• 24. März 2013 · 13:22 Uhr

Vettel: "Im Moment kein schönes Gefühl"

Sebastian Vettel beteuert, dass er die Anweisung des Teams nicht bewusst ignoriert hat und ist auf Wiedergutmachung aus - Verständnis für Webbers Frust

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel konnte sich über seinen Sieg beim Grand Prix von Malaysia, mit dem er erstmals in dieser Saison die WM-Führung übernommen hat, nicht freuen. Grund war das nervenaufreibende Duell gegen Teamkollege Mark Webber, der sich durch Vettels überraschenden Angriff um den Sieg betrogen fühlt.

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Finstere Miene auf dem Podium: Sebastian Vettel in Selbstzweifeln Zoom Download

Im Anschluss an das Rennen spricht Vettel über den Verlauf der Dinge aus seiner Sicht und über die Lehren, die er aus den heutigen Vorkommnissen zieht.

Frage: "Sebastian, wie beurteilst du das enge Duell mit deinem Teamkollegen Mark Webber?"

Sebastian Vettel: "Es war ein enges Rad-an-Rad-Duell, wo für beide Fahrer nicht viel Platz übrig blieb. Es war ein enger Kampf. Ich denke, ich war vielleicht ein wenig zu früh zu heiß, denn ich war am Schluss auf den weicheren Reifen. Ich habe den Kampf genossen, die Oberhand behalten, aber es war sehr eng. Mark war immer ein wenig voraus, während ich im Verkehr feststeckte. Mitte des Rennens war ich nicht sicher, ob es die richtige Strategie ist. Am Ende scheint es aber sehr gut funktioniert zu haben, denn wir konnten einen Extrasatz sparen, der uns ein wenig mehr Speed gegeben hat."

Frage: "Gibt es Gesprächsbedarf?"

Vettel: "Es ist sehr heiß heute, ich denke, wenn es etwas zu sagen gibt, dann machen wir das intern. Mit Sicherheit haben wir beide das genossen. Ich stehe jetzt in der Mitte, also habe ich es vermutlich ein wenig mehr genossen. Wir haben noch viel Zeit, darüber zu reden."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Malaysia


Frage: "Wie lief das Rennen aus deiner Sicht?"

Vettel: "Es ist ziemlich schwierig, genau zu wissen, wann man reinkommen soll. Ich glaube, ich war etwas zu früh an der Box, wodurch ich die Führung verlor. Ohne den Verkehr, in den ich geraten bin, hätte es vielleicht klappen können. Danach war es, denke ich, ein sehr spannendes Rennen. Es war teilweise schwer einzuordnen, wohin die Reise geht. Wir haben natürlich versucht, die Reifen zu schonen. Ich bin dann noch einmal hinter Lewis (Mercedes-Pilot Hamilton; Anm. d. Red.) zurückgefallen, konnte dann aber gegen Ende des Rennens noch einmal ein bisschen aufdrehen und hatte ein bisschen mehr Speed im petto. Das konnte ich dann nutzen, um ganz nach vorne zu fahren. Das ist heute ein hervorragendes Ergebnis fürs Team. Ich denke, es gibt einiges, worüber wir noch reden müssen, aber in erster Linie sollten wir heute mit dem Ergebnis zufrieden sein."

Erklärung steht noch aus

Frage: "Auf der einen Seite die knallharten Duelle auf der Strecke. Auf der anderen Seite die Entschuldigung vor allen Leuten. Wie sieht es in dir aus?"

Vettel: "Nicht gut. Ich denke, so ist das manchmal im Leben: Wenn man die Chance hätte, etwas anders zu machen, würde man das machen. Ich kann es nur wiederholen: Ich habe einen Fehler gemacht und muss mich dafür bei Mark entschuldigen. Wenn ich es ändern könnte, würde ich es tun. Es war nicht richtig. Wenn ich mir dessen bewusst gewesen wäre, hätte ich mit Sicherheit nicht so attackiert und wäre so viel Risiko eingegangen. Letztendlich war es trotzdem, denke ich, ein sehr gutes Ergebnis für Team, auf das wir stolz sein können. Wir haben die Reifen besser geschont als wir dachten und haben uns dadurch erst in eine starke Position für das Ende bringen können."

"Ich glaube, die Hauptlehrstunde ist heute, dass ich es hätte besser machen müssen. Wir reden darüber und die Situation kam heute so zustande. Ich war mir dessen während des Rennens nicht bewusst, sonst wäre ich wie gesagt auch nicht so ein hohes Risiko eingegangen. Als ich dann meinen Helm abgezogen habe und gesehen habe, dass Mark nicht so glücklich war und ganz kurz mit ihm geredet habe - er hat es ziemlich direkt auf den Punkt gebracht - dann schlug es ein wie ein Blitz. Es ist sicherlich keine schöne Situation. Es gibt heute sehr viel, worüber man sich freuen kann, aber stolz bin ich im Moment sicher nicht darauf."

"Ich würde gerne mit einer sehr netten Entschuldigung oder einer sehr netten Story um die Ecke kommen, aber das kann ich nicht."Sebastian Vettel
Frage: "Als du auf Platz zwei lagst, gab das Team die Anweisung heraus, die Positionen zu halten. Ist das korrekt?"
Vettel: "Das ist korrekt, aber es war nicht meine Absicht, die Anweisung zu ignorieren. Warum hätte ich so viel Risiko eingehen sollen, ihn zu überholen? Ich habe es einfach verbockt. Ich würde gerne mit einer sehr netten Entschuldigung oder einer sehr netten Story um die Ecke kommen, aber das kann ich nicht. Das ist die Wahrheit. Ich kann Marks Frustration vollkommen verstehen und verstehe auch, dass das Team nicht glücklich ist mit dem, was ich heute getan habe. Ich bin ihm und dem gesamten Team eine Erklärung schuldig. Im Moment gibt es nicht viel mehr, was ich dazu sagen kann. Ich werde natürlich versuchen, das Ganze zu einem späteren Zeitpunkt zu erklären. Wir sprechen solche Dinge oft vor den Rennen durch. In den seltensten Fällen kommt es dann auch auf der Strecke zu einer solchen Situation, aber heute war das der Fall. Ich hätte die Anweisung befolgen sollen. Ich hörte die Anweisung, ließ dann aber keine Taten folgen, weil ich sie falsch aufgefasst habe."

Verständnis für Webbers Frust

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Eiszeit bei Red Bull? Webber machte seiner Enttäuschung deutlich sichtbar Luft Zoom Download

Frage: "Mark führt an, dass er in der Vergangenheit oft in einer vergleichbaren Situation war. Er hätte dich angreifen können, tat es aber nicht. Kannst du seine Enttäuschung verstehen?"

Vettel: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es natürlich schwierig, die richtigen Worte zu finden. Wenn es in der Vergangenheit zwischen uns einmal eng wurde, haben wir immer gekämpft. Unter den aktuellen Verhältnissen, bei denen man nie genau weiß, wie lange die Reifen halten, war es ein großes Risiko, unser beider Rennen zu zerstören. Ein Ignorieren der Anweisung hätte womöglich zur Folge gehabt, dass wir unsere Reifen komplett aufgebraucht hätten und statt auf den Plätzen eins und zwei auf acht und neun ins Ziel gekommen wären. Wir wissen alle, dass harte Duelle über zwei oder drei Runden den Reifen alles andere als zuträglich sind. Dennoch habe ich mich heute über diese Entscheidung hinweggesetzt. Das war nicht meine Absicht und ich kann mir nur entschuldigen. Ich weiß, dass dies Mark und dem Team im Moment wahrscheinlich nicht groß weiterhilft, aber es ist die Wahrheit."

Frage: "Für einen Titelgewinn braucht es Siege. War das heute deine schwierigste Siegerehrung?"

Vettel: "Ich denke, es gibt viele Worte, die man für diese Situation finden kann. Ich bin nicht glücklich. Wie gesagt: Ich habe einen Fehler gemacht und würde ihn rückgängig machen wenn ich könnte. Doch das geht nicht. Es ist im Moment kein schönes Gefühl und heute Abend wird es mit Sicherheit nicht einfach werden, einzuschlafen. Wie schon gesagt: Ich bin Mark und vor allem dem Team eine angemessene Erklärung schuldig."

Frage: "Was sagst du zum Auffahrunfall mit Fernando Alonso in Runde eins?"

Vettel: "Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was passiert ist. Ich habe einen kleinen Stoß gemerkt und im Spiegel gesehen, dass Fernando ziemlich nah dran war. Ich habe dann geschaut, ob ich einen Platten habe, weil ich nicht genau wusste, wo er mich getroffen hatte. Ich glaube, er hat danach irgendwie ein Problem mit seinem Frontflügel gehabt. Es war ziemlich rutschig und ich musste schauen, dass ich irgendwie um Kurve zwei komme. Vielleicht konnte er nicht stark genug bremsen in Kurve zwei. Ich weiß nicht, was aus seiner Sicht dann passiert ist."

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