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Boullier: "Kimi erhält von mir zehn von zehn Punkten"
Lotus-Teamchef Eric Boullier im Interview: Wie er seine beiden Fahrer analysiert, wieso er die Saisonziele neue definiert und wann man sich auf 2014 konzentriert
(Motorsport-Total.com) - Aller Unkenrufe zum Trotz - Technikchef James Allison arbeitet nicht mehr in Enstone, und das Team ist schwer verschuldet - hat sich Lotus bei den vergangenen zwei Rennen im Kampf um den Sieg zurückgemeldet. Teamchef Eric Boullier hat keinen Zweifel daran, dass man dieses Niveau bis zum Saisonende aufrecht erhalten kann und Kimi Räikkönen und Romain Grosjean weiter Red Bull ärgern werden. Im Interview definiert er die Saisonziele neu, analysiert die bisherigen Rennen und blickt auf 2014 voraus.
Frage: "Eric, wie würdest du die erste Saisonhälfte zusammenfassen?"
Boullier: "Insgesamt würde ich sagen, dass es ein guter Start war - mit vielen Höhepunkten, aber viellreicht auch weniger zufriedenstellenden Momenten. Wir haben in zehn Rennen acht Podestplätze geholt, was eine tolle Ausbeute für das Team ist und einmal mehr zeigt, dass wir im Vergleich zum Vorjahr einen Schritt nach vorne gemacht haben."
"Natürlich hatten wir neben diesen Highlights auch drei Rennen - Monaco, Montreal und Silverstone - , wo wir nicht so viele Punkte geholt haben, wie wir es hätten uns tun sollen, aber das Wichtigste ist, dass wir uns von diesen Kleinigkeiten erholt haben und auf dem Nürburgring und auch in Budapest um Siege gekämpft haben. Für mich ist das ein großes Plus, das zeigt, dass wir als Team fähig sind, zurückzuschlagen und Rivalen herauszufordern, denen größere Ressourcen zur Verfügung stehen."
Melbourne ist Boulliers Saison-Highlight
Frage: "Wenn du ein Highlight des Jahres nennen müsstest, was wäre das?"
Boullier: "Nun ja, das ist wohl ziemlich klar. Wir sind hier, um zu siegen - und der Sieg von Kimi beim Auftaktrennen in Melbourne war ein außergewöhnlicher Moment für das gesamte Team."
Boullier: "Ich müsste Kimi zehn von zehn Punkten geben. Er hat von Saisonbeginn an eine unglaubliche Leistung gebracht, und seine bemerkenswerte Serie von 27 aufeinanderfolgenden Punkteergebnissen spricht für sich. Ganz egal, was passiert - er ist immer da, so wie wir das in den letzten Runden in Monaco gesehen haben. Es spielt eine große Rolle, dass er das Team pusht, außerdem hat es auch so seine Vorteile, eine so populäre Person im Team zu haben."
"Romain hatte nach einer harten Saison 2012 einen schwierigeren Saisonstart - und vielleicht benötigte er etwas Zeit, um sich zu fangen und seine Fähigkeiten auszuloten. Mit diesem Hintergrund freut es mich sehr, dass er aus seinen Erfahrungen lernt und Resultate liefert, von denen wir wussten, dass er dazu fähig ist. In Deutschland und in Ungarn hat er an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden alles hingekriegt, und das sollte jetzt seine Basis sein. Er weiß, dass er diese Qualität bei jedem Grand Prix liefern muss, wenn er um Siege und Weltmeisterschaften kämpfen will. Wenn er das Niveau halten kann, dann bin ich sicher, dass Romain in Zukunft ein Titelkandidat sein könnte."
Neue Ziele dank starker Performance
Frage: "Zu Saisonbeginn hast du Platz drei in der Konstrukteurs-WM als Ziel ausgegeben. Ist das immer noch euer Vorhaben?"
Boullier: "In der Weltmeisterschaft liegen wir, Ferrari und Mercedes derzeit so eng beisammen, dass wir wirklich nach Höherem streben müssen, um sicherzustellen, dass unsere Ziele erreicht werden."
"Daher bin ich der Meinung, dass es besser wäre, Platz zwei anzustreben - wir werden mehr denn je pushen, um die anderen weiter herauszufordern. Wir haben in Enstone eine ambitionierte Truppe beisammen, und ein Top-3-Platz zu Saisonende ist absolut im Bereich des Möglichen. Das wäre für alle Beteiligten eine fantastische Errungenschaft. Wir gehen nun frohen Mutes in die kommenden neun Rennen."
Boullier: "Ich denke, wir sollten zuerst abwarten, ehe der gesamte Kalender bestätigt wird, bevor wir die Situation im Detail bewerten. Dennoch sieht es ganz klar danach aus, als würden kommendes Jahr ein paar Rennen dazukommen. Und das an anderen Austragungsorten, was für den Sport gut ist."
"Zudem wird es ein Comeback der Testfahrten während der Saison geben - wir haben aber in Enstone genügend Ressourcen, um sicherzustellen, dass das Rennteam nicht überarbeitet ist. Ohne Zweifel wird es stressig werden, und wir müssen dafür sorgen, dass wir die richtige Balance finden, aber als Team sind wir mehr als fähig, den Zeitplan zu bewältigen."
Frage: "Gravierende Regeländerungen stehen bevor - wir wird sich das auf den Verlauf der Saison 2013 auswirken?"
Boullier: "Ich denke, dass die meisten Teams - vielleicht abgesehen von Red Bull - die Entwicklung des diesjährigen Autos einbremsen werden, um sich auf die Herausforderung 2014 vorzubereiten. Mit diesem Hintergrund denke ich, dass wir uns für die zweite Saisonhälfte in einer starken Position befinden, da unser Auto derzeit an der absoluten Spitze des Feldes liegt."
"Zudem haben wir ein starkes Update-Paket für Spa vorbereitet, das höchstwahrscheinlich unsere Basis für das restliche Jahr darstellen wird. Wir werden es uns also zum Ziel setzen, bis zum Saisonende um Podestplätze zu kämpfen."