Rossi: "Meine Aufgaben wachsen von Woche zu Woche"
Caterham-Zögling Alexander Rossi ist in diesem Jahr mit Formel 1, GP2 und Le Mans schwer beschäftigt: Der US-Amerikaner weiß die Unterstützung zu schätzen
(Motorsport-Total.com) - Alexander Rossi absolvierte im ersten Freien Training zum Grand Prix von Kanada seinen ersten Formel-1-Freitagseinsatz in diesem Jahr. Der 21-jährige US-Amerikaner nahm während der ersten 90 Trainingsminuten des Montreal-Wochenendes im Caterham von Charles Pic Platz und reihte sich im aufgrund der wechselhaften Bedingungen wenig aussagekräftigen Klassement auf Position 20 ein.
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Der Kalifornier Alexander Rossi wird seit zwei Jahren von Caterham gefördert Zoom Download
Im Interview mit Vertretern mehrerer Fachmedien spricht Rossi über seine bisherige Karriere, über seine Ziele in diesem Jahr, über den Wert der Unterstützung durch Caterham und über den gegenwärtigen Stellenwert der Formel 1 in den USA.
Frage: "Alexander, war die Formel 1 schon immer dein Traum?"
Alexander Rossi: "Ja, die Formel 1 ist seit meinen Anfängen im Go-Kart mein Ziel. Mir war klar, dass ich nach Europa gehen musste, um dieses Ziel zu erreichen. Ich begann in der Formel BMW, einer Rennserie, die eine europäische Basis hat. Dort fuhr ich zwei Jahre lang. Im zweiten Jahr gewann ich den Titel sowie das Weltfinale. Da ich beim Weltfinale eine Reihe europäischer Fahrer geschlagen habe, hat mir das natürlich Türen geöffnet. Seit 2009 fahre ich nun in Europa."
Frage: "Seither kletterst du auf der Leiter der Nachwuchsklassen nach oben. Welche Rolle spielt Caterham im Zusammenhang mit deinem Aufstieg und was waren für dich die größten Herausforderungen auf deinem bisherigen Weg?"
Rossi: "Die größte Herausforderung ist es wohl, das notwendige Budget aufzutreiben und das richtige Team zu finden. Ich hatte nie das komplette Budget zusammen und musste daher immer von Rennen zu Rennen denken. So gesehen finde ich es bemerkenswert, wie weit wir gekommen sind. In diesem Zusammenhang war die seit 2011 bestehende Unterstützung durch Caterham natürlich Gold wert. Teil eines Formel-1-Teams zu sein und im Verlauf eines Jahres mehrfach im Auto sitzen zu können, das ist es einfach, was man braucht, um auf sich aufmerksam zu machen."
Frage: "Du fährst seit 2009 in Europa. Lebst du seitdem auch in Europa?"
Rossi: "Ja, ich habe zunächst zwei Jahre lang in Italien gelebt und wohne seit Beginn der Zusammenarbeit mit Caterham in London. So bin ich einfach näher beim Team."
Dank Caterham: Stetig wachsende Aufgaben
Frage: "Du bist aktuell Testfahrer für Caterham in der Formel 1 und fährst parallel in der GP2-Serie. Wie sehen deine Ziele für diese Saison aus?"
Rossi: "Nun, ich bin derzeit schwer beschäftigt und gehe zduem mit einem in Caterham-Farben lackierten LMP2-Auto bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start. Ich reise noch heute aus Kanada ab, um beim Vortest (am Sonntag; Anm. d. Red.) dabei zu sein. Meine Aufgaben bei Caterham wachsen also beinahe von Woche zu Woche. Das ist natürlich positiv. Mein Ziel für die GP2-Saison ist natürlich der Titel. Das Tempo ist vorhanden, aber leider kam der eine oder andere unglückliche Zwischenfall dazwischen. Das erste Rennwochenende habe ich verpasst, aber wir können auf jeden Fall um Spitzenplätze mitfahren."
"Was das Formel-1-Programm betrifft, so fällt es mir schwer zu sagen, was passieren wird oder was nicht passieren wird. Derzeit sieht der Plan vor, in diesem Jahr noch einige Freitagstrainings zu absolvieren, sofern diese sich nicht mit der GP2 überschneiden. Der Le-Mans-Einsatz ist natürlich eine aufregende Sache. Schließlich ist das eines der drei größten Rennen der Welt. Meine Priorität liegt im Moment aber auf der GP2."
Frage: "Gibt es die Option für weitere Langstrecken-Rennen in diesem Jahr?"
Rossi: "Nein. Bei diesem Projekt geht es ausschließlich darum, dass Caterham in Le Mans Flagge zeigt. Aus diesem Grund wurde eine Partnerschaft mit einem anderen Team (Greaves; Anm. d. Red.) eingegangen. Da ich bei Caterham unter Vertrag stehe und an diesem Wochenende kein Rennen bestreite, fiel es mir natürlich leicht, für dieses Projekt zuzusagen."
Bewährungsprobe im ersten Montreal-Training
Frage: "Zurück zur Formel 1: Was war für dich die größte Herausforderung im Zusammenhang mit deiner Aufgabe als Test- und Freitagsfahrer?"
Rossi: "Die größte Umstellung betrifft sicherlich die Größe des Teams. In den Nachwuchsklassen sind es acht oder neun Leute, mit denen du zusammenarbeitest. In der Formel 1 sind es rund 60. Das ist natürlich gerade am Anfang eine riesige Umstellung. Hinzu kommen die komplexen Abläufe im und um das Auto herum. In der Formel 1 gehört viel mehr dazu als einfach nur so schnell wie möglich Auto zu fahren. In meinem Fall liegen die letzten Runden im Formel-1-Auto schon eine ganze Weile zurück. Das war im November mit dem 2012er-Auto (beim Young-Driver-Test in Abu Dhabi; Anm. d. Red.). Heute saß ich zum ersten Mal im 2013er-Auto. Leider waren die Bedingungen sehr schwierig. Es waren stressige 90 Minuten. Doch wie auch immer. Unterm Strich ist es immer eine tolle Sache, im Formel-1-Auto zu sitzen. Was ich heute gelernt habe, werde ich bei meinem nächsten Einsatz anwenden und umsetzen."
Frage: "Wie gefällt dir die Strecke hier in Montreal?"
Rossi: "Nun, ich kenne den Kurs ja noch aus meiner Zeit in der Formel BMW. Im Trockenen macht es viel Spaß, hier zu fahren. Im Nassen ist es okay. Für mich bestand die größte Herausforderung darin, dass ich noch nie zuvor mit einem Formel-1-Auto bei Regen gefahren bin. Auch mit Intermediates war ich noch nie zuvor unterwegs. Die Streckenbedingungen waren natürlich knifflig, aber mit jeder Runde, die ich zurücklegte, habe ich mich besser daran gewöhnt. Es hat Spaß gemacht."
Formel 1 in den USA: Es geht voran
Rossi: "Ich darf mich glücklich schätzen, bei einem der wenigen Teams unter Vertrag zu stehen, das amerikanische Sponsoren vorweisen kann. GE, Dell und Intel stehen sowohl mir als auch dem Team sehr nahe. Diese Verbindungen helfen unterm Strich allen und tragen dazu bei, das Auto zu verbessern. Grundsätzlich muss man sagen, dass der amerikanische Markt derzeit natürlich noch von IndyCar und vor allem NASCAR dominiert wird. Es wird eine gewisse Zeit brauchen, bis sich daran etwas ändert. Ich finde aber, in Bezug auf die Formel 1 bewegt es sich in die richtige Richtung. Man muss nur einmal an den Erfolg des Austin-Rennens im vergangenen Jahr denken. Im nächsten Jahr kommt New Jersey dazu. Es geht also voran."
Frage: "Es gibt Gerüchte über ein drittes USA-Rennen, das möglicherweise in Kalifornien stattfinden könnte. Glaubst du, dass der Markt schon stark genug ist, um drei Rennen zum Erfolg werden zu lassen?"
Rossi: "Die USA sind ganz sicher groß und vielschichtig genug, um die notwendige Unterstützung zu generieren. Meiner Meinung nach wäre das sicherlich eine Möglichkeit. Long Beach war jahrelang ein großer Erfolg. Ich sehe keinen Grund, warum es nicht auch in Zukunft funktionieren sollte. Ob es dann auch so kommt, weiß ich aber nicht."