• 12. Mai 2013 · 13:59 Uhr

Marko: "Wir wollen keinen unterschätzen"

Im Interview analysiert Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko die Reifensituation und spricht über die Aussichten von Sebastian Vettel im Rennen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Herr Marko, wie sehr blutet Ihr Rennfahrerherz, wenn Sie so ein fast perfektes, schnelles Auto extra langsamer machen müssen?"

Helmut Marko: "Es ist nicht nur, dass ein schnelles Auto, ich würde nicht sagen langsamer gemacht wird, es muss adaptiert werden, damit die Reifen über die Distanz halten und kein zusätzlicher Boxenstopp notwendig ist. Was fast noch mehr schmerzt: Wir haben mit Vettel und Webber zwei Top-Piloten, die ihrer Fahrweise so zügeln müssen, dass sie die Reifen vor allem in den schnellen Kurven nicht überbeanspruchen, weil sie dann das gleiche Phänomen haben, dass sie frühzeitig abbauen."

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Helmut Marko sieht die Mercedes im Rennen nicht als leichte Beute an Zoom Download

Frage: "Wie haben Sie das dem Sebastien schmackhaft gemacht? Ein Rennfahrer will ja immer möglichst schnell fahren."

Marko: "Ja, aber er muss so schnell fahren, dass kein zusätzlicher Reifenstopp entsteht. Und er muss so schnell fahren, wie es das Auto erlaubt, ohne dass die Reifen überbeansprucht werden. Das ist die Kunst. Das heißt, er muss vom Kopf her seinen Gas-Instinkt etwas reduzieren."

Frage: "Wie gut bekommt er das inzwischen hin?"

Marko: "Wir haben zwei Rennen gewonnen, ich glaube also, dass er da schon ganz gut ist. Natürlich hilf es, wenn er vorne fahren und sich das Tempo einteilen kann. Er wird von uns natürlich bei der Auto-Abstimmung unterstützt. Man kann hier beim Auto schon einiges machen. Es ist ja nicht bei jedem Reifentyp gleich, es sind unterschiedliche Mischungen. Je nach Härtegrad ist es eine andere Vorgehensweise."

Frage: "Jetzt kam Pirelli mit den weiterentwickelten harten Reifen. Inwiefern sind Sie mit denen zufrieden, ist das für Sie ein Fortschritt?"

Marko: "Das sehen wir erst im Rennen. Es waren auch hier in Spanien etwas unterschiedliche Bedingungen. Freitag hat es geregnet, gestern waren die Temperaturen auch nicht das, was man von Spanien erwartet. Die Dauerbelastung kommt im Rennen. Das macht diese Saison so unvorhersehbar, dass man dann erst sieht, wo man steht und wie der Reifenverschleiß im Verhältnis zu den anderen ist. Kommt man mit zwei oder drei Stopps hin oder braucht man vier Stopps?"


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Spanien


Frage: "Sie haben es angesprochen, der Reifenverschleiß ist geringer, wenn er (Vettel, Anm. d. Red.) von vorne weg fahren könnte. Jetzt hat er heute ja die zwei Mercedes vor sich. Wie schwierig wird es dann, wenn er auch wirklich pushen muss, um nach vorne zu kommen?"

Marko: "Sebastian ist sehr gut bei Überholmanövern in den ersten Runden, aber es hängt natürlich davon ab, welches Tempo Mercedes geht. Können sie das, was sie im Training gezeigt haben, über eine längere Distanz durchstehen? Dann wird es schwierig. Aber wenn wir auf die vergangenen Rennen zurückblicken, dann war der Reifenverschleiß oder Reifenverbrauch bei Mercedes doch deutlich höher. Also gehen wir davon aus, dass die beiden ein eher gemäßigtes Tempo vorlegen werden, und da suchen wir unsere Chance."

Frage: "Mercedes ist für Sie also eher der Samstags-Meister und kein ernstzunehmender Gegner im Rennen?"

Marko: "Wir wollen keinen unterschätzen, mit dieser Reifensituation weiß man es nie genau. Wir gehen schon davon aus, dass Mercedes dieses Tempo bis ins Ziel bringen kann. Natürlich suchen wir unsere Chance, trotzdem vorbeizukommen. Unser Auto hat gewisse Stärken, und die versuchen wir in dieser Anfangsphase auszuspielen."

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