Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Das Siegerinterview mit Sebastian Vettel
Nach seinem siebten Sieg in Folge stand Sebastian Vettel in der Pressekonferenz Rede und Antwort: Ein Gespräch über Dominanz, Rekorde und Donuts
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel ist der Mann der Stunde: Der Red-Bull-Pilot räumte in Abu Dhabi seinen siebten Sieg in Folge ab und stellte damit die Marke von Michael Schumacher ein. Mehr als 30 Sekunden Vorsprung hatte der Heppenheimer am Ende vor Teamkollege Mark Webber und krönte sein Rennen wieder einmal mit Freuden-Donuts. Warum er das gemacht hat, wie er das Rennen erlebt hat und was er über die neue Bestmarke denkt, das erzählt er auf der Pressekonferenz.
Frage: "Sebastian, sieben Siege in Folge, elf in dieser Saison. Sie werden dir noch Miete für das oberste Podest abknöpfen..."
Sebastian Vettel: "Ja, mir egal. Ich habe auch ein paar Donuts gemacht...(lacht; Anm. d. Red.)"
Frage: "Du bist ein böser Bube. Das wird irgendjemanden Geld kosten..."
Vettel: "Nein, ich denke nicht, weil ich das Auto dieses Mal zurückgebracht habe. Daher ist es okay. Man kann sehen, dass es im Parc ferme ist. Nein, es ist unglaublich. Danke an alle Fans für die Atmosphäre heute. Wir haben die Komplexe um Kurve fünf, sechs und sieben und dann um acht und neun, die Gerade entlang zu Kurve elf. So viele Leute, so viele deutsche Flaggen. Ds ist schön zu sehen und schön, so viel Unterstützung zu bekommen. Es wird auch immer mehr und mehr für Red Bull, und ich hoffe, dass das in den nächsten Jahren noch zunimmt."
"Das Auto war absolut brillant. Mehr gibt es nicht zu sagen. Es schien manchmal zu fliegen - zumindest fühlte es sich so an. Die große Lücke ist eine wirkliche Überraschung. Ich muss dem Team und Renault danken. Viel von unserem Erfolg kommt auch von ihnen. Sie machen einen sehr, sehr guten Job und ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr einen Motor haben, der genauso kraftvoll und zuverlässig ist wie der aktuelle."
Elterlicher Beistand
Frage: "Apropos Unterstützung: Deine Mum und dein Dad sind hier. Wie viel bedeutet es dir, vor ihren Augen zu gewinnen?"
Vettel: "Es bedeutet mir eine Menge. Natürlich habe ich die meiste Zeit vor ihren Augen Rennen gefahren, als ich klein war. Natürlich sind es jetzt größere Spielzeuge und mehr Leute schauen zu. Es ist sehr besonders für mich, dass sie an diesem Wochenende hier sind. Ich liebe sie sehr und möchte ihnen den Sieg heute widmen. Ich denke, ich habe viele gute Dinge von ihnen gelernt und wenn ich eines Tages selbst Kinder habe, möchte ich genau diese Dinge weitergeben."
Frage: "Du gehst so sanft mit den Reifen um, was ist dein Geheimnis?"
Vettel: "Ich weiß nicht, ob es ein Geheimnis gibt. Ich habe eine Traktionskontrolle - das haben sie jedenfalls vor drei oder vier Rennen gesagt. Aber nein, die Reifen sind schwierig zu fahren, sie sind sehr sensibel. Es hilft natürlich, wenn man freie Bahn hat und nicht im Verkehr steckt. Irgendwie haben wir es am Ende des Jahres mehr und mehr verstanden, schauen auf sie und hören auf sie. Wir können vermutlich ein wenig mehr Performance aus ihnen rausholen als die anderen Jungs. Aber ich denke nicht, dass es ein genetisches Geheimnis gibt. Ich nehme es so!"
Frage: "Mit deinen sieben Siegen in Folge hast du den Rekord von Michael Schumacher eingestellt, in Austin kannst du dir den alleinigen Rekord holen. Sind dir diese Zahlen wichtig?"
Vettel: "Es lässt mich nicht im Auto springen, aber es ist ein Schock, wenn man es erwähnt. Ich wusste, dass in jedem erwähnten Rekord Michael mit Sicherheit involviert ist. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das Ding ist, dass die Leute sieben Rennen sehen. Die Leute sehen aber nicht die Herausforderung, die jedes Rennen mit sich bringt. Das war außergewöhnlich. Der Fakt, dass wir alles richtig gemacht haben: glatte Boxenstopps, Zuverlässigkeit - all diese Dinge müssen zusammenkommen."
"Doch um deine Frage zu beantworten: Die Zahlen sind mir nicht wichtig, gleichzeitig machen sie mich aber sehr, sehr stolz... jemanden einzuholen oder sehr nah zu sein. Die Jungs, über die man da redet, sind die außergewöhnlichsten Fahrer in der Welt der Formel 1. Ich denke nicht, dass ich alt genug bin, um das zu realisieren. Vermutlich."
Keine Sorgen zwecks der Donuts
Frage: "Du bist wegen deinen Donuts nicht besorgt, wieder in Schwierigkeiten zu geraten?"
Vettel: "Nicht wirklich, weil ich technisch gesehen nichts falsch gemacht habe. Ich habe das Auto heimgebracht und ich denke, dass ich mich an die Regeln gehalten habe. Ich hoffe, wir können noch eine Benzinprobe liefern, weil das natürlich noch ein wenig Extra-Sprit verbrennt (lacht; Anm. d. Red.). Ich habe nach Indien natürlich mit den Stewards gesprochen. Ich erinnere mich nicht an alles, was sie gesagt haben. Ich war einfach glücklich. Wir sind hier wie in einer Art Stadion. Es ist wirklich schön, mit den ganzen Leuten um dich herum. Ich denke, sie haben es geliebt."
Frage: "Wirst du auch weiter Donuts machen, wenn du heute eine Strafe bekommst?" (Zu dem Zeitpunkt stand die Straffreiheit noch nicht fest; Anm. d. Red.)
Vettel: "Das kommt auf die Strafe drauf an. Wenn ich vom nächsten Rennen ausgeschlossen werde, dann werde ich dazu wohl nicht in der Lage sein. Es war einfach spontan. Ich hatte natürlich die Erfahrung der letzten Woche, aber als ich in das Stadion gefahren bin, dachte ich, es sei ein sehr, sehr guter Platz. Ich habe sichergestellt, dass niemand in der Nähe war und außerdem war ich weit genug weg von den Linien. Ich denke, wenn wir in einer Position sind, über so etwas nachzudenken, dann ist das natürlich etwas sehr Besonderes, weil es bedeutet, dass wir ein sehr, sehr gutes Resultat im Rennen hatten. Ich denke, dass noch eine Menge Arbeit ansteht, bevor wir entscheiden können es wieder zu tun."
Frage: "Du hattest in diesem Jahr schon viel Erfolg, aber ich habe den Eindruck, dass heute ein ziemlich emotionaler Tag für dich war. Liege ich da richtig?"
Vettel: "Ja. Natürlich ist gewinnen immer etwas Besonderes. Es waren zwar jetzt sieben Rennen in Folge, aber jedes einzelne Rennen ist hart. Man steckt da viel Arbeit rein ab Donnerstag - eigentlich sogar schon davor im Simulator - und dann über das gesamte Wochenende. Hört bitte auf, diese Dinge zu erwähnen, denn dann merkt man ein wenig, was es bedeutet. Ich erinnere mich, wie ich als kleines Kind Formel 1 geschaut habe und Michael mit Ferrari die Formel 1 dominiert hat. Sie hatten viele Jahre lang ein sehr starkes Auto und einen sehr starken Teamgeist."
"Wenn man zurückblickt, dann fühlt es sich an, als hätte er jedes zweite Rennen gewonnen. Dinge einzustellen, die sie erreicht haben, ist sehr, sehr besonders - für mich, aber ich denke auch für das gesamte Team. Nach dem besonderen Jahr 2011 haben wir gesagt, dass es ziemlich schwierig sein würde, eine Saison wie diese zu wiederholen und dass so etwas vielleicht nur einmal im Leben kommt. Jetzt können wir sagen, dass es zumindest zweimal gekommen ist."
Singapur reloaded
Frage: "In Singapur hat schon jeder gedacht, dass du das Rennen ziemlich einfach dominiert hast. Heute war es für mich sogar noch beeindruckender. In den Anfangsrunden warst du fast zwei Sekunden schneller und Rocky (Renningenieur Guillaume Rocquelin; Anm. d. Red.) muss am Funk ziemlich besorgt gewesen sein."
Vettel: "Ich habe gemerkt, dass wir von Nico (Rosberg; Anm. d. Red.) und Mark wegziehen konnten. Natürlich macht man sich das zunutze, weil man nicht weiß, was später im Rennen noch kommt. Wir hatten eine sehr, sehr starke Pace auf dem Option-Reifen. Wir hätten sogar noch ein bisschen länger draußen bleiben können. Ich war mit Sicherheit beschäftigt. Ich habe gepusht, weil ich gespürt habe, dass ich den Jungs hinter mir ein bisschen Rundenzeit, ein paar Sekunden, abnehmen kann."
"Ich habe aber auch auf sie geschaut, um flexibel bei der Strategie zu sein und den Jungs an der Boxenmauer zu helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Ich konnte es dann in der Boxengasse ein wenig einfacher angehen lassen. Ich denke nämlich, dass sie mit der rutschigen Einfahrt und der sehr engen Ausfahrt eine der schwierigsten des gesamten Jahres ist. Ich denke, heute hat einfach alles zusammengepasst. Es war ein perfekter Tag für uns."
Frage: "In einem Interview hat Adrian Newey vor kurzem gesagt, dass zwei deiner besten Rennen in Abu Dhabi waren. Eines davon war im vergangenen Jahr, als du von hinten aufs Podium gefahren bist. Denkst du, dass das heutige Rennen besser war als jedes andere, dass du in Abu Dhabi hattest?"
Vettel: "Es ist sehr schwierig. Natürlich kann ich mich an alle Rennen erinnern, die ich hier hatte. Es war eine sehr, sehr gute Strecke für mich, besonders am Sonntag und besonders wenn ich auf 2010 zurückblicke, wo fünf Fahrer im letzten Rennen die Weltmeisterschaft gewinnen konnten. Es war ein besonderer Tag und besondere Emotionen, wenn man zurückblickt. Auch das Rennen im vergangenen Jahr, wo wir an einem wichtigen Punkt der Meisterschaft ans Ende des Feldes versetzt wurden, war hart, aber wir sind zurückgekommen und konnten auf das Podium fahren."
"Dieses Jahr steht insofern heraus, dass wir die Kontrolle über das Rennen hatten, sowie eine sehr, sehr starke Pace. Wir konnten das Tempo der Autos hinter uns immer mitgehen, wenn wir mussten, und konnten und eine sehr, sehr große Lücke erfahren. Es war ein wenig wie in Singapur, wenn man auf die Zeiten und Runden schaut. Es ist auch ziemlich ähnlich, wenn man auf das Streckenlayout blickt: Es ist ziemlich technisch, ziemlich anspruchsvoll und hat viele langsame Kurven. Aber es ist wichtig, die Balance des Autos richtig hinzukriegen und auf seine Reifen aufzupassen, was wir wohl ziemlich gut gemacht haben, denke ich."