Vettel: "Keine Geschenke"
Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel spricht in seiner Medienrunde über das letzte Rennen des Jahres und den bevorstehenden Formel-1-Abschied seines Teamkollegen
(Motorsport-Total.com) - Acht Siege in Serie. Und eine Chance hat Sebastian Vettel noch, diesen Formel-1-Rekord erneut auszubauen. Denn beim Großen Preis von Brasilien, dem diesjährigen Saisonfinale, könnte Vettel zum ersten Formel-1-Piloten werden, der während eines Jahres neunmal in Folge gewinnt. Das hat der Deutsche am Vorabend des Trainingsauftakts in Sao Paulo aber nicht auf dem Schirm. Vielmehr denkt Vettel, wie er in seiner Medienrunde betont, an die traditionell turbulenten Rennen in Brasilien.
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Sebastian Vettel ist vor dem letzten Rennen des Jahres wieder einmal sehr guter Dinge Zoom Download
Frage: "Sebastian, Sao Paulo ist ein ganz spezieller Ort. Hier findet auch in diesem Jahr wieder das Saisonfinale statt. Woran denkst du bei diesem Rennplatz als Erstes?"
Sebastian Vettel: "Im vergangenen Jahr hatten wir hier ein ziemlich verrücktes Rennen. Ich glaube, viel verrückter hätte es nicht sein können. Sao Paulo war schon immer ein Ort, an dem ganz verrückte Dinge passieren. Ich weiß nicht, warum. Die Strecke ist vom Layout her eigentlich nicht dafür ausgelegt."
"Sie hat nichts Spezielles, dass man immer von einem turbulenten Rennen ausgehen kann. In den vergangenen Jahren war das aber meistens der Fall. Es ist immer was Spezielles, zum letzten Rennen anzutreten. Man ist dann doch schon etwas müde von der Saison. Letztes Mal haben wir natürlich versucht, noch einmal alles in ein Rennen zu packen, was uns auch gelungen ist. In diesem Jahr ist die Situation ein bisschen anders. Ich freue mich aber trotzdem auf das Rennen."
Vettel: "Nun, ich glaube, ich habe bei unserem ersten gemeinsamen Rennen keine Geschenke verteilt. Ich sehe auch keinen Grund dazu, beim letzten Rennen etwas zu verteilen."
"Ich denke, ihn würde das selbst auch nicht freuen. Wenn man versucht, sein Bestes zu geben, will man jeden ganz fair auf der Strecke schlagen. Sollte es am Sonntag zu einem Duell kommen, dann werden wir sicher beide versuchen, unser Bestes zu geben, um am Ende eher davor als dahinter zu sein."
Die Winterpause ist zum Greifen nah...
Frage: "Freut man sich als Fahrer, dass die Saison allmählich zu Ende geht, oder kommt das erst nach der Zieldurchfahrt?"
Vettel: "Zunächst, denke ich, freut man sich auf das Rennen. Man hat aber natürlich die Saison irgendwo doch miterlebt und ist dementsprechend bereit für die Winterpause."
Frage: "Wie würdest du die Strecke in Sao Paulo beschreiben?"
Vettel: "Es geht ziemlich viel bergauf und bergab. Die Strecke ist relativ kurz. Das heißt, auch die Runde ist dementsprechend kurz. Es ist eine der älteren Strecken, was man auch merkt."
"Es hat noch Kurven dabei, in denen man ordentlich die Pobacken zusammenkneifen muss. Generell ist es hier sehr wellig. Kleine Fehler können direkt hart bestraft werden. Vor allem, wenn es dann auf die lange Gerade in Richtung Start und Ziel zurückgeht. Dort führt der Kurs auch steil bergauf. Dort muss schon alles passen."
Frage: "Was ist deine Zahl des Jahres?"
Vettel: "Zahl des Jahres? Ich habe nie eine Zahl des Jahres. Ich glaube, man hat immer ein paar Zahlen, die man lieber hat als andere. Die sind aber nicht jahresabhängig."
Frage: "Und bezogen auf deine Leistung? Gibt es da vielleicht eine Zahl?"
Vettel: "Joa, die Eins steht auf dem Auto. Und sie wird auch im nächsten Jahr auf dem Auto stehen. Das ist natürlich sehr schön."
Vettel: "Ja, ich denke, wir haben schon in den vergangenen Jahren versucht, in Deutschland zu gewinnen. Es ist natürlich etwas ganz Eigenes, den Heim-Grand-Prix zu erleben. Und wenn man dann ganz oben steht, ist das noch einmal etwas ganz Anderes als auf Platz zwei oder drei."
"Alleine die Auslaufrunde, wenn die Leute wirklich aufstehen und so viele deutsche Fahnen und Red-Bull-Fahnen verteilt sind, wenn jeder dir zujubelt. Das ist etwas ganz Besonderes. Und das habe ich, ehrlich gesagt, auch sehr genossen. Es sind ein paar Bilder, die man nie mehr vergessen wird."
Fotostrecke: Formcheck: GP Brasilien
Giedo van der Garde (Chancen: *): Nein, wir sind nicht von allen guten Geistern verlassen, und nein, natürlich sehen wir den Niederländer aus eigener Kraft nie und nimmer in den Top 10. Aber für Caterham geht's gegen Marussia noch um den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM, und dafür muss in Brasilien mindestens ein 13., wenn nicht sogar ein zwölfter Platz her. Und dass ein Saisonfinale in Brasilien völlig verrückt und unvorhersehbar verlaufen kann, das wissen wir nicht erst seit 2008 (Massa Sekunden-Weltmeister) oder 2012 (Caterham dank Petrow in letzter Minute noch an Marussia vorbei). So gesehen ist van der Garde, dessen Form seit Wochen ansteigend ist, einen Tipp wert. Schließlich haben wir seine Galavorstellung im Regen-Qualifying in Spa-Francorchamps (Platz 14) noch nicht vergessen. Fotostrecke
Frage: "Wenn du deine Saison mit einer Zahl zwischen eins bis zehn bewerten müsstest, wie würde dein Urteil lauten und warum?"
Vettel: "Ich sehe mich nicht als Lehrer, sondern mehr als Schüler. Deshalb glaube ich: Andere sollten die Benotung vornehmen. Ich denke aber, wir hatten eine fantastische Saison. Ich tendiere daher eher zur Zehn als zur Null (lacht; Anm. d. Red.)."
Vettel: "Da könnt ihr noch einmal das Tonband vom vergangenen Wochenende laufen lassen (lacht; Anm. d. Red.). Ehrlich: Ich habe es schon oft gesagt. Rekorde sind nicht der Grund, weshalb ich Rennen fahre. Es ist einfach überwältigend, wenn du hinterher davon erfährst. Es ist meiner Meinung nach aber nicht sinnvoll, sich vorab darüber Gedanken zu machen."
Frage: "Wie lange hat es denn nach Austin gedauert, bis dein neuer Rekord eingesickert war? Und was bedeutet dir dieser Rekord?"
Vettel: "Nun, am Sonntag gab es so einiges, was erst einmal einsickern musste. Es ging nicht nur um die Rekorde... (lacht; Anm. d. Red.). Wir hatten am Sonntag einen wirklich schönen Abend. Belassen wir es mal dabei."
"Am Montag war ich nicht ganz in so guter Verfassung wie am Sonntag. Ich habe es gerade schon gesagt: Dergleichen treibt mich nicht an, es bedeutet mir aber sehr viel. Dieses Jahr war in dieser Hinsicht wirklich unglaublich. Ich freue mich nun aber auf die Winterpause, um alles einsickern zu lassen."
Vettel und König Fußball
Frage: "Kannst du etwas zu deiner Beziehung zu Adrian Newey sagen? Er gilt als wichtiger Baustein bei deinen Erfolgen..."
Vettel: "Es ist sehr einfach, mit ihm zu kommunizieren. Wir teilen die gleiche Leidenschaft. Er ist total verrückt nach Autos und natürlich auch verrückt nach der Formel 1. Er ist einfach ein sehr, sehr großer Motorsport-Fan. Er mag die Geschichte und auch die Autos der Vergangenheit. Er ist einfach sehr leidenschaftlich, was Fahrzeuge anbelangt."
"Es fällt also leicht, ein Gesprächsthema zu finden. Ich denke nicht, dass ich seine Arbeit an der Strecke erklären muss und wie wichtig er ist für das Team. Er spielt natürlich eine sehr wichtige Rolle. Ich schätze ihn sehr als Menschen. Es ist toll, dass er noch immer den Erfolgshunger hat, obwohl er schon so lange in der Formel 1 dabei ist und schon so viele Erfolge eingefahren hat. Er will weiterhin sein Bestes geben, was auch immer das bedeutet."
Frage: "Am Samstag gibt's das große Duell in der Fußball-Bundesliga zwischen Bayern und Dortmund. Wenn Bayern gewinnt: Machen die dann einen Vettel in der Meisterschaft?"
Vettel: "Nun, es ist eine lange Saison. Bei Dortmund sieht es derzeit sehr gut aus - auf der Bank, weniger bei der Startelf. Ich rechne trotzdem mit einem engen Spiel. Ich glaube nicht, dass es zu viele Tore geben wird. Das wäre eine Überraschung. In gewisser Weise ist dieses Match richtungsweisend für die Saison, aber egal wie es ausgeht, danach kommen noch genug Spiele."
Frage: "Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat im Wembley-Stadion gegen England gewonnen. Was erwartest du von dieser Mannschaft bei der Weltmeisterschaft 2014?"
Vettel: "Naja, im Moment ist ja noch unklar, wer fit sein und dabei sein wird. Die letzten Wochen waren aus deutscher Sicht sicherlich nicht so gut. Ich denke aber, wir haben eine gute Mannschaft."
"Von einer jungen Mannschaft kann man jetzt nicht mehr sprechen, weil jetzt auch Jungs dabei sind, die international viel Erfahrung haben. Da wünsche ich natürlich alles Gute. Es ist immer schwierig. Man muss richtig ins Turnier finden. Auf dem Papier sieht vielleicht vieles gut aus. Das sieht man aber erst, wenn man in Brasilien ist - also nächstes Jahr, wenn es dann um die Wurst geht."