Sutil: "Das Rennen ist das, worauf ich mich konzentriere"

Adrian Sutil zeigt sich mit dem Verlauf des Montreal-Freitags zufrieden: Gutes Gefühl für Qualifying und Rennen, aber noch kein Urteil über die neuen Pirelli-Reifen

von Christian Nimmervoll · 08.06.2013 00:37

(Motorsport-Total.com) - Adrian Sutil schloss den ersten Trainingstag zum Grand Prix von Kanada in Montreal auf Platz acht der Zeitenliste ab und rechnet sich für den Rennsonntag gute Chancen auf WM-Punkte aus. Vor allem auf den Longruns hatte der Force-India-Pilot am Freitag ein gutes Gefühl.

Adrian Sutil hat den ersten Podestplatz seiner Formel-1-Karriere weiter fest im Blick

Im Anschluss an die beiden Freitagstrainings nimmt Sutil in seiner Medienrunde Stellung zu den Themen Thema Reifentest von Mercedes sowie den neuen Pirelli-Reifen und schildert zudem seine Erwartungen für den weiteren Verlauf des Wochenendes und der Saison.


Frage: "Adrian, Stichwort Reifentest von Mercedes: Was kann das Team aus einem solchen Test lernen und was kann der Fahrer im Verlauf von 1.000 Kilometern mit dem aktuellen Auto lernen?"

Adrian Sutil: "Jeder extra Kilometer ist ein Vorteil, auf jeden Fall. Auf jedem Meter, den man mehr fährt als alle anderen, kann man irgendetwas ausprobieren. Ein Vorteil ist das ganz klar."


Fotos: Adrian Sutil, Großer Preis von Kanada



Frage: "Welchen Eindruck hast du von den neuen Medium-Reifen von Pirelli?"

Sutil: "Ich hatte sie für einen Stint drauf. Das ging ganz gut. Es war ein ganz guter Reifen, sehr ähnlich zum anderen Medium."


Frage: "Das heißt, die große Revolution in Sachen Fahrverhalten und Temperatur kann man nicht erkennen?"

Sutil: "Es war jetzt kein großer Unterschied, nein. Der Reifen war auf jeden Fall nicht schlecht. Das Aufwärmen war kein großes Problem, ähnlich wie beim anderen Medium. Es ist aber natürlich schwierig, hier einen Reifen zu testen, weil es sehr viel geradeaus geht und die Strecke natürlich nicht so gut ist für den Medium-Reifen. Das geht den meisten hier so. Der Supersoft geht da schon viel besser."


Frage: "Du hättest also nichts dagegen, wenn dieser Reifen in Silverstone zum Einsatz kommen würde?"

Sutil: "Den kann man dort sicher ausprobieren. Hier ist das halt schwierig, weil es nur geradeaus geht. Es ist eigentlich klar, dass da kein Unterschied zu merken ist. Man merkt erst in schnellen Kurven, wie der Reifen sich auf Dauer verhält. Man kann ihn auf jeden Fall mitnehmen nach Silverstone, keine Frage."


Frage: "Das heißt, du kannst auch noch gar nicht sagen, ob der neue Reifen jetzt gut zum Force India passt oder möglicherweise bei anderen Teams besser funktioniert?"

Sutil: "Ich kann nicht sagen, ob der uns jetzt besser oder schlechter liegt."

Gutes Gefühl für Qualifying und Rennen

Frage: "Du hast dich im Freien Training häufiger verbremst. Lag das an den Reifen oder eher an den Bremsen?"

Sutil: "Ein bisschen an beidem. Wir mussten ein bisschen arbeiten, um das mit den Bremsen in den Griff zu kriegen. Letztendlich aber haben die vorderen Reifen nicht richtig gearbeitet. Es war zu kalt. Umso besser ging es dann mit dem superweichen Reifen. Mit diesem hatten wir recht wenig Probleme."


Frage: "Was erwartest du für das Qualifying?"

Sutil: "Wenn es so kalt bleibt, ist es für mich nicht möglich, die Reifen in der ersten Runde auf Temperatur zu kriegen. Schauen wir mal. Vielleicht geht es mit ein bisschen mehr Temperatur schon besser. Eigentlich ist es wie immer. Hier in Kanada geht mehr als nur eine Runde, weil es fast nur geradeaus geht."


Frage: "Mit welchem Platz wärst du im Qualifying zufrieden?"

Sutil: "Mit einem guten Startplatz in den Top 10. Platz sechs, sieben, acht - etwas in dem Bereich ist vielleicht möglich. Ich möchte halt einfach gute Voraussetzungen für das Rennen schaffen. Letztendlich ist das Rennen das, worauf es ankommt und worauf ich mich konzentriere."

"Der superweiche Reifen geht recht schnell in die Knie, aber den Medium kann man pushen ohne Ende."Adrian Sutil
Frage: "Welches Gefühl hattest du auf den Longruns?"
Sutil: "Eigentlich ein ganz gutes. Der superweiche Reifen geht natürlich recht schnell in die Knie, aber der Medium ist in dieser Hinsicht sehr gut. Den kann man pushen ohne Ende und er wird eigentlich immer besser, je länger man ihn fährt. Ich hatte keine großen Probleme."


Frage: "Hattest du heute große Probleme mit Graining oder war es okay?"

Sutil: "Nur mit dem superweichen am Ende ein bisschen, aber immer noch im Rahmen."


Frage: "Was glaubst du wie weit du mit dem Supersoft kommst?"

Sutil: "Das weiß ich noch nicht so genau."


Frage: "Du hattest im Freien Training einen richtigen Rutscher in der Schikane eingangs Start/Ziel. Wie erklärst du dir diesen?"

Sutil: "Ich bin da nicht großartig aggressiv zu Werke gegangen, aber man muss natürlich ans Limit gehen. Das hat dem Unterboden natürlich nicht gut getan, aber es ist eigentlich nichts großartig kaputt gegangen. Es sind keine Teile weggeflogen und ich konnte gut weiterfahren. Ich habe anschließend den superweichen Reifen drauf getan und das war ja ganz gut."


Frage: "Wie sieht es mit dem Wetter aus. Wäre dir ein trockenes oder ein verregnetes Rennen lieber?"

Sutil: "Das ist eigentlich egal. Im Nassen müssen wir noch ein bisschen arbeiten. Es hat aber ganz gut getan heute früh. Ich konnte auf zwei Stints ein bisschen ausprobieren, wie man die Reifen im Nassen richtig auf Temperatur bekommt. Die Temperatur ist im Regen sehr entscheidend. Entweder hat man dann Grip oder nicht. Wenn man hinten keinen Grip hat, dann ist das Auto fast unfahrbar und die Unterschiede sind sehr groß. Dann verliert man schnell mal zwei Sekunden. Im Trockenen ist der Ausschlag nicht ganz so groß. Ich denke, jetzt sind wir eigentlich gewappnet - auch im Regen. Nass, trocken, halbtrocken - jeder muss damit klarkommen."

Hoffnung auf das ersehnte Podium intakt

Frage: "Der Force India von 2009 hatte bekanntlich einen sehr guten Top-Speed Würdest du sagen, dass das heute immer noch so ist oder gar nicht mehr?"

Sutil: "Nein, das ist jetzt angepasst. Generell kommt es halt immer drauf an. Manchmal kriegen wir die Reifen ein bisschen besser zum Arbeiten. Die Abstände sind geringer hier. Wenn man eine gute Runde hinkriegt, kann man manchmal zwei, drei Positionen gewinnen. Ich sehe aber nicht, dass wir da einen großen Vorteil haben. Das Auto ist sehr konstant auf allen Strecken und überall gut für vordere Plätze."

"Das Ziel ist klar das Podium. Das ist schon das ganze Jahr das Ziel und das bleibt es jetzt auch."Adrian Sutil
Frage: "Sind die Erwartungen nach Monaco gestiegen?"
Sutil: "Meine Erwartungen sind eigentlich gleich geblieben. Es war ja nicht so, dass ich nur in Monaco schnell war. In Bahrain hatte ich das schnellste Auto auf der Strecke. In Barcelona hatte ich das fünftschnellste Auto auf der Strecke. Die kleinen Zwischenfälle - Reifenschaden und Boxenstopp - das kann passieren. Letztendlich waren wir aber vom Speed her die ganze Zeit da. Das Ziel ist klar das Podium. Das ist schon das ganze Jahr das Ziel und das bleibt es jetzt auch. Hoffen wir, dass wir das bald schaffen."


Frage: "Welche Strecke im Kalender hältst du für diejenige, auf der du die größten Chancen auf einen Podestplatz hast?"

Sutil: "Vielleicht in Spa, vielleicht in Monza. Vielleicht auch früher - Nürburgring. Das sind alles Strecken, auf denen ich gerne fahre. Wie gesagt: Ich glaube nicht, dass das Auto irgendwo besser läuft als woanders. Wir sind sehr konstant und auf allen Strecken immer ähnlich unterwegs. Diesmal waren wir sogar in Barcelona, wo wir eigentlich nie so gut waren, stark. Selbst dort war das Renntempo sehr gut. Ich mache mir keine Sorgen."