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Alonso: Danach ist man immer schlauer
Ferrari nimmt beim Rennen in Sepang zu viel Risiko in Kauf und holt Fernando Alonso nach der Kollision mit Vettel nicht an die Box: Rennende nach Runde eins
(Motorsport-Total.com) - Von Startplatz drei hatte Fernando Alonso beim Rennen in Sepang gute Chancen, es den Red-Bull-Piloten schwer zu machen. Bereits beim Start beschleunigte der Vizeweltmeister von 2012 seinen Teamkollegen Felipe Massa aus und bog als Zweiter in die erste Kurvenkombination. Doch Alonso verbremste sich im ersten Linksknick und touchierte das Heck von Sebastian Vettel. Der Frontflügel von Alonsos Ferrari wurde dabei beschädigt. Die linke Seite berührte den Boden. Doch Ende der ersten Runde holte man Alonso nicht an die Box und wollte abwarten, den Wechsel der Nase mit einem Reifenwechsel zu kombinieren. Doch dazu kam es nicht: Auf der Start/Ziel-Geraden löste sich der Flügel und Alonso rutschte in der ersten Kurve in den Kies. Damit war das Rennen zu Ende.
Frage: "Was ist genau passiert?"
Fernando Alonso: "Wir haben Sebastians Auto mit dem Frontflügel berührt. Es war eine ziemlich leichte Berührung, die aber ausreichte, den Frontflügel zu beschädigen. Es war also sehr viel Pech im Spiel bei diesem Zwischenfall. Danach haben wir ununterbrochen am Funk kommuniziert. Das Auto fühlte sich auf der ersten Runde in den ersten beiden Sektoren okay an. Auf den TV-Bildern konnte das Team die Beschädigung des Frontflügels sehen. Wir wussten aber, dass wir in Runde drei oder vier auf Trockenreifen wechseln. Wir hätten 20 oder 30 Sekunden im Rennen verloren, wenn wir den Flügel gewechselt hätten. Es schien in dem Moment okay zu sein. Die Box teilte mir mit, dass man den Frontflügel noch eine weitere Runde beobachten möchte. Leider wurde der Flügel auf der Gegengeraden weiter beschädigt."
"Das war fünf oder sechs Sekunden vor der Boxeneinfahrt. Wir konnten nicht mehr reagieren. Auf der nächsten Geraden verlor ich dann den Flügel. Er rutschte unters Auto und es war unmöglich, das Auto zu kontrollieren. Viele Umstände verliefen nicht optimal. Danach kann man immer recht einfach urteilen, welche Entscheidung richtig und welche falsch war. Es war meiner Meinung nach eine Verkettung unglücklicher Ereignisse. In der Einführungsrunde rutschten Autos von der Strecke und nichts passierte. Wir berührten ein Auto und das Rennen war zu Ende. Wir hatten nicht einmal das Glück, den Frontflügel einfach zu verlieren. Es gibt gute und schlechte Entscheidungen. Das weiß man immer erst danach."
Frage: "Was wäre ohne Zwischenfall möglich gewesen?"
Alonso: "Wir hatten heute ein gutes Auto. Ich denke nicht, dass wir beim Renntempo weit von Red Bull entfernt gewesen wären. Sie hatten hier in Malaysia nicht gerade ein einfaches Wochenende. In Australien waren sie stark und standen in jeder Session an der Spitze. Auch Lotus war in Australien sehr konstant. Das wussten wir. Doch hier gab es niemanden, der besonders herausragte. Wir hätten hier sicher mit Red Bull um den Sieg kämpfen können. Doch das kann man schlecht beurteilen, wenn man das Rennen am Fernseher verfolgt hat."
"Wir wissen, dass uns noch etwas Performance fehlt. In Q2 konnte man das sehen. Bisher gab es noch keine realen Q3s. Es war immer nass. Das Q2 hier war die letzte Referenz. Da fehlten uns sechs Zehntelsekunden auf Rosberg. Uns fehlt also noch etwas Performance. In China möchten wir diesen Rückstand verringern. Wir haben drei Wochen Zeit, um im Werk an neuen Teilen zu arbeiten. Hoffentlich können wir einen größeren Schritt machen."
Frage: "Warum habt ihr auf einen Stopp nach der ersten Runde verzichtet?"
Alonso: "Hinter dem TV kann man leicht solche Entscheidungen treffen. Die Zuschauer sehen bestimmte Dinge immer anders - die Strategien, die Reifenwahl, wann man reinkommen soll und so weiter. Man hat alle Informationen und kennt die Ergebnisse. Das ist das wichtigste. Wenn man ein Rennen fährt und weiß, dass man in Runde drei oder vier sowieso an die Box muss, um auf Trockenreifen zu wechseln, dann hat man in Runde eins einen Stopp und in Runde drei. Diese Strafe ist zu hoch. Das Auto hat sich in den ersten beiden Sektoren mehr oder weniger gut verhalten. Auf den TV-Bildern sah es ebenfalls okay aus."
"Wir wollten eine weitere Runde abwarten. Nach dem Unfall sollte das sich also falsche Entscheidung herausstellen. Doch zu diesem Zeitpunkt war es riskant, aber vermutlich das Richtige. Wer weiß? Der Frontflügel flog nach Kurve 14 ab. An diesem Punkt hatte die Crew vier oder fünf Sekunden Zeit, eine andere Entscheidung zu treffen und mich reinzuholen. Aus dem Cockpit konnte man nichts sehen. Wenn es nicht zu dieser unglücklichen Verkettung gekommen wäre, hätten wir in Runde drei die Reifen und die Nase gewechselt und eventuell das Rennen gewonnen."