Alonso gibt nicht auf: "Die Meisterschaft ist noch offen"
Für Fernando Alonso war der zweite Platz in Belgien der erste Schritt auf dem Weg zurück in den Titelkampf - Die Geschehnisse aus dem vergangenen Jahr machen Mut
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso war der Mann des Rennens in Belgien. Während Sebastian Vettel an der Spitze einsam seine Kreise drehte, stürmte der Spanier vom neunten Startplatz noch bis auf Rang zwei vor, und ist somit nun erster Verfolger des Red-Bull-Piloten. Nach ganz vorne fehlt ihm allerdings noch etwas, wie der Ferrari-Star zugibt. Doch er ist zuversichtlich, dass er noch einmal den Titelkampf annehmen kann.
Frage: "Fernando, das muss sich doch heute wie ein Sieg anfühlen. Du hast in Belgien noch nie gewonnen, obwohl du 32 Siege in deiner Karriere hast. Aber das war ein typischer Angriff vom neunten Platz."
Fernando Alonso: "Ja, wir mussten einige Plätze gutmachen. Das war am Samstag nicht okay, aber heute lief es vom Start weg rund. Das Auto hatte den Speed, um einige Autos zu überholen und es war ein wenig langweilig. Nachdem wir den zweiten Platz erobert hatten, waren wir nicht einmal in der Nähe von Sebastian, und von hinten gab es keine Gefahr."
Frage: "Im Hinblick auf Monza muss dir das - und vor allem Ferrari - doch Auftrieb gegeben haben, bevor Ferrari in seinen Heim-Grand-Prix geht."
Alonso: "Definitiv ist das ein wichtiges Wochenende für uns. Im vergangenen Jahr waren wir nah dran, den Sieg von 2010 zu wiederholen, also gehen wir wieder voll motiviert dahin. In Monza würden wir den Tifosi gerne wieder Lächeln und Zufriedenheit bringen. Wir werden unser Bestes geben."
Frage: "Der Start war ziemlich entscheidend für dich. Du warst Neunter und bist in der ersten Runde bis auf Platz fünf vor. Du hast Rosberg, Webber, Button und Hamilton überholt um Zweiter zu werden. Das ist eine ziemliche Wiedergutmachung für eine enttäuschende Qualifying-Performance gestern."
Alonso: "Ich denke, das Wochenende war recht gut für uns, um ein paar Gefühle zurückzubekommen, die wir im Juli besonders mit dem Auto verloren haben. Wir waren etwas konkurrenzfähiger - oder haben uns an diesem Wochenende zumindest so gefühlt. Vielleicht war keine Pole-Position drin, aber vielleicht hätten wir auf die ersten vier oder fünf Positionen kommen können. Ich denke, wir hatten viel Pech mit dem Wetter und den Streckenbedingungen in Q3. Wir waren zur falschen Zeit am falschen Ort."
"Bei solchen wechselhaften Bedingungen hat man manchmal Glück und manchmal Pech. In Malaysia waren wir in Q3 an der richtigen Stelle und waren Zweiter und Dritter in der Startaufstellung. Gestern war es ein wenig umgekehrt. Wir mussten ein perfektes Rennen für die Pace des Autos planen, aber alles hat gut funktioniert und wir konnten ein paar Plätze gutmachen. Das war auch extrem wichtig für die Meisterschaft, dass wir dort wieder gute Punkte einfahren konnten, nachdem es drei Rennen lang nicht so gut lief."
"Wer dominiert, verdient den Sieg"
Frage: "Lewis hat gestern in der Pressekonferenz angesprochen, dass Ferrari im Training und in der Qualifikation ziemlich schnell aussah und dass es schien, als hättet ihr einen Schritt nach vorn gemacht. Hast du das über das Wochenende gespürt? Macht dir das Mut?"
Alonso: "Ich bin glücklich. Ich bin glücklich mit dem Gefühl, das ich dieses Wochenende hatte. Ich bin glücklich mit den Teilen, die wir hierher gebracht haben. Es sieht aus, als würden sie funktionieren. Wir müssen die Dinge aber mit Vorsicht betrachten, denn das hier ist ein sehr spezieller Kurs. Wir waren weder im Training noch in der Qualifikation oder im Rennen Erster und Zweiter. Wir waren Neunter und Zehnter in der Quali und jetzt sind wir Zweiter und Siebter im Rennen. Im Moment liegt noch Arbeit vor uns."
Frage: "Es war definitiv ein gutes Rennen, aber ist es auch gut für die Meisterschaft gewesen? Vettel ist vor dir ins Ziel gekommen..."
Alonso: "Ich denke, es ist gut. Natürlich haben wir wieder sieben Punkte verloren, aber wenn sie das Wochenende dominieren, alles besser machen als wir und das Rennen gewinnen, dann verdienen sie auch den Sieg. Wir müssen auch die maximalen Punkte abzielen. An Wochenenden wie diesen müssen wir das Maximum aus dem Auto herausholen. Das haben wir an diesem Wochenende getan. Als wir im Rennen erst einmal Zweiter waren, waren wir zwei bis vier Zehntelsekunden pro Runde langsamer. Wenn man Zweitschnellster ist, verdient man es Zweiter zu werden."
"Wir müssen Sebastian und Red Bull gratulieren und versuchen, für Monza besser zu werden. In Sachen Meisterschaft kamen wir von zwei fünften Plätzen in Hockenheim (er meint Nürburgring; Anm. d. Red.) und Ungarn mit keinem guten Gefühl und keiner guten Performance hierher und ich denke, dass wir heute etwas von dem Optimismus zurückgewinnen konnten, den wir verloren hatten. Ich denke, es war ein gutes Wochenende für die Meisterschaft - in Sachen Gefühl und in Sachen Punkte."
Alonso will 2012 wiederholen - nur andersherum
Frage: "Du warst zwar schnell im Rennen, aber nicht schnell im Qualifying. Könnte das deine Meisterschaftschancen gegen Sebastian beeinflussen?"
Alonso: "Wir müssen unsere Qualifying-Performance verbessern, aber um ehrlich zu sein, tue ich, was ich kann. Ich führe, glaube ich, mit 8-3 gegen meinen Teamkollegen. Gestern ging es um die Qualifikation, aber ich war 0,6 Sekunden schneller als mein Teamkollege. Es ist nicht so, dass die Rennen gut und die Qualifyings schlecht sind. Es ist, wie es ist, und wir holen jedes Mal das Maximum aus dem Auto. Im Rennen gibt er mehr Aspekte als nur die pure Performance des Autos. Es gibt Strategie, Reifenmanagement, Charakteristik des Autos - und von dem Aspekt her sind wir stark, denke ich."
"Vielleicht fehlt es uns ein wenig an Performance im Vergleich zu den anderen, aber wie gesagt, ich bin extrem glücklich mit der Performance, die wir am Samstag und am Sonntag zeigen. Die Meisterschaft ist noch offen, das beste Beispiel dafür ist das vergangene Jahr. Ich habe nach Monza mit 41 Punkten vor Sebastien geführt und bin in Texas mit 15 Punkten Rückstand angereist. Dinge können sich schnell ändern. Unsere Hoffnungen sind, weiter zu entwickeln, die Performance weiter zu verbessern und das zu wiederholen, was im vergangenen Jahr geschehen ist - nur andersherum."
Frage: "Wie weit kann dich der Optimismus tragen? Glaubst du, dass du immer noch einen echten Titelkampf einleiten kannst?"
Alonso: "Ja. Ich denke, wir dürfen nicht vergessen, dass wir in den ersten fünf Rennen ein sehr konkurrenzfähiges Team waren. Wir haben zwei von fünf Rennen gewonnen und konnten immer um das Podium kämpfen. Zu der Zeit waren wir nur wenige Punkte hinter dem Führenden. Dann gab es ein paar Rennen, bei denen wir einen Schritt zurück gemacht haben, und wir haben ein wenig die Richtung verloren."
"Wir haben das Problem verstanden, alles analysiert, und alle Teile, die wir zu den Rennen bringen, liefern das ab, was wir erwarten - endlich. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere gute Form zurückzugewinnen. Aber wir müssen noch eine Lücke schließen, um um Pole-Positions und so weiter kämpfen zu können. Doch die Meisterschaft ist noch sehr lang, und wenn man vier oder fünf Rennen wie Sebastian letztes Jahr in Indien, Japan, Singapur und so gewinnt, dann ist man schnell wieder da. Ob wir in einer Position sind, das zu schaffen, das werden wir sehr bald herausfinden."