Pole-Mann Vettel: "Es war eine knifflige Session"
Sebastian Vettel spricht unter anderem über seine Hauptkonkurrenten im Austin-Grand-Prix und einem mysteriösen Funkspruch von seinem Ingenieur
(Motorsport-Total.com) - Wieder einmal Sebastian Vettel. Der Heppenheimer sicherte sich bei der Qualifikation zum Großen Preis der USA die Pole-Position und hat somit gute Aussichten auf seinen achten Triumph in Serie. In der Pressekonferenz spricht der 26-Jährige unter anderem über "eine knifflige Session", die Aussichten fürs Rennen, einen markigen Funkspruch seines Ingenieurs und mögliche Sieger-Donuts.
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Hat gut lachen: Sebastian Vettel startet in Austin von der Pole-Position Zoom Download
Frage: "Sebastian, du hast dir unter sehr schwierigen Bedingungen die Pole-Position gesichert - und das am 40. Geburtstag deines Teamchefs Christian Horner..."
Sebastian Vettel: "Ja, Happy Birthday an Christian. Es ist augenscheinlich ein gutes Resultat, beide Autos morgen in der ersten Reihe stehen zu haben. Es war eine knifflige Session aufgrund des Windes, der im Vergleich zu heute Morgen noch mal zugenommen hat. Das beeinflusst das Verhalten der Autos, was nicht einfach ist, insbesondere in den High-Speed-Kurven.
"Ich war mit meinem ersten Run in Q3 nicht so zufrieden, aber ich denke, dass ich am Ende einen soliden Versuch hatte der ausreichte, um das Auto auf die Pole-Position zu stellen. Ich denke, es war sehr eng mit Mark (Teamkollege Webber; Anm. d. Red.). Es schien mit fortschreitendem Wochenende immer näher ranzukommen. Glücklicherweise habe ich es hinbekommen, vor ihm zu sein."
"Ich glaube, dass er vielleicht einen Fehler in seiner letzten Runde hatte - aber ich bin natürlich mit der Pole-Position heute sehr happy. Ich mag diesen Ort sehr, ich mag den Kurs und freue mich auf morgen. Ich denke, es ist ebenso wichtig, auf der sauberen Seite zu starten. Wir werden also sehen, was wir tun können."
Enges Duell mit Teamkollege Webber
Frage: "Was bedeutet die Pole-Position nach so einem engen Kampf mit Mark Webber?"
Vettel: "Ich denke, beide von uns wollten die Oberhand haben. Ich denke, dass ich mich vor zwei Wochen so gefühlt habe, wie Mark sich möglicherweise jetzt fühlt. Ich freue mich deshalb für mich. Ich hatte einen guten letzten Versuch. Ich denke, es ist immer schwierig am Samstagnachmittag, weil sich die Strecke verändert."
"Ich glaube, du bist in der Lage, mehr und mehr von deinen Reifen zu extrahieren und das Auto in die richtige Richtung zu bringen. Es ist nicht so einfach aber ich denke, dass es für alle das Gleiche ist. Ich bin happy, dass wir unseren Job heute gemacht haben. Es ist wichtig für das Rennen und jetzt konzentriere ich mich auf den Start."
Frage: "In Q1 hast du nur den harten Reifen benutzt. In deinem letzten Run warst du im ersten Sektor langsamer, hast dann aber im Schlussteil alles rausgeholt. Das ist des Öfteren zu beobachten. Ist das eine Taktik oder einfach der Lauf der Dinge?"
Vettel: "Gut, ich denke zunächst, dass Mark in den High-Speed-Sektionen schnell ist. Ich weiß also, dass es da eng wird. Ich denke, er war ein bisschen schneller in Sektor eins. Aber du hast offenbar Recht - es ist eine lange Runde. Insbesondere der erste Run in Q3. Ich habe mich am Ende von Sektor zwei und im letzten Sektor ein bisschen unwohl mit den Hinterreifen gefühlt."
Frage: "Wie viel Spaß macht es, wenn man sich im letzten Moment das Ding holt? Ist doch etwas anderes, als wenn man das ganze Training nur dominiert..."
Vettel: "Na ja, wenn der erste Versuch nicht so sitzt, dann weiß man, dass man auf jeden Fall noch etwas bringen muss. Ansonsten ist es nicht genug. Wenn es natürlich nach dem ersten Versuch anders ist, dann weiß man, dass zumindest die anderen ihren Teil besser machen müssen. Die Anspannung ist dann schon ein bisschen größer."
Vettel: "Ich denke es ist nicht fair, wenn man das so runter spielt, indem man sagt: 'wie immer'. Es ist unheimlich viel Arbeit, die dahintersteckt und auch jetzt über Mittag haben wir zusammengesessen und lange gegrübelt, was wir denn ändern sollen, dass wir nichts verpassen."
"Letztens Endes haben wir ehrlich gesagt nicht viel geändert, weil es heute Morgen schon sehr gut war, aber man will trotzdem nichts auslassen und nichts unversucht lassen. es war ziemlich eng, wir wussten, dass es knapp wird, vor allem gegen den Mark, aber ich bin natürlich sehr zufrieden und glücklich, dass es für die Pole gereicht hat. Ich starte auf der sauberen Seite und für das Rennen sollten wir morgen ein gutes Auto haben."
Probleme am Getriebe?
Vettel: "Wir haben heute Vormittag festgestellt, dass das Getriebe nicht zickt, aber eben nicht ganz gesund aussieht. Ich glaube, es gibt keinen Grund zur Besorgnis, wir haben einfach versucht, die Rundenanzahl so gering wie möglich zu halten - auch heute Nachmittag mit jeweils nur einer Runde. Heute Abend schauen wir dann mal rein, aber ich glaube, dass alles in Ordnung sein sollte."
Frage: "Im letzten Jahr bist du hinter Lewis Hamilton knapp Zweiter geworden. Ist es für dich deshalb besonders wichtig, dieses Mal vorne zu bleiben?"
Vettel: "Ja gut, ich trauere vergangenem Jahr nicht nach. Es war aber eindeutig ein enger Zweikampf mit Lewis. Ich denke, dass er am Ende einfach ein bisschen schneller war und es war hart für uns, vor ihm zu bleiben. Wie er dann überholt hat, mit dem Verkehr, war mit Sicherheit nicht der schönste Weg, aber das ist lange her."
"Ich schaue deshalb auf morgen und, wie ich gesagt habe, ich mag den Kurs. Ja, definitiv, wenn du die Chance hast zu gewinnen, dann gehst du es an. Im Moment schauen die Dinge gut aus. Wir haben den Job heute richtig gemacht, fokussieren uns auf morgen, aber wir tätigen Schritt für Schritt. Es ist ein langes Rennen, mit den Reifen könnte es knifflig werden. Ich denke, die Strategie sollte mehr oder weniger klar sein, aber mit diesen Reifen weiß man das nie."
"Du kannst nicht in der Form auf einer Runde auf deine Reifen schauen, sondern lediglich darauf, eine saubere Runde zu erwischen. Ich wusste, dass ich ein bisschen mehr Pace als im ersten Versuch hatte. Ich habe es hinbekommen und glücklicherweise die Pole eingefahren."
Frage: "Kannst du uns den "Shake 'n Bake"-Hinweis erklären, den wir zwischen dir und deinem Ingenieur am Ende der Qualifikation über Funk hören konnten?"
Vettel: "Er hat damit angefangen! Ja, da gab es glaube ich vor ein paar Jahren einen Film, der vom Rennfahren handelt. Ich glaube, es war mehr eine Verarschung als wirklicher Film. Es war ein netter Hinweis, ich denke, er hat gepasst."
"Wir sind ja in Amerika... Mein Ingenieur hat eine lange Geschichte hier, er kennt eine Menge Leute, er ist hier früher zu Beginn seiner Karriere viele Rennen gefahren. Du musst ihn fragen, ob das sein Sprachgebrauch war, wenn er in Amerika eine Pole-Position einfahren konnte."
Vettel scherzt: Räikkönen im Austin-Rennen kein gegner
Vettel: "(lacht) Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) nicht, der ist zu Hause - oder im Krankenbett, ich weiß es nicht. Es ist schwer vorherzusehen, ich denke, es wird aber mit Sicherheit eng zwischen uns beiden. Vorausgesetzt alles läuft nach Plan, aber das weiß man nie. Letztes Jahr hat man gesehen, wie schnell sich die Dinge ändern können. Ich habe auch andere auf der Rechnung, so ist es nicht, vor allem Lotus. Ich glaube, gerade wenn es in Richtung einem Stopp geht, dass der Lotus da sehr, sehr stark ist."
Frage: "Werden wir, wenn du morgen wieder gewinnen solltest, wieder Donuts von dir sehen?"
Vettel: "Wenn man sich darüber Sorgen machen kann, dann ist es ein schönes Problem. Wir müssen uns aber zunächst am das morgige Rennen fokussieren. Ich bin sicher, dass Mark genauso wie die Leute dahinter - Romain (Grosjean; Anm. d. Red.) und so weiter - alles versuchen werden, um zu überholen."
"Es wird also ein langes Rennen werden und es gibt viele Dinge, die passieren können. Ich denke, wir gehen mit dem Auto immer ans Limit, sodass man niemals weiß, was passiert. Deshalb hat das zum jetzigen Zeitpunkt, um ehrlich zu sein, nicht die höchste Priorität. Ich denke, so etwas passiert sehr spontan."
Frage: "Mit einem Triumph im morgen Rennen könntest du acht Siege in Folge einfahren, was ein neuer Rekord wäre. Bedeuten dir die Zahlen an dieser Stelle etwas?"
Vettel: "Ich denke, dass ich da vielleicht nicht so clever bin. Ich versuche also, nicht so viel über diese Dinge nachzudenken."
"In letzter Zeit war ich recht erfolgreich, sodass ich denke, es ist nicht die richtige Denkweise, in ein Rennen zu gehen und an ein höheres Ziel zu denken als an das Rennen an sich. Ich denke, wir sind mit unserer Herangehensweise ganz gut gefahren in den vergangenen paar Jahren bis jetzt. Ich sehe also keinen Grund, das zu ändern."