal. Es geht wahrscheinlich allen so, dass bis zum Saisonstart noch relativ viel passiert. Es ist ja doch auch ein neues Auto, nicht nur, was den Antriebsstrang angeht, sondern auch von außen gesehen. Da wird, denke ich, noch einiges passieren. Bei uns ist da mit Sicherheit noch einiges geplant."

"Und ich glaube, das geht den anderen auch so. Die Form an sich wird sich nicht verändern. Die Nase wird nicht plötzlich in die andere Richtung zeigen, aber klar, es sind kleine Feinheiten, die irgendwann zusammenfinden. Wenn es viele sind, ist es dann doch eine große Änderung."

Frage: "Medien und Fans freuen sich, dass man die Autos optisch wieder besser unterscheiden kann. Wie geht es dir als Fahrer? Ich schätze dich als Typ ein, dem eine gewisse Ästhetik bei dem, was du tust, auch wichtig ist."

Vettel: "Gut, ich sag mal: Generell ist jedes schnelle Auto schön. Wir hoffen natürlich, dass unser Auto schnell ist. Bis jetzt haben wir noch gar keine Ahnung. Aber wie gesagt: Jedes Auto, das schnell ist, wird normalerweise auch als schön angesehen. Und das ist auch das Ziel. Es geht ja nicht darum, einen Schönheitspreis zu gewinnen, sondern eine Meisterschaft."

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