• 21. September 2013 · 19:57 Uhr

Vettel: "Die schlimmsten Qualifying-Minuten..."

Tatenlos wollte Sebastian Vettel mit ansehen, wie die Konkurrenz sich an seiner Pole-Zeit die Zähne ausbiss - und das war ganz schön nervenaufreibend...

(Motorsport-Total.com) - Angespannt stand Sebastian Vettel während des Qualifyings in seiner Box und schaute mit an, wie die Konkurrenz versuchte, seine Zeit in Q3 zu unterbieten. Doch der Red-Bull-Pilot konnte passiv alle Angriffe abwehren und startet somit morgen zum 41. Mal von der Pole-Position. Auf der Pressekonferenz schildert der Heppenheimer, wie sich die Minuten in der Box angefühlt haben und welches Gefühl er vor morgen hat.

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Sebastian Vettel musste in Q3 doch mehr zittern, als ihm lieb war Zoom Download

Frage: "Sebastian, warst du dir so sicher, dass bei deiner Taktik alles gut geht oder war es einfach hoch gepokert?"

Sebastian Vettel: "Es war schon gepokert. Als dann die Uhr weitergetickt hat, ist natürlich irgendwann ein Punkt, ab dem es zu spät ist - selbst wenn man dann sagt: 'Okay, nee, ich will jetzt doch wieder'. Wir haben uns zusammen dafür entschieden und waren guter Dinge, dass es sich ausgeht. Im Endeffekt war es sehr knapp, aber es hat gepasst. Deswegen ist alles hervorragend, weil es geklappt hat. Wäre es in die Hose gegangen, wären wir natürlich nicht so zufrieden gewesen."

Frage: "Man hat dir die Spannung angemerkt. Ist der Nagel noch dran?"

Vettel: "Ja, der ist noch dran. Es ist ein ganz komisches Gefühl, wenn man da steht und nix machen kann, und die anderen noch fahren. Das waren die schlimmsten Qualifying-Minuten, die ich bis jetzt hatte."

Frage: "Beschreibe das doch mal."

Vettel: "Man steht da und die anderen fangen an zu fahren. Dann sieht man die Sektorzeiten und sieht, dass es ziemlich eng ist. Mark ist mit einer absoluten Bestzeit in Sektor eins gestartet und war in Sektor zwei nah dran. Dann hatte Nico Bestzeit in Sektor zwei, dann plötzlich Romain. Glücklicherweise war mein letzter Sektor stark genug um geradeso vorne zu bleiben. Deswegen ist alles noch einmal gutgegangen."

Nicht das beste Gefühl...

Frage: "Du hast am Funk gesagt, du könntest locker nochmal schneller fahren..."

Vettel: "Naja, so locker war das nicht. Ich habe von einem oder zwei Zehnteln gesprochen, die noch drin gewesen wären. Wie viel die Strecke einem dann entgegenkommt, weiß man natürlich nicht. Ich glaube, man hat gesehen, dass alle zum letzten Run noch einmal mehr rausgeholt haben als vielleicht erwartet. Beinahe hätte uns dies in den Hintern gebissen. Aber es ist alles gutgegangen."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Singapur


Frage: "Du schienst nicht zu 100 Prozent überzeugt, als du aus dem Auto gestiegen bist. War es eine Teamentscheidung?"

Vettel: "Rocky (Renningenieur Guillaume Rocquelin; Anm.) hat mich gefragt, ob ich damit einverstanden wäre, nicht noch einmal rauszufahren und stattdessen in der Garage zu bleiben. Ich sagte: 'Ja, ich bin einverstanden'. Zuvor fragte er, wie viel Zeit ich noch herausholen könnte, wenn ich noch einmal rausfahren würde. Ich sagte ihm ein oder zwei Zehntel. Man zieht dazu die Strecke in Betracht und ein wenig von sich selbst. Wie sehr die Strecke schneller wird, ist schwierig zu beantworten, also dachte ich, dass noch ein Zehntel in mir drinstecken würde. Es ist das berühmteste Zehntel der Welt. Alle Fahrer scheinen es zu besitzen, aber konnten es im Qualifying nicht abrufen. Es muss also noch irgendwo sein. Es war auf jeden Fall sehr knapp und es ist nicht das beste Gefühl, da zu stehen und zuzuschauen."

Frage: "Im Auto ist das Monza-Getriebe. Wie viel Kopfschmerzen macht das morgen fürs Rennen, da es in Monza ja auch schon leichte Zuckungen gab?"

Vettel: "Bis jetzt ist alles gut. Wir hatten keine Probleme. Es wird hier mehr geschalten als in Monza - aber anders. In Monza ist man generell etwas länger übersetzt, weil es doch ein wenig mehr geradeaus geht und die Höchstgeschwindigkeit deutlich höher ist. Das ist hier anders, und bis jetzt gab es keine Probleme. Deswegen hoffen wir, dass auch morgen alles gut geht. Es ist natürlich ein Härtetest für das Material. Es gibt sehr viele Bodenwellen und natürlich wird auch das Getriebe ordentlich durchgeschüttelt."

Hoffnung auf normales Rennen

Frage: "Wie fühlt sich das Auto an?"

Vettel: "Im Großen und Ganzen bin ich ziemlich glücklich damit. Das ganze Wochenende lief sehr gut bisher. Gestern Morgen war ich nicht ganz zufrieden, weil das Heck ein wenig nervös war, aber wir konnten das Auto verbessern. Wir haben das Auto auf die Pole gestellt, was hier sehr wichtig ist. Es ist ein Stadtkurs, auf dem Überholen schwierig ist. Für heute haben wir unsere Hausaufgaben gemacht, aber der Hauptakt folgt morgen."

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Von hinten droht dem Deutschen die silberne Gefahr in Form von Nico Rosberg Zoom Download

Frage: "Du stehst morgen ganz vorne. Es gibt wohl keinen besseren Platz in Singapur, oder?"

Vettel: "Nein, am Start mit Sicherheit nicht. Aber erst einmal brauchen wir einen guten Start und müssen schauen, was wir erreichen können. Hoffentlich kommen wir in einen guten Rhythmus. Es ist ein langes Rennen mit vielen Möglichkeiten Gutes und Schlechtes zu tun, aber wir konzentrieren uns aber lieber auf die guten Dinge. Weil es so ein langes Rennen ist, gibt es viele Möglichkeiten für alle Fahrer. Normalerweise bekommen wir irgendwann ein Safety-Car. Schauen wir mal, was wir morgen erreichen können."

Frage: "Wie gefährlich kann Mercedes morgen werden?"

Vettel: "Wir wussten, dass sie im Qualifying sehr stark sein werden. Es war letzten Endes alles sehr knapp. Morgen ist es schwer vorherzusagen. Ich denke, wir waren gestern zufrieden mit unseren Longruns. Mercedes ist am Freitag ein wenig unschlüssig, weil wir nicht ganz genau wissen, was sie machen. Ich glaube sie spielen da und experimentieren öfter ein bisschen rum. Die Zeiten, wo der Mercedes im Rennen wirklich abbaut, sind schon lange vorbei. Es ist ein ernstzunehmender Gegner. Wir hoffen, dass wir gut wegkommen, unsere Führung behaupten können - und der Rest wird sich dann zeigen. Es wird ein langes Rennen und es kann viel passieren. Wir müssen jeweils die eine und die andere Mischung benutzen, und es kann sein, dass sich das Kräfteverhältnis dann leicht verschiebt. Es steht noch viel in den Sternen und morgen Nacht finden wir es dann heraus."

Die Konkurrenz patzt

Frage: "Fernando Alonso ist heute nur Siebter geworden..."

Vettel: "Wir schauen nicht wirklich, was die anderen tun. Zumindest tue ich das nicht. Wie bereits gesagt, das Rennen ist hier besonders lang. Ferrari hatte schon bei den letzten paar Events Probleme im Qualifying, aber sie haben eine sehr, sehr gute Rennpace. Ich denke, Fernando stand in den letzten Rennen immer auf dem Podest, daher bin ich sicher, dass sie zurückschlagen werden. Für uns waren sie heute keine Gefahr, aber zuallererst müssen wir auf uns selbst schauen und sehen, was wir im Rennen tun können. Dann schauen wir, wo wir sind. Aber ich bin sicher, dass Fernando morgen im Rennen alles tun wird, um zurückzukommen."


Großer Preis von Singapur - Samstag

Frage: "Der Option hält hier ziemlich lange. Was wird morgen die beste Strategie sein? Option-Prime-Option oder Option-Prime-Prime?

Vettel: "Das ist die Frage. Es ist noch nicht ganz klar, aber gestern war es eine Überraschung, dass die weichen Reifen so lange halten. Letzten Endes werden wir sehen, wie lange wir morgen nach dem Start fahren können."

Frage: "Du hast die letzten beiden Grands Prix von Pole gewonnen. Wird das in Singapur zu einer größeren Herausforderung?"

Vettel: "Definitiv. Es ist eines der härtesten Rennen des Jahres. Ich würde sogar sagen, dass es physisch und mental das härteste ist - einfach, weil es so lang ist. Eine Runde ist so lang, es gibt so viele Kurven - und kaum Platz für Fehler. Die Strecke ist ziemlich wellig und wir schwitzen hier schon, obwohl wir nur ein paar Runden im Qualifying gedreht haben. Die Hitze und die Luftfeuchtigkeit spielen schon eine große Rolle. Es wird sehr hart."

Frage: "Was macht das Rennen für dich hier so speziell?"

Vettel: "Ich weiß nicht. Wir fahren in der Dunkelheit. Ich denke, auch wenn es viele Jahrzehnte nicht im Kalender war, fühlt es sich schon wie ein Klassiker an. Der Ort ist wunderschön. Die Strecke ist für alle eine große Herausforderung. Sie ist so lang, hat so viele Kurven und es ist schwierig, den Fokus über die gesamte Runde aufrecht zu halten. Das morgige Rennen wird ziemlich lang werden. Mit seinen zwei Stunden ist es normalerweise das längste Rennen des Jahres. Man hasst es und liebt es zur selben Zeit. Wenn man die Runde im Qualifying zusammenbekommt, fühlt es sich natürlich fantastisch an. Ich denke, es ist die Herausforderung, die ich liebe - die wir lieben - wenn wir hierherkommen."

Vorentscheidung in der Meisterschaft?

Frage: "Du hast die letzten beiden Rennen hier gewonnen, stehst auf Pole-Position und bist zwischen einer halben und einer Sekunde schneller als alle anderen. Können wir erwarten, dass du zuversichtlicher bist, nicht nur das Rennen morgen zu gewinnen, sondern auch die Meisterschaft?"

Vettel: "Ich denke, es war ziemlich eng. Die Strecke ist schneller geworden, und ob wir da hätten mitziehen können, weiß ich nicht, weil wir den Versuch nicht gemacht haben. Aber ich bin sicher, dass wir noch ein wenig Zeit in der Hinterhand gehabt hätten."

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Red Bull möchte der Konkurrenz morgen bloß das Rücklicht zeigen Zoom Download

"Ich denke, das Auto fühlt sich für morgen ganz gut an und die Rennpace sah am Freitag ziemlich stark aus. Wenn alles nach Plan läuft, sollten wir eine gute Chance auf ein starkes Ergebnis haben. Aber ich halte es ziemlich einfach. Ich muss meine Hausaufgaben erledigen. Nur weil die vergangenen Rennen ziemlich gut liefen, ist das noch keine Garantie, dass auch dieses gut wird - oder das nächste und so weiter. Ich denke, dass es die falsche Strategie wäre, sich zurückzulehnen und zu schauen, was die anderen machen können. Man könnte überrascht werden, also geben wir weiter Gas, und ich pushe mich zu 100 Prozent."

"Das Ziel ist morgen zu gewinnen, nicht nur weil es gut für die Meisterschaft ist, sondern mehr noch weil es ein so schönes Rennen ist. Das bedeutet mir sehr viel. Wie schon gesagt, ist die Herausforderung hier eine der größten des gesamten Jahres. Darum bedeutet es viel, hier auf dem Podium zu stehen oder noch besser es zu gewinnen. Man muss kein Genie sein um zu wissen, dass man mit einem Sieg mehr Punkte holt als alle anderen."

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