• 12. Oktober 2013 · 11:50 Uhr

Webber: "Diese Pole-Position ist bedeutungslos"

Das technische Problem an Sebastian Vettels Auto trübt die Erfolgsbilanz des Australiers, der auf einen guten Start hofft: "War doch zuletzt gar nicht so schlecht"

(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal in der laufenden Formel-1-Saison ist es Mark Webber gelungen, seinen Red-Bull-Teamkollegen Sebastian Vettel so richtig zu ärgern. Statt nach der Pole-Position im Qualifying zum Japan-Grand-Prix am Samstag Häme über den ungeliebten Stallgefährten auszuschütten, bleibt der australische Gentleman lieber vornehm kleinlaut. In der FIA-PK gilt sein größtes Lob nicht der eigenen Leistung, sondern der Strecke in Suzuka.

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Mark Webber durfte endlich vor Sebastian Vettel an die Mikrofone stürmen Zoom Download

Frage: "Mark, herzlichen Glückwunsch! Es ist das erste Mal, dass du in dieser Saison auf der Pole-Position stehst."

Mark Webber: "Ja, es ist eine großartige Strecke. Wir mögen es alle, hier zu fahren. Die Runden waren gar nicht so schlecht. Man will immer etwas mehr, aber im Großen und Ganzen war es ziemlich gut. Sebastian hatte im Qualifying ein Problem, die Pole-Position ist also etwas bedeutungslos, weil er noch immer eine phänomenale Runde gefahren ist. Aber ich bin glücklich. Man muss die die Gelegenheiten beim Schopfe packen und die Runden hinbekommen."

"Es war eine vielschichtige Session. Die Piloten haben ständig zwischen Option- und Standardreifen gewechselt, zwischen neuen und angefahrenen Pneus. Es gab viel Facetten und es war kaum zu erraten, wer gerade alles gezeigt hatte, was er auf der Hand hat. Aber am Ende haben wir die Zeiten gefahren, die zählten. Und das war wichtig. Sehr, sehr schön, mich so bei meinem letzten Besuch von Suzuka zu verabschieden - ein toller Kurs. Ich werden den ersten Sektor heute nie vergessen. Dafür leben wir und darum geht es in unserem Beruf. Es war heute ein Höhepunkt für viele von uns."

Wind als Schlüsselelement

Frage: "Du hast am Freitag gesagt, du müsstest noch etwas finden. Scheint ja geklappt zu haben. Wie kam es?"

Webber: "Ehrlich gesagt mussten wir das Auto am Vormittag unter den veränderten Windbedingungen ausprobieren. Das war wichtig. Jeder war heute sehr viel schneller. Wir haben das in Betracht gezogen. Der Kurs hatte sich massiv verändert. Es ist auch eine merkwürdige Strecke, weil sie viele Schlenker hat, sehr eng und lang ist, aber trotzdem auf einem recht kleinen Areal. Das mussten wir bei unserer Vorbereitung auf die Windverhältnisse beachten. Wir haben getan, was wir konnten. Es sind noch schnelle Autos um uns herum, aber wir haben ein gutes Auto für das Rennen. Auf's Gaspedal morgen!"


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Japan


Frage: "Was ist für dich morgen die größte Gefahr?"

Webber: "An der Spitze gibt es keinen, der vor mir wäre. Wenn, dann kommt sei also von hinten. Ich werde mich auf mich selbst konzentrieren und versuchen, ein paar Runden in den Asphalt zu brennen, wenn es geht. Natürlich gilt das auch für Seb, Lewis (Sebastian Vettel, Hamilton, Anm. d. Red.) und Lotus. Wer weiß? Man muss einfach umsichtig sein und an das Reifenmanagement denken. Die richtige Strategie, ein sauberer Grand Prix in Sachen Fahrer und Boxenstopps. Alles muss passen, ich muss dafür schuften. Dazu sind wir aber als nur in der Lage. Mein Team ist sehr erfahren und wir wissen, was zu tun ist. Ich freue mich."

"Hoffentlich fahre ich als Erster in die erste Kurve."Mark Webber
Frage: "Gelingt dir morgen endlich ein guter Start?"
Webber: "Ja! Ich war doch zuletzt gar nicht so schlecht, denke ich. Wir bereiten uns so gut vor wie wir können. Die Kupplung ist in gutem Zustand und wir sollten in der Lage sein, davonzuziehen. Danach gilt es, auf das Tempo zu drücken, um ein gutes Rennen zu fahren. "Daumen drücken und los geht's. Wir hatten gute und schlechte Starts. Seb in Singapur: Es war nicht sein bester. Aber das gilt auch für Lewis. Am Nürburgring bin ich auf der Außenbahn um ihn herum gefahren. Das kann passieren. Ich leibe es, mich der Herausforderung zu stellen. Morgen gibt es so eine. Hoffentlich fahre ich als Erster in die erste Kurve, dann beginnt das Rennen."

Heißblütiger Abschied von Suzuka

Frage: "Hast du auf Sebastians Auto eine schwarze Katze gesetzt? Ist das das Ende deiner Pechsträhne?"

Webber: "Man muss einfach nach vorne blicken. Es ist frustrierend genug, sich die Ergebnisse vor Augen zu führen, die man hat liegen lassen - die Punkte, die man verloren hat. Vieles liegt nicht in meiner Hand. Davon kann man sich frustrieren lassen. Aber am Ende des Tages darf es nur den Blick nach vorne geben. Es ist eine tolle Chance, die wir da morgen haben."

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Der RB9 des Mark Webber lief zur Abwechslung problemlos Zoom Download

"Als ich die letzte Runde begonnen habe, aus der Schlussschikane kam, dachte ich, es sei meine letzte Runde in einem Formel-1-Auto in Suzuka: 'Auf geht's, genieße es, aber treib es auch auf die Spitze.' Ich habe mein Bestes gegeben. Ich genoss den Tag. Den morgigen gehe ich mit der gleichen Mentalität an. Es ist so eine schöne Strecke, die Reifen halten Druck machen eine Runde lang durch, was für uns fantastisch ist. Es war allgemein ein toller Tag. Hoffentlich geht es für weitere 24 Stunden und dann in Indien so weiter und weiter - damit ich mich so gut es geht verabschiede."

Frage: "Dein Teamkollege will Weltmeister werden. Du bist vor ihm, wobei Überholen schwierig ist. Denkst du an Teamwork?"

Webber: "Die Saison ist so lang. Seb hatte ein phänomenales Jahr. Er fährt morgen sein Rennen, ich das meinige. Es ist nicht wie beim Saisonfinale, wo plötzlich eines zum anderen führen kann. Sebastian liegt komfortabel vorne, weil er so viel Arbeit investiert hat. Er kann nicht in jedem Rennen auf der Pole-Position stehen. Morgen ist ein neuer Tag und abwarten, wie es am Ende des Grand Prix aussieht. Normalerweise redet man darüber und diese Dinge und sie passieren dann doch nicht. Wir schauen morgen auf uns."

Frage: "Wir haben im Fernsehen beobachtet, dass du die Boxengasse vor dem McLaren von Sergio Perez verlassen hast. Was ist passiert? Warst du dir darüber im Klaren, was los ist und dass er auf einer schnellen Runde ist?

Webber: "Er schloss auf. Also sagten mir die Ingenieure, er habe seine Runde beendet und wir könnten uns vor ihn setzten. Er würde in die Boxengasse kommen, hieß es. Wäre er auf einer schnellen Runde gewesen, dann wäre ich natürlich aus dem Weg gegangen."

Tempo-Mekka begeistert Webber

Frage: "Viele Piloten haben in der Schikane Zeit verloren. Liegt das an einem Kompromiss beim Setup oder den Eigenschaften der Autos?"

Webber: "Die Schikane ist ein normales Problem bei der Kompromissfindung. Sie ist sehr langsam. Es wird mit hoher Geschwindigkeit angebremst, dazu steigt sie leicht an, wenn man die Randsteine mitnehmen will. Auch Traktion ist wichtig. Wie immer bei jeder Strecke suchen wir den besten Kompromiss. Wir wissen, dass dort viel Zeit liegt, aber auch im ersten Sektor. Der Fahrer muss da manchmal den Ausputzer spielen."

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Ist die Pechsträhne vorbei oder droht das nächste Webber-Debakel im Rennen? Zoom Download

Frage: "Du hast von einer bedeutungslosen Pole-Position gesprochen. Wie fühlt sie sich im Vergleich zu deinen übrigen an? Besonders wegen dem Abschied von Suzuka?"

Webber: "Man muss nehmen, was man kriegen kann. Sie werden ja nicht gratis verteilt. Es war noch immer eine tolle Runde. Es gab zuvor solche, als ich bei meinen Versuchen ohne viele dieser Waffen dastand. Heute hatte ich sie und sie waren entsichert. Wir haben auf einer phänomenalen Strecke einen sehr guten Job abgeliefert. Wenn man hier fährt - es ist wie ein Links Course in der Golfwelt oder die großen Wellen für Surfer. Für uns ist es eine Teststrecke. Bevor jemand ein Formel-1-Auto hier im ersten Sektor live sieht, ist es kaum zu fassen, wie schnell es zur Sache geht."

Frage: "Martin Whitmarsh hat bestätigt, dass Peter Prodromou bei McLaren unterschrieben hat. Wahrscheinlich für 2014, sicher für 2015. Was hat er für Red Bull geleistet?"

Webber: "Peter ist ein toller Typ, hat viel Erfahrung. Ich mochte es immer, mit ihm zu arbeiten. Er ist ein integrativer Teil des Teams und hat einen guten Job gemacht in der langen Zeit, in der er bei uns war. Ich höre erstmals so konkret davon, aber solche Dinge geschehen in der Formel 1. Viele gute Jungs wechseln die Teams. Wir wissen darum und das kann passieren. Ist das der Fall, wünsche ich ihm das Beste. So klein ist die Welt, in der wir arbeiten."

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