Interview: Marc Surer über Mika Häkkinen
Adelaide 1995, Jerez 1997, Spa 2000 und der Ausflug in die DTM: Experte Marc Surer lässt die Karriere von Geburtstagskind Mika Häkkinen Revue passieren
(Motorsport-Total.com) - Als TV-Kommentator hat Marc Surer praktisch die gesamte Formel-1-Karriere von Mika Häkkinen begleitet und den zweimaligen Weltmeister gut kennengelernt. Anlässlich des 45. Geburtstags des "Fliegenden Finnen" haben wir mit Surer gesprochen, um Häkkinens wichtigste Karrierestationen noch einmal Revue passieren zu lassen.
Frage: "Marc, wenn ich dir den Namen Mika Häkkinen hinwerfe, was ist dann das Erste, was dir dazu einfällt?"
Marc Surer: "Er war einer der wenigen ebenbürtigen Gegner, die Michael Schumacher damals hatte. Diese Zeit, als Michael Schumacher Formel 1 gefahren ist, war nicht so mit Supertalenten gesegnet, aber Mika Häkkinen war auf seinem Level und war ein echter Konkurrent, auch vom Speed her."
Frage: "Ich dachte ehrlich gesagt, dass du jetzt wie aus der Pistole geschossen sagen würdest: Spa 2000."
Surer: "Stimmt! Wir zeigen dieses Manöver praktisch jedes Jahr, wenn wir nach Spa kommen, in der Sky-Berichterstattung. Es gibt dazu übrigens eine Vorgeschichte, die weniger berühmt ist. Kurz vor dem Manöver hat Michael Schumacher ihn aufs Gras gedrückt. Das haben die Leute vergessen."
"Als die beiden nach dem Rennen in den Parc ferme fuhren, ging Mika stocksauer zu Michael hin und beschwerte sich. Wir haben lange gerätselt worüber. Hinterher sagte er dann: 'Er hat mich aufs Gras gedrückt!' Heute würde so etwas bestraft werden, aber damals ging das durch. Ich kann mich an die Szene erinnern: Er hat angesetzt zum Überholen und endete im Gras, weil Michael ihm keinen Platz ließ und ihn einfach abgedrängt hat. Solche Dinge gehen heute nicht mehr."
"Jedenfalls dachten wir alle, dass er zum Shakehands hingeht, weil sie einen super Fight hatten, dabei war er stocksauer. Erst im Nachhinein hat man gehört, dass es da um das Abdrängen ging. Die Geschichte war, dass Michael seinen Heckflügel falsch eingestellt hatte und viel langsamer war, und Mika war auf der Geraden so viel schneller, dass er locker vorbeifahren hätte können, wenn er den Platz gefunden hätte. Das sollte man nicht unerwähnt lassen, so toll das Überholmanöver auch war."
Spa 2000: Im richtigen Moment die richtige Entscheidung
Frage: "War dieses Überholmanöver eine fahrerisch außergewöhnliche Leistung? Ohne es schmälern zu wollen, aber im Grunde ist er einfach rechts vorbeigefahren, ohne etwa wahnsinnig spät bremsen zu müssen. Er hat 'nur' geistesgegenwärtig eine goldrichtige Entscheidung getroffen."
Surer: "Es war einfach eine mutige Entscheidung, weil Michael schon links neben Zonta war. Die normale Reaktion, wenn du überrundet wirst, wäre, dass du nach rechts ziehst. Das Risiko ist er eingegangen - und das war ein großes Risiko: dass Zonta nur Michael sieht und nach rechts fährt, um Platz zu machen, Mika aber abschießt."
Frage: "Du hast das Rennen mit Jacques Schulz live für das Fernsehen kommentiert. Wie habt ihr die Situation erlebt?"
Surer: "Ich fand es eine normale Reaktion, aber Jacques ist fast ausgeflippt! Ich musste dann im Nachhinein auch sagen: Es war mutig, diesen Moment auszunutzen, denn Michael konnte zum ersten Mal nicht reagieren, weil ja links neben ihm noch ein Auto war. Also konnte er ihm im Gegensatz zu davor nicht die Tür zuwerfen. Es war instinktiv die richtige Entscheidung, aber natürlich mit einem gewissen Risiko behaftet."
Frage: "Gehen wir ein paar andere seiner Karriere-Stationen durch. Adelaide 1995, der schwere Unfall, bei dem ihm ein Luftröhrenschnitt von Prof. Sid Watkins das Leben gerettet hat. Die Formel 1 war damals heilfroh, nach den Tragödien von 1994 eine Saison ohne schwere Unfälle überstanden zu haben, und dann passiert das, am letzten Rennwochenende."
Surer: "Wir haben im ersten Moment auch nicht begriffen, wie schlimm es um ihn steht."
"Prof. Watkins hat ihm das Leben gerettet, schlicht und einfach. Der hat richtig reagiert und sofort begriffen, dass hier etwas nicht stimmt. Dem Mann verdankt er sein Leben. Von außen hat der Unfall nicht so schlimm ausgesehen, dass man um sein Leben Angst haben musste. Erst im Nachhinein hat man mitbekommen, wie knapp das war."
Frage: "Hat dieser Unfall Mika Häkkinen in irgendeiner Form verändert?"
Surer: "Er hat danach eher noch langsamer gesprochen. Er hat davor schon nicht viel gesprochen, auch wenn er lebendiger war als andere Finnen, wenn man ihn zum Beispiel mit Kimi Räikkönen vergleicht. Aber hinterher hatte man das Gefühl, dass er noch langsamer gesprochen hat. Das ist aber das Einzige, was mir aufgefallen ist. Ich weiß nicht, ob es andere Auswirkungen hatte. Vom Speed her sicherlich nicht."
Durchbruch durch zwei "geschenkte" Siege
Frage: "Er musste dann lange auf seinen ersten Sieg warten und feierte diesen in Jerez 1997, in einem berühmten Rennen. Erstens wegen der Kollision zwischen Schumacher und Villeneuve, zweitens aber auch mit dem Schatten der Absprache zwischen Williams und McLaren, durch die er letztendlich erst gewinnen konnte."
Surer: "Dazu muss ich ein bisschen ausholen. Mika ist ja für Lotus gefahren. Er ist dort durch seinen Speed aufgefallen, aber natürlich konnte er mit dem Lotus nicht viel erreichen."
"Dann bekam er seine erste Chance bei McLaren - und fuhr gleich im ersten Qualifying schneller als Ayrton Senna. Da hat man gesagt: Hallo, da kommt einer, der hat den Speed und weiß seine Chance zu nutzen. Aber dann hat es so lange gedauert, bis er sein erstes Rennen gewonnen hat. Das ist ein bisschen wie bei mir selbst: Wenn man zu lange in schlechten Autos fährt, verliert man vielleicht ein bisschen den Glauben daran, dass man gewinnen kann."
"Man fährt, man fährt gut, aber irgendwie geht der allerletzte Einsatz und der allerletzte Siegeswille auf dem Weg ein bisschen verloren. Mika musste man ja zweimal durch Stallregie zum Sieg verhelfen, nämlich beim letzten Rennen 1997 und beim ersten Rennen 1998 in Melbourne. Er fiel dort durch einen Fehler des Teams hinter Coulthard zurück, aber McLaren hat das durch eine Stallorder korrigiert."
"Man musste ihn also gleich zweimal vom Team aus auf den ersten Platz heben - aber dann ist der Knoten geplatzt. Ich habe das Gefühl, dass er da begriffen hat: Ich kann gewinnen, ich muss es nur tun! Plötzlich ging's. Plötzlich hatte er diesen Siegeswillen, der irgendwann verloren gegangen war, wieder gefunden."
Volle Rückendeckung vom McLaren-Team
Frage: "Melbourne 1998 ist ein gutes Stichwort. Mika Häkkinen war extrem lange Teamkollege von David Coulthard bei McLaren, war da meistens relativ deutlich die Nummer eins. Hat dieses Rennen in Melbourne 1998 die ersten Weichen pro Häkkinen und gegen Coulthard gestellt?"
Surer: "Ich glaube, dass es beide Rennen waren. Wenn du zweimal auf dem Podium ganz oben stehst, möchtest du das öfter schaffen. Das hat seinen Siegeshunger geweckt, der eingeschlummert war, weil er zu lange in mittelmäßigen Autos gefahren ist."
"In Melbourne hat er begriffen, dass das Team hinter ihm steht, weil sie den Fehler, den sie gemacht haben, korrigiert haben. Da hat er gespürt: Das Team will mich, das Team will, dass ich gewinne. Und das ist eine super Bestärkung in einer Karriere."
Frage: "David Coulthard beschreibt in seiner Biografie, dass Mika Häkkinen immer das Baby von Teamchef Ron Dennis war, während er selbst eher Mercedes-Sportchef Norbert Haug näher stand. War das tatsächlich so?"
Surer: "Gefühlsmäßig würde ich jetzt ja sagen. Auf der anderen Seite hatte Ron Dennis ein Gefühl für Supertalente. Man wusste, dass Mikas Speed einfach außergewöhnlich war, während Coulthard zwar seine guten Tage hatte, aber nicht konstant war. Ich bezeichne Coulthard oft als 'Sonntagsfahrer': Wenn alles stimmt, dann gewinnt er, dann war er manchmal auch unschlagbar."
"Ich kann mich an ein Rennen in Spa erinnern, wo sich Häkkinen beklagt hat, dass es keine Teamorder gab. Da war Coulthard einfach stärker, da hat alles gepasst. Aber das waren einzelne Tage, einzelne Rennen. Mika hatte den Speed immer - und den spürte man. Ich denke, dass genau das die Motivation von Ron Dennis war, ihn zu unterstützen. Er hat gesehen, dass dieser Kerl etwas hat, was andere nicht haben."
Frage: "Dieser Kerl wird 1998 Weltmeister, mit einem zumindest zu Saisonbeginn wirklich völlig überlegenen McLaren. Wie ordnest du diesen WM-Titel von der sportlichen Leistung her im Nachhinein betrachtet ein?"
Surer: "Der McLaren war damals sicher überlegen, aber du musst es auch bringen. Häkkinen konnte durch das Siegen seine Form wahrscheinlich sogar steigern. Wenn du ein gutes Auto hast, wachsen dir Flügel, und das Gefühl hatte ich bei ihm. Es hat dieses gute Auto gebraucht, weil er wusste: Wenn ich nichts falsch mache, gewinne ich."
Surer glaubt: Schumacher wäre 1999 Weltmeister geworden
Frage: "1999 wurde er direkt zum zweiten Mal Weltmeister, allerdings mit dem Wermutstropfen, dass Michael Schumacher nach seinem Unfall in Silverstone sieben Rennen auslassen musste. Wäre die Weltmeisterschaft anders ausgegangen, wenn Schumacher diesen Unfall nicht gehabt hätte?"
Surer: "Definitiv. Michael hat, als er wieder zurückkam, gezeigt, dass er selbst nach dem Unfall sofort wieder vor den McLarens fahren konnte. Ich denke, wenn er die Saison durchgefahren wäre, wäre er klar Weltmeister geworden."
Frage: "Man hatte 1999 das Gefühl, dass Mika Häkkinen den Druck viel mehr spürt als andere Fahrer. Besonders augenscheinlich wurde das in Monza, als er das Auto in Führung liegend weggeschmissen hat und in Tränen ausgebrochen ist. Ich finde, man hat Häkkinen diesen Druck der Formel 1 extremer angemerkt als anderen."
Surer: "Das ist immer eine Typfrage. Mika war vielleicht nicht ganz so cool, wie er als Nordländer gewirkt hat."
Fotostrecke: Meet the Häkkinens
Das Traumpaar der Formel 1: Mika Häkkinen lernt Erja Honkanen, damals Fremdenführerin in Nizza, Anfang der 1990er-Jahre kennen. Fotostrecke
"Wenn er weiß, dass das ganze Team von ihm Siege erwartet, wenn er weiß, dass er von Ron Dennis unterstützt wurde und Priorität hatte im Team, dann ist das auch eine Belastung. Das ganze Team erwartet von dir, dass du gewinnst, und dann passiert dir so ein Missgeschick. Ich glaube, er hat aus Versehen in den ersten Gang geschaltet, dann haben die Hinterräder kurz blockiert und er hat sich in der ersten Schikane in Monza gedreht. Das sind natürlich Sachen, blöde Flüchtigkeitsfehler, wo du weißt, du hast das ganze Team enttäuscht, hunderte von Mitarbeitern bei McLaren."
Frage: "Provokant gefragt: Ist ein Rennfahrer, der in Tränen ausbricht, noch dazu vor den Fans des Erzrivalen Ferrari in Monza, hart genug für die Formel 1?"
Surer: "Alles in allem muss man sagen, dass Mika damit bewiesen hat, dass er ein spezieller Typ ist. Dass er emotional ist, dass es ihm nicht gleichgültig ist, er die Schulter zuckt und zurück zur Box geht, sondern dass er sich das zu Herzen nimmt. Das spricht für ihn. Wir suchen ja immer Typen. Er war einer - wenn auch anders als erwartet."
Aus dem "Sabbatical" wurde ein Rücktritt von der Formel 1
Frage: "Er hat dann die Weltmeisterschaft 2000 gegen Michael Schumacher verloren und 2001 relativ früh bekannt gegeben, dass er ein Jahr Auszeit nehmen möchte. Daraus wurde dann ein Rücktritt, aber erst später. War dir und den Leuten im Paddock damals schon klar, dass er nicht mehr zurückkehren wird?"
Surer: "Mir war das nicht klar, denn er hatte den Speed. Es war nicht so, dass er zu langsam war und satt, sondern er brauchte eine Pause."
"Nach seinem zweiten WM-Titel habe ich Mika einmal bei einer Veranstaltung, die ich geleitet habe, getroffen. Da hat er mir erzählt, dass er nach dem WM-Titel seit zwei Monaten nonstop im Flugzeug unterwegs war, von einer Veranstaltung zur nächsten. Das mergelt dich aus. Er war einfach ausgelaugt und wollte wirklich mal eine Pause haben. Ich denke, dass das Drumherum für ihn vielleicht schlimmer war als das Rennfahren selbst, denn McLaren war zu dem Zeitpunkt mit großen Sponsoren gesegnet - und damit auch mit vielen Verpflichtungen."
Frage: "Mika Häkkinen und Michael Schumacher sind leider nie im gleichen Team gegeneinander gefahren. Kann man die beiden trotzdem miteinander vergleichen? Du hast ja schon angedeutet, dass Häkkinen vom Speed her nicht allzu viel hinten nach war, wenn überhaupt."
Surer: "Ich glaube, vom Speed her waren sie gleichwertig. Michael Schumacher war eher der Typ, der das ganze Team auf seine Seite gebracht hat. Er hat vom Team auch verlangt, dass sie alles für ihn machen und der zweite Fahrer zurückstecken muss. Das war Häkkinen nicht. Häkkinen war einfach schnell - und dann hat sich das Team entschieden, ihm zu helfen. Das ist der große Unterschied. Er war absolut kein Politiker."
Frage: "Und auch keiner, der teamintern auf den Tisch haut und sagt, dass er jetzt einfach weniger Termine macht, wie es bei Michael Schumacher ja der Fall war oder heute zum Beispiel bei Sebastian Vettel der Fall ist."
Surer: "Richtig. Vielleicht war das auch der Grund für seinen relativ frühen Rücktritt, dass er genau das nicht gemacht hat und dann irgendwann einfach müde war."
2005: Comeback als Mercedes-DTM-Fahrer
Frage: "Er kam später nochmal auf die Motorsport-Bühne zurück, allerdings in der DTM. Dort haben sich einige Formel-1-Fahrer versucht: Heinz-Harald Frentzen, Jean Alesi, später dann Ralf Schumacher und David Coulthard, heute Timo Glock. Am Anfang dachte man, dass ein zweimaliger Formel-1-Weltmeister in der DTM alles in Grund und Boden gewinnen muss, und viele waren sogar ein bisschen enttäuscht von seinem Abschneiden. Aber er hat immerhin drei Rennen gewonnen, sodass er im Nachhinein betrachtet wohl der Beste von diesen Formel-1-Stars in der DTM war, oder?"
Surer: "Richtig. Er ist das sehr professionell angegangen, wollte wirklich und hat sich sehr bemüht."
"Jetzt muss man eines wissen: Die Formel 1 ist auf einem ganz anderen Level. Dort gibt es zehn Leute, die ein Rennen gewinnen können. In der DTM gibt es wahrscheinlich 30 oder 40, die ein Rennen gewinnen können, wenn man lange genug sucht, weil das Level des Autos wesentlich niedriger ist. Das heißt, du kannst dich nur als Spezialist durchsetzen, denn fahrerisch kannst du dort niemandem etwas vormachen."
"Das sieht man daran, dass die gleichen Leute, die in einem Jahr Meister werden, im nächsten Jahr plötzlich hinterher fahren. Es muss alles passen, um in der DTM zu gewinnen, und fahrerisch kannst du dir kaum einen Vorteil erarbeiten. Dafür ist das Level zu niedrig: Die Kurvengeschwindigkeiten sind nicht hoch genug, du hast keine 300-km/h-Kurven. In der Formel 1 fährt man praktisch immer über 200 - du kommst aus der Kurve raus und hast schon wieder über 200 drauf. Hier spielt sich alles im Zeitraffer ab."
"Im Tourenwagen gibt es so viele Leute, die das Ding optimal bewegen können, und deswegen kann da nur der gewinnen, der alles richtig macht, der das richtige Team hat und die richtige Abstimmung findet. Aber fahrerisch ist es nicht möglich, den anderen davonzufahren, und das ist der große Unterschied. Wenn du die ganzen DTM-Fahrer in die Formel 1 setzt, wirst du Sekundenabstände haben, und wenn die im DTM-Auto sitzen, geht's da nur um Hundertstelsekunden."
Immer für einen verschmitzten Witz gut
Frage: "Du hast praktisch seine ganze Formel-1-Karriere als TV-Kommentator hautnah miterlebt. Wie war Mika Häkkinen als Mensch, abseits der TV-Kameras?"
Surer: "Er war einerseits ruhig, eben typisch Nordländer, aber auf der anderen Seite hatte er etwas Verschmitztes an sich. Er konnte manchmal Bemerkungen machen, wo die Leute erst viel später gemerkt haben, dass das jetzt ein Witz war."
"Er hatte einen gewissen Humor, den man erst auf den zweiten Blick erkannt hat. Das war sehr amüsant, denn wenn er in Pressekonferenzen war, zum Beispiel mit Michael Schumacher, dann hat er manchmal etwas gesagt und dann hat es eine Weile gedauert, bis der Pressesaal gelacht hat. Genau so war er. Er hat immer wieder coole Sprüche losgelassen. Er hatte einen sehr feinen Humor, einen Schalk in den Augen."
Frage: "Er wurde damals von Keke Rosberg gemanagt. Wie ist er aufgetreten? Hat er sich zum Beispiel am Paddock-Ausgang für die Fans Zeit genommen?"
Surer: "Er war ganz normal. Auch als er Weltmeister war, ist er nie abgehoben."
Frage: "Genau wie Mika Häkkinen ist auch Kimi Räikkönen ein finnischer Weltmeister. Du hast beide erlebt. Wie würdest du sie miteinander vergleichen?"
Surer: "Beide sind ruhige Typen, aber sonst haben sie nicht viel gemeinsam, finde ich."
Frage: "Fallen dir lustige Anekdoten über Mika Häkkinen ein, die du vielleicht sogar selbst miterlebt hast und die man in der Öffentlichkeit weniger kennt?"
Surer: "Ja. Ich bin mal bei der Anfahrt zum Barcelona-Grand-Prix am Morgen im Stau gestanden. Der Stau war in Richtung Autobahn-Ausfahrt. Ich stehe schön brav in der Kolonne an, aber dann stellt sich plötzlich ein Mercedes links neben mich. Da denke ich, was will denn der, der soll auch anstehen wie alle anderen!"
Surer nach "Autorennen" mit Häkkinen: "I won!"
"Ich habe dem keinen Platz gelassen und wir sind zu zweit nebeneinander die ganze Ausfahrt gefahren, bis ich gemerkt habe, dass es Mika ist, der sich da reingezwängt hat! Beim Paddock-Eingang war ich vor ihm im Fahrerlager, weil er noch Autogramme schreiben musste, und da habe ich zu ihm gesagt: I won!"
"Er war nicht verrückt im Straßenverkehr, das möchte ich klarstellen, aber klar hast du als Fahrer das Gefühl, ein bisschen Vorrechte zu haben. Aber wir sind wirklich Türschnalle an Türschnalle die ganze Ausfahrt nebeneinander gewesen, ohne dass etwas passiert ist. Wir haben das bis zur Strecke hoch durchgezogen. Da habe ich gemerkt: Da kann einer Autofahren! Die anderen haben alle gegrinst, die mit ihm im Auto saßen."
Frage: "Kommen wir langsam zum Ende. Wo würdest du Mika Häkkinen als zweimaligen Weltmeister in der Reihe der Größten aller Zeiten einsortieren?"
Frage: "Puh, das ist schwierig..."
Frage: "Oder anders gefragt: Findest du, dass die zwei WM-Titel seiner Karriere, seinem Können und seinem Talent gerecht werden?"
Surer: "Ich finde die zwei Titel gerechtfertigt. Zumindest einen. 1998 war hundertprozentig verdient, 1999 hatte er ein bisschen Glück. Auf der anderen Seite hatte er die Jahre davor viel Pech. Unterm Strich passt es ungefähr."