Button freut sich auf die "geistige Herausforderung"
Jenson Button blickt gespannt auf die Herausforderung durch die neue Technik der Formel 1, ist aber zuversichtlich, dass ihm die Umstellung problemlos gelingt
(Motorsport-Total.com) - Jenson Button ist der dienstälteste Fahrer in der Formel 1, 2014 geht der 34-Jährige in seine 15. Saison in der Königsklasse. Und wieder einmal muss sich Button auf eine neue Technik einstellen. Da dies aber nicht zum ersten Mal in seiner Karriere der Fall ist, zeigt sich der Routinier im Interview überzeugt davon, dass ihm auch die Umstellung auf die neuen Antriebseinheiten mühelos gelingen wird. Außerdem spricht Button über die Ziele mit dem neuen MP4-29 und über die Zusammenarbeit mit seinem neuen Teamkollegen Kevin Magnussen.
Frage: "Jenson, wie lauten in der Saison 2014 - realistisch gesehen - deine Ziele?"
Jenson Button: "Natürlich wollen wir wieder an die Spitze und wollen natürlich auch eine bessere Saison erleben als 2013. Es ist aber wirklich schwierig, derzeit irgendetwas vorherzusagen. Es gibt gewaltige Veränderungen, die einen großen Einfluss auf das Kräfteverhältnis haben können, daher müssen wir abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Unser Ziel muss ein problemloser und produktiver Winter sein."
"Ich bin gespannt darauf, alles über die neue Formel und unser neues Auto kennenzulernen, und möchte, dass wir in eine Position gelangen, vor der aus wir uns von Beginn an mit unserem Paket auf der sicheren Seite befinden und dann stetig dazulernen. Ich denke niemand geht davon aus, dass die kommenden Monate einfach werden - ich kann mir vorstellen, dass niemand in der Boxengasse das sagen würde. Unser Ziel muss sein, ständig Fortschritte zu machen und dazuzulernen."
"Es ist immer ziemlich intensiv, und das wird auch in diesem Winter für alle nicht weniger der Fall sein. Alle müssen sich auf das erste Rennen vorbereiten. Wir werden im ersten Rennen im Vergleich zu den anderen nicht wissen, wo wir stehen."
Button glaubt: Fahrstil hilft bei der Anpassung
Frage: "Ist es schwierig, bei so vielen Veränderungen auf einmal durchzublicken?"
Button: "Das ist Teil des Jobs als Formel-1-Fahrer. Während meiner gesamten Karriere musste ich Autos in unterschiedlicher Ausführung fahren. Ich bin V10 gefahren, V8, bin Rennen auf Rillenreifen und auf Slicks gefahren, mit KERS, mit DRS, mit Traktionskontrolle und ohne, mit Nachtanken und ohne. Und ich bin immer noch hier!"
Frage: "Machst du dir Sorgen über den Wandel dieser neuen Formel?"
Button: "Es gibt in diesem Jahr viele Entwicklungen. Da ist es gut, in einem Team wie McLaren zu sein, denn Weiterentwicklung ist unsere Stärke. Das hat sich in früheren Jahren gezeigt. Manchmal lagen sie ein wenig daneben, aber meistens waren sie sehr gut. Es wird während der Saison ein Entwicklungsrennen, bei dem man zusätzlich die Haltbarkeit das Autos in den Griff bekommen muss."
"Ich denke jeder Einzelne in der Formel 1 tappt derzeit noch im Dunklen. Das ist gleichermaßen aufregend und beunruhigend. Wenn ich mich in der nächsten Woche in Jerez zum ersten Mal ins Cockpit setze, werden mir viele Dinge durch den Kopf gehen. Ich hoffe darauf, dass ich dann dieses einfache, positive Gefühl bekommen, wenn du weißt, dass das Auto unter deinem Hintern eine solide Plattform ist; eine mit der du arbeiten und die du während er Saison weiterentwickeln kannst."
"Ich denke niemand wird nach diesem ersten Test davon überzeugt sein, dass er diese neue Formel verstanden hat. Ich denke es wird vielmehr so sein, dass wir verschiedene Stufen abarbeiten, damit die Ingenieure und Designer mehr Informationen bekommen und verstehen, wie sich die Autos und die neuen Antriebseinheiten verhalten. Das werden wir bei den bevorstehenden Tests und den ersten Rennen weiter vertiefen. Ich denke diese Formel ist zu groß und zu komplex, als dass ein Team die Gewissheit erlangen könnte, alles richtige gemacht und sich einen Vorteil erarbeitet zu haben. Wir müssen fleißig daran arbeiten, in diese Position zu kommen."
Button gefällt der V6-Sound
Frage: "Teilst du die Sorge vieler Fans über den Klang der neuen V6-Turbomotoren?"
Button: "Jeder spricht darüber, wie der Motor im Vergleich zum V8 klingen wird. Er wird sich natürlich nicht genau so anhören. Aber nach allem, was ich gehört habe, hört er sich trotzdem recht gut an. Es ist eine Mischung unterschiedlicher Sounds. Es gibt den Turbo, das ist ein ungewöhnlicher Sound. Aber mir gefällt es. Wie sich das Auto anhört, ist für mich aber auch nicht wichtig. Hauptsache ist: Ich habe ein Auto, mit dem ich gewinnen kann. Für die Fans wird es sich aber immer noch gut anhören, und der Rennsport wird in dieser Saison besser denn je sein."
Frage: "Wie ist die Zusammenarbeit mit deinem neuen Teamkollegen?"
Button: "Ich habe Kevin als Teamkollegen noch nicht richtig kennengelernt. Im Winter gab es nicht allzu viele Gelegenheiten, bei denen wir Zeit miteinander verbringen konnten, aber das wird sich ändern, sobald wir mit den Test beginnen. Wir werden sehr eng zusammenarbeiten, unsere Daten austauschen und so viele Informationen wie möglich über das Auto zusammentragen, um es zu verbessern."
"Wir können alle schnell fahren, aber unsere Rückmeldungen treiben die Entwicklung das Autos voran, vor allem in diesem Jahr. Ich bin erfreut, mit welcher Entschlossenheit und Professionalität er in diesem Jahr ans Werkt geht. Es wird in diesem Jahr für jeden Formel-1-Fahrer sehr schwierig, aber ich bin mir sicher, dass er großartige Arbeit leisten wird."
Fotostrecke: McLaren-Präsentationen seit 1981
1981 ging's noch ohne Glitter & Glamour: Im ersten Jahr unter Neo-Teamchef Ron Dennis (links) trat zunächst nur John Watson mit dem neuen MP4 an, dem ersten McLaren-Chassis aus Kohlefaser. In Silverstone gelang ihm damit der erste McLaren-Sieg seit 1977. Teamkollege Andrea de Cesaris musste die ersten Rennen noch mit dem alten M29 bestreiten, der von Gordon Coppuck entwickelt worden war. Fotostrecke
Frage: "Siehst du dich ein wenig in der Rolle des Lehrmeisters für Kevin?"
Button: "Da ich der erfahrenerer Fahrer bin, wir er als jüngerer, weniger erfahrener Fahrer von mir lernen. Das sollte auch so sein, denn ich habe ein Menge Erfahrung in diesem Sport. Aber er bringt auch etwas ins Team ein. Er kommt frisch in den Sport und hat noch nicht so viel Erfahrung in dieser Formel-1-Welt. Vor 13 Jahren war ich dieser Junge, und ich glaube, ich habe im Laufe der Jahre etwas verloren, was ich gerne wieder finden würde."
Frage: "Du hast dich für die Startnummer 22 entschieden. Hat die für dich eine besondere Bedeutung?"
Button: "Die 22 ist eine gute Nummer für mich. Das war 2009 so, als ich mit dieser Nummer die Weltmeisterschaft gewonnen habe, bevor ich zu McLaren kam. Es ist auch die Nummer, mit der McLaren mit Lewis im Jahr 2008 zuletzt die Weltmeisterschaft gewann."
Frage: "Ron Dennis ist nun wieder Geschäftsführer der McLaren-Gruppe. Was sagst du zu seiner Rückkehr?"
Button: "Unter Ron hat dieses Team zahlreiche Weltmeisterschaften gewonnen, in den Tagen von Alain (Prost) und Ayrton (Senna, Anm. d. Red.) und vorher. Ron und dieses Team haben eine große Geschichte. Er ist ein Racer und ein echter Kämpfer. Er hat dieses Team im Laufe der Jahre aufgebaut. Es ist gut für das Team und für Ron, dass er dieses Team nun wieder antreiben kann. ich denke, jeder freut sich auf die Herausforderungen des Jahres 2014, mit Ron an der Spitze."