Rosberg: "Einer der schwierigsten Momente im Sport"
Der Traum von der Pole-Position beim Heimrennen ist geplatzt: Nach dem enttäuschenden Strategie-Fehler konzentriert sich Nico Rosberg auf den Grand Prix
(Motorsport-Total.com) - Der Qualifying-Tag hätte für Nico Rosberg ein ganz großer Erfolg werden können, doch daraus wurde nichts. Der Mercedes-Pilot galt nach seinen starken Trainingsleistungen als heißer Anwärter auf die Pole-Position für den Grand Prix von Deutschland auf dem Nürburgring, doch in Q2 unterlief den Mercedes-Strategen ein entscheidender Fehler. Die Strecke wurde in den letzten Minuten immer schneller, doch am Kommandostand war man der Meinung, dass Rosbergs-Zeit für den Einzug ins Q3 reichen würde. Der W04 stand aufgebockt an der Box und der Blondschopf musste tatenlos zusehen, wie er auf Platz elf zurückgereicht wurde. Enttäuscht stieg Rosberg aus und konnte es nicht fassen.
Frage: "Nico, alle haben gerechnet, dass du um die Pole-Position kämpfen wirst und dann scheidest du aufgrund eines Strategiefehlers in Q2 aus."
Nico Rosberg: "Es war echt hart. Ich komme von so einem Hoch. Das ganze Wochenende lief wirklich gut. Ich habe mich gut zurechtgefunden. Wir haben hart gearbeitet, das Setup wurde immer besser - und dann fliegen wir im Qualifying durch so eine unnötige Sache raus. Das war wirklich heftig. Es war einer der schwierigsten Momente im Sport."
Frage: "Wie wirkt sich das auf den Fahrercharakter aus?"
Rosberg: "Zu Bruch ging nichts, aber es ist eine große Enttäuschung. Mit der Erfahrung finde ich mich schneller aus diesen dunklen Momenten heraus. Es geht jetzt schon wieder bergauf. Wenn der morgige Tag anfängt, dann bin ich wieder auf volle Attacke für das Rennen."
Frage: "Wie lief die Kommunikation in den letzten Minuten von Q2?"
Rosberg: "Es gab keine Kommunikation, weil es ist deren Aufgabe zu entscheiden. Sie haben sich einfach verschätzt."
Frage: "Wann hast du dir gedacht, dass es eng wird?"
Rosberg: "Erst ganz am Ende."
Frage: "Wirst du in Zukunft diese Entscheidung übernehmen?"
Rosberg: "In der Situation geht das nicht, denn es geht darum, was die anderen Fahrer machen. Da kann ich als Fahrer nicht auch noch involviert sein, weil ich mit Settings schon genug zu tun habe. Da ist so viel zu tun, da kann ich nicht noch zusätzlich kalkulieren, was die anderen Fahrer machen."
Frage: "Wie verarbeitest du diese große Enttäuschung?"
Rosberg: "Am besten ist, man sieht das große Gesamtbild. Wenn ich in zehn Jahren zurückblicke, dann ist dieses Rennen nicht mehr so wichtig. Ich verarbeite das einfach selber. Ich habe kurz mit meiner Freundin gesprochen, die mich aufgemuntert hat. Das kann sie sehr gut. Ich diskutiere das mit dem Team durch, und wir müssen auch aus diesem Aspekt lernen und uns verbessern, damit es nicht mehr auftritt. Man muss verstehen, wie so etwas auftreten konnte, und dann geht es weiter."
Frage: "Mit welchen Erwartungen gehst du jetzt morgen ins Rennen?"
Rosberg: "Es ist halt schwierig vom elften Platz. Ich werde alles geben. Es sind uns schon ganz andere Dinge passiert. Unser Auto ist schnell und es ist sicher möglich vom elften Startplatz nach vorne zu fahren. Ein gutes Ergebnis ist sicher noch möglich. Vielleicht habe ich auch Glück mit einem Safety-Car."
Frage: "Es gibt hier die neuen Hinterreifen sowie die vorgeschriebenen Sturzwerte und den Luftdruck. Wie fühlt es sich mit diesen Reifen an?"
Rosberg: "Es ist anders. Wir mussten auch die Abstimmung daran anpassen. Es war eine große Herausforderung an diesem Wochenende, da das Beste herauszuholen. Es wird die Sache sicher etwas aufmischen, denn es ist schon anders. Bis jetzt sieht es so aus, dass wir die Sache gut im Griff haben. Das Rennen ist aber wieder eine andere Geschichte, also müssen wir noch abwarten. Der Hinterreifen funktioniert besser, ist aber schwieriger auf Temperatur zu bringen. Darauf muss man das Auto auch für einen Longrun anpassen. Für das Rennen muss man einiges anpassen."
Frage: "War dir bekannt, dass Reifen oft links und rechts vertauscht montiert wurden?"
Rosberg: "Wir fanden das gut und haben es auch oft gemacht."
Frage: "Dein Teamkollege ist an diesem Wochenende mit dem Setup lange in die falsche Richtung gegangen. Wie war das bei dir?"
Rosberg: "Bei mir war alles gut. Von dem her sah das Wochenende sehr gut aus. Wir haben mit dem Setup zwar falsch angefangen, aber dann eine starke Leistung gezeigt. Zusammen mit meinen Ingenieuren wurde die Abstimmung immer besser. Am Ende war ich sehr zufrieden. Wir haben auch einige neue Sachen gelernt. Das ist so verrückt an der Formel 1: Kaum ist der Reifen etwas anders, kann man so viele neue Sachen ausprobieren und entdecken. Man muss kreativ sein und die Augen offenhalten."
Rosberg: "Im Vorjahr war das unsere große Schwäche. Jetzt kommen wir mit den anderen Teams mit, das ist schön zu sehen. Im Moment ist bei uns viel Elan drin. Es geht voran. Es ist echt ein starkes Gefühl so ein schnelles Auto zu haben, von dem ich weiß, dass ich unter normalen Umständen immer vorne dabei bin."
Frage: "Wie groß ist die Vorfreude auf die nächsten neuen Reifen ab Ungarn?"
Rosberg: "Das ist schon eine extreme Situation, weil dann vermutlich noch größere Änderungen kommen werden. Das ist nicht ohne. Diese Reifen sind möglicherweise komplett anders. Dann ändert sich vielleicht auch die Fahrzeughöhe und die Aerodynamik."