Alonso bejubelt emotionalen Heimsieg
Fernando Alonso lässt den Sieg vor seinen Fans Revue passieren und spricht über in der Meisterschaft: "Haben viele Zutaten für ein konkurrenzfähiges Auto"
(Motorsport-Total.com) - Was den spanischen Fußballclubs zuletzt verwehrt blieb, gelang heute Fernando Alonso. Der Ferrari-Pilot bezwang die deutschen und alle anderen Konkurrenten und gewann zum dritten Mal in seiner Karriere ein Heimrennen. Bei der Pressekonferenz erklärt der Spanier, was heute der Schlüssel zum Sieg war und wie er einen härteste Rivalen Kimi Räikkönen (Lotus) hinter sich halten konnte. Nach dem zweiten Saisonsieg blickt Alonso optimistischer denn ja auf den weiteren Saisonverlauf, rechnet beim kommenden Rennen in Monaco aber mit den Silberpfeilen.
Frage: "Fernando, wie viel hat dieses Publikum ausgemacht? Wir haben gesehen, dass du zu den Zuschauern gegangen bist. Wie sehr hat dir die Unterstützung durch die Zuschauer heute geholfen?"
Fernando Alonso: "Das war sehr emotional und hat wirklich geholfen. Du spürst die Unterstützung von allen. Jedes Teammitglieder hat auf jedes Detail besonders geachtet, weil wir es hier vor unseren Fans, vor den vielen Menschen, die Ferrari unterstützen, besonders gut machen wollen. Darüber sind wir sehr glücklich, aber das soll noch nicht das Ende sein."
Frage: "Warst du überrascht, dass Sebastian dir nicht im Nacken hing?"
Alonso: "Sebastian? Nicht wirklich. Am Rennstart wussten wir, das Kimi von den Spitzenleuten wahrscheinlich die stärkste Rennpace haben würde. Über den Mercedes stand ein Fragezeichen. Wir erwarteten, dass sie Probleme haben würden, aber das weiß man immer erst dann, wenn es passiert. Und Sebastian? Sie hatten kein einfaches Wochenende am Freitag und standen nicht auf der Pole-Position, was für sie normal ist. Im Rennen hatten sie dann etwas mehr Schwierigkeiten. Lotus war das Team, auf das wir geachtet haben."
Frage: "Du musstet im Vergleich zu Kimi die Zeit eines Boxenstopps aufholen. Wie schwer war es, die Balance zwischen Tempo und Reifenschonen zu finden?"
Alonso: "Das war heute nicht schwierig. Unser Auto war schnell, wir hatten freie Fahrt ohne Verkehr, nur im ersten Stint ein wenig hinter Sebastian und Rosberg."
Dritter Sieg auf heimischen Boden
Frage: "War der dritte Stopp so geplant? Du bist sehr gute Rundenzeiten gefahren und kamst dann plötzlich in die Box."
Alonso: "Darauf weiß ich ehrlich gesagt keine Antwort. Sie haben mich hineingerufen. Ich weiß nicht, ob es zu früh oder zu spät war, denn ich haben zu diesem Zeitpunkt mit Kimi gekämpft, weil wir fünf Runden lang in einem unterschiedlichen Rhythmus unterwegs waren. Ich habe nicht darauf geachtet, ob es zu kurz oder zu lang war."
Frage: "Du hast Sebastian Vettel viele Punkte abgenommen. Der Start und der Zeitpunkt des ersten Boxenstopps waren offenbar entscheidend - in dieser Phase bist du an Vettel vorbeigezogen und anschließend sah es so aus, als hättest du alles unter Kontrolle."
Alonso: "Das war nach dem letzten Stopp so. Vorher weiß man nie, was noch passieren kann."
"Wir hatten was den Verkehr und so betrifft, ein mehr oder weniger einfaches Rennen. Wir wussten, dass Kimi auf einer anderen Strategie unterwegs war, und du weißt nicht, wie sich die Reifen verhalten. Wir haben zwei oder drei Runden nach Kimi gestoppt und waren zu diesem Zeitpunkt Erster."
Frage: "Zum ersten Mal wurde das Rennen von einem Fahrer gewonnen, der so weit hinten in der Startaufstellung stand. Das ist dein dritter Sieg auf heimischen Boden. Kannst du deine Gefühle in Worte fassen?"
Alonso: "Das war wieder sehr gut. Es ist etwas ganz besonderes, zu Hause zu siegen. Egal, wie oft dir das gelingt oder wie oft du es wiederholen kannst, es ist jedes Mal wieder eine völlig neue Erfahrung."
"Du erlebst wieder sehr emotionale letzte Runden, sehr lange Runden, denn du willst so schnell wie möglich ins Ziel kommen. Ich freue mich sehr für das Team. Nach einem schwierigen Qualifying, in dem wir nicht so schnell waren, stehen nun beide Autos auf dem Podium. Wir wussten, dass wir bei den Longruns die Pace haben und wollten frei fahren, um das Potenzial des Autos auszunutzen. Das ist uns gelungen. Alles hat perfekt funktioniert. Ich freue mich für das Team und die Fans, hoffentlich bleibt das keine Eintagsfliege."
Alonso: "Ja, ich wusste, dass ich die Leute beim Start überholen muss, wenn wir dieses Rennen gewinnen wollen. Der Start war sehr gut, aber es war sehr eng, wir hatten keinen Bewegungsspielraum."
"Daher habe ich auf eine bessere Gelegenheit gewartet. Die kam gleich nach der ersten Kurve. Ich sah, dass Kimi und Lewis in der ersten Kurve weit herausgetragen wurden. Daher habe ich meine Vorgehensweise geändert und auf einen sauberen Ausgang der zweiten Kurve geachtet. Ich überholte Kimi und sagte mir: Warum nicht auch Hamilton?"
"Ich hatte mir vom Start noch etwas KERS bis zur dritten Kurve aufgespart, das habe ich verwendet, um Hamilton zu überholen. Das war ein wichtiger Moment im Rennen, genau wie die Herausfahrt nach dem ersten Boxenstopp, als wir in der elften Runden Vettel, aber nicht Rosberg, durch die Strategie überholten. Daher musste ich Rosberg am Ende der Gerade überholen, was auch sehr eng war."
Alonso spürt keinen besonderen Druck
Frage: "Auf dieser Strecke war in der Vergangenheit das Überholen immer sehr schwierig, heute habe wir aber viele Überholmanöver gesehen. Du hast Geschichte geschrieben, denn niemand hat jemals zuvor von Startplatz fünf aus gewonnen. Wie denkst du darüber? Und glaubst du, dass es mit diesen Reifen zu viel wird, dass es zu viele Boxenstopps und Konfusion gibt?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. Ich bin glücklich über den Sieg, egal von welcher Position aus ich starte. Früher war das Überholen hier sehr schwierig, wenn du nicht in der ersten Reihe gestartet bist, war es in Rennen sehr hart."
"Aber nun mit den Reifen und ihrem Abbau sehen wir, dass sich die Rennen ständig verändern. Das Auto, welches die Reifen am Leben hält, steht auf dem Podium - oder gewinnt das Rennen. Darüber bin ich sehr glücklich. Ob es für die Zuschauer zu verwirrend ist? Ohne Zweifel! Ich denke, es ist unmöglich das Rennen zu verfolgen. Hier ist es durch den Turm ganz gut, du kannst dem Rennen durch die Nummern auf der Anzeigetafel folgen und weißt, wer Erster oder Zweiter ist. Aber auf anderen Rennstrecken, wenn man ohne Informationen, Radio, Telefon oder so etwas auf der Tribüne sitzt, siehst du nur, wie die Autos vorbeifahren."
Frage: "Als du 2006 zum ersten Mal dein Heimrennen gewonnen hast, sagtest du, das sei dein bestes Rennen in der Formel 1 gewesen. Was sagst du nun? Und wann hast du realisiert, dass du dieses Rennen gewinnen kannst?"
Alonso: "Zunächst einmal kann ich mich nicht daran erinnern, das 2006 gesagt zu haben. Und selbst wenn, dann bin ich von 2008 bis 2013 bessere Rennen gefahren. Und zur zweiten Frage: Wie ich schon sagte, als ich nach dem letzten Boxenstopp acht oder neun Sekunden vor Kimi lag, während unsere Reifen zwei oder drei Runden frischer waren als seine, wusste ich, dass wir das Rennen in der Tasche haben, wenn wir keine Fehler machen."
Frage: "Hast du nach zwei schwierigen Rennen hier zu Hause besonderen Druck gespürt, den Druck, hier Leistung abzuliefern? Vielleicht magst du diesen Druck ja sogar."
Alonso: "Keinen zusätzlichen Druck, aber wie schon gesagt, wir brauchen ein paar gute Rennen, daher werde ich mich in Monaco mehr oder weniger gleich fühlen. Wir müssen bei den kommenden Rennen vor allem auf mechanische Probleme, Fahrfehler und strategische Missgriffe achten. Solche Sachen können im Rennen passieren."
"Es war ein gutes Heimrennen, eine zusätzliche Motivation, aber ich habe im Auto manchmal nicht 100 Prozent gegeben. Du bist manchmal Fünfter, Dritter oder Erster und spürst, wie sich die Stimmung auf der Tribüne in Abhängigkeit von deiner Position ändert. Aber innen drin bist du normalerweise dann glücklich über deine Leistung, wenn du ständig 100 Prozent gibst."
Valencia-Sieg war emotionaler
Frage: "Kannst du deine Gefühle mit dem Sieg beim Europa-Grand-Prix im vergangenen Jahr vergleichen? Du wirktest heute sehr entspannt."
Alonso: "Die Gefühle mit dem vergangenen Jahr vergleichen? Valencia war völlig anders. Es ist nicht so, dass wir heute den Sieg erwartet hatten, aber im vergangenen Jahr waren wir völlig überrascht, als wir das Rennen gewonnen haben."
"Wir wussten heute, dass wir, wenn alles gut läuft, ein fantastisches Rennen fahren können. In Valencia hatten wir aufgrund der Simulationen optimistisch mit einem siebten, sechsten oder fünften Platz gerechnet. Und dann haben wir von Startplatz elf aus das Rennen gewonnen. Das war eine größere Freude und ein etwas emotionalerer Sieg."
Frage: "Bist du nach dem heutigen Tag zuversichtlicher, dass du die Meisterschaft gewinnen kannst?"
Alonso: "Es hat sich eigentlich nichts verändert. Wir sind erst fünf Rennen gefahren und haben Aufs und Abs erlebt. Wir hatten einige gute Rennen ohne Probleme und sind bei mehr oder weniger allen aufs Podium gefahren. Bei anderen Rennen haben wir einige Fehler gemacht, hatten auch mechanische Probleme, die wir nicht wiederholen wollen. Wir wissen, dass wir ein Auto haben, mit dem wir um die Spitze und wenn wir es gut machen auch um die Meisterschaft kämpfen können. Wenn wir nicht gut genug sind, haben wir vielleicht nicht genug gekämpft, aber das wollen wir."
Frage: "Es ist dein viertes Jahr bei Ferrari. Glaubst du in diesem Moment, dass du in diesem Jahr die besten Chancen hast, die Meisterschaft zu gewinnen?"
Alonso: "Vielleicht ja, zumindest was die Leistung des Autos betrifft. Ich glaube, wir hätten die Meisterschaft schon 2010 gewinnen sollen. Wir sind in Abu Dhabi mit sieben oder neun Punkten Vorsprung auf Sebastian angekommen (Anm. d. Red.: Es waren 15 Punkte). Wir haben es damals verloren, aber das können wir nun ändern."
"Wir haben viele Zutaten für ein konkurrenzfähiges Auto, mit dem wir um die Meisterschaft kämpfen können. In den vier Jahren bei Ferrari ist das vielleicht wirklich das Jahr, in dem wir am zuversichtlichsten sein können. Wir sind aber mit der Leistung des Autos immer noch nicht glücklich und wollen daher für die kommenden Rennen ein aggressives Entwicklungsprogramm fahren."
Mit großer Zuversicht nach Monaco
Frage: "In China hast die Mansell bei der Anzahl der Siege ein- und nun mit 32 Siegen überholt. Senna hatte 41 Siege, denkst du, dass das möglich ist? Und was ist mit den 51 von Prost und den 91 von Schumacher?"
Alonso: "Nein, das weißt ich nicht. Ich würde mich freuen, wenn ich in allen Rennen Zweiter würde und dafür mehr Meisterschaften gewänne."
Frage: "Mit welchen Gedanken fährst du nach Monaco? Die Mercedes sind im Qualifying offensichtlich sehr schnell und waren im vergangenen Jahr in Monaco sehr schnell. Glaubst du, dass sie bei diesem Rennen mit den Reifen weniger Probleme haben werden? Wird es schwieriger sein, sie in Monaco zu schlagen?"
Alonso: "Auf jeden Fall, sie sind in Monaco die Favoriten."
"Sie standen in den vergangenen drei Rennen auf der Pole-Position, Michaels Runde wäre im vergangenen Jahr für die Pole gut gewesen, daher wäre es eine Überraschung, wenn sie dort nicht auf die Pole fahren würden. Und in Monaco ist das Überholen schwieriger, daher können sie ihre Position vielleicht länger halten. Das ist etwas, was wir verstehen müssen. Am Samstag müssen Felipe und ich einen besseren Job machen, vor allem an einem Ort wie Monaco."
Frage: "Machst du dir Sorgen, dass sich diese fantastische Position mit der unglaublichen Rennpace der Ferrari in Monte Carlo ändern könnte?"
Alonso: "Ich bin zuversichtlich für Monte Carlo. In den vergangenen drei Jahren standen wir dort immer auf dem Podium, auch wenn wir nicht konkurrenzfähig waren. Das ist auch in diesem Jahr das Ziel."
"Wir hatten in Malaysia ein Problem und sind ausgefallen, in Bahrain hatten wir das Problem mit dem Heckflügel. Wir haben ein wenig von der Konstanz verloren, die man im Kampf um die Meisterschaft braucht. In den problemlosen Rennen in diesem Jahr wurden wir Zweiter in Australien und haben in China und Spanien gewonnen. Wenn wir also vier oder fünf konstante Rennen ohne Probleme hinbekommen, können wir einige Podiumsplatzierungen und gut Punkte sammeln."
"In Monaco wollen wir diesen Trend fortsetzen. 2011 wurden wir von den Red Bull und McLaren fast überrundet, und in Monaco hätten wir plötzlich fast das Rennen gewonnen und wurden Zweiter hinter Sebastian, als das Rennen in der letzten Runde mit der roten Flagge abgebrochen wurde. Wir haben um den Sieg gekämpft, daher wüsste ich nicht, warum wir mit einem Auto, das überall konkurrenzfähig ist, in Monaco nicht um die Spitzenpositionen kämpfen sollten. Das hoffe ich."