• 16. Mai 2013 · 19:23 Uhr

Boullier: "Es ist in gewisser Weise frustrierend"

Lotus-Teamchef Eric Boullier hofft, dass sich die neuen Pirelli-Konstruktionen nicht radikal von den bisherigen unterscheiden - Team stellt sich der Herausforderung

(Motorsport-Total.com) - Ab dem übernächsten Rennen in Montreal (9. Juni) wird es von Pirelli neue Reifenkonstruktionen geben. Schon jetzt stößt der Gedanke an die bevorstehende Veränderung nicht bei allen Teams auf Gegenliebe. Bei Lotus, wo man mit der diesjährigen Generation der italienischen Reifen bisher sehr gut zurechtkam, ist die Verärgerung besonders groß.

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Eric Boullier ist von den jüngsten Entwicklungen alles andere als begeistert Zoom Download

Im Interview beurteilt Lotus-Teamchef Eric Boullier die Tatsache, dass mitten in der Saison tiefgreifende Veränderungen vorgenommen werden, spricht über die Art und Weise, wie Lotus damit umzugehen gedenkt und blickt auf den bevorstehenden Grand Prix von Monaco voraus.

Frage: "Eric, wie beurteilt man bei Lotus die kürzlich bekanntgegebenen Veränderungen auf dem Reifensektor?"

Eric Boullier: "Es gibt nicht viele Sportarten, bei denen es mitten in der Saison derart tiefgreifende Veränderungen an einem wesentlichen Faktor gibt. Man stelle sich vor, dass für eine Fußballmannschaft, die nicht so gut auf den Beinen ist wie der Gegner, in der Halbzeitpause plötzlich die Dimensionen des Spielfelds verändert werden! Es ist in gewisser Weise frustrierend zu sehen, dass es Veränderungen geben wird. Ich kann nur hoffen, dass diese nicht zu radikal ausfallen. Es ist offensichtlich, dass sich Pirelli in einer schwierigen Situation und unter dem Druck verschiedener Seiten befindet. Als wir im vergangenen Jahr die Informationen von Pirelli bekamen, tat jedes Team sein Bestes, um ein Auto für 2013 zu entwickeln, das bestmöglich auf die Charakteristik der Reifen zugeschnitten ist. Am Saisonende gab es sogar Runden mit Experimentalreifen für 2013, sodass wir uns hinsichtlich der Entwicklungsrichtung rückversichern konnten."

"Wie in jeder anderen Saison, so gibt es auch in diesem Jahr Teams, die beim Design des Autos bessere Arbeit geleistet haben als andere. Genauso gibt es Fahrer, die sich auf Veränderungen bei Autos und Reifen besser einstellen können als andere. Es ist enttäuschend, wenn man ein Auto auf die allen zur Verfügung stehenden - und für alle identischen - Reifen zugeschnitten hat und dann erfahren muss, dass es mitten in der Saison Veränderungen gibt. Gleichzeitig kann ich versichern, dass wir über ein talentiertes Designteam verfügen. Unsere Mitarbeiter werden nun doppelt so hart arbeiten um sicherzustellen, dass wir den Veränderungen in bestmöglicher Form gegenübertreten."

Neo-Technikchef Chester hatte lange Vorbereitung

Frage: "Wie hat das Team auf den Abschied von Technikchef James Allison reagiert?"

Boullier: "Wir verfügen über eine sehr starke Technikabteilung, die aus mehreren Leuten besteht. Dass wir in Person von Nick Chester einen Nachfolger in den eigenen Reihen gefunden haben, ist Ausdruck der Stärke und der Begabung in Enstone. Nick hat sich bereits seit geraumer Zeit auf seine neue Rolle vorbereitet. Wir haben für den E21 eine ganze Reihe Upgrades in der Hinterhand. Hinzu kommt nun die Herausforderung, auf die bevorstehenden Veränderungen auf dem Reifensektor zu reagieren. Wir sind zuversichtlich, dass wir das Entwicklungstempo am diesjährigen Fahrzeug beibehalten und gleichzeitig ein aufregendes Auto für die neuen Regeln ab der Saison 2014 auf die Beine stellen können."

#Frage: "Für Romain Grosjean lief der zurückliegende Grand Prix von Spanien nicht nach Wunsch. Wodurch wird sichergestellt, dass sich ein früher Aufhängungsschaden wie er in Barcelona passierte, nicht wiederholt?"

Boullier: "Das war sowohl für Romain als auch für das gesamte Team frustrierend. Ein Formel-1-Auto besteht aus einer Vielzahl Komponenten. Trotz aller Checks schleichen sich hin und wieder Fehler ein. Unser Technikteam hat sich des Problems sofort angenommen, die Ursache identifiziert und für die Rennen ab Monaco ein neues Teil für diesen Bereich gefertigt."

Frage: "Im Gegensatz dazu lief es für Kimi Räikkönen in Barcelona wieder sehr gut, nicht wahr?"

Boullier: "Es ist offensichtlich, dass zum einen Kimi derzeit sehr stark unterwegs ist und zum anderen unser Auto in der Lage ist, eine konstant starke Performance an den Tag zu legen. Es gibt noch Bereiche, in denen wir das Auto verbessern können und es gibt noch Bereiche, in denen wir uns als Team verbessern können. Bisher begannen wir in diesem Jahr aber an jeder Rennstrecke, an die wir kamen, mit einer sehr starken Basis. Aus diesem Grund sind wir auch für Monaco optimistisch und hoffen auf Ähnliches."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Spanien


Frage: "Wo sind die aktuellen Lotus-Ziele angesiedelt?"

Boullier: "Es ist positiv, dass wir konstant unterwegs sind. Doch wir sind erfolgshungrig und wollen noch mehr Siege einfahren. Wir sind gierig nach weiteren WM-Punkten und wollen bei jedem Rennen eine Rolle spielen."

Frage: "Im vergangenen Jahr feierte das Team in Monaco den 500. Grand Prix. Wie beurteilst du die seither stattgefundenen Rennen, die gewissermaßen die zweiten 500 in der Teamgeschichte eingeläutet haben?"

Boullier: "Seit dem Grand Prix von Monaco im vergangenen Jahr haben wir zwölf Podestplätze, darunter zwei Siege, eingefahren. Wir haben also gute Arbeit geleistet, doch wie alle im Motorsport involvierten Personen können wir erst dann vollständig zufrieden sein, wenn wir regelmäßig Rennen gewinnen und Weltmeisterschaften anführen. Darauf arbeiten wir hin."

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