• 29. Januar 2014 · 17:52 Uhr

Hill: "Ein Wunder, dass die Autos überhaupt laufen"

Der Ex-Weltmeister freut sich über die Neuerungen in der Formel 1: Sound und Optik findet er nicht so schlecht wie viele andere, den Spritverbrauch faszinierend

(Motorsport-Total.com) - Als Damon Hill noch in der Formel 1 aktiv war, war die Welt simpler: Keine umklappbaren Heckflügel, keine Energierückgewinnung, getankt werden durfte ohnehin nach Lust und Laune. Dennoch ist der Brite kein hartnäckiger Verfechter der alten Schule: Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' zeigt sich der Weltmeister von 1996 angetan von der zweiten Turboära. Hill versteht, dass die Macher der Königsklasse für mehr Spannung einen schwierigen Spagat vollführen müssen.

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Damon Hill ist heute als TV-Experte in Großbritannien zu sehen Zoom Download

Frage: "Damon, was hältst du vom Sound der neuen Formel-1-Autos?"

Damon Hill: "Der Sound ist anders. Es ist ein ziemlich angenehmes Geräusch, aber bestimmt nicht das haarsträubende aus dem vergangenen Jahr. Aber das ist ja vielleicht gar nicht so schlecht."

Frage: "Und wie gefällt dir die Optik?"

Hill: "Sie sehen sehr geschmeidig aus. Ich weiß, dass sie sehr viele Starts, unfreiwillige Stopps und technische Probleme haben, aber wenn man darüber nachdenkt: Bei der technischen Herausforderung, die zu bewältigen war, ist es ein Wunder, dass die Autos überhaupt laufen. Unglaublich, ich bin beeindruckt. Ich habe mich bei den Tests in die erste Kurve gestellt und den Autos beim Fahren zugesehen: Man erkennt, wie die Fahrer das Drehmoment nutzen, um auf das Gas zu gehen und das am Kurvenausgang tun. Das will man von einem Rennauto sehen."

"Schon immer ein bisschen Langstrecke"

Frage: "Hattest du irgendwelche Befürchtungen? Haben sie sich bewahrheitet?"

Hill: "Das einzige wirkliche Problem für mich als Fahrer ist der Umfang an Kontrolle durch die Ingenieure, die taktische Komponente des Racing. Ich würde gerne mehr Freiheit der Fahrer und sie in der Lage sehen, ihr Ding ohne zu viele Eingriff durchzuziehen. Aber ich weiß, wie schwierig das wegen der neuen Komplexität ist. Die Fahrer brauchen die Informationen. Ich fühle mich mit der Idee, an ein Limit zu fahren, das von den Strategen zuhause in der Fabrik vorgegeben wird."


Fotostrecke: Die Nasen der Formel 2014

Frage: "Was hältst du vom Spritsparen und dem 100-Kilogramm-Benzinlimit?"

Hill: "Das ist eine fantastische Leistung. Bedenkt man, dass ein Grand Prix mit der selben Geschwindigkeit gefahren wird wie 2013, aber mit nur zwei Drittel des Benzins, dann ist das bemerkenswert."

Frage: "Befürchtest du nicht, dass es in der Formel 1 nur noch um das Sparen von Sprit geht?"

Hill: "Nicht so sehr. Grand-Prix-Sport war schon immer ein Langstrecken-Event, kein Sprintrennen. In jeder interessanten Motorsport-Art ist es in einem gewissen Maße nötig, sich zu zügeln. Wir hatten solche Rennen. Ich verstehe die Fahrer: Die Piloten sind so fit, sie können von Anfang bis Ende Vollgas geben. Das Problem ist, dass dann nicht mehr überholt wird."

Hill fühlt mit Ex-Rivale Schumacher

"Die Autos starten an einer Position, die ihrem maximalen Leistungsvermögen entspricht, und sie beenden das Rennen dort. Solches Racing produziert leider statische Resultate. Das Qualifying bestimmt dann das Rennergebnis. Aber ich kann nachvollziehen, dass sie richtig auf die Tube drücken wollen. Die Frage ist aber, wie man sich die Körner einteilt: Die besten Rennen, an das ich mich erinnere, waren die in der Turboära, als clevere Jungs alles verpulverten, ehe das Ende in Sicht war. Dann mussten sie dafür den Preis zahlen. Währenddessen lachte sich Niki Lauda kaputt."

"Tragisch und fürchterlich."Hill über den Schumacher-Unfall
Frage: "Ein anderes Thema: Was war dein erster Gedanke, als du von Michael Schumachers Ski-Unfall hörtest?"
Hill: "Da ging es mir wie jedem. Er habe eine Kopfverletzung, es könnte schlimm sein. Mehr wusste ich nicht, aber ich war zunehmend besorgt. Alles, was ich sagen kann, ist, dass es absolut tragisch und fürchterlich ist. Ich fühle mit seiner Familie und mit Michael. Es ist ein schlimmes Szenario und es hat mich sehr getroffen. Das ist nichts, wovon man will, dass es irgendjemandem widerfährt."
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