• 21. März 2013 · 14:09 Uhr

Rosberg: Dem Himmel so fern

Mercedes-Pilot Nico Rosberg über seine Erwartungen für den Malaysia-Grand-Prix und das Gefühl im Hitzerennen: "Ich sitze auf dem heißen Asphalt"

(Motorsport-Total.com) - Ein Elektrikproblem hat die Hoffnungen von Nico Rosberg beim Saisonauftakt in Melbourne frühzeitig zerstört. Der Mercedes-Pilot ist dennoch vor dem zweiten Lauf des Jahres bester Dinge. Der neue W04 gilt als deutlich besser als das Vorgängermodell. Rosberg erwartet einen aussichtsreichen, aber harten Kampf in Malaysia. Die Hitze macht allen zu schaffen. Am Donnerstag in Sepang beschrieb der Deutsche sehr präzise, wie Formel-1-Fahrer die Hitze im Cockpit erleben.

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Augen zu und durch: Mercedes-Pilot Nico Rosberg vor der Hitzeschlacht in Malaysia Zoom Download

Frage: "Nico, Mercedes hat sich in Australien im Vergleich zum Vorjahr besser präsentiert. Haben euch in Melbourne die kühlen Bedingungen geholfen, oder könnt ihr auch in der Hitze von Malaysia auftrumpfen?"

Nico Rosberg: "Ich glaube, das kühle Wetter hat uns sogar eher etwas geschadet. Wir konnten nicht ganz zeigen, was wir drauf haben. Ich erwarte hier eine ähnliche Performance - auf jeden Fall nicht schlechter. Die Reifen haben wir besser Griff, diesbezüglich stehen wir viel besser da als im vergangenen Jahr. Deswegen bin ich für dieses Wochenende guter Dinge."

Frage: "2012 war Mercedes oft im Qualifying sehr gut, aber im Rennen deutlich schlechter. Sind die Leistungen nun ausgeglichener?"

Rosberg: "Ich glaube ja. Ich denke, dass wir nicht mehr solche Unterschiede zwischen Qualifying und Rennen sehen werden."

Frage: "Welche Erkenntnis hat dazu geführt, dass ihr euch diesbezüglich verbessern konntet?"

Rosberg: "Die Reifen werden im Rennen zu heiß und man belastet die Hinterräder zu sehr. Man muss also versuchen, die Last mehr auf die Front zu verschieben. Das kann man beispielsweise über Gewichtsverteilung machen, indem man den Ballast nach vorne schiebt. Dann hat man weniger Last am Heck. Man kann auch generell mit der Temperatur der Reifen arbeiten. Das sind die Dinge, die wir in Angriff genommen haben."

Das Duell gegen den neuen Teamkollegen

Frage: "Wisst ihr denn jetzt, warum in Australien der vermeintlich einfachere Reifen für euch der schwierige war?"

Rosberg: "Wir haben unsere Theorien, aber sicher sind wir nicht. So einfach ist das alles nicht zu verstehen. Die Bedingungen werden hier komplett anders sein. Ich bin guter Dinge, denn in Sachen Reifenmanagement stehen wir jetzt viel besser da."

Frage: "Das neue Duell gegen Lewis Hamilton steht im Fokus. Im Freien Training in Australien hattest du ihn im Griff, aber ausgerechnet im Qualifying war er vorne. Wie sehr wurmt dich das?"

Rosberg: "Natürlich wurmt einen so etwas. Ich wusste aber, dass es ein langes Rennen wird. Dann ist die Qualifyingposition nicht mehr ganz so wichtig. Man kann im Rennen mit einem guten Rennspeed noch sehr, sehr viel erreichen. Ich war überzeugt davon, dass ich einen guten Speed im Rennen haben würde. Es sah bis zum Ausfall auch relativ gut aus."


Fotos: Großer Preis von Malaysia


Frage: "Wie groß ist der Unterschied eigentlich mit einem neuen Teamkollegen?"

Rosberg: "Es ist schon ganz anders als im vergangenen Jahr. Man kann wieder neue Dinge lernen. Alles ist ganz anders. Die Arbeitsweisen von Michael und Lewis unterscheiden sich, außerdem haben die beiden unterschiedliche Stärken und Schwächen."

Frage: "Als Fahrer in unterschiedlichen Teams kann man durchaus gut Freund sein, aber geht das bei Teamkollegen? Leidet eure Freundschaft vielleicht darunter?"

Rosberg: "Wir waren auch im Kartsport schon einmal zusammen in einem Team und sind dennoch Freunde geblieben - viele Jahre lang, obwohl wir uns auf der Strecke immer duelliert haben. Das wird jetzt nicht anders sein."

Viel Arbeit für den Sponsor

Frage: "Was ist der Unterschied zwischen dem Lewis Hamilton in GP2-Zeiten und dem Lewis Hamilton von heute?"

Rosberg: "Da sind kaum Unterschiede. Es kommen einige Erinnerungen hoch, auch aus den Kartzeiten. Eben weil es alles so ähnlich ist. In Sachen Speed ist es auch ähnlich. Er war auch damals schon extrem schnell."

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Für Nico Rosberg war der Grand Prix in Melbourne vorzeitig beendet Zoom Download

Frage: "Hattest du in Melbourne das Gefühl, dass du in Sachen Reifen besser aufgestellt bist als Lewis?"

Rosberg: "Weiß ich nicht. Ich habe aber generell schon das Gefühl, dass ich das Thema Reifen jetzt ganz gut im Griff habe - auch als Team haben wir das besser im Griff als im vergangenen Jahr."

Frage: "Ihr hattet in den vergangenen beiden Tagen volles Programm in Malaysia. War es anstrengend?"

Rosberg: "Ja, es war viel los. Es ist aber auch wichtig, denn Kuala Lumpur ist die Heimat von unserem Hauptsponsor Petronas. Das ist es doch klar, dass wir Vollgas geben. Wir waren im Dschungel. Wir haben ein Kinderkrankenhaus besucht - eine Herzchirurgie für Kids. Das war heftig zu sehen. Am zweiten Tag waren wir in den Petronas-Towers, es gab eine Autogrammstunde und vieles mehr."

Wenn der Hintern gebraten wird

Frage: "Wie bereitest du dich auf dieses 'härteste Rennen des Jahres' vor?"

Rosberg: "Es ist schwierig. Normalerweise müsste man zwei Wochen vor dem Rennen hierher kommen, um sich zu akklimatisieren. Das können wir natürlich nicht machen. Fit sein ist das Wichtigste. Deswegen trainiere ich im Winter so hart, genau für diese Temperaturen. Viel trinken, Elektrolyte zu sich nehmen und Salz, um für das Rennen gut vorbereitet zu sein. Im Rennen werden wir mächtig schwitzen. Ich schwitze zwei, drei oder vier Liter innerhalb von zwei Stunden aus."

Frage: "Wie akklimatisierst du dich hier?"

Rosberg: "Ich bin möglichst viel draußen und vermeide klimatisierte Räume, wenn es denn geht. Aber allzu viel bringt das in der kurzen Zeit nicht."

Frage: "Wie erlebt man die Hitze?"

Rosberg: "Du hast überhaupt kein bisschen frische Luft. Wir tragen feuerfeste Unterwäsche, Overall, Balaclava, Helm und so weiter. Da kommt überhaupt keine Luft durch. Dazu kommt noch, dass die Gurte so eng sind. Der Karbonsitz ist wie angegossen am Körper - kein Platz. Alles ist fest, die Hitze staut sich im Cockpit."

"Wir sitzen quasi auf dem Boden. Ich spüre im Hintern manchmal den Unterboden, wenn der beim Fahren etwas hoch kommt - bei Tempo 300. Dann wölbt sich das unter meinem Hintern. Dieser Asphalt ist 50 Grad Celsius heiß und ich sitze darauf. Das kommt alles dazu. Das war jetzt mal ein interessanter Einblick, oder? (lacht) Traumjob Formel-1-Fahrer..."

Frage: "Hast du eine Kühlung im Overall?"

Rosberg: "Nein. Mein Vater hatte so etwas damals. Aber das waren damals nicht so harte Typen. Mein Vater hat sich damals extra ein Kühlungssystem anfertigen lassen. So ein Quatsch - braucht kein Mensch!"

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