• 31. Dezember 2013 · 14:34 Uhr

Sutils 2013: Manfred Zimmermann im Interview

Das Jahr 2013 aus der Sicht von Adrian Sutil: Manager Manfred Zimmermann spricht über die turbulenten Monate zwischen Comeback und Teamwechsel

(Motorsport-Total.com) - Im Winter 2011/12 bestimmte Adrian Sutil nicht die sportlichen Schlagzeilen. Wegen eines Angriffs auf Lotus-Mitbesitzer Eric Lux musste sich der Gräfelfinger vor Gericht verantworten und wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Die Formel-1-Saison 2012 fand daraufhin ohne den Fahrer Sutil statt, doch 2013 feierte der mittlerweile 30-Jährige bei Force India ein viel beachtetes Comeback.

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Manfred Zimmermann kümmert sich seit zwölf Jahren um Adrian Sutil Zoom Download

Manager Manfred Zimmermann blickt im Interview mit 'Motorsport-Total.com' auf Sutils Saison zurück. Der Manager spricht darüber, wie Sutil nach der Auszeit gestärkt in die Formel 1 zurückgekehrt ist, warum er 2013 trotz starker Leistungen oftmals unter Wert geschlagen wurde und weshalb trotzdem frühzeitig die Weichen für 2014 gestellt waren, wenn Sutil für Sauber fahren wird.

Frage: "Herr Zimmermann, ich möchte einsteigen beim Silvesterabend vergangenes Jahr. Haben Adrian und Sie gemeinsam gefeiert? Und wie war damals Ihre Gemütslage, weil ja zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher war, dass es wieder klappt mit der Formel 1?"

Manfred Zimmermann: "Silvester ist sehr speziell für mich, weil ich an Silvester Geburtstag habe. Deswegen verbringe ich Silvester gemeinsam mit Freunden und Familie. Wir haben den Abend nicht zusammen verbracht. Adrian hat auch mit seiner Freundin und der Familie gefeiert und ich in meinem Kreis."

Frage: "Wie war damals der Stand, was Formel 1 angeht?"

Zimmermann: "Ich bin ja durchweg ein positiver Mensch, und ich war der festen Überzeugung, dass wir eine Lösung finden. Dass es 2012 zu gar keinem Einsatz und keinem Vertrag gekommen ist, war sicherlich nicht geplant und die Gemütslage war nicht unbedingt darauf ausgerichtet. Grundsätzlich hatte ich Silvester ein sehr positives Gefühl."

Gewissheit über Comeback erst am 28. Februar

Frage: "Die Bekanntgabe, dass es mit dem Force-India-Drive klappen wird, kam am 28. Februar, also extrem spät. Auch wenn Sie sehr positiv denken, war es trotzdem der nervenaufreibendste Winter? Oder war es so, dass Sie selbst schon ein bisschen früher als die Öffentlichkeit gewusst haben, wo die Reise hingeht?"

Zimmermann: "Wir wussten, wo die Reise hingeht. Es gab seit Spa mitten in der Saison die ersten konkreten Gespräche mit Force India und vor allem seitens Otmar Szafnauer (Force-India-Betriebsdirektor; Anm. d. Red.) den konkreten Wunsch, Adrian zu verpflichten."

"Und ich hatte auch permanenten Kontakt mit Vijay Mallya. So gesehen wussten wir, dass es eine große, große Chance gibt, 2013 bei Force India zu fahren. Es war dann sicherlich noch bis zur finalen Bestätigung ein langer Zeitraum. In der Formel 1 ist man sich nie sicher, bis man dann tatsächlich im Auto sitzt, ob es zustande kommt oder nicht. So gesehen haben die Nerven sicherlich ein bisschen gelitten."


Fotostrecke: Jahresrückblick: Force India

Frage: "Erinnern Sie sich noch, wie, von wem und wann Sie dann die finale Zusage bekommen haben? Das passiert ja in der Regel vor der Unterschrift."

Zimmermann: "Das passiert vor der Unterschrift, ja. Das war, soweit ich mich erinnern kann, an dem Testtag in Barcelona, als Vijay angerufen und gesagt hat, dass alles durch ist, er sich mit seinen anderen Gesellschaftern geeinigt hat und Adrian fix ist."

Frage: "Die wenigsten Leser wissen, wie so etwas abläuft. Können Sie das beschreiben? Sagt Vijay dann: 'Manfred, mein alter Kumpel, ich habe eine gute Nachricht für euch!' Oder läuft das Ganze sehr formell ab?"

Zimmermann: "Nein, das ist schon sehr freundschaftlich. Und weil es ja nicht so überraschend kam, war es ja nur die finale Bestätigung. Wir hatten ja sämtliche Inhalte, Vertragsdetails lange vorher schon verhandelt, und es ging wirklich nur noch darum, den Stempel drunter zu setzen."

"Und da gehören dann halt auch die anderen Gesellschafter dazu, da gehört Sahara dazu, da wird sicherlich auch die Familie Mol informiert. All das hat Vijay, der am Ende der letzte Entscheidungsträger ist, hinter sich gebracht. Er hat dann angerufen und gesagt: 'Ist durch. Ich freue mich, euch im Team zu haben!'"

Schönes Leben auch im Jahr ohne Formel 1

Frage: "Wie hat denn Adrian reagiert? An jenem Testtag wusste er es ja im Grunde schon, aber gab es einen Moment, wo man auch Adrian angemerkt hat, dass er erleichtert ist?"

Zimmermann: "Ich muss sagen, Adrian hatte auch ohne Formel 1 ein gutes Jahr. Er hat sich sehr wohl gefühlt, er hat wenig gelitten, er hat viele, viele andere Dinge in dem Jahr gemacht, auf die er jahrelang verzichtet hat, und hat sich selbst neu sortiert. Das ganze Jahr über waren wir fest davon überzeugt, dass uns diese Pause am Ende gut tut, beiden gut tut, wenn wir es schaffen zurückzukommen."

"Dass wir zurückkommen, davon waren wir eigentlich felsenfest überzeugt. Es gab ja auch 2012, als er nicht gefahren ist, mehrere Möglichkeiten, wieder ins Cockpit zu steigen. Wir waren drei, vier Mal wirklich haarscharf davor, schon innerhalb dieser Saison 2012 ein Comeback zu feiern. So gesehen war es ein Auf und Ab, was die Formel 1 betraf, aber privat hat Adrian glaube ich ein sehr gutes Jahr gehabt. Er hat gesehen, dass es ein Leben außerhalb der Formel 1 gibt, und ist dann auch wieder sehr viel frischer, motivierter und auch gieriger zurückgekommen."

"Wir waren drei, vier Mal wirklich haarscharf davor, schon innerhalb dieser Saison 2012 ein Comeback zu feiern."Manfred Zimmermann
Frage: "Wenn ich richtig gerechnet habe, war Belgien in diesem Jahr der erste Grand Prix, bei dem die Bewährungsstrafe ausgelaufen war."
Zimmermann: "Das habe ich ehrlicherweise nicht wirklich nachgehalten, kann aber stimmen."

Frage: "Wie oft verteufeln Sie heute noch diesen 17. April 2011?"

Zimmermann: "Gar nicht mehr. Das Thema haben wir - und das ist ehrlich, da muss ich nichts vorspielen - ad acta gelegt. Das interessiert uns nicht mehr, das ist Vergangenheit, und es gibt auch keinerlei Probleme im Fahrerlager oder Animositäten. Das hat man komplett erledigt. Das ist passiert. Es gab eine Verhandlung, ob uns das jetzt gefallen hat oder nicht. Es gab ein Ergebnis und danach haben wir das Thema überhaupt nicht mehr thematisiert und es interessiert uns auch nicht mehr."

Frage: "Wir oft sind Sie dieses Jahr noch darauf angesprochen worden? Viele Menschen im Paddock hatten Sie ja ein Jahr lang nicht gesehen."

Zimmermann: "Gar nicht mehr. Weder von Force India noch von anderen Teams noch von Fahrerkollegen. Am Ende hat es wirklich keinen mehr interessiert. Das Thema war durch und ich glaube, das ist jetzt endgültig Vergangenheit und interessiert keinen mehr. Die Menschen wissen, dass Adrian ein netter Kerl ist, und er hat von Anfang an - und das war glaube ich wichtig - gezeigt, dass er das Potenzial hat, um in der Formel 1 erfolgreich zu sein. Und damit war das auch erledigt."

Kein persönliches Verhältnis mehr zu Hamilton

Frage: "Lewis Hamilton hat es damals versäumt, vor Gericht für Adrian auszusagen. Das hat Adrian ihm übel genommen. Wie ist das Verhältnis der beiden heute?"

Zimmermann: "Das sind Fahrerkollegen, nicht mehr und nicht weniger. Man respektiert sich."

Frage: "Kommen wir nun zum Sportlichen. Sie haben den Einstand, der sehr gut war, schon ganz kurz angeschnitten. Melbourne, nach so vielen Jahren Formel 1 zurückgekommen - und dann prompt mal die ersten Führungsrunden. Mit wem haben Sie denn das Rennen verfolgt und wie haben Sie das erlebt?"

Zimmermann: "Ich war selbstverständlich vor Ort in Melbourne. Ich war während des Rennens in der Box, bin eigentlich immer in der Box bei den Ingenieuren. Es war großartig zu sehen. Es war für uns, für mich, ein innerer Vorbeimarsch, dass Adrian ohne jeden Test, ohne jede große Vorbereitung hinkommt und nicht nur zufällig den Grand Prix anführt, sondern sich mehrere Runden mit gleichen Waffen vor einem Weltmeister Sebastian Vettel hält und wirklich souverän ohne jeden Fehler das Rennen mehrere Runden dreimal anführt. Das war für mich ein sehr emotionaler Grand Prix, weil nicht nur Adrian ein Jahr ausgesetzt hat, sondern auch wegen der Jahre vor der Formel 1. Wir haben in dem Jahr hart dafür gekämpft, dass wir zurückkommen. So gesehen war es auch für mich eine Bestätigung, dass sich all die Arbeit gelohnt hat und wir mit dem nötigen Erfolg zurückkehren."

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Lewis Hamilton und Adrian Sutil sind heute nicht mehr so gut befreundet wie früher Zoom Download

Frage: "Können Sie sich noch an die Situation erinnern, als Sie Adrian nach dem Rennen zum ersten Mal gesehen haben? Ich glaube, das war doch wahrscheinlich ein bisschen anders als bei anderen Grands Prix."

Zimmermann: "Ja, das war sicherlich anders als sonst und für uns beide eine Bestätigung und ein gutes Gefühl. Leider sind solche Momente aber auch schnell wieder vergessen und man konzentriert sich auf das nächste Rennen."

"Wir haben vor vielen, vielen Jahren das Ziel ausgegeben, wir wollen in die Formel 1 und wir wollen erfolgreich in der Formel 1 sein. Und ganz sicherlich ist das dann auch ein sehr emotionaler Moment, wenn Adrian so ein Rennen abliefert, nach all den Zeiten, die wir davor hatten, bei allem, was man an Positivem daran gewinnen kann; Zeiten, die sicherlich nicht einfach waren, wenn man dann ein solch tolles Ergebnis hat."

Frage: "Anschließend sind nach Melbourne dann auch viele Dinge schief gelaufen, obwohl das Auto eigentlich superschnell war und Adrian auch superschnell war. Wie wichtig war es in dieser Phase auch für Sie, kommend von diesem Hoch in Melbourne, darauf zu achten, dass Adrian psychologisch nicht einknickt? Gerade in so einer Situation ist die Rolle des Managers eine besonders wichtige, nicht wahr?"

Zimmermann: "Ich glaube auch, dass ich da durchaus den ein oder anderen Einfluss habe, aber grundsätzlich ist Adrian sehr stabil in solchen Dingen."

Sutil hatte es auch vor der Formel 1 nie leicht

"Es war auch in seiner Karriere nie einfach, da will ich nichts schönreden. Adrian musste immer den harten Weg gehen, den steinigen Weg. Deswegen ist er da geprüft und kann mit solchen Dingen vielleicht einfacher umgehen als andere, weil er nicht von Anfang an auf Rosen gebettet war, sondern auch in Nachwuchsserien oft in unterlegenen Teams und Autos fahren musste und keine große Förderung oder große Unternehmen hinter sich hatte, hinter sich wusste."

"Deswegen war es immer etwas schwieriger, aber umso schöner ist es dann, wenn man es trotzdem schafft, wenn man Erfolg hat. Es war sicherlich sehr, sehr, sehr schade, dass zu dem Zeitpunkt, als das Auto in der Lage gewesen wäre, regelmäßig unter die ersten Fünf zu fahren, leider vom Team zwei-, dreimal das Thema verbockt wurde. Das war schade, denn in Malaysia und Bahrain war er nahe an einem Podium, an einem ersten Podium dran. Und diese Chance ist ihm dadurch leider genommen worden."

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Immer wieder Monaco: Im Fürstentum zeigte Adrian Sutil eines seiner besten Rennen Zoom Download

Frage: "Es gab dann trotz dieser Pannenserie noch ein, zwei Highlights. Das eine war Monaco mit diesen tollen Überholmanövern in der Loews, die auch in der Branche für viel Applaus gesorgt haben. Bei Adrian ist es irgendwie immer wieder Monaco. Haben Sie eine Erklärung dafür?"

Zimmermann: "Nicht nur Monaco, es sind auch Strecken wie Macao, wo er in der Formel 3 mit einem hoffnungslos unterlegenen Toyota aufs Podium gefahren ist, damals gegen all die großen Namen, die es in der Formel 3 gab."

"Es ist immer wieder Monaco, es ist immer wieder Spa. Es sind am Ende immer die fahrerisch anspruchsvollen Strecken, wenn man sie sich anschaut. Es ist Sao Paulo, es ist Suzuka, es ist Spa, es ist Monaco. Das sind die Strecken, wo Adrian mit einem vielleicht nicht ganz so tollen Auto trotzdem immer wieder Highlights setzen kann."

Formel 1 hat ein Kurzzeitgedächtnis

Frage: "Eine dieser Fahrerstrecken ist Silverstone, wo es für Adrian auch extrem gut gelaufen ist und wo auch mehr drin gewesen wäre, wenn man den Boxenstopp anders getimt hätte. Von außen betrachtet waren das im Sommer möglicherweise sogar die stärksten Wochenenden in Adrians Karriere. Es sah in der Phase auch alles ganz wunderbar aus für 2014. Haben Sie das genauso erlebt damals?"

Zimmermann: "Das haben wir genauso erlebt. Wir wussten, dass Adrian einen wirklich tollen Job macht. Er hat sich sofort wieder eingefunden ins Team, er ist tolle Rennen gefahren."

"Leider sind die schnell vergessen, das ist so in der Formel 1, aber Monaco, Silverstone, Malaysia, Bahrain, das waren wirklich grandiose Rennen von Adrian. Und gerade Monaco, die beiden Überholmanöver gegen die beiden Weltmeister Button und Alonso, dass sogar das Team ihre Fahrer warnen musste, dass Adrian es versuchen wird, und er es trotzdem geschafft hat, das war auch für mich ein toller Moment, das mitzuerleben, wie grandios er das Rennen in Monaco beendet hat auf Platz fünf. Das war schon richtig, richtig Klasse."

"Adrian ist genauso auf Platz vier gefahren, Adrian ist genauso auf Platz fünf gefahren, Adrian hat genauso Rennen angeführt."Manfred Zimmermann
Frage: "Dann ist Force India im Vergleich zu den anderen ein bisschen zurückgefallen. Gleichzeitig haben Fahrer wie Nico Hülkenberg, die direkte Konkurrenten auf dem Transfermarkt waren, das Material gehabt um aufzuzeigen, haben das auch gemacht. Plötzlich waren die Leistungen der ersten Saisonhälfte nicht mehr so präsent. Wie sehr ärgert einen dieses Kurzzeitgedächtnis der Formel 1 im Wissen, dass Adrian wahrscheinlich nicht viel anders gemacht hat in der zweiten Saisonhälfte?"
Zimmermann: "Ganz objektiv betrachtet muss man es so sehen, dass Adrian eine ganz tolle erste Hälfte hatte und Nico Hülkenberg eine tolle zweite Hälfte hatte."

"Aber die Ergebnisse kann man spiegeln. Adrian ist genauso auf Platz fünf gefahren, Adrian hat genauso Rennen angeführt. Es war in der ersten Hälfte, so ist das Spiel, und es wäre sinnlos, sich darüber zu ärgern oder Gedanken zu machen. Das muss man nehmen, wie es ist. Aber wir haben sehr früh in der Saison die Weichen für 2014 gestellt."

Frage: "Wie viel Zeit haben Sie dieses Jahr mit Adrian verbracht? Kann man das schätzen in Tagen oder Wochen?"

Zimmermann: "Ich bin bei jedem Grand Prix dabei, das sind im Schnitt vier Tage pro Grand Prix. Ich bin bei jedem Test dabei, da kommt man leicht auf 120 bis 150 Tage im Jahr, die wir gemeinsam verbringen."

Im gleichen Hotel, aber nicht mehr im gleichen Zimmer

Frage: "Schlafen Sie zum Beispiel immer im gleichen Hotel? Reisen Sie gemeinsam an und ab?"

Zimmermann: "Das hat sich im Laufe der Jahre natürlich verändert. Adrian ist heute ein erwachsener, erfahrener Mann. Er hat seine Freundin dabei, die sehr wichtig für ihn ist."

"Die Zeiten, wo wir wirklich alles gemeinsam gemacht haben, die liegen zurück. Das war in den Anfangsjahren, in den ersten fünf, sechs Jahren unserer Zusammenarbeit so. Das war am Anfang in der Formel BMW und der Formel 3 sogar so, dass wir uns auch mal ein Doppelzimmer geteilt haben, dass wir auch mal mit dem Wohnmobil zum Rennen gefahren sind. Das war eine andere Zeit."

"Adrian braucht mich heute nicht mehr in dem Umfang, wie er mich früher gebraucht hat."Manfred Zimmermann
"Heute fahren morgens zusammen an die Strecke oder treffen uns auch erst mal im Paddock. Aber jeder hat jetzt auch sein eigenes Leben an der Strecke. Adrian braucht mich heute nicht mehr in dem Umfang, wie er mich früher gebraucht hat. Ich konnte früher noch den einen oder anderen Tipp geben. Das ist heute vorbei, das braucht er heute nicht mehr. Ich habe heute andere Aufgaben und Adrian hat heute auch sein eigenes Umfeld mit an der Strecke, in Form von seiner Freundin. Da muss man auch jedem einen gewissen Freiraum akzeptieren."

Frage: "Trotzdem bekommen Sie natürlich nach wie vor hautnah mit, wie die Stimmung bei Adrian ist. Was waren so die Momente 2013 oder auch die Phase, wo Adrian am besten oder am schlechtesten drauf war?"

Zimmermann: "Es ist natürlich immer in Verbindung mit dem Auto. Wenn das Auto funktioniert, dann ist alles wunderbar, dann ist die Stimmung gut. Und wenn das Auto nicht funktioniert, ist es für einen Fahrer natürlich extrem schwierig, sich zu motivieren und dabei zu bleiben."

"So gesehen ist die erste Saisonhälfte ganz klar die positive, auf die wir zurückblicken können, und die zweite Saisonhälfte schon die schwierigere gewesen, als das Auto nicht funktionierte, als das Team Fehler gemacht hat. Da wurde dann auch der Druck höher, denn Adrians Anspruch ist einfach, erfolgreich zu sein. Er will das Bestmögliche erzielen. Er hat dieses Jahr ganz, ganz fest an das Podium geglaubt. Das hat er nicht geschafft, obwohl es ein paar Mal knapp war. Da gab es natürlich schon Momente, wo man ihn wieder aufbauen und ihn motivieren musste. Aber am Ende ist er Profi genug, um zu wissen, wie er sich zu verhalten hat und was er zu tun hat."

Freundin Jennifer bei jedem Grand Prix dabei

Frage: "Passiert dieses Aufbauen dann Mal beim Abendessen im Hotel oder in der Hospitality?"

Zimmermann: "Nein, beim Abendessen ist es meistens schon wieder vergessen. Es ist meistens unmittelbar vor oder nach einem Qualifying oder Rennen, wo die Emotionen herauskommen, positiv oder negativ. Da ist es sicherlich gut für ihn - nicht nur für Adrian, sondern für jeden, der Hochleistungssport betreibt -, wenn er dann jemanden hat, mit dem er sich austauschen kann, wo er sich auch mal auslassen und über die ganzen Dinge reden kann."

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Jennifer Becks ist ein wichtiges Mitglied des Teams um Adrian Sutil geworden Zoom Download

Frage: "Seine Freundin Jennifer hat ihn dieses Jahr stets begleitet. Adrian sagt, es tut ihm gut und hilft ihm. Sebastian Vettel geht es zum Beispiel ganz anders an und sagt, er braucht seinen Freiraum am Rennwochenende. Wie sehen Sie aus der Managerposition die Vor- und Nachteile dieser Konstellation?"

Zimmermann: "Am Ende muss der Adrian zufrieden sein und sich wohlfühlen. Er muss an der Rennstrecke die bestmögliche Leistung abliefern. Und wenn Jenny ihm dabei helfen kann, dann ist das die richtige Entscheidung, dass sie ihn begleitet."

Frage: "Am Ende waren es dann, um noch einmal sportlich zu werden, 29:48 Punkte im Verhältnis zu Paul di Resta und 8:11 gewonnene Qualifyings. So weit die nackten Zahlen. Finden Sie, dass die den Verlauf der Saison so halbwegs richtig widerspiegeln, oder meinen Sie, dass Adrian ein bisschen schlecht weggekommen ist."

Zimmermann: "In Sachen Punkte kommt er sicherlich schlecht weg, weil er hat sicherlich 20 Punkte liegen gelassen aufgrund von technischen Problemen und nicht weil er Fehler gemacht hat."

"Paul ist ein toller Rennfahrer, Paul ist eine hohe Messlatte, und das letzte Zusammentreffen 2011 hat Adrian für sich entschieden. Dieses Mal hat er nach Punkten und Qualifyings gegen ihn verloren. Wenn es auch im Qualifying eng war, war es bei den Punkten deutlich. Aber bei den Punkten, das spiegelt jetzt nicht unbedingt die Saison wieder, sondern bei den Punkten hätte Adrian eigentlich deutlich besser dastehen müssen."

Großer Respekt vor di Restas Leistungen

Frage: "Gerade wegen dieser ersten Saisonhälfte."

Zimmermann: "Aber Respekt für Paul. Paul ist für mich ein wirklich toller Fahrer, der immer liefert und Punkte abliefert. So gesehen habe ich von Anfang an gewusst, dass Paul eine harte Nuss wird."

Frage: "Am Ende, um das Sportliche abzuschließen für dieses Jahr, wurde Pastor Maldonado sein Spezialfreund für zwei Rennen. Das haben Sie ja schon mal mit Nico Hülkenberg gemeinsam sozusagen..."

Zimmermann: "Das stimmt (lacht; Anm. d. Red.)! Es ist immer gut, in der Startaufstellung nicht in der Nähe von Pastor zu stehen, aber am Ende ist er einer von vielen Fahrern und man muss einfach damit leben."

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Mit Paul di Resta lieferte sich Adrian Sutil 2013 ein hart umkämpftes Stallduell Zoom Download

Frage: "Dann ist die Saison vorbei, Brasilien, es geht nach Hause. Alle sind wahrscheinlich auch ein bisschen froh, weil es wieder eine sehr lange Saison war, mit langen Reisen gerade auch am Ende des Jahres. Sind Sie danach mit dem gleichen Flieger nach Hause geflogen?"

Zimmermann: "Nein, Adrian ist noch in Südamerika geblieben, sein Vater ist nach dem Rennen nach Südamerika gekommen. Man hat noch zehn Tage Südamerika angehängt und noch ein paar Tage Urlaub gemacht da unten. Und ich bin unmittelbar, erste Maschine nach dem Rennen, um 20:00 Uhr nach Hause geflogen."

Frage: "Adrian war sich ja noch in Brasilien hundertprozentig sicher, dass mit Force India alles klar ist. Er hat natürlich immer gesagt, Verträge sind so eine Sache, aber vertraglich war alles geregelt."

Zimmermann: "Das ist nicht ganz richtig, da muss ich einhaken. Adrian hat immer gesagt: 'Ich weiß, wo ich hin will, und ich werde 2014 Formel 1 fahren. Das wird so sein.' Es war nie die Rede davon, dass es Force India sein wird."

Frage: "Okay, da haben wir vielleicht auch die falschen Schlüsse gezogen aus seinen Aussagen."

Zimmermann: "Ganz genau. Wir mussten da vielleicht auch zusehen, dass der Journalist den falschen Schluss zieht, aber wir waren sehr früh in der Saison entschlossen, in der Formel 1 zu bleiben, und haben sehr früh in der Saison die Verhandlungen aufgenommen."

Unterm Strich war 2013 ein gutes Jahr für Sutil

Frage: "Wenn Sie an das Jahr 2013 jetzt im Nachhinein zurückdenken - es war ja schon ein bisschen Zeit zum Reflektieren -, war es aus Ihrer persönlichen Sicht ein gutes Jahr?"

Zimmermann: "Allgemein ja. Es war insofern ein gutes Jahr, als dass Adrian sehr entschlossen und sehr erfolgreich zurückgekommen ist. Er hat in dieser Saison, soweit ich mich erinnern kann, keinen wirklichen Fehler gemacht. Er wurde im Fahrerlager sehr, sehr freundlich und gut aufgenommen und hat sich Respekt zurückgeholt. Und insofern war es auch noch ein gutes Jahr, weil wir recht früh wussten, es geht 2014 weiter."

Frage: "Was viele nicht wissen: Sie haben mit Ihrer Agentur und Ihren Partnern auch noch viele andere Klienten unter Ihren Fittichen. Auch ganz motorsportfremde, Atze Schröder, soweit ich weiß, Anja Kling. Mit Til Schweiger haben Sie auch mal gearbeitet."

Zimmermann: "Ja, Til Schweiger habe ich zehn Jahre lang vermarktet. Wir sind in dem Bereich schon sehr lange und durchaus erfolgreich unterwegs."

Frage: "Ist Adrian, den Sie von diesen Klienten am längsten begleiten, derjenige, mit dem Sie die meiste Zeit verbringen und der für Sie sozusagen das Hauptprojekt ist?"

Zimmermann: "Ja, mein erstes Thema und meine Priorität ist die Formel 1, Motorsport. Ich habe neben Adrian ja noch Maro Engel in Australien in der V8. Ich habe Rahel Frey in die DTM gebracht und mache auch noch ein paar andere Geschichten im Motorsport, betreue Unternehmen im Motorsport. Aber Adrian ist sicherlich ganz klar meine Nummer 1, und mit Adrian verbringe ich auch die meiste Zeit."

Frage: "Wissen Sie, wie viele Flugmeilen Sie 2013 angesammelt haben?"

Zimmermann: "Das sind gut 250.000 mit verschiedenen Airlines."

Frage: "Da geht ein ganz guter Prämienflug bei raus. Haben Sie den über die Weihnachtsfeiertage eingelöst?"

Zimmermann: "Nein, leider nicht. Ich hätte sehr, sehr gerne, aber jetzt kommt die wichtigste und am meisten fordernde Zeit für mich, denn jetzt müssen alle Dinge für 2014 vorbereitet werden. Die Verträge sind oder müssen jetzt abgeschlossen werden. Wir müssen alles vorbereiten, ich sitze gerade an der To-do-Liste. Die ist ellenlang und die nächsten vier Wochen sind für mich sicherlich die aufwendigsten."

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