Jalinier sieht Renault langfristig in der Formel 1
Renault-Sport-Präsident Jean-Michel Jalinier freut sich nach eigenen Aussagen über die Partnerschaft mit Toro Rosso - Renault sieht er langfristig in der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Der italienische Rennstall Toro Rosso wird kommende Saison wie das Schwesternteam Red Bull auf Renault-Triebwerke setzen. Im Interview spricht Renault-Sport-Präsident Jean-Michel Jalinier unter anderem über den Deal mit dem italienischen Rennstall, die Vorzüge eines Engagements in der Formel 1, Gleichbehandlung der Partner und den aktuellen Entwicklungstand der neuen Antriebseinheiten. Zudem erklärt der Franzose, wie "wirkliche Durchbrüche und einige Rückschläge" überwunden und umgesetzt werden konnten.
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Frage: "Herr Jalinier, was sind die Vorzüge, Toro Rosso mit Renault-Motoren zu beliefern?"
Jean-Michel Jalinier: "Natürlich hat es sich angeboten, eine Partnerschaft mit Toro Rosso zu diskutieren. Basierend auf unserer Partnerschaft mit Red Bull stand aber es nicht von vornherein fest. Wir haben abgewogen, was das Beste für beide Parteien ist. Es ist klar, dass Toro Rosso ein gut funktionierendes, etabliertes Team mit eindrucksvollem, technischem Personal ist. Sie haben das Potential, ein regelmäßiger Punkte-Anwärter zu sein."
"Renault ist in der Formel 1 um zu gewinnen und die Vorzüge der Produkte zu demonstrieren. Um unsere Ziele zu erreichen brauchen wir Teams, die auf dem höchsten Niveau funktionieren und deshalb freuen wir uns auf die Zusammenarbeit mit Toro Rosso. Daneben wird es uns auch ermöglichen, die Zusammenarbeit mit der Marke Red Bull für unsere weltweiten Kunden weiter auszubauen. Wir freuen uns darauf, eine lange und mehrstufige Verbindung mit Toro Rosso aufzubauen, so wie wir sie mit Red Bull haben."
Jalinier: "Zunächst ist der Kontrakt auf drei Jahre ausgelegt, aber wir beabsichtigen einen langfristigen Deal. Wir wollen gewinnen, den Sport aber auch nutzen, um hochwertige Technologien zu testen und diese für unseren Straßenwagen-Bereich herauszufiltern. Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir solide Fundamente und bauen nach oben. Das kann nur durch Stabilität und langfristige Partnerschaften erreicht werden."
Langfristige Partnerschaften werden angestrebt
Frage: "Hat die Zusammenarbeit mit Toro Rosso bereits angefangen?"
Jalinier: "Wie viele wissen hatten wir eine Zeit lang offene Diskussionen mit Toro Rosso. Als die Verhandlungen fortgeschritten waren, begannen unsere technischen Abteilungen einige Informationen auszutauschen, um die jeweils anderen Prozeduren im Vorgriff auf den finalen Vertrag kennenzulernen. Jetzt haben wir die Formalitäten beschlossen und die Prozesse werden jetzt beschleunigt. Eigentlich ist der Zeitpunkt des Deals perfekt, um den Motorenlieferantenwechsel und die Installation der neuen Antriebseinheiten zu optimieren, um 2014 voll einsatzfähig zu sein."
Frage: "Wie wird die Partnerschaft von Red Bull und Toro Rosso strukturiert sein?"
Jalinier: "Infiniti Red Bull Racing und Renault haben drei Weltmeisterschaften zusammen gewonnen, was ein gewisses Ansehen zwischen uns geschaffen hat. Wir arbeiten sehr viel im Tandem an Entwicklungen bezüglich des aktuellen Motors - wenn wir ein neues Verfahren oder System haben, dass wir auswerten wollen, werden wir in erster Instanz Red Bull für Feedback befragen. Das funktioniert auch in die andere Richtung."
Frage: "Wann wird Renault mit anderen Teams Verträge schließen?"
Jalinier: "Wir haben jetzt die Partnerschaft mit Infiniti Red Bull Racing und Toro Rosso für 2014 und darüber hinaus bestätigt und sind aktiv in Verhandlungen mit unseren aktuellen Partnern. Diese Vereinbarung wird offensichtlich unsere Pläne für das Jahr 2014 prägen."
"Bei laufenden Verhandlungen können wir nicht spekulieren und näher auf den Status von Verträgen mit Teams eingehen. Wir hoffen aber, in den kommenden Wochen Aktivitäten bestätigen zu können. Wir haben gesagt, dass wir mit drei Teams zufrieden sind und mit fünf, wenn es eine Lücke auf dem Markt gäbe. Aber dieses obere Segment ist nicht unser Idealfall."
Durchbrüche und Rückschläge bei der Entwicklungsarbeit
Frage: "Mit den großen Änderungen im Reglement wie 2014: Wie wichtig ist es, Partnerschaften früh zu beschließen?"
Jalinier: "Ich würde sagen, dass es einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren ist. Das schnellste Auto im kommenden Jahr wird nicht zwangsläufig das leistungsstärkste oder das mit den größten aerodynamischen Vorteilen sein, sondern das, wo der Motor und das Chassis am besten zusammenpassen. Die Schwerpunkte beim ERS und der elektronischen Technologie bedeuten, dass jedes einzelne Teil koordiniert sein muss. Und je mehr Zeit wir haben um dies zu tun, desto besser ist das Endprodukt."
Frage: "Wie weit fortgeschritten ist die Antriebseinheit für 2014?"
Jalinier: "Wir sind an einer spannenden Phase des Projekts, 30 Monate nach dem Start und zehn Monate vor unseren ersten Rennresultaten. Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt, managen die Zeit und unsere Ressourcen, um die beste Performance für unsere Teams für 2014 und darüber hinaus herauszuziehen. Wir haben seit dem ersten Quartal 2011 das Funktionsprinzip am Einzylinder getestet und hatten einen V6-Technologie-Demonstrator seit Mitte 2012 im Test."
Frage: "Ist dieser Deal ein Zeichen, dass sich Renault auf diesen Sport langfristig festgelegt hat?"
Jalinier: "Renault hat große Entschlossenheit sowie Hartnäckigkeit gezeigt und bleibt dem Sport über viele Jahre verpflichtet. Einschließlich der jüngsten Zeit, wo sich viele andere zurückgezogen haben. Anstatt aufzuhören, was Schäden an unserer Marke und dem Sport bewirkt hätte, haben wir unsere Formel-1-Aktivitäten um die Motoren-Belieferung umstrukturiert, um eine nachhaltige und langfristige Plattform zu kreieren, beides in Bezug auf Ausgaben und Gesamtkapitalrentabilität."