• 16. April 2013 · 21:14 Uhr

Allison: Warum die Nase nicht gewechselt wurde

Lotus-Technikchef James Allison im Interview: Neues FRIC-System wird ausprobiert, DDRS vor Barcelona-Rennen noch einmal auf dem Prüfstand

(Motorsport-Total.com) - Lotus hat sich nach einer kurzen Schwächephase in Malaysia beim folgenden Rennen in China eindrucksvoll an der Spitze zurückgemeldet. Kimi Räikkönen fuhr in Schanghai auf den starken zweiten Rang und ist in der Gesamtwertung bester Verfolger von Red-Bull-Star Sebastian Vettel. Der Finne schaffte den Sprung auf das China-Podest, obwohl sein Auto im ersten Drittel des Rennens einen erheblichen Schaden erlitt. Warum Räikkönen 40 Runden mit lädierter Nase fuhr, erklärt Lotus-Technikchef James Allison.

Foto zur News: Allison: Warum die Nase nicht gewechselt wurde

Lotus-Technikchef James Allison rechnet mit guten Chancen in Bahrain Zoom Download

Frage: "James, wie bewertest du das Rennen in China?"

James Allison: "Es ist kein Sieg geworden, aber es war definitiv okay. Das Rennen war gut. Wenn man bedenkt, wie schlecht wir gestartet sind und dass wir in Runde 15 den Crash mit Perez hatten, dann war der zweite Rang ein wirklich starkes Ergebnis. Wir sind glücklich damit. Es ist schön, dass unsere Autos nun auf verschiedenen Strecken gut zu laufen scheinen. Auch wenn es durch den Regen in Malaysia vielleicht nicht so aussah. Richtig zufrieden sind wir aber erst, wenn wir beide Autos dort haben, wo wir sie sehen wollen. Darauf liegt jetzt unser Fokus."

Frage: "Welche Probleme hat Romain mit dem Auto?"

Allison: "Die Wahrheit ist, dass sicher nicht Romain das Problem ist. Er ist schnell, vorsichtig und achtet gut auf die Reifen. Wir haben ihm bisher nicht ein konstantes Auto gegeben, mit dem er sein Talent darstellen kann. Es liegt nicht an ihm. Es ist an uns, ihm das Auto passend zu machen. Wie man auch bei Kimi sieht, ist unser Auto ein kniffliges Biest, das schwierig abzustimmen ist. Bei Kimi haben wir es in zwei von drei Rennen gut hinbekommen. Nun müssen wir dafür sorgen, dass auch Romain glänzen kann."

Drei Sekunden helfen wenig

Frage: "Manch einer fragt sich, warum ihr nicht einfach das Setup von Kimi auf das Fahrzeug von Romain übertragt, wenn es doch bei Kimi funktioniert. Wo liegt das Problem?"

Allison: "Erst einmal haben beide Fahrer unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich des Autos. Kimi hat einen Fahrstil, der die Vorderreifen etwas mehr fordert als es bei Romain der Fall ist. Romain nimmt seine Hinterreifen etwas härter ran. Somit brauchen die beiden ohnehin unterschiedliche Setups. Zweitens sind wir nicht sicher, ob das gleiche dabei herauskäme, wenn wir das Setup auf das zweite Auto übertragen. So einfach ist das nicht. Man kann nicht einfach sagen, dass man das Setup übernimmt und dann die gleichen Ergebnisse drin sind."

Frage: "Kimi hatte in China einen Schaden an der Nase. Hat das die Performance beeinflusst? Warum habt ihr die Nase nicht gewechselt?"

Allison: "Das hätten wir nicht tun wollen. Der Schaden hat uns vielleicht eine Viertelsekunde pro Runde gekostet - es war in Runde 15 passiert. Multipliziert man das nun mit 40 noch ausstehenden Runden, dann hat uns das also zehn Sekunden gekostet. Der Frontwechsel hätte einen normalen Boxenstopp um etwa sieben Sekunden verlängert. Man könnte also meinen, es hätte uns insgesamt drei Sekunden näher an Fernando Alonso herangebracht."


Fotos: Lotus, Großer Preis von China


"Tatsache ist aber, dass Kimi bei einem verlängerten Stopp mitten im Verkehr gelandet wäre. Das hätte uns weit mehr als drei Sekunden gekostet. Die beste Lösung war die, die in China gefunden wurde. Kimi hat seine Fahrt darauf eingestellt, das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten zu machen. Er hat das beschädigte Auto mit einer ganz starken Leistung auf Platz zwei ins Ziel gebracht."

Update für das FRIC-System

Frage: "Wird die Strecke in Bahrain dem E21 liegen?"

Allison: "Im vergangenen Jahr lief es dort sehr gut für uns. Ich hoffe, das wird auch in diesem Jahr der Fall sein. Es gibt einige Dinge in Bahrain, die ganz speziell sind und die uns Hoffnung machen. Es ist eine aggressive Piste, die vor allem die Hinterreifen hart belastet. Genau dort liegt eine unserer Stärken. Wenn wir bei uns das Setup gut hinbekommen, dann geht unser Auto sanft mit den Pneus um. Außerdem hat ganz speziell Kimi die Gabe, die hinteren Reifen zu schonen. Wir freuen uns auf das Wochenende. Aber uns ist gewiss, dass viele Teams dort stark sein werden. Es wird wieder ein harter Kampf."

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China-Crash: In der Nase des Lotus von Kimi Räikkönen klaffte ein Loch Zoom Download

Frage: "Welche neuen Teile habt ihr im Gepäck?"

Allison: "Wir bringen nach unserem Update für China keine besonderen Revolutionen mit nach Bahrain. Aber wir probieren eine veränderte Aufhängung aus. Die Änderungen liegen eher unter der Verkleidung und nicht an den Querlenkern. Es ist eine Weiterentwicklung von etwas, das wir sehr erfolgreich bei den Wintertests mal ausprobiert hatten. Man sucht immer nach dem optimalen Kompromiss zwischen dem mechanischen Grip, den die Reifen über die Arbeit der Aufhängung bieten und der optimalen Bodenfreiheit, um die Aerodynamik konstant zu halten. Wir sind zuversichtlich, dass uns diesbezüglich ein Schritt nach vorn gelungen ist."

Frage: "Wann sehen wir das DDRS am Fahrzeug?"

Allison: "Nicht beim kommenden Rennen, weil wir noch daran arbeiten müssen. Wir werden das DDRS noch einmal vor dem Europaauftakt testen, wenn wir die Möglichkeit einer Probefahrt auf einer Geraden nutzen."

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