• 11. Juli 2013 · 20:28 Uhr

Alonso-Interview: "Es gibt viel wichtigere Dinge im Leben"

Ferrari-Pilot Fernando Alonso in einem ungewohnt offenen Interview: über Angst im Auto, den Wert eines zweiten Platzes und die Sucht nach Geschwindigkeit

(Motorsport-Total.com) - Er ist 31 Jahre alt, stammt aus Oviedo in Spanien, war 2005 und 2006 Formel-1-Weltmeister und er fährt seit 2010 für Ferrari. Und was wissen Sie sonst noch über Fernando Alonso? Vielleicht, dass er in letzter Zeit gern Samurai-Weisheiten über Twitter versendet und dass er in seiner Freizeit gern seinem liebsten Hobby, dem Fußball frönt. Aber wussten Sie auch, dass selbst ein routinierter Formel-1-Pilot mal Angst im Auto hat? Dies und mehr lesen Sie in einem sehr offenen Interview mit Alonso.

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Fernando Alonso hat sichtlich Spaß an seinem Job - und an der Geschwindigkeit Zoom Download

Frage: "Fernando, wie würdest du deine Leistung und die von Ferrari in diesem Jahr einschätzen?"

Fernando Alonso: " Es sieht gut aus, meine ich. Ich würde uns acht (von zehn; Anm. d. Red.) Punkte geben. Das ist eine gute Note. Wir haben definitiv nicht das schnellste Auto. Es ist aber ein sehr komplettes Auto. Ich würde sagen, ich bin zufrieden damit."

"Für mich selbst vergebe ich keine Zahl. Ich habe mich seit meinen jungen Jahren sicherlich stark verbessert. Sagen wir es so: Wir sind nun viel kompletter. Es gibt von Rennen zu Rennen aber immer Raum für Verbesserungen. Das kommt mit der Erfahrung und dergleichen."

"Es ist sicherlich niemals einfach, ein schlechtes Rennen zu vergessen."Fernando Alonso
Frage: "Wie kommst du über ein Rennen hinweg, das nicht gut gelaufen ist?"
Alonso: "Es ist sicherlich niemals einfach, ein schlechtes Rennen zu vergessen. Ja, ich denke darüber nach, doch unterm Strich ist es deine Arbeit. Es gibt viel wichtigere Dinge in deinem Leben. Und wenn es in einem Rennen mal schlecht läuft, dann musst du halt gleich an das nächste Rennen denken und dich nicht länger mit der Vergangenheit aufhalten."

Frage: "Was bedeutet dir ein zweiter Platz?"

Alonso: "Nun, manchmal stellt eine solche Platzierung eine große Befriedigung dar, manchmal aber auch eine große Enttäuschung. Der zweite Platz kann dir sehr unterschiedliche Gefühle vermitteln. Kein zweiter Platz ist wie der andere. Es kommt auf die Umstände des Rennens an und darauf, wer Erster ist. Wenn es sich dabei um deinen Hauptrivalen handelt, dann ist es ein trauriger zweiter Platz. Wenn nicht, dann ist es ein guter zweiter Platz."

"Ja, ich hatte schon mal Angst."Fernando Alonso
Frage: "Hast du im Formel-1-Auto jemals Angst verspürt?"
Alonso: "Ja, ich hatte schon mal Angst, dann und wann. Ganz klar bei Rennen im Nassen, wenn du keine Sicht mehr hast. Das ist ein kritischer Augenblick. Und dann bei Momenten, wie wir sie erst kürzlich erlebt haben, wenn die Reifen nicht halten. Da bekommst du einen Respekt für die Geschwindigkeit und auch einen Eindruck von der Gefahr."

Frage: "Kannst du beschreiben, was passiert, wenn ein Reifen explodiert?"

Alonso: "Wenn ein Reifen explodiert, spürst du das gleich am Lenkrad, denn es beginnt sofort, zu vibrieren. Auch das Heck vibriert und wird sehr leicht, sodass du gegenlenken musst. Das habe ich gefühlt, als bei mir mal ein Reifen explodiert ist. Ich habe auch beobachtet, dass es Anderen, die das erlebt haben, sehr ähnlich gegangen ist."

"Würde ein solcher Zwischenfall mitten in einer schnellen Kurve passieren, dann wäre das wohl kaum zu kontrollieren. Du hättest dann einfach nicht genug Zeit, um zu reagieren. Leider hat es Felipe genau so erwischt: Bei ihm geschah es in der Mitte der Kurve und er verlor die Kontrolle. Passiert es auf einer Geraden, hast du zumindest eine kleine Chance, das Auto wieder einzufangen."

Die Familie steht an erster Stelle

"Natürlich ist es ein Schock. So etwas tritt nun einmal ganz unerwartet auf. Und du bist niemals bereit dazu, es unter Kontrolle zu kriegen. Dann sprichst du per Funk mit dem Team und versuchst, möglichst rasch zurück in die Boxengasse zu gelangen. Wenn du nämlich gerade ein Rennen fährst, musst du die verlorene Zeit irgendwie wettmachen."

Frage: "Woher nimmst du deine innere Stärke, deine Energie und deine Fähigkeit, dich zu entspannen und neue Kraft zu schöpfen?"

Alonso: "Das liegt ganz klar an meiner Familie. Was übrigens auch eines der Dinge ist, auf denen die Samurai-Philosophie basiert. Sie sagen: Du musst ein Ziel im Leben haben. Dieses Ziel ist die Familie, dein Klan."


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Deutschland


Frage: "Was bedeutet dir Fitness? Gibt es für dich überhaupt einen Tag ohne Sport?"

Alonso: "Wenige, sehr wenige, selbst wenn ich manchmal ein paar Tage auf dem Sofa und vor dem Fernseher verbringen kann. Selbst wenn ich mich gerade nicht auf ein Rennen vorbereite, treibe ich stets etwas Sport. Das ist schließlich meine Leidenschaft und ich mag viele unterschiedliche Sportarten, besonders Fußball."

Frage: "Und was bedeutet dir die Geschwindigkeit?"

Alonso: "Alles. Ohne Geschwindigkeit wäre es schwierig, auch nur einen einzigen Tag zu verstehen. Ich mag die Geschwindigkeit und mache gern alles ganz schnell."

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